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Deine Sprache – Thüringer Dialekte und Mundarten

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Thüringen, im Herzen Deutschlands gelegen, ist reich an sprachlicher Vielfalt und Dialekten. Diese regionale Sprachvielfalt spiegelt die historische Entwicklung und die geografische Lage des Bundeslandes wider. Im Folgenden werden die wichtigsten Dialekte und Mundarten in Thüringen beschrieben.

Ostthüringisch
Der Ostthüringische Dialekt ist vor allem im Osten Thüringens verbreitet, einschließlich der Städte Jena, Gera und Altenburg. Charakteristisch für diesen Dialekt sind spezifische Lautveränderungen und die Verwendung bestimmter Vokabeln. Ein typisches Merkmal ist die Verkürzung von Wörtern, beispielsweise wird aus „Guten Morgen“ oft „Gude Morge“. Der Ostthüringische Dialekt hat auch viele Gemeinsamkeiten mit den angrenzenden sächsischen Dialekten.

Nordthüringisch
Im Norden Thüringens, insbesondere in der Region um Nordhausen, spricht man Nordthüringisch. Dieser Dialekt zeigt Einflüsse aus dem Niedersächsischen und Westfälischen und ist durch einen weicheren Sprachklang gekennzeichnet. Die nordthüringische Mundart bewahrt viele archaische Elemente, die in anderen deutschen Dialekten nicht mehr gebräuchlich sind.

Südthüringisch
Der Südthüringische Dialekt wird in der Region um Meiningen, Suhl und Schmalkalden gesprochen. Er weist viele Gemeinsamkeiten mit den fränkischen Dialekten auf, was auf die historische Zugehörigkeit dieser Region zum Fränkischen Reich zurückzuführen ist. Typisch für diesen Dialekt sind die starke Konsonantenverschiebung und der Erhalt alter Vokalformen. So wird beispielsweise aus „Haus“ oft „Huus“ und aus „Kopf“ „Kopp“.

Westthüringisch
Westthüringisch findet man in der Gegend um Eisenach und Gotha. Dieser Dialekt steht zwischen dem mitteldeutschen und dem hessischen Sprachraum und zeigt Einflüsse aus beiden Regionen. Charakteristisch sind die Verschmelzungen und Auslassungen von Vokalen sowie eine melodische Sprachführung. Beispiele hierfür sind „wir“ zu „mir“ und „ihr“ zu „ier“.

Zentralthüringisch
Der Zentralthüringische Dialekt, gesprochen in und um Erfurt und Weimar, bildet eine Übergangszone zwischen den verschiedenen thüringischen Dialekten. Er zeigt sowohl ost- als auch südthüringische Einflüsse und zeichnet sich durch eine mittlere Sprachmelodie und die Vereinfachung von Lautstrukturen aus. In Erfurt beispielsweise hört man oft „Eefurt“ statt „Erfurt“.

Südostthüringisch
Im Südosten Thüringens, in Regionen wie Saalfeld und Sonneberg, dominiert der Südostthüringische Dialekt. Dieser hat Ähnlichkeiten mit den Dialekten der benachbarten fränkischen und sächsischen Gebiete. Der Dialekt ist bekannt für seine klare Aussprache und den Erhalt vieler alter deutscher Sprachformen. So werden lange Vokale und Konsonanten oft deutlich artikuliert.

Bedeutung und Erhalt der Dialekte
Die thüringischen Dialekte sind ein wichtiger Teil des kulturellen Erbes der Region. Sie tragen zur regionalen Identität bei und bewahren historische Sprachformen. In den letzten Jahrzehnten sind jedoch viele dieser Dialekte durch die zunehmende Mobilität und den Einfluss der Hochsprache bedroht. Initiativen zur Förderung und Erhaltung der thüringischen Mundarten, wie Dialektwettbewerbe und regionale Sprachkurse, sind daher von großer Bedeutung.

Insgesamt spiegelt die Dialektlandschaft Thüringens die reiche kulturelle und historische Vielfalt der Region wider. Die Pflege und Wertschätzung dieser sprachlichen Traditionen ist ein wesentlicher Beitrag zur Bewahrung des regionalen Erbes.

Erich Honecker – „Daraus, liebe Kameraden, wird allerdings nichts.“

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Im Festsaal des Zentralkomitees versammeln sich Anfang Oktober die Veteranen der Arbeiterbewegung, eine Gruppe von Menschen, die ihr Leben dem Ideal der sozialen Gerechtigkeit und der Revolution gewidmet haben. Mit gesenkten Köpfen und ernsten Mienen schauen sie auf die Bühne, auf der sich das Rednerpult befindet. Sie tragen die Zeichen ihres langen Kampfes, die sichtbaren und unsichtbaren Narben, die sie in Zuchthäusern, im Exil oder im Untergrund erlitten haben.

Die Veranstaltung beginnt mit der vertrauten Melodie eines revolutionären Liedes. Die Stimmen der Veteranen vereinen sich in einem letzten gemeinsamen Gesang – vielleicht zum letzten Mal besingen sie die Ideale, die sie einst vorangetrieben haben. Ein Leben, das im Zeichen der internationalen Arbeiterbewegung stand, steht symbolisch auf dieser Bühne. Diese Männer und Frauen, viele von ihnen älter und gebrechlich, haben die schwersten Prüfungen überstanden, um ihre Ideale zu verteidigen. Sie haben in Konzentrationslagern gelitten, im Exil ums Überleben gekämpft und gegen eine scheinbar übermächtige Unterdrückung ihren Widerstand organisiert. Die Geschichte dieser Menschen ist eine Geschichte des Mutes, der Entschlossenheit und der Hingabe.

