Der schwarz-weiß Dokumentarfilm „Stalinallee“ ist ein eindrucksvolles Zeitdokument, das die Entwicklung einer der bekanntesten Straßen Ostberlins dokumentiert. Anlässlich des 70. Geburtstags von Joseph Stalin wurde die alte Frankfurter Allee am 21. Dezember 1949 feierlich in „Stalinallee“ umbenannt. Durch eine Vielzahl historischer Fotos und Filmrückblicke wird die bewegte Geschichte dieser Straße sowie das Leben der Menschen, die dort lebten, von ihren Anfängen im 16. Jahrhundert bis zur Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Jahr 1946 erzählt.
Die historische Entwicklung der Frankfurter Allee
Die Frankfurter Allee hat eine lange Geschichte, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich eine wichtige Verkehrsstraße, war sie im Laufe der Jahrhunderte Zeugin vieler gesellschaftlicher Veränderungen. Die Allee war nicht nur eine Verbindung zwischen Berlin und Frankfurt (Oder), sondern auch ein Ort, an dem verschiedene soziale Schichten lebten und arbeiteten. Mit dem Aufstieg des industriellen Zeitalters erlebte die Gegend eine verstärkte Urbanisierung. Fabriken und Arbeiterwohnungen entstanden, und die Bevölkerung wuchs rasant.
Die Umbenennung in Stalinallee stellte einen symbolischen Bruch mit der Vergangenheit dar und wurde zum Ausdruck der politischen Ideologie der neuen sozialistischen Regierung. Diese Umbenennung war jedoch nicht nur eine Namensänderung; sie markierte auch den Beginn eines ehrgeizigen städtebaulichen Programms, das die Ideale des Sozialismus verkörpern sollte.
Der Ausbau der Stalinallee und der nationale Aufbauplan
Im November 1951 schlug das Zentralkomitee (ZK) der SED ein nationales Aufbauprogramm für Berlin vor. Ein zentrales Element dieses Programms war der Ausbau der Stalinallee, der mit dem Bau neuer Wohnkomplexe nach sowjetischem Vorbild für die arbeitende Klasse verbunden war. Dies war nicht nur ein architektonisches Vorhaben, sondern auch ein sozialpolitisches Signal. Die Regierung wollte damit ihre Unterstützung für die Arbeiterklasse und die Ideale des Sozialismus verdeutlichen.
Mehr als 45.000 freiwillige Aufbauhelfer meldeten sich, um nach ihrer täglichen Arbeit bei der Enttrümmerung und dem Aufbau der Stalinallee zu helfen. Dies zeugt von einem hohen Maß an Engagement und Solidarität in der Bevölkerung. Die Aufbruchsstimmung dieser Zeit spiegelt sich in den Bildern und Kommentaren des Films wider, die die Entstehung der neuen Stadtlandschaft dokumentieren.
Feierliche Eröffnung der ersten Wohnungen
Am 7. Januar 1953 war es dann soweit: In einem feierlichen Akt konnten die ersten Bewohner ihre vergleichsweise luxuriösen Wohnungen auf der Stalinallee beziehen. Diese Neubauten, die nach sowjetischem Vorbild errichtet wurden, waren mit modernen Annehmlichkeiten ausgestattet und sollten ein Zeichen des Fortschritts und des Wohlstands im sozialistischen Berlin setzen. Der Film hält diese bewegenden Momente fest und vermittelt die Freude und den Stolz der neuen Bewohner.
Der Zeitgeist des Kalten Krieges
Die gewählten Kommentare und Bildunterschriften im Film spiegeln den Zeitgeist des Kalten Krieges wider. Sie sind geprägt von einer starken kritischen Haltung gegenüber der Westberliner Politik und Lebensweise. Die Konfrontation zwischen Ost und West, die Ideologisierung des Alltags und die ständige Propaganda gegen den kapitalistischen Westen sind zentrale Themen des Films. Die SED nutzte den Film auch als Mittel zur politischen Bildung und zur Stärkung des sozialistischen Bewusstseins in der Bevölkerung.
„Stalinallee“ ist mehr als nur ein Dokumentarfilm; es ist ein Spiegel der gesellschaftlichen und politischen Umwälzungen in der frühen DDR. Durch die Kombination aus historischen Bildern, filmischen Rückblicken und zeitgenössischen Kommentaren wird ein umfassendes Bild der Entwicklung dieser wichtigen Straße in Berlin gezeichnet. Die Stalinallee steht nicht nur für den städtebaulichen Aufbruch der Nachkriegszeit, sondern auch für die Ideale und Herausforderungen einer Gesellschaft, die sich in einem Kalten Krieg zwischen Ost und West behaupten musste. Der Film bleibt ein wichtiger Bestandteil der deutschen Filmgeschichte und bietet wertvolle Einblicke in die Zeit der Entstehung der DDR und die Rolle der Stalinallee in diesem Prozess.
VOLKSAUFSTAND 53
Stalin hatte mit harter Hand
die SED ans Ruder gebracht.
Diktatur überzog das Land,
erhielt der Partei die Macht.
Man befahl den Sozialismus,
das Volk wurde nicht gefragt.
Es wurde nur Stalinismus,
jeder Widerstand war gewagt.
Normerhöhung und Repression
steigerten Ablehnung und Wut.
Allerorten gärte es schon,
aus den Funken wurde die Glut.
In Berlin flammt das Feuer auf,
Demonstrationen in den Straßen.
Vom Gebirge bis zur See hinauf
rebellieren zornige Massen.
Man will ein besseres Leben,
die Einheit nach freien Wahlen;
will sich neue Hoffnung geben
nach Weltkrieg und Hungerqualen.
Dem Regime droht rasches Ende
nach erbitterter Straßenschlacht.
Herbeigeholte Sowjetverbände
haben kurzen Prozess gemacht.
Man ließ die Panzer auffahren,
schlug den Aufstand blutig nieder.
Wir woll’n das Andenken wahren,
uns erinnern immer wieder.
Euer Kampf war nicht vergebens,
die Toten sind nicht vergessen.
Wir erfreu’n uns freien Lebens,
Ihr seid die Vorreiter gewesen.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen