Im Mai 1987 wurde der Dokumentarfilm Feuerland von Volker Koepp in Berlin gedreht – ein eindrucksvolles Porträt eines Viertels, das wie kaum ein anderes die Geschichte und das Leben in der DDR widerspiegelt. Mit einer Länge von nur 30 Minuten, aber voller Eindrücke und Geschichten, zeigt der Film das Alltagsleben der Menschen in einem der industriellsten Teile der Hauptstadt. Dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um das Leben im Hier und Jetzt – die Gegenwart dieses Viertels und seiner Bewohner.
Die Gegend um die Chaussee-, Invaliden-, Garten- und Borsigstraße in Berlin-Mitte, heute Torstraße, war im 19. Jahrhundert geprägt von großen Eisengießereien und Maschinenwerken, darunter die berühmten Borsigwerke. Dieser industrielle Charakter gab dem Viertel seinen Namen „Feuerland“ – ein Hinweis auf das stetige Arbeiten und Schmelzen von Eisen und Stahl. Doch nicht nur die Werke formten das Leben der Menschen hier, sondern auch die Gaststätten und Kneipen, die einen Ort für Austausch, politische Diskussionen und gemeinschaftliches Miteinander boten.
In der DDR erhielt das Viertel zusätzlich den Spitznamen „Romantikerviertel“, benannt nach den Dichtern der deutschen Romantik, deren Namen an den Straßen zu finden sind. Ein faszinierendes Nebeneinander von industrieller Prägung und literarischer Erinnerung.
Im Mittelpunkt von Koepps Film steht die Eckkneipe Borsig-Eck in der Tieckstraße – ein Wahrzeichen der Kommunikation im Viertel. Hier treffen sich Menschen verschiedenster Herkunft und Altersgruppen, um zu plaudern, Schach zu spielen oder über das politische Geschehen zu diskutieren. Es ist ein Ort der Offenheit, des Austauschs und des Gemeinschaftsgefühls. Der Film zeigt eindrucksvoll, wie diese Kneipe nicht nur eine Anlaufstelle für den täglichen Bedarf ist, sondern auch eine soziale Institution, die das Viertel zusammenhält.
Besonders bewegend ist der Stammgast Kutte, ein 75-jähriger Schachmeister, der von seiner Jugend und den Erlebnissen während der NS-Zeit erzählt. Diese persönlichen Erinnerungen verleihen dem Film eine emotionale Tiefe, die den historischen Kontext lebendig macht. Ebenso berührend ist das Bild eines jungen Brautpaares, das im Borsig-Eck zu Udo Lindenbergs „Hinterm Horizont“ tanzt – ein Symbol für die Lebensfreude und Hoffnung, die trotz schwieriger Zeiten im Viertel herrschen.
Feuerland ist ein zeitloser Dokumentarfilm, der mehr ist als nur eine Momentaufnahme der DDR. Er fängt den Geist eines Viertels ein, das von seiner Vergangenheit geprägt ist und zugleich im Hier und Jetzt lebt. Es ist ein Film über Geschichte, Gemeinschaft und die kleinen, oft unscheinbaren Orte, die das Leben in Berlin ausmachen.
Wer einmal mit der historischen Thüringer Waldbahn gefahren ist, erlebt weit mehr als nur eine Zugfahrt. Es ist eine Reise durch die Zeit, die eindrucksvoll zeigt, wie eng Tradition und Moderne in dieser Region miteinander verwoben sind.
Ein Blick in die Vergangenheit
In der Sendung aus dem Fernsehjahr 1988 berichtet ein Schauspieler des renommierten Berliner Ensembles – dessen Herz untrennbar mit der Geburtsstadt Gotha verbunden ist – von seinen Erinnerungen an eine Fahrt, die längst zur Legende geworden ist. Die alte Heimatstadt, die heute rund 58.000 Einwohner zählt, präsentiert sich als ein Ort, in dem sich über 1200 Jahre Geschichte in den restaurierten Handbauten des höfischen, kirchlichen und bürgerlichen Barock widerspiegelt.
Der Sprecher nimmt den Zuschauer mit auf eine fast 22 Kilometer lange Strecke, die nicht nur den historischen Stadtkern umschließt, sondern auch malerische Landschaften und wichtige kulturelle Stationen passiert. Bereits in den 20er Jahren begann hier eine Ära des Fortschritts – Gotha war eine der ersten Städte in Deutschland, die 1894 mit elektrischer Energie versorgt wurde. Doch die wahre Geschichte der Waldbahn begann erst am 17. Juli 1929, als der Traditionszug seine Fahrt aufnahm und seither als Symbol für den unaufhaltsamen Wandel und die gleichzeitige Bewahrung des Kulturerbes gilt.
Fahrt ins Herz Thüringens
Die Fahrt führt durch abwechslungsreiche Landschaften: Zunächst umrundet der Zug den historischen Stadtkern, bevor er durch charmante Ortsteile wie Sundhausen und den idyllischen Anger gleitet. Dabei begegnet man Erinnerungen an vergangene Zeiten – von der Eröffnung der elektrischen Stadtbahn bis hin zu den ersten Fahrgästen, die die nostalgische „Rutsche“ bestiegen.
Entlang der Strecke laden Sehenswürdigkeiten wie das volkseigene Gestüt in Boxberg, das Denkmal des ersten deutschen Turn- und Gymnastikplatzes in Schnäpfental und das prachtvolle Schloss Reinhardsbrunn dazu ein, einen Blick in die regionale Kultur und Geschichte zu werfen. Besonders beeindruckend bleibt der Abschnitt, der durch die majestätische Kulisse des Thüringer Waldes führt. Hier, zwischen den sanften Hügeln und dichten Wäldern, offenbart sich die natürliche Schönheit, die schon Generationen von Urlaubern und Einheimischen in ihren Bann zieht.