Heute aber ist der Anlass, der sie zusammengeführt hat, nicht nur von Erinnerung geprägt. Vielmehr geht es auch um die gegenwärtige Lage der Deutschen Demokratischen Republik, um die Herausforderungen, denen sich die Arbeiterklasse und die Führung des Staates stellen müssen. Die DDR steht unter Druck – sowohl von außen als auch von innen. Der Gedanke, dass in der Bundesrepublik Deutschland der Glaube herrscht, die DDR sei durch einen umfassenden Angriff zu destabilisieren, ist ein zentrales Thema der Rede, die heute gehalten wird. In den Fluren des Zentralkomitees wird gemunkelt, dass die westlichen Medien über das Ende der DDR spekulieren. Doch in diesem Saal herrscht ein anderer Ton. Hier versammeln sich die Veteranen der Arbeiterbewegung, um Mut zu fassen und sich gegenseitig daran zu erinnern, dass ihre Überzeugungen und Ideale auch in schwierigen Zeiten unerschütterlich sind.

Als die Lieder verstummen und die Versammlung zur Ruhe kommt, erhebt sich der erste Redner. Es ist der Bezirkssekretär, ein Mann von kräftiger Statur und mit einer klaren, fest entschlossenen Stimme. Er steht stellvertretend für eine Generation von Menschen, die das Fundament der DDR gelegt haben. Seine Worte zielen nicht nur auf die Vergangenheit ab, sondern auch auf die Zukunft – eine Zukunft, die ungewiss ist, aber dennoch in den Händen der Arbeiterklasse liegt.

„Liebe Genossen“, beginnt er, seine Stimme hallt durch den Saal. „Wir stehen an einem Wendepunkt. Die Angriffe auf unsere Republik sind real, und es gibt Kräfte, die glauben, uns zu schwächen und unsere Errungenschaften zu zerstören.“ Ein Raunen geht durch den Raum. Die meisten Anwesenden wissen, dass die politischen Spannungen sich zuspitzen, doch die Klarheit in den Worten des Redners macht die Situation noch greifbarer.

„Doch lassen wir uns nicht täuschen! Unsere Stärke liegt in unserer Einheit, in unserer Solidarität und in unserem unerschütterlichen Glauben an die Sache der Arbeiterklasse. Wir haben Schlimmeres überstanden und sind heute noch hier. Gemeinsam haben wir gekämpft, und gemeinsam werden wir auch diese Herausforderung meistern.“

Die Augen der Veteranen sind auf ihn gerichtet, ihre Gesichter ernst und konzentriert. Diese Worte wecken Erinnerungen an die Zeiten des Widerstands, als der Kampf gegen den Faschismus und die kapitalistische Unterdrückung das Leben dieser Menschen prägte. Sie haben schon so viel geopfert, und dennoch spüren sie, dass der Kampf noch nicht vorbei ist. In ihren Herzen brennt immer noch die Flamme der Revolution.

„Wir dürfen nicht vergessen“, fährt der Bezirkssekretär fort, „dass die Weltrevolution nicht gestorben ist. Die Ideale, für die wir unser Leben riskiert haben, sind lebendig. Sie leben in jedem Arbeiter, in jeder Genossin, die weiterhin an unsere Sache glaubt. Die Welt verändert sich, aber unser Ziel bleibt das gleiche: die Befreiung der Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung.“

Die Veteranen nicken zustimmend. Sie wissen, dass sie in dieser Sache nicht allein sind. Viele von ihnen haben die Revolution in verschiedenen Teilen der Welt unterstützt, haben Solidarität mit den Kämpfen anderer Arbeiterbewegungen gezeigt. Der Internationale Kampfgeist war stets eine treibende Kraft für sie, und auch heute wird er in ihren Herzen lebendig gehalten.

„Die Bundesrepublik mag glauben, dass sie uns besiegen kann“, ruft der Redner, „aber sie unterschätzt unsere Entschlossenheit. Die Arbeiterklasse der DDR ist stark, und sie wird nicht zulassen, dass unsere Republik von den Mächten des Kapitalismus zerschlagen wird. Wir haben Widerstand geleistet, und wir werden es wieder tun, wenn es nötig ist!“

Ein kräftiger Applaus bricht aus. Die Veteranen, viele von ihnen gezeichnet von den Jahren des Kampfes, klatschen in die Hände und rufen unterstützend. Diese Menschen haben den schlimmsten Sturm überstanden, sie haben den Nationalsozialismus besiegt und den Wiederaufbau ihres Landes miterlebt. Jetzt sehen sie sich erneut einer Bedrohung gegenüber, aber sie sind bereit, sich ihr zu stellen.

Der Bezirkssekretär beendet seine Rede mit einem letzten Appell an die Versammelten: „Genossen, wir haben die Pflicht, das Vermächtnis der Revolution zu bewahren. Es liegt an uns, die Werte der Arbeiterbewegung an die kommenden Generationen weiterzugeben. Lasst uns gemeinsam die Zukunft der DDR sichern!“

Mit diesen Worten verlässt der Redner das Podium, und die Versammlung bricht in Gespräche und Diskussionen aus. Die Veteranen der Arbeiterbewegung, gestärkt durch die Worte des Bezirkssekretärs, diskutieren über die nächsten Schritte, über ihre Verantwortung und die Herausforderungen, die vor ihnen liegen. Auch wenn sie sich ihrer eigenen Sterblichkeit bewusst sind, wissen sie, dass ihre Ideale weiterleben werden – in den kommenden Generationen, die den Kampf für Gerechtigkeit und Freiheit fortsetzen.

Im Festsaal des Zentralkomitees wird an diesem Tag nicht nur die Vergangenheit gefeiert, sondern auch die Zukunft vorbereitet. Die Veteranen wissen, dass ihr Kampf noch nicht vorbei ist, und sie sind bereit, ihren Beitrag zu leisten, damit die Ideale der Revolution weiterleben.

Der Tanzfilm zum Europapokalsieg 1974 des 1. FC Magdeburg

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Im Auftrag des 1.FCMagdeburg1965 entstand ein Tanzfilm zum Europapokaljubiläum von 1974. Dynamisch, mitreißend, ausdrucksstark. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Theaterballettschule Magdeburg und den Videoschaffenden von Kompakt Media und Blende 39 bot eine einzigartige Gelegenheit, Fußball auf neue und künstlerische Weise sichtbar zu machen und damit gleichzeitig die Fußballgeschichte des 1. FC Magdeburg zu würdigen.

Europapokalsieg 1974 des 1. FC Magdeburg
Der 1. FC Magdeburg schrieb am 8. Mai 1974 Geschichte, als er den Europapokal der Pokalsieger gewann. Im Finale besiegte die Mannschaft im niederländischen Rotterdam den AC Mailand mit 2:0. Dieser Triumph machte den 1. FC Magdeburg zum ersten und einzigen DDR-Fußballclub, der einen europäischen Wettbewerb gewann.

Der Weg ins Finale
Magdeburgs Weg ins Finale war bemerkenswert. Sie besiegten in den vorherigen Runden Mannschaften wie Olympique Lyon, Beroe Stara Sagora, Baník Ostrava und Sporting Lissabon. Die solide Verteidigung und effiziente Offensive des Teams waren Schlüssel zum Erfolg.

Das Finale
Das Finale im De Kuip Stadion in Rotterdam war ein beeindruckendes Spiel. Die Magdeburger gingen durch ein Eigentor von Mailands Giorgio Biasiolo in Führung. Wolfgang Seguin erzielte das zweite Tor, das den Sieg besiegelte. Der 1. FC Magdeburg dominierte das Spiel und verdiente sich den historischen Sieg.

Bedeutung des Sieges
Der Europapokalsieg 1974 war ein herausragender Moment im DDR-Fußball und wurde als große Sensation gefeiert. Er stellte nicht nur den Höhepunkt der Vereinsgeschichte des 1. FC Magdeburg dar, sondern war auch ein bedeutendes Ereignis für den gesamten DDR-Sport.

Nachwirkungen
Der Triumph hatte langfristige Auswirkungen. Der 1. FC Magdeburg wurde international anerkannt und die Spieler wie Jürgen Sparwasser, Manfred Zapf und Wolfgang Seguin wurden zu Legenden. Der Sieg bleibt ein Symbol für die sportlichen Leistungen der DDR.

Zusammenfassung
Der Europapokalsieg 1974 des 1. FC Magdeburg ist ein Meilenstein in der Geschichte des europäischen Fußballs und ein glanzvolles Kapitel im Sport der DDR. Er bleibt ein stolzer Moment für den Verein und seine Anhänger.

Naturhafen Loddin auf Usedom: Entschleunigung und maritimer Charme am Achterwasser

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Der Naturhafen Loddin am Achterwasser auf Usedom ist ein idyllischer Rückzugsort für Naturfreunde, Wassersportler und Erholungssuchende. Abseits des touristischen Trubels der Ostseestrände zeigt sich hier eine andere, ruhigere Seite der Insel. Der kleine Hafen liegt im Ortsteil Loddin, einem der sogenannten Bernsteinbäder, die neben den bekannten Kaiserbädern zu den schönsten Badeorten auf Usedom zählen. Der Naturhafen Loddin ist umgeben von sanften Hügeln, Schilfgürteln und dem glitzernden Wasser des Achterwassers, einem Binnengewässer, das sich hinter der Insel Usedom erstreckt.

Ein Hafen inmitten der Natur
Der Naturhafen Loddin strahlt eine fast vergessene Gelassenheit aus. Hier legen keine großen Schiffe an, sondern hauptsächlich kleine Segelboote, Motorboote und Ruderboote. Die überschaubare Größe des Hafens und seine Lage machen ihn zu einem Ort der Entspannung, an dem man den Blick über das Wasser schweifen lassen und die Ruhe genießen kann. Das Achterwasser, das sich durch seine geschützte Lage und flachen Gewässer auszeichnet, ist ideal für Segler und Paddler, die die ruhigen Wellen und die unberührte Natur genießen möchten. Vor allem bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang zeigt sich der Naturhafen Loddin von seiner schönsten Seite, wenn das Licht der tief stehenden Sonne das Wasser und die umliegenden Schilfwiesen in ein goldenes Leuchten taucht.

Geschichte und Tradition
Loddin ist ein altes Fischerdorf, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Schon immer lebten die Menschen hier von und mit dem Wasser. Auch heute noch kann man die traditionellen Fischerboote im Hafen sehen, und mit etwas Glück trifft man einen der Fischer, der frühmorgens seinen Fang einholt. Der Hafen hat sich seinen ursprünglichen Charakter bewahrt und ist ein Zeugnis der langen Geschichte des Fischfangs auf Usedom. Für Besucher bietet sich die Möglichkeit, frischen Fisch direkt vor Ort zu kaufen oder in einem der umliegenden Restaurants regionale Spezialitäten wie geräucherten Fisch zu genießen.

Wandern und Radfahren rund um den Hafen
Die Umgebung des Naturhafens Loddin lädt zu ausgedehnten Spaziergängen und Radtouren ein. Entlang des Achterwassers verlaufen idyllische Wege, die durch Wälder und Wiesen führen und immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Wasser bieten. Besonders der sogenannte „Loddiner Höft“, eine Anhöhe in der Nähe des Hafens, bietet einen beeindruckenden Panoramablick über das Achterwasser und die Landschaft Usedoms. Von hier aus lassen sich die Weite der Landschaft und die Schönheit der Insel besonders gut erleben.

Für Radfahrer ist der Naturhafen Loddin ein idealer Ausgangspunkt, um das Hinterland der Insel zu erkunden. Verschlungene Wege führen entlang der Ufer des Achterwassers durch malerische Dörfer und grüne Felder. Die Landschaft abseits der großen Straßen ist ein Paradies für alle, die Ruhe und Natur genießen möchten. Auch Vogelbeobachter kommen auf ihre Kosten, denn das Achterwasser ist ein wichtiger Lebensraum für viele heimische Vogelarten, darunter Kraniche und Fischadler.

Ein Ort der Entschleunigung
Der Naturhafen Loddin ist ein Ort, an dem man die Hektik des Alltags hinter sich lassen kann. Die entspannte Atmosphäre, das sanfte Plätschern des Wassers und die unberührte Natur schaffen einen idealen Rahmen, um zur Ruhe zu kommen. Viele Besucher schätzen die Abgeschiedenheit des Hafens und die Möglichkeit, einfach nur zu verweilen und die Umgebung auf sich wirken zu lassen.

