„Automonitor 2024“: Thüringer Zulieferer setzen auf neue Geschäftsfelder und Technologien

Erfurt. Wirtschaftsministerium und LEG legen neuen Branchenbericht zur Automobil- und Zulieferbranche in Thüringen vor / Umfrage zeigt Herausforderungen und Erfolgsstrategien

Gut die Hälfte (52 Prozent) der Automotive-Unternehmen in Thüringen plant, innerhalb von fünf Jahren in neue Geschäftsfelder einzusteigen – durchaus auch in Segmente, die nicht zum Fahrzeugbau zählen, wie etwa der Medizin- und Pharmabereich oder die Elektroniksparte. Knapp ein Drittel (31 Prozent) plant dies schon für das laufende Jahr. Diese Zahlen legen nahe, dass die Befragten ihre Abhängigkeit von der Automobilbranche reduzieren und sich stattdessen breiter aufstellen möchten. Denn bei den „erheblichen“ Risiken für die eigene Geschäftsentwicklung stehen für die Unternehmen nicht mehr Energiekosten und Fachkräftemangel an erster Stelle, sondern die aktuelle Markt- und Nachfrageentwicklung – 54 Prozent sehen bspw. in der wachsenden Konkurrenz durch chinesische Hersteller, Herausforderungen durch E-Mobilität und Digitalisierung oder eine abnehmende Markenbindung der Kunden eine Gefährdung ihres Geschäftsmodells. Dieser zeitgleiche Wandel von Geschäftsfeldern, Schwerpunktmärkten und Kompetenzprofilen hält den Transformationsdruck damit auch künftig hoch. Dies sind zentrale Ergebnisse des „Automonitors 2024“ für Thüringen, der auf einer Umfrage unter Thüringer Zulieferunternehmen beruht. Initiiert und durchgeführt wurde die Studie vom Thüringer Clustermanagement (ThCM) der LEG im Auftrag des Wirtschaftsministeriums.

Die aktuelle Analyse zeigt ferner, dass 51 Prozent der Befragten die Elektromobilität als den derzeit wichtigsten Trend ausmachen, der die Branche tiefgreifend verändert. Knapp dahinter liegt mit 49 Prozent der Trend „Nachhaltigkeit in Produktion und Prozess“. Zugleich schätzen 41 Prozent den Einfluss der Elektromobilität auf den eigenen Standort dennoch gering ein. Dieses Verteilungsbild dürfte im breiten Portfolio der Thüringer Automobil- und Zulieferindustrie begründet liegen.

„Einmal mehr zeigt sich, dass sich die Thüringer Automotive-Unternehmen ihren Herausforderungen stellen. Sie sind sich des Wandels bewusst, in dem sich die Branche gerade befindet, und reagieren folgerichtig, indem sie ihr Portfolio erweitern und in weitere Geschäftsfelder einsteigen. Dabei setzen sie zugleich auf altbewährte Erfolgsrezepte: Technologiekompetenz, Innovationswille und top qualifizierte Mitarbeitende“, sagt Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee zu den Ergebnissen der neuen Umfrage.

Gerade der letzte Punkt – die Verfügbarkeit von Fachkräften – bleibe ein Dauerbrenner auch in der Automobilwirtschaft. Ein Risiko in puncto Personalverfügbarkeit sehen aufgrund des Fachkräftemangels insgesamt 86 Prozent der Befragten. Diejenigen Unternehmen, die den Fachkräftemangel am höchsten priorisieren, engagieren sich bereits überproportional in diesem Thema, beispielsweise durch die Teilnahme an Jobmessen oder indem sie ihren Mitarbeitenden flexible Arbeitszeitmodelle, gesundheitsfördernde Maßnahmen, Betriebskindergärten oder auch kontinuierliche Weiterbildungen anbieten. Wenig überraschend ist es daher, dass 73 Prozent die Qualifikation ihrer Mitarbeitenden als Erfolgsfaktor gegenüber der Konkurrenz sehen.

Mehr als ein Drittel (38 Prozent) der Befragten sieht im Bereich Innovation einen eigenen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb und spart deshalb auch in Zeiten des Wandels nicht an ihren Entwicklungsbudgets. Dazu passt, dass 83 Prozent aller Teilnehmenden die Technologiekompetenz als Wettbewerbsvorteil ihres Unternehmens sehen. Diese ist zugleich ein wichtiges Rüstzeug für die sich verändernde Markt- und Nachfrageentwicklung.

„Die Studie belegt, dass die Herausforderungen vielfältig sind, dass unsere Zulieferer aber aktiv und zupackend damit umgehen: Sie geben uns wertvolles Feedback zu den drängendsten Herausforderungen der Branche, sie investieren in zusätzliche Geschäftsfelder und neue Produkte, sie entwickeln Strategien zur Fachkräftegewinnung und sie sparen Kosten, indem sie Prozesse weiter optimieren“, sagt LEG-Geschäftsführer Andreas Krey.

Hintergrund
Kaum eine Branche unterliegt derzeit so starkem Wandel und Innovationsdruck wie die Automobil- und Zulieferbranche, die zudem zu den umsatzstärksten Wirtschaftszweigen Thüringens gehört, also für die wirtschaftliche und technologische Entwicklung des Freistaats große Bedeutung besitzt. Für den aktuellen vielfältigen Wandel stehen beispielhaft die Megatrends in den Feldern Elektromobilität, Autonomes Fahren und Digitalisierung. Mit der Reihe AUTOMONITOR Thüringen als Baustein der Thüringer Innovationsstrategie wollen Wirtschaftsministerium und LEG detaillierte Einblicke in die Verfasstheit und die Zukunftschancen der Thüringer Automotive-Industrie gewinnen, um die wirtschaftspolitischen Strategien und Unterstützungsangebote zu optimieren. Die erste Erhebung erfolgte 2017 unter dem Titel „Tiefenanalyse“ und lieferte einen wichtigen Input zur 2018 entwickelten und vorgestellten „Automotive Agenda Thüringen“ – ein zu diesem Zeitpunkt bundesweit einzigartiger Strategieprozess, der bei der jüngsten Bewältigung der vielfältigen Herausforderungen vor allem seit 2020 bereits erfolgreich zum Tragen kam. Die „Tiefenanalyse“ erfuhr 2022 erstmals eine Fortschreibung. Diese beinhaltete auch die Konzeption eines jährlich wiederkehrenden Branchenmonitorings unter dem Titel AUTOMONITOR Thüringen. Damit wird seither die systematische Zustands- und Chancenanalyse der Branche fortgesetzt; auch die Ergebnisse der aktuellen Umfrage werden entsprechend in Maßnahmen zur Stärkung des Wirtschaftszweiges fließen.

Weitere Informationen und den kompletten Automonitor 2024 finden Sie online unter: https://www.cluster-thueringen.de/aktuelles/studien/studienreihe-automonitor/

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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