Bonhoeffer-Biopic in der Kritik: Geschichtsverzerrung oder Heldenerzählung?

In den USA sorgt ein neuer Film über den evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer für heftige Debatten. Der Film „Bonhoeffer: Pastor. Spy. Assassin“, der nun auch in die deutschen Kinos kommt, wird von der rechts-evangelikalen Produktionsfirma Angel Studios als dramatische Darstellung von Bonhoeffers Entwicklung vom Friedensprediger zum Hitler-Verschwörer beworben. Kritiker werfen dem Film jedoch eine massive Geschichtsverzerrung vor.

Kritik von Bonhoeffers Nachfahren
Die Nachkommen der Bonhoeffer-Geschwister distanzieren sich von der Produktion. Sie werfen den Filmemachern vor, Bonhoeffer als „evangelikalen Heiligen“ zu stilisieren und sein Vermächtnis politisch zu instrumentalisieren. Besonders kritisiert wird das Filmplakat, das Bonhoeffer mit einer Pistole in der Hand zeigt. „Das Vermächtnis von Dietrich Bonhoeffer wird zunehmend von rechtsextremen Antidemokraten, Fremdenfeinden und religiösen Hetzern verfälscht und missbraucht“, erklärten sie in einer Stellungnahme.

Politische Instrumentalisierung in den USA
In den USA wird Bonhoeffers Name seit Jahren von rechtskonservativen Publizisten genutzt, um gegen liberale und linke Strömungen zu mobilisieren. Der Autor Eric Metaxas, dessen Biografie „Bonhoeffer: Pastor, Martyr, Prophet, Spy“ aus dem Jahr 2010 populär wurde, zieht Parallelen zwischen der Zurückhaltung deutscher Christen in den 1930er Jahren und der heutigen angeblichen Passivität konservativer US-Christen. Er warnt vor einer „zunehmend autoritären Regierung“ unter Präsident Joe Biden und sieht die USA in einem „spirituellen Krieg“ gegen kulturellen Marxismus und LGBTQ-Bewegungen.

Gemischte Resonanz
Obwohl Angel Studios den Film als „wunderbares Statement gegen Antisemitismus“ bewirbt und gezielt kostenlose Tickets an Menschen mit antisemitischen Ansichten vergibt, um sie zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema zu bewegen, bleibt die Resonanz in den USA bislang verhalten. Das evangelikale Magazin „Christianity Today“ urteilte, dass der Film „wenig Ähnlichkeit mit der Realität“ habe.

Bonhoeffers historisches Erbe
Dietrich Bonhoeffer war ein früher Gegner des Nationalsozialismus und aktiv in der Bekennenden Kirche sowie im Widerstand tätig. 1943 wurde er verhaftet und 1945 im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Er starb mit 39 Jahren. Sein Leben und Werk haben ihm internationale Anerkennung eingebracht, doch die aktuelle filmische Darstellung sorgt für eine kontroverse Neudeutung seines Erbes.

Die Diskussion um den Film zeigt, wie historische Figuren für aktuelle politische Debatten genutzt und mitunter vereinnahmt werden. Während Befürworter den Film als inspirierende Heldengeschichte loben, warnen Kritiker vor einer Vereinnahmung Bonhoeffers durch die religiöse Rechte.

Autor/Redakteur/KI-Journalist: Arne Petrich
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