In den Sommermonaten bietet der Hafen auch einige Freizeitmöglichkeiten. Neben Segeln und Paddeln kann man hier wunderbar Angeln oder einfach die Boote beobachten, die sanft im Wasser schaukeln. Auch das Mieten von Booten ist möglich, sodass man das Achterwasser auf eigene Faust erkunden kann.

Für diejenigen, die das Abenteuer suchen, gibt es die Möglichkeit, mit dem Boot zu den kleinen Inseln im Achterwasser zu fahren oder die versteckten Buchten zu entdecken, die nur vom Wasser aus zugänglich sind. Die Nähe zur Natur und die Freiheit, die diese Gewässer bieten, machen den Naturhafen Loddin zu einem besonderen Erlebnis.

Fazit
Der Naturhafen Loddin am Achterwasser ist ein Juwel auf Usedom. Er verbindet Natur, Tradition und Entspannung auf einzigartige Weise. Hier kann man die Seele baumeln lassen, die Natur genießen und die maritime Atmosphäre in vollen Zügen erleben. Egal ob beim Segeln, Wandern oder einfach nur beim Beobachten des Sonnenuntergangs – der Naturhafen Loddin ist ein Ort, der zum Verweilen einlädt und ein Gefühl von Frieden und Gelassenheit vermittelt.

35 Jahre Freiheit: Ein Rückblick auf die erste frei gewählte Volkskammer der DDR

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Am 18. März 1990 fand ein historisches Ereignis statt: Die erste frei gewählte Volkskammer der DDR trat zusammen – ein Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit. Heute, 35 Jahre später, erinnert sich eine der damaligen Abgeordneten, inzwischen 80 Jahre alt, an jene bewegenden Wochen, in denen sich das Schicksal einer ganzen Nation neu bestimmte.

Ein Sprung ins Ungewisse
„Das war mein Weg in die Politik“, erzählt die ehemalige Parlamentarierin in einem emotionalen Rückblick. Ohne langjährige politische Erfahrung und mit wenig Vorstellung von dem, was auf sie zukommen würde, betrat sie – wie viele ihrer Kolleginnen und Kollegen – das politische Parkett. Die bunte Mischung aus Handwerkern, Akademikern, Ärzten und Ingenieuren stand symbolisch für den Neuanfang: Niemand hatte zuvor in der DDR auf diese Weise die Verantwortung eines frei gewählten Parlaments übernommen.

„Wir wollten Freiheit, Demokratie und einen Rechtsstaat“, erinnert sie sich und beschreibt damit den Kernantrieb jener Zeit. Trotz anfänglicher Überforderung wuchs jeder mit den gestellten Aufgaben – ein Lernprozess, der den politischen Neuanfang prägte und den Grundstein für die spätere gesamtdeutsche Einheit legte.

Der Weg zur Einheit
Das Treffen der Volkskammer war geprägt von Emotionen, Hektik und einem Gefühl überwältigender Verantwortung. In einer der Sitzungen wurde etwa ein erster Versuch unternommen, die Vergangenheit aufzuarbeiten: Es sollte eine gemeinsame Erklärung abgegeben werden, in der auch die Verantwortung gegenüber Opfern vergangener Unrechtstaten thematisiert wurde. Die Rednerin erinnert:
„Wir, die ersten frei gewählten Parlamentarier der DDR, bekennen uns zur Verantwortung der Deutschen in der DDR für ihre Geschichte und ihre Zukunft.“

Die Debatten waren intensiv, teils chaotisch – ein Spiegelbild der politischen Umbruchszeit. Mit der Abstimmung über den Beitritt zur Bundesrepublik Deutschland (Artikel 23 des Grundgesetzes) wurde der Grundstein für die Einheit gelegt. Die Entscheidung – mit überwältigenden Ja-Stimmen – bedeutete zugleich das Ende der DDR und den Beginn eines neuen Kapitels in der deutschen Geschichte.

Emotionen, Humor und der Blick in die Zukunft
Der Rückblick zeigt nicht nur die formellen und historischen Aspekte jener Zeit, sondern auch die persönlichen Emotionen der damaligen Akteure. Trotz des massiven Drucks und der Ungewissheit blieb die Euphorie spürbar. Humorvoll erinnert sie daran, wie sie einst mit dem Trabi durch die Straßen fuhr und dachte:
„Wenn die Leute wissen, was wir gerade beschlossen haben, würden sie mich vielleicht von der Straße fegen.“

Gleichzeitig war da die Schwere des Moments, als in einer entscheidenden Abstimmung der „Untergang der Deutschen Demokratischen Republik“ besiegelt wurde. Die Rednerin beschreibt, wie sie – trotz der spürbaren Freude in anderen politischen Lagern – Tränen vergießen musste, als ihr klar wurde, welch einschneidende Veränderung dieser Schritt bedeutete.

Auch wenn der offizielle Prozess der Wiedervereinigung damals mit vielen Herausforderungen und Unsicherheiten verbunden war, blieb der Glaube an einen Neuanfang und an die Vision eines modernen, demokratischen Deutschlands stets lebendig. „Mit der Einheit in unseren Köpfen und Herzen stehen wir jedoch noch am Anfang unseres Vereinigungsprozesses“, so ihr abschließender Appell.

Der Blick zurück auf die erste frei gewählte Volkskammer der DDR macht deutlich, wie eng persönliche Erfahrungen und große politische Entscheidungen miteinander verknüpft sind. Der Mut, trotz aller Unwägbarkeiten den Schritt in die Politik zu wagen, legte den Grundstein für den friedlichen Wandel und die deutsche Einheit. Heute, 35 Jahre später, bleibt die Erinnerung an jene bewegende Zeit ein Zeugnis des unerschütterlichen Glaubens an Freiheit und Demokratie – Werte, die auch in einer sich ständig wandelnden Welt ihren Platz haben.

