Das Creative Village auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks (RAW) in Potsdam nimmt nun endlich Gestalt an, nachdem jahrelange Planungen und Unsicherheiten überwunden wurden. Auf dem Areal zwischen Hauptbahnhof und Babelsberg haben die Abrissarbeiten begonnen, und die denkmalgeschützte „Neue Halle“ wird saniert. Das Projekt, das vom lettischen Rohstoffhändler Michael Zeligman initiiert wurde, soll bis 2027 ein modernes Gewerbegebiet für High-Tech-Unternehmen und Start-ups schaffen.
Der Baustart erfolgte mit dem Abriss eines Teils der historischen Halle, der durch mehrere Brände schwer beschädigt worden war. Dieser Teil wird nun denkmalgerecht saniert, während der abgerissene Bereich durch einen modernen Neubau ersetzt wird. Die Abrissarbeiten sollen bis Februar 2025 abgeschlossen sein, danach beginnen im April die Rohbauarbeiten für den Neubau, der voraussichtlich Ende 2027 fertiggestellt wird. Die Architektur des Berliner Büros J. Mayer H., die für das Projekt verantwortlich zeichnet, sorgt bereits jetzt für Diskussionen, vor allem wegen der imposanten Höhe des Neubaus, der mit bis zu 33 Metern die umliegenden Gebäude überragt und das Stadtbild erheblich verändert.
Das Creative Village wird vor allem Büroflächen bieten, die für Unternehmen aus der digitalen Wirtschaft und der Technologiebranche interessant sind. Neben den Büros sind auch Veranstaltungsflächen, Gastronomie, Einzelhandel sowie Sport- und Erholungsangebote geplant, um ein lebendiges Zentrum für Arbeit und Freizeit zu schaffen. Mehr als 1000 Arbeitsplätze sollen entstehen. Doch diese Dimensionen werfen auch Fragen zur sozialen Entwicklung in den angrenzenden Stadtteilen auf, in denen steigende Mieten befürchtet werden. In Babelsberg, der Teltower Vorstadt und im Zentrum Ost könnten durch die große Zahl an gut bezahlten Arbeitsplätzen teurere Mietpreise entstehen, was zu einer Verdrängung der bisherigen Bevölkerung führen könnte. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat die Stadt Potsdam soziale Erhaltungssatzungen eingeführt, die die angestammten Mietermilieus schützen sollen. Ob diese Maßnahmen jedoch ausreichend sind, um eine Gentrifizierung zu verhindern, bleibt abzuwarten.
Das Creative Village ist also nicht nur ein städtebauliches Großprojekt, sondern auch ein Brennpunkt der Debatte über die Auswirkungen von Stadtentwicklung auf die soziale Struktur und die Frage, wie Städte mit dem wachsenden Bedarf nach modernem Gewerbe und den damit verbundenen Herausforderungen umgehen können.