Im Jahre 1913 präsentiert sich Erfurt als eine Stadt im Wandel. Die thüringische Residenz hat sich zu einem pulsierenden Zentrum des Handels und der Gartenbaukunst entwickelt, während ihre historischen Bauwerke die lange und wechselvolle Geschichte widerspiegeln. An der Schwelle zur Moderne ist Erfurt ein Ort, an dem Tradition und Fortschritt aufeinandertreffen.
Ein geschäftiges Stadtbild
Das Leben in Erfurt ist von emsiger Betriebsamkeit geprägt. In den frühen Morgenstunden füllen sich die Straßen mit Fuhrwerken, die Waren vom Umland in die Stadt bringen. Droschken befahren das Kopfsteinpflaster, und Straßenbahnen rattern auf ihren Gleisen durch die Altstadt. Die Einwohner der Stadt – Kaufleute, Handwerker, Beamte und Studenten – eilen geschäftig durch die engen Gassen. Trotz des wachsenden Einflusses der Industrie bleibt Erfurt eine Stadt, die stark von ihrer landwirtschaftlichen Prägung gezeichnet ist.
Der Dom und andere Wahrzeichen
Majestätisch erhebt sich der Erfurter Dom St. Marien über den Domplatz. Gemeinsam mit der Severikirche bildet er eine beeindruckende Silhouette, die von nah und fern sichtbar ist. Die 70 Stufen der Domstufen sind ein beliebter Treffpunkt für Bürger und Besucher. Auch die Alte Synagoge, eines der ältesten jüdischen Gotteshäuser Mitteleuropas, erinnert an die tief verwurzelte Geschichte der Stadt.
Die Waagegasse, das Rathaus am Fischmarkt und die Michaeliskirche zeigen die reiche mittelalterliche Architektur, die sich bis in die Gegenwart erhalten hat. Die gut erhaltenen Fachwerkhäuser entlang der Langen Brücke bieten einen pittoresken Anblick und lassen das Flair vergangener Jahrhunderte lebendig werden.
Markttag in Erfurt
Der wöchentliche Markttag auf dem Domplatz ist ein Spektakel für sich. Bauern aus dem Umland bieten frisches Obst, Gemüse und Fleisch an, während fliegende Händler mit Stoffen, Gewürzen und Haushaltswaren um Kunden werben. Zwischen den Ständen herrscht ein reges Treiben, und das geschickte Feilschen ist ein gewohntes Bild. Besonders gefragt sind die berühmten Erfurter Blumen und Saatgüter, die in die ganze Welt exportiert werden.
Blütenzauber – Erfurts weltberühmte Gärtnereien
Erfurt hat sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als die „Blumenstadt“ einen Namen gemacht. Die Gärtnereien, allen voran die von Christian Reichert oder die Firma Benary, exportieren Saatgut und Zierpflanzen bis nach Amerika. Riesige Gewächshäuser und ausgedehnte Felder voller Veilchen, Nelken und Stiefmütterchen prägen das Umland der Stadt. Der Gartenbau ist nicht nur eine wirtschaftliche Stütze, sondern auch ein Stolz der Erfurter Bürger.
Das Kyffhäuserdenkmal – ein beliebtes Ausflugsziel
Für Erfurts Bürger bietet sich am Wochenende ein besonderes Ausflugsziel: das Kyffhäuserdenkmal, das erst 1896 fertiggestellt wurde und damit 1913 erst 17 Jahre alt ist. Die imposante Statue Kaiser Barbarossas, die aus dem Sandstein des Kyffhäusergebirges herausragt, zieht zahlreiche Besucher an. Die Legende von Barbarossa, der im Berg schlummern soll, fasziniert Jung und Alt. Die Fahrt mit der Eisenbahn zum Kyffhäusergebirge ist für viele eine willkommene Abwechslung zum geschäftigen Alltag.
Erfurt im Jahr 1913 – zwischen Tradition und Aufbruch
Erfurt im Jahre 1913 ist eine Stadt voller Gegensätze: mittelalterliche Bauten stehen neben modernen Geschäftshäusern, die Landwirtschaft besteht neben industriellen Entwicklungen. Die pulsierende Stadt ist dabei, sich weiterzuentwickeln, ohne ihre reiche Geschichte aus den Augen zu verlieren. Wer durch die Straßen von Erfurt schlendert, erlebt eine Welt im Wandel – ein Spiegelbild einer Epoche zwischen Tradition und Moderne.