Helga Schubert: „Es war keine Wende, sondern das Ende einer Diktatur“

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Helga, eine gesamtdeutsche Schriftstellerin, wurde 1940 in Westberlin geboren, inmitten des Zweiten Weltkriegs, zu einer Zeit, in der Europa und Deutschland in Trümmern lagen. Ihre frühe Kindheit war von den Schrecken des Krieges geprägt, und obwohl Westberlin eine Insel inmitten des Konflikts war, spürte sie die Unsicherheit und das Chaos, das die Jahre des Krieges mit sich brachten. Es war jedoch nicht nur der Krieg, der ihre Kindheit prägte, sondern auch die politische Teilung Deutschlands, die sie bis ins Erwachsenenalter begleiten sollte.

Flucht und Rückkehr
Helga verbrachte ihre Kindheit nicht an einem festen Ort. Ihre Familie zog mehrfach um, was ihr ein Gefühl der Unsicherheit vermittelte. Die ständigen Umzüge begannen mit einer Flucht nach Hinterpommern, die von den politischen Wirren der Nachkriegszeit und den Zerstörungen des Krieges bestimmt war. Sie kehrte später nach Greifswald zurück, einer Stadt, die zu dieser Zeit in der sowjetischen Besatzungszone lag und später zur DDR gehören sollte. Ihre Jugendjahre verbrachte sie in Ostberlin, wo sie das Abitur ablegte.

In dieser Zeit wuchs auch der Wunsch in Helga, nach der Volljährigkeit in den Westen zu gehen. Doch das Leben in Ostdeutschland war ihr nicht unbekannt. Als junge Frau war sie in einer festen Beziehung und verheiratet, und ihr Sohn, der sich später als Förster etablieren sollte, benötigte eine stabile Heimat. Dieser familiäre Halt hielt sie zunächst im Osten. Die politischen Umstände machten es ihr jedoch nicht leicht, ihre Zukunft zu planen. Helga sah in den ständigen Umzügen und den politischen Verhältnissen eine Herausforderung, die sie zeitlebens begleiten würde.

Als Psychologin hatte sie auch die Fähigkeit, Menschen in den unterschiedlichsten Lebenssituationen zu verstehen und zu begleiten. In einer Klinik erlebte sie hautnah die Geschichten derer, die aus der DDR flüchteten, oft unter dramatischen Umständen. Einige ihrer Patienten erzählten von Fluchten, die sie mit dem Rücksitz eines Autos über die Grenze schleusten. Diese Erfahrungen beeinflussten Helga tief, doch trotz des Drucks und der Verlockung, die auch die Flucht in den Westen mit sich brachte, blieb sie in der DDR und versuchte, ihre Familie zu stabilisieren.

Ein pastoraler Ratschlag
Nach einem Brand, der ihr Zuhause in Mecklenburg zerstörte, erlebte Helga einen entscheidenden Moment der Wendung. Inmitten ihrer Verzweiflung erhielt sie einen Ratschlag von einem Pastor, der später in Rostock tätig war. Er legte seine Hand auf ihre Schulter und sagte ihr: „Es wird ein Licht am Ende des Tunnels geben.“ Dieser Satz begleitete Helga in den folgenden Jahren und gab ihr immer wieder Kraft, mit den Herausforderungen ihres Lebens umzugehen.

Der Pastor verstand in diesem Moment mehr als nur die physische Zerstörung ihres Hauses. Er wusste, dass Helga auch auf einer geistigen und emotionalen Ebene eine schwere Zeit durchmachte. Der Brand war für sie nicht nur eine materielle Zerstörung, sondern symbolisierte den Verlust vieler Hoffnungen und Träume. Doch der Ratschlag des Pastors öffnete ihr die Augen für eine größere Perspektive, eine Perspektive, die über den unmittelbaren Schmerz hinausging und auf eine Zukunft hoffte, die noch unklar war, aber nicht unmöglich.

Die Diktatur und ihre Auswirkungen
Im Laufe der Jahre entwickelte Helga ein besonderes Interesse an den psychologischen Auswirkungen von Diktaturen. Sie studierte, wie diese Regime die Psyche der Menschen beeinflussen und welche Versuchungen sie in ihren Bürgern hervorriefen. Besonders die DDR, mit ihrer strikten Kontrolle und Überwachung der Bevölkerung, regte ihre Gedanken an. In ihrer Arbeit als Psychologin erlebte sie immer wieder, wie Menschen durch innere und äußere Kräfte zu Entscheidungen gedrängt wurden, die sie später bereuten. Als Schriftstellerin griff sie dieses Thema immer wieder auf, in ihren Werken finden sich tiefgründige Reflexionen über Macht, Kontrolle und die psychologischen Auswirkungen von Unterdrückung.

Helga war davon überzeugt, dass jeder Mensch in Versuchung geführt werden konnte – selbst die moralischsten und stärksten Persönlichkeiten. In ihren eigenen Erfahrungen, vor allem in der Zeit der politischen Repression, fand sie immer wieder Beispiele für den Kampf zwischen innerer Integrität und äußerem Druck. Ihre psychologische Expertise half ihr, diese Themen mit einer besonderen Sensibilität zu behandeln, die in ihrer Literatur und in ihren Essays immer wieder zum Vorschein trat.

Der Herbst 1989
Die Wende kam für Helga nicht als ein triumphaler Moment der Freiheit, sondern eher als das Ende einer Ära der Diktatur. Der Herbst 1989 war für sie eine Zeit des Zögerns und der Unsicherheit. Während andere die Öffnung der Mauer als eine Befreiung feierten, sah sie darin eher das Ende eines Systems, das ihre Familie und viele andere so lange geprägt hatte. Helga beschrieb diesen Moment nicht als einen Zeitpunkt des euphorischen Aufbruchs, sondern als eine Zeit des Umbruchs, in der die Gesellschaft tief gespalten war.

