Pößneck 1981: Ein Alltag zwischen Sozialismus und Gemeinschaft

Ein Bummel durch Pößneck im Jahr 1981 bietet einen faszinierenden Einblick in das Leben einer typischen ostdeutschen Kleinstadt während der DDR-Zeit. Pößneck, im Osten Thüringens gelegen, war damals eine Stadt mit knapp 13.000 Einwohnern, die von der sozialistischen Planwirtschaft und dem Alltag im Arbeiter- und Bauernstaat geprägt war. Obwohl Pößneck keine große politische oder industrielle Bedeutung hatte, spiegelt die Stadt doch den Charakter und die Lebensweise der DDR wider, wie sie in vielen kleineren Städten zu finden war.

Der Marktplatz als Zentrum des städtischen Lebens
Im Jahr 1981 spielt der Marktplatz von Pößneck eine zentrale Rolle im Stadtleben. Hier treffen sich die Menschen, um Einkäufe zu erledigen oder einfach ins Gespräch zu kommen. Die Architektur des Platzes ist geprägt von alten Fachwerkhäusern, die teilweise aus dem 19. Jahrhundert stammen, aber auch von sozialistischen Neubauten, die im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. In den Schaufenstern der Geschäfte findet man typische Waren der DDR, von Haushaltsartikeln über Kleidung bis hin zu Lebensmitteln. Allerdings ist das Angebot begrenzt. Aufgrund der Mangelwirtschaft sind viele Produkte oft nicht verfügbar, und die Schlangen vor den Geschäften gehören zum alltäglichen Bild.

Die Menschen in Pößneck sind es gewohnt, auf Vorrat zu kaufen, wenn begehrte Waren wie Kaffee, Bananen oder Schokolade erhältlich sind. Im VEB (Volkseigener Betrieb) Konsum oder der HO (Handelsorganisation), den staatlichen Handelsketten, sind diese Artikel selten zu finden. Dennoch ist der Markt ein belebter Ort, an dem das soziale Leben stattfindet. Besonders die älteren Bürger von Pößneck, die die Stadt noch aus der Zeit vor der DDR kennen, erzählen gern von früher und wie sich der Alltag im Laufe der Jahrzehnte verändert hat.

Das industrielle Herz der Stadt: Der VEB Maxhütte
Pößneck war in den 1980er Jahren stark industriell geprägt, und einer der wichtigsten Betriebe der Region war der VEB Maxhütte, ein großes Eisen- und Stahlwerk. Der Betrieb war ein bedeutender Arbeitgeber in der Region und beschäftigte viele Einwohner der Stadt. Der Arbeitstag in der DDR war hart, aber die Menschen waren stolz auf ihre Arbeit und die Leistungen, die sie erbrachten. Die Werktätigen fuhren morgens mit dem Fahrrad oder dem Bus zur Arbeit, trugen ihre grauen oder blauen Arbeitsanzüge und starteten den Tag oft mit einem Appell, in dem politische und betriebliche Informationen vermittelt wurden.

Das sozialistische System war in allen Bereichen des Lebens präsent, und die Arbeiterschaft wurde als das Rückgrat der DDR-Gesellschaft gefeiert. Auch in Pößneck war die Planwirtschaft allgegenwärtig, und die Menschen wurden durch das politische System angehalten, das Beste für den Staat zu leisten. Neben der Arbeit in den Fabriken gab es auch staatlich organisierte Freizeitangebote wie Betriebssportgemeinschaften und Kulturprogramme, die den Menschen Abwechslung und Gemeinschaft boten.

Wohnviertel und sozialistischer Alltag
Die Wohnsituation in Pößneck war typisch für viele ostdeutsche Städte in den 1980er Jahren. Während einige Einwohner in den alten, charmanten Fachwerkhäusern lebten, zog es viele in die Neubaugebiete, die im Zuge des Wohnungsbauprogramms der DDR entstanden waren. Diese Plattenbauten, aus Beton errichtet und oft als seelenlos empfunden, boten dennoch vielen Familien modernen Wohnraum mit fließendem Wasser und Zentralheizung. Im Vergleich zu den alten Wohnungen im Stadtkern waren sie für viele ein Fortschritt.

In den Höfen der Neubaugebiete spielten Kinder, während die Erwachsenen nach Feierabend oft ihre Parzellen in den städtischen Kleingartenanlagen bewirtschafteten. Die sogenannten „Schrebergärten“ waren in der DDR sehr beliebt, denn sie boten nicht nur einen Ort der Erholung, sondern halfen auch dabei, die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse sicherzustellen, was angesichts der begrenzten Warenverfügbarkeit in den Läden notwendig war.

Kultur und Freizeit im Jahr 1981
Trotz der Herausforderungen des Alltags bot auch Pößneck im Jahr 1981 zahlreiche kulturelle und gesellschaftliche Aktivitäten. Das Kino in der Stadt war ein beliebter Treffpunkt, wo Filme aus dem sozialistischen Ausland, aber auch gelegentlich westliche Streifen gezeigt wurden. Besonders beliebt waren Filme aus der Sowjetunion, die als Beispiel für die „Brüderlichkeit der sozialistischen Völker“ galten.

Auch die Volkshochschule und die Bibliothek von Pößneck boten Weiterbildungsmöglichkeiten und Veranstaltungen. Viele Menschen nutzten die Angebote, um sich politisch und kulturell weiterzubilden. Darüber hinaus gab es regelmäßig Festivitäten, wie das alljährliche Stadtfest, bei dem sich die Gemeinschaft der Bürger stärkte und man die Gelegenheit nutzte, dem Arbeitsalltag für kurze Zeit zu entfliehen.

Fazit
Ein Bummel durch Pößneck im Jahr 1981 gibt einen lebendigen Eindruck vom Alltag in der DDR. Das Leben war geprägt von der Planwirtschaft, der Mangelwirtschaft und dem Kollektivgedanken. Doch trotz aller Schwierigkeiten herrschte auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl, das die Menschen miteinander verband. Ob im Arbeitsalltag im VEB Maxhütte, im Wohnviertel oder auf dem Marktplatz – die Bewohner von Pößneck fanden stets Wege, sich dem System anzupassen und das Beste aus ihrem Alltag zu machen.

Die SED sucht ihr Heil in der Umweltpolitik am Grünen Tisch

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