Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Zugang zu den Stasiakten gesetzlich geregelt, um die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit zu ermöglichen. Bürger, die Einsicht in ihre Stasiakte nehmen wollen, können dies durch folgende Schritte tun:
Antrag stellen: Der erste Schritt ist das Stellen eines Antrags auf Akteneinsicht bei der Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU), die mittlerweile Teil des Bundesarchivs ist. Dies kann online über die Website des Bundesarchivs oder durch persönliche Vorsprache in einer der Außenstellen der BStU erfolgen.
Nachweis der Identität: Der Antragsteller muss seine Identität nachweisen, meist durch eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses.
Wartezeit: Aufgrund der hohen Anzahl von Anfragen kann die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Behörde wird den Antragsteller benachrichtigen, sobald die Akte bereit zur Einsichtnahme ist.
2. Entschlüsseln der Stasiakten
Stasiakten können komplex und schwer verständlich sein, da sie viele Abkürzungen, Fachbegriffe und Codierungen enthalten. Hier sind einige Tipps, um sie zu entschlüsseln:
Abkürzungsverzeichnisse verwenden: Es gibt spezielle Verzeichnisse und Handbücher, die die zahlreichen Abkürzungen und Fachbegriffe der Stasi erklären. Diese können online gefunden oder in den Lesesälen der BStU eingesehen werden.
Hilfestellung durch Experten: Die BStU bietet Unterstützung durch Archivare und Historiker an, die bei der Entschlüsselung und Interpretation der Dokumente helfen können.
Kontext beachten: Es ist wichtig, den historischen und politischen Kontext der DDR zu berücksichtigen, um die Bedeutung der Dokumente richtig zu verstehen.
3. Richtig lesen und interpretieren
Das richtige Lesen und Interpretieren von Stasiakten erfordert Geduld und ein systematisches Vorgehen:
Chronologische Ordnung: Stasiakten sind oft chronologisch geordnet. Beginnen Sie am besten am Anfang der Akte und arbeiten Sie sich systematisch durch die Dokumente.
Dokumententypen identifizieren: Verschiedene Dokumententypen wie Überwachungsberichte, Abhörprotokolle, IM-Berichte und psychologische Profile sollten erkannt und verstanden werden. Jeder Dokumententyp enthält spezifische Informationen und muss entsprechend interpretiert werden.
Subjektivität erkennen: Berichte und Einschätzungen der Stasi können stark subjektiv und von der Ideologie des Regimes geprägt sein. Kritische Distanz ist wichtig, um die Objektivität der Informationen zu bewerten.
Verbindungen herstellen: Viele Informationen in den Akten sind miteinander verknüpft. Es ist hilfreich, Querverbindungen zwischen verschiedenen Dokumenten herzustellen, um ein umfassenderes Bild zu erhalten.
Persönliche Reflexion: Wenn Sie Ihre eigene Stasiakte lesen, kann dies emotional belastend sein. Es ist ratsam, sich Unterstützung zu suchen, sei es durch Gespräche mit Historikern, Therapeuten oder in Selbsthilfegruppen.
Zusammenfassung
Das Finden, Entschlüsseln und richtige Lesen von Stasiakten ist ein wichtiger Prozess zur Aufarbeitung der eigenen Geschichte und der Geschichte der DDR. Die BStU und das Bundesarchiv bieten wertvolle Ressourcen und Unterstützung, um diesen Prozess zu erleichtern. Es ist ein Schritt zur historischen Gerechtigkeit und zum persönlichen Verständnis der eigenen Vergangenheit unter der Überwachung des DDR-Regimes.