Der zivile Widerstand spielte eine entscheidende Rolle in dieser Zeit. Besonders die Bürgerrechtler, die sich für einen friedlichen Wandel einsetzten, und die Vernunft der Runden Tische trugen dazu bei, dass es nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam. Helga war beeindruckt von den Demonstranten, die während der Proteste Armbinden mit der Aufschrift „Keine Gewalt“ trugen und Rosen an die Polizisten verteilten, um den friedlichen Charakter der Bewegung zu unterstreichen. Für sie war dies ein symbolisches Zeichen des Friedens, ein Moment, in dem die Hoffnung auf eine bessere Zukunft greifbar schien.

Angst und Bedrohungen
Trotz dieser friedlichen Proteste lebte Helga in ständiger Angst. Sie war sich der Bedrohung durch die Staatssicherheit bewusst, die sie als konterrevolutionär bezeichnete. In ihrer Rückschau auf diese Zeit beschreibt sie die ständige Unsicherheit, die sie und viele andere erlebten. Es gab Drohungen, und es war nie sicher, ob man in der nächsten Stunde nicht verhaftet oder überwacht wurde. Die Angst war ein ständiger Begleiter, auch wenn die Ereignisse selbst ruhig verliefen.

Doch trotz dieser Bedrohungen blieb Helga optimistisch. Sie erkannte, dass es in dieser Zeit keine persönlichen Racheakte gegen Einzelne gab, was sie als ein wahres Wunder empfand. Sie sah darin ein Zeichen der Hoffnung, dass der Übergang von einer Diktatur zu einer demokratischen Gesellschaft nicht von Hass und Vergeltung geprägt war, sondern von einem tiefen Wunsch nach Versöhnung und einem friedlichen Neuanfang.

Herausforderungen nach der Wende
Nach der Wende stellte sich für Helga eine neue Herausforderung. In der neuen, vereinigten Deutschland fand sie sich in einer Welt wieder, in der sie sich mit anderen deutschsprachigen Schriftstellern messen musste. Die Konkurrenz in den großen Verlagen war hart, und es gab immer wieder das Gefühl, als „arme Ossi“ verachtet zu werden. Diese inneren Konflikte verstärkten sich, als Helga versuchte, ihren Platz in der deutschen Literaturwelt zu finden. Doch trotz dieser Widrigkeiten ließ sie sich nicht entmutigen. Ihre Werke fanden schließlich ihren Weg und ihre Stimme in der europäischen Literatur.

Helgas Geschichte ist ein eindrucksvolles Zeugnis einer Frau, die inmitten von Chaos und Wandel die Hoffnung auf eine bessere Zukunft bewahrt hat. Ihr Werdegang illustriert die Herausforderungen, die mit der politischen und gesellschaftlichen Transformation in Deutschland nach der Wende einhergingen. Trotz aller Widrigkeiten bleibt sie entschlossen, ihre Stimme zu erheben und die Geschichten ihrer Erfahrungen zu teilen.

Die Randower Kleinbahn: Eine vergessene Schmalspurbahn zwischen Stettin und Neuwarp

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In der Geschichte der Schmalspurbahnen Deutschlands gibt es viele Geschichten von einst blühenden Verkehrsadern, die heute kaum noch jemand kennt. Eine dieser fast vergessenen Strecken war die Randower Kleinbahn, die zwischen Stettin (heute Szczecin), Ueckermünderheide und Neuwarp (obecnie Nowe Warpno) verkehrte. Trotz des geringen Bekanntheitsgrades und der fehlenden Überreste ist diese Bahnstrecke ein faszinierendes Stück Eisenbahngeschichte.

Die Geburtsstunde der Randower Kleinbahn
Die Randower Kleinbahn wurde am 11. Mai 1897 eröffnet und verband zunächst Stöwen Kleinbahnhof mit Glashütte. Die Strecke war 48,7 Kilometer lang und verlief über eine sanft ansteigende Strecke, die bis zu einer maximalen Steigung von 17 Promille erreichte. Anfänglich vor allem für den Transport von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Glaswaren und Brennstoffen genutzt, erwies sich die Bahn schnell als bedeutende Lebensader für die Region.

Mit einer Spurweite von 1435 mm und einer maximalen Geschwindigkeit von 40 km/h galt sie als relativ modern für die damalige Zeit. Während der ersten Jahrzehnten dominierte der Dampfbetrieb, später wurde die Strecke durch Dieselloks und schließlich durch den berühmten Wismarer Schienenbus „Molli“ (im Volksmund als „Molle“ bekannt) betrieben. Der Schienenbus, der vor allem in den 1930er Jahren eingesetzt wurde, sorgte für eine effizientere Personenbeförderung, musste aber im Zweiten Weltkrieg aufgrund von Treibstoffmangel seinen Dienst einstellen.

Wirtschaftlicher Aufschwung und tragische Wendungen
Die Randower Kleinbahn trug maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Region bei. Besonders bemerkenswert war die Tatsache, dass das Gebiet entlang der Strecke eine Vielzahl von Industrien und landwirtschaftlichen Betrieben versorgte. Glaswaren aus Glashütte und der berühmte Neuwaber Aal wurden per Bahn transportiert, was einen wirtschaftlichen Aufschwung für die gesamte Region zur Folge hatte.

Doch der Erfolg der Kleinbahn war nicht von Dauer. Ab den 1930er Jahren begannen die Umsätze zu sinken. Die Schließung der Stolzenburger Glashütte 1929 und der zunehmende Verkehr mit Omnibussen führten dazu, dass der Gütertransport drastisch zurückging. In den 1940er Jahren versuchte man, mit touristischen Angeboten wie Ausflugsfahrten in die Gömmener Heide den Betrieb zu stabilisieren. Doch auch dies konnte die fortschreitende wirtschaftliche Schieflage nicht aufhalten.

Der Zweite Weltkrieg und die endgültige Stilllegung
Mit dem Einzug der Kriegsfront im Jahr 1945 kam die Randower Kleinbahn zum Erliegen. Der Verkehr wurde zunächst eingestellt, später aber unter schwierigen Bedingungen wieder aufgenommen. Doch der endgültige Kahlschlag folgte: Am 8. August 1945 stellte die Bahn ihren Betrieb endgültig ein, und das Gleis wurde bis 1947 abgebaut – zum Teil als Reparationsleistung.

