Der Absturz der Baade 152 und sein Nachhall in der DDR-Luftfahrt

Am 4. März 1959, um 13:55 Uhr, stürzte bei einem Testflug in Ottendorf-Okrilla nahe Dresden das erste deutsche Verkehrsflugzeug mit Düsenantrieb – die Baade 152 – in den Tod. Vier Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben: Kapitän Willi Lehmann, Copilot Kurt Bemme, Flugingenieur Paul Heerling und Flugversuchsingenieur Georg Eismann. Unter der Leitung des ehemaligen Junkers-Ingenieurs Brunolf Baade am VEB Flugzeugwerke Dresden entwickelt, galt die 152 als Hoffnungsträger einer zukunftsweisenden Luftfahrt in der DDR.

Bereits drei Monate zuvor, am 4. Dezember 1958, absolvierte der Prototyp seinen Jungfernflug – damals noch mit russischen Triebwerken ausgestattet. Der Start erfolgte unter großem Prüfungsdruck, und schon bald sollte sich zeigen, dass das fehlerhaft konstruierte Kraftstoffsystem, das für Höhen über 4.000 Meter nicht freigegeben war, fatale Folgen haben konnte. Untersuchungen ergaben, dass der zu steil eingeleitete Sinkflug in Verbindung mit diesem technischen Makel zu einem kritischen Neigungswinkel führte, den der unerfahrene Pilot nicht korrigieren konnte.

Das Unglück machte nicht nur Schlagzeilen, sondern hatte auch nachhaltige Auswirkungen auf den Flugzeugbau in der DDR. Bereits 1961 beschloss das SED-Politbüro die Einstellung des gesamten Flugzeugbaus. Alle Maschinen des Typs 152 – ob bereits gebaut oder noch im Bau befindlich – wurden verschrottet, einzig ein Rumpf blieb erhalten und ist heute am Flughafen Dresden als Mahnmal zu besichtigen.

Der Absturz der Baade 152 gehört zu den rätselhaftesten Kapiteln der DDR-Luftfahrt. Trotz intensiver Untersuchungen sind die Hintergründe des Unglücks bis heute nicht abschließend geklärt. Offiziell wird menschliches Versagen in Verbindung mit technischen Unzulänglichkeiten verantwortlich gemacht. Dieses tragische Erbe des Pionierzeitalters der Düsenflugzeuge mahnt an die Risiken, die mit technologischen Fortschritten einhergehen, und hinterlässt auch heute noch einen schmerzlichen Nachhall.