Der Naumburger Dom, dessen imposante Türme sich majestätisch über die mittelalterliche Kulisse der Stadt erheben, steht symbolisch für den Wandel und die Renaissance einer Stadt, die sich in den letzten Jahrzehnten eindrucksvoll gewandelt hat. Im Jahr 2020 wurde Naumburg (Saale) für diesen bemerkenswerten Stadtumbau mit dem renommierten Stadtumbau Award ausgezeichnet. Doch wie begann diese Erfolgsgeschichte, und welche Maßnahmen führten zu diesem Erfolg?
Naumburg 1990: Verfall und Unsicherheit
Die Stadt Naumburg war nach der Wende geprägt von einem traurigen Bild: Marode Bausubstanz, heruntergekommene Häuser und eine Altstadt, die den Glanz vergangener Tage kaum noch erahnen ließ. Die Sorge war groß, dass bis zu 25 Prozent der Gebäude einem Abriss zum Opfer fallen könnten. Doch anstatt diesen Verfall als gegeben hinzunehmen, entschied sich die Stadt für einen anderen Weg – einen Weg des Aufbruchs und der Hoffnung.
„Dieses Haus will Leben“ – Der erste Schritt in die Zukunft
Mit der Kampagne „Dieses Haus will Leben“ gelang es der Stadtverwaltung, ein Bewusstsein für den Wert und die Bedeutung der historischen Bausubstanz zu schaffen. Die Initiative zielte darauf ab, leerstehende und verfallene Gebäude in den Fokus zu rücken und neue Eigentümer sowie Investoren zu gewinnen. Diese Kampagne war ein Wendepunkt für die Stadtsanierung, denn sie leitete gezielte Maßnahmen ein, die schließlich zur Rettung zahlreicher Gebäude führten.
Architektur im Wandel: Alt trifft Neu
Naumburg vereint heute harmonisch die Architektur vergangener Epochen mit moderner Baukultur. Am Marktplatz zeugen barocke und Renaissance-Gebäude von der reichen Geschichte der Stadt. Gleichzeitig setzen moderne Projekte wie das Naumburger Nietzsche Dokumentationszentrum oder die revitalisierte Jakobsgasse Akzente. Insbesondere das Jakobsviertel, einst ein Symbol des Verfalls, wurde im Zuge der Internationalen Bauausstellung 2010 zu neuem Leben erweckt. Mit klug gewählten Nukleusprojekten und gezielter Förderung entstand hier ein lebendiges Viertel, das Menschen und Investoren gleichermaßen anzieht.
Architektur- und Umwelthaus: Ein Ort für Bildung und Engagement
Ein weiteres Highlight des Stadtumbaus ist das Architektur- und Umwelthaus, ein außerschulischer Bildungsort, der den Menschen Naumburgs und ihren Gästen die Themen Baukultur und Nachhaltigkeit näherbringt. Dieser Ort symbolisiert das Bestreben, die Stadt nicht nur baulich, sondern auch kulturell und sozial zukunftsfähig zu gestalten.
Naumburg als „Toskana des Nordens“
Die einzigartige Kulturlandschaft rund um Naumburg, eingebettet ins Saaletal, trägt entscheidend zur Attraktivität der Stadt bei. Nicht umsonst wird Naumburg oft liebevoll als „Toskana des Nordens“ bezeichnet. Diese Bezeichnung spiegelt nicht nur die landschaftliche Schönheit wider, sondern auch den Stolz der Einwohner auf ihre Stadt und deren Umgebung.
Bürgerschaftliches Engagement: Der Schlüssel zum Erfolg
Neben den städtebaulichen Maßnahmen war es vor allem das Engagement der Bürger, das den Stadtumbau so erfolgreich machte. Mit vereinten Kräften setzten sich Verwaltung und Bürger für den Erhalt und die Weiterentwicklung ihrer Stadt ein. Dieses Miteinander war und ist ein entscheidender Faktor für den heutigen Erfolg Naumburgs.
Ausblick in die Zukunft
Heute präsentiert sich Naumburg als lebendige Wohnstadt mit hohem Lebensstandard. Die kurzen Wege in die Ballungszentren Halle und Leipzig machen die Stadt auch für Pendler attraktiv. Gleichzeitig lockt Naumburg mit seiner Altstadt, dem Welterbe-Status des Doms und einer Vielzahl an kulturellen sowie touristischen Angeboten Besucher aus nah und fern an.
Der Stadtumbau Award 2020 würdigt nicht nur die baulichen Erfolge der letzten Jahrzehnte, sondern auch das Engagement und die Vision einer Stadtgemeinschaft, die sich für ihre Heimat einsetzt. Naumburg ist heute mehr denn je ein Ort, an dem Geschichte und Moderne auf beeindruckende Weise verschmelzen – ein Ort, der nicht nur stolz auf seine Vergangenheit blicken, sondern auch optimistisch in die Zukunft schauen kann.