Die polnische Staatsbahn übernahm die restlichen Streckenabschnitte, doch auch diese wurden bis Ende des 20. Jahrhunderts stillgelegt. Der Abschnitt von Dobra bis Neuwarp, der noch bis 1972 Personenverkehr erlebte, wurde 2000 schließlich vollständig eingestellt. Heute existiert an vielen Stellen der ehemaligen Strecke nur noch wenig – ein paar verwitterte Gleisreste oder der Verlauf von Radwegen, die die alte Bahntrasse nachzeichnen.

Von der Industrialisierung zum Tourismus
Trotz der jahrzehntelangen Stille ist die Randower Kleinbahn heute nicht ganz vergessen. Insbesondere im polnischen Teil der Strecke, um Neuwarp, profitiert man mittlerweile vom Tourismus. Die Region hat sich zu einem beliebten Ziel für Naturfreunde entwickelt, die entlang des Oder-Neiße-Radweges unterwegs sind. Doch die Bahn, die einst als Wirtschaftsfaktor diente, lebt nur noch in den Erzählungen und wenigen erhaltenen Fotografien weiter.

Ein Stück Geschichte im Vergessen
Die Randower Kleinbahn ist ein faszinierendes Beispiel für die vielen kleinen, aber bedeutenden Bahnstrecken, die das Gesicht einer Region prägten und später in der Geschichte der Eisenbahn untergingen. Der wirtschaftliche Aufstieg und Fall der Strecke spiegelt die Industrialisierung und die Veränderungen in der Mobilität des 20. Jahrhunderts wider.

Trotz der zerschlagenen Pläne für einen Wiederaufbau und der kaum noch existierenden Überreste bleibt die Erinnerung an die Randower Kleinbahn lebendig – als Erinnerung an eine Zeit, als die Schmalspurbahnen noch das Rückgrat der regionalen Infrastruktur waren und das Leben in den kleinen Dörfern entlang der Strecke maßgeblich beeinflussten.

Rolf Oesterreich – Der unterdrückte Held des Kugelstoßes in der DDR

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Am 12. September 1976 schrieb ein Mann Geschichte, die im Schatten der DDR-Systempolitik nahezu verloren ging. Rolf Oesterreich, ein damals eher unbekannter BSG-Sportler, erzielte bei den Bezirksmeisterschaften in Karl-Marx-Stadt eine sensationelle Weite von 22,11 Metern – ein Wurf, der den Weltrekord gebrochen hätte. Doch statt in den Annalen der Leichtathletik gefeiert zu werden, blieb diese Leistung im Dunkeln.

Ein Wurf, der die Welt hätte verändern können
Nur einen Monat nach den Olympischen Spielen in Montreal, in denen der junge Udo Bayer überraschend Olympia-Gold holte, gelang Oesterreich der Wurf seines Lebens. Mit einer innovativen Drehstoß-Technik, die er bereits 1975 für sich entdeckt hatte, demonstrierte er nicht nur überragende Kraft, sondern auch ein technisches Können, das ihn weit über die damals etablierten Methoden hinausführte. Der Wurf – 11 cm über der damaligen Bestmarke des russischen Baryshnikow – hätte den Rekord neu definiert und Oesterreich als einen der besten Kugelstoßer der Welt gekrönt.

Das System als unsichtbarer Gegner
Doch trotz der beeindruckenden Leistung blieb der Erfolg offiziell unbesiegelt. Die DDR-Sportführung, bekannt für ihre strikten Hierarchien und politischen Zwänge, sah in Oesterreich – einem BSG-Sportler, der ohnehin als zu klein für den Spitzensport galt – keinen passenden Kandidaten für den Weltrekordstatus. Innerhalb eines Systems, das individuelle Talente oft den politischen und ideologischen Interessen unterordnete, war es undenkbar, einen Rekord anzuerkennen, der nicht ins elitäre System passte.

Ein Insider berichtete später trocken, dass „erst noch einige ehemalige DDR-Funktionäre wegsterben müssten“, bevor ein solches Kapitel neu aufgerollt werden könne. Diese Aussage unterstreicht, wie tiefgreifend die Politik in die sportliche Anerkennung eingriff – und wie viele außergewöhnliche Leistungen auf der Strecke blieben.

Nach der Wende: Hoffnung auf Gerechtigkeit
Mit dem Fall der Mauer und dem Ende der DDR erwachten längst vergessene Geschichten wieder zum Leben. Rolf Oesterreichs beeindruckender Wurf wurde zu einem Symbol für jene Athleten, die trotz überragender Leistungen vom System ignoriert oder gar unterdrückt wurden. Die Hoffnungen auf eine nachträgliche Anerkennung seiner Bestmarke wurden laut, wenn auch von den Regularien des Sports gebremst.

Heute erinnert die Geschichte von Oesterreich nicht nur an einen der spektakulärsten Momente im Kugelstoßen, sondern auch an ein Kapitel der DDR-Leichtathletik, das von systembedingter Ungerechtigkeit und der strengen Kontrolle des Sports geprägt war. Sein Schicksal steht exemplarisch für die vielen unbesungenen Helden, deren Leistungen hinter der politischen Fassade verborgen blieben.

In einer Zeit, in der Fairness und Anerkennung im Sport zunehmend im Fokus stehen, bleibt die Geschichte von Rolf Oesterreich ein Mahnmal – ein Appell, auch in der Vergangenheit Erfolge zu würdigen und die Schattenseiten eines Systems nicht zu vergessen.

80 Jahre Kriegsende: Neubrandenburg erinnert an Zwangsarbeiterinnen

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Neubrandenburg. Am Vorabend des 80. Jahrestags des Kriegsendes versammelten sich heute Morgen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger am Mahnmal Die Trauernde vor dem Regionalmuseum Neubrandenburg, um der Befreiung der Stadt und der angrenzenden Außenlager des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück zu gedenken. Organisiert wurde die Veranstaltung von der Fraueninitia6tive Neubrandenburg, die mit einem Schwerpunkt auf dem Schicksal der in den Lagern eingesperrten Frauen aus Osteuropa und Frankreich an das Leid von mehr als 6.000 Zwangsarbeiterinnen erinnerte.

Erinnerungsort und Programm
Pünktlich um 8:40 Uhr eröffnete Dr. Katharina Lange, Vorsitzende der Fraueninitiative, die Gedenkfeier. „Am 29. April 1945 befreite die Rote Armee unsere Stadt und beendete hier ein System des Unrechts, das vor allem Frauen aus Polen, der Tschechoslowakei und Frankreich inhaftiert und ausgebeutet hat“, erklärte Lange in ihrer Ansprache. Neben einem stillen Gedenken mit Kerzen und Gebeten standen Lesungen von Zeitzeugentexten sowie musikalische Beiträge auf dem Programm.

Nach den Ansprachen legten Vertreterinnen der Fraueninitiative gemeinsam mit Stadträtin Dr. Eva Sommer und Angehörigen von Überlebenden Kränze und Blumen am Sockel der steinernen Figur nieder. Die Trauernde – eine in sich gekehrte Frauenfigur – symbolisiert seit 1965 nicht nur den persönlichen Schmerz, sondern auch die kollektive Verantwortung für das Bewahren der Erinnerung.

Fokus auf weibliches Leid
Die Fraueninitiative Neubrandenburg setzt sich seit ihrer Gründung 2010 dafür ein, in der Erinnerungskultur den oft vernachlässigten Blick auf die Opfer weiblichen Geschlechts zu richten. „Wir wollen deutlich machen, dass Frauen im Konzentrationssystem nicht nur passive Opfer waren, sondern als Zwangsarbeiterinnen in Munitionsfabriken, Steinbrüchen und Textilbetrieben zur Arbeit gezwungen wurden – unter menschenunwürdigen Bedingungen, ohne ausreichende Nahrung oder medizinische Versorgung“, schilderte Projektleiterin Maria Weiss.

Besucherinnen und Besucher hatten außerdem die Gelegenheit, an einer Fotoausstellung teilzunehmen, die erstmals bislang unveröffentlichte Aufnahmen aus einem verborgenen Album der Lagerverwaltung zeigt. Die schwarz-weiß-Fotografien dokumentieren Barracken, Arbeitskommandos in einem Werksgelände und den entkräfteten Zustand vieler Gefangener unmittelbar nach ihrer Befreiung.

Historischer Kontext
Das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück wurde 1939 errichtet und war das einzige größere Lager ausschließlich für Frauen im Reichsgebiet. In über 40 Außenlagern – unter anderem bei Neubrandenburg, Fürstenberg und Demmin – mussten Häftlinge bis April 1945 unter Zwangsarbeit leiden. Nach jüngsten Forschungen zogen sowjetische Truppen am 29. April 1945 ab, am nächsten Tag erreichten sie die letzten Lagerkomplexe und befreiten die Überlebenden.

Ausblick und Verantwortung
Oberbürgermeisterin Dr. Martina Krüger, die ein Grußwort sandte, betonte in ihrem Schreiben: „Das Gedenken an den 29. April 1945 ist Mahnung und Versprechen zugleich: Es darf nie wieder geschehen. Wir tragen Verantwortung, den Opfern eine Stimme zu geben und künftigen Generationen die Hintergründe dieser Verbrechen zu vermitteln.“

Auf Einladung der Fraueninitiative werden in den kommenden Wochen mehrere Stolperstein-Verlegungen in der Innenstadt stattfinden, zudem plant die örtliche Volkshochschule eine Vortragsreihe über die Rolle der Frauen im Widerstand gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft.

Erinnerung an die DDR – zwischen Relikten und Aufarbeitung

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Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Ende der DDR ist der Umgang mit ihren Relikten nach wie vor ein Thema, das in Ostdeutschland und darüber hinaus intensiv diskutiert wird. Die Frage, wie mit den sichtbaren Überbleibseln der SED-Diktatur umzugehen ist, bewegt Historiker, Fotografen und Zeitzeugen gleichermaßen.

Der renommierte deutsche Fotojournalist Daniel Biskup widmet sich dieser Thematik in seinem aktuellen Buchprojekt „Spuren“. Seit den Umbruchjahren 1989/90 begleitet Biskup mit der Kamera die Entwicklungen in Ostdeutschland und dokumentiert, wie sich die Region verändert hat. Im Gespräch mit dem Historiker Ulrich Mählert in der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erläuterte Biskup, wie aus eigenem Antrieb eine fotografische Langzeitstudie entstand, die heute als eindrucksvolles visuelles Gedächtnis der Transformationszeit gilt.

Biskups Arbeiten zeigen verlassene Konsumläden, Spielgeräte aus den 1980er Jahren oder Wandbilder, die einst volkseigene Betriebe schmückten und heute in renovierten Fassaden verschwinden oder bewahrt werden. Sein Projekt thematisiert die Ambivalenz zwischen historischer Dokumentation, persönlicher Erinnerung und der kritischen Auseinandersetzung mit der Diktaturvergangenheit. Biskup betont, dass seine Bilder historische Kontinuitäten sichtbar machen, ohne diese zu verklären.

In der öffentlichen Debatte wird der Umgang mit DDR-Relikten oft kontrovers geführt. Während die einen sie als Zeugnisse der Geschichte bewahren wollen, fordern andere ihre konsequente Entfernung, um keine nostalgische Verklärung der SED-Diktatur zu fördern. Gerade in ostdeutschen Städten zeigt sich, wie vielschichtig dieser Prozess ist: Denkmalgeschützte Plattenbauten werden saniert, während Überreste sozialistischer Symbolik schrittweise verschwinden oder museal aufbereitet werden.

Das Video-Interview mit Daniel Biskup richtet sich sowohl an historisch Interessierte als auch an Freunde der Fotografie. Es verdeutlicht, wie Bilder über Jahrzehnte hinweg zu Quellen der Zeitgeschichte werden und einen entscheidenden Beitrag zur Erinnerungskultur leisten können.