Heimatverbundenheit und Moderne
Obwohl die Strecke seit fast einem Jahrhundert befahren wird, zeigt sie auch, wie sich die Region den Herausforderungen der Zeit anpasst. Moderne Elemente mischen sich harmonisch mit dem historischen Erbe – so wurden alte Bausubstanz und zeitgemäße Architektur geschickt miteinander verknüpft. Diese Symbiose spiegelt sich auch in der Lebensart der Menschen wider, die sich über Generationen hinweg immer wieder neu erfunden und zugleich ihre Wurzeln bewahrt haben.
Die Begeisterung, mit der der Erzähler von seinen Kindheitserinnerungen berichtet, in denen die Fahrt mit der Waldbahn ein unvergleichliches Abenteuer darstellte, macht deutlich: Hier geht es nicht nur um Technik und Infrastruktur, sondern vor allem um das Gefühl von Heimat und die Verbundenheit mit der eigenen Geschichte.
Ein Erlebnis, das verbindet
Die Fahrt mit der Thüringer Waldbahn ist heute – wie damals – mehr als nur ein Transportmittel. Sie ist ein Erlebnis, das Jung und Alt gleichermaßen in den Bann zieht, ein nostalgischer Moment im hektischen Alltag und eine Einladung, sich auf eine Reise durch Raum und Zeit zu begeben. Die Gastfreundschaft der Thüringer, der Charme der Landschaft und die faszinierende Geschichte der Region verschmelzen zu einem unvergesslichen Erlebnis, das weit über die reine Fahrt hinausgeht.
Ob für den bewussten Genuss eines entspannten Wochenendausflugs oder als einmaliges Abenteuer für die ganze Familie – die Thüringer Waldbahn bleibt ein lebendiges Denkmal, das Tradition und Moderne auf einzigartige Weise miteinander vereint.
Mit 91 Metern ist es das größte Denkmal Europas und eines der bekanntesten Wahrzeichen Leipzigs: das Völkerschlachtdenkmal. Doch seine Errichtung war alles andere als einfach. Jahrzehntelang wurde um das Denkmal gerungen – politisch, finanziell und ideologisch. Heute ist es nicht nur eine Gedenkstätte, sondern auch ein Ort der Reflexion über nationale Identität und Geschichte.
Eine Schlacht mit weitreichenden Folgen
Vom 16. bis 19. Oktober 1813 tobte bei Leipzig die Völkerschlacht, die als größte Entscheidungsschlacht der Befreiungskriege gegen Napoleon in die Geschichte einging. Eine Koalition aus Preußen, Österreich, Russland und Schweden siegte über die Truppen des französischen Kaisers, der daraufhin seine Vorherrschaft in Deutschland verlor. Mit fast 100.000 Gefallenen war die Völkerschlacht eine der blutigsten Auseinandersetzungen ihrer Zeit.
Der lange Weg zum Denkmal
Schon kurz nach der Schlacht gab es erste Ideen für ein Denkmal. Doch vor allem in Sachsen, das auf Napoleons Seite gekämpft hatte und Gebietsverluste hinnehmen musste, stieß die Idee auf wenig Begeisterung. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts nahm das Vorhaben Fahrt auf. Der Freimaurer Clemens Thieme gründete 1894 den „Deutschen Patriotenbund“, der Spenden sammelte und den Bau des Denkmals organisierte.
Die Finanzierung gestaltete sich schwierig. Neben Spenden wurde eine Lotterie gegründet, um das Projekt abzusichern. Der Architekt Bruno Schmitz entwarf ein monumentales Bauwerk, das an die germanische Mythologie angelehnte Figuren und eine imposante Krypta enthielt. Am 18. Oktober 1898 begannen die Bauarbeiten. Die Fertigstellung dauerte 15 Jahre.
Symbolik und Bedeutung
Am 18. Oktober 1913 – exakt 100 Jahre nach der Schlacht – wurde das Denkmal feierlich eingeweiht. 26.500 Granit-Porphyr-Blöcke aus dem Steinbruch Borna wurden verbaut. In der Krypta wachen acht steinerne Krieger über die Toten. Vier monumentale Statuen symbolisieren Tugenden wie Tapferkeit und Glaubensstärke.
Das Denkmal wurde im Kaiserreich als Symbol nationaler Einheit gefeiert, in der NS-Zeit für Propagandazwecke genutzt und zu DDR-Zeiten als Mahnmal gegen den Militarismus interpretiert. Heute ist es ein historischer Ort, der die wechselvolle Geschichte Deutschlands widerspiegelt.
Ein Denkmal mit Zukunft
Nach der Wiedervereinigung wurde das Denkmal umfassend saniert. Heute zieht es Touristen, Geschichtsinteressierte und Besucher an, die nicht nur die Aussicht von der Plattform genießen, sondern auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit suchen. Die Bedeutung des Völkerschlachtdenkmals hat sich gewandelt – es bleibt aber ein beeindruckendes Zeugnis deutscher Geschichte.
Bonn, 1987 – Ein Tag, der als glanzvolle Staatsinszenierung begann und sich rasch als Spiegelbild des geteilten Deutschlands entpuppte.
In einer Zeit, in der die deutsche Teilung allgegenwärtig war, betrat Erich Honecker die Bühne der westdeutschen Hauptstadt – ein Staatsbesuch, der mehr war als nur eine symbolische Geste. Unter dem strengen Auge des Protokolls und begleitet von zahlreichen offiziellen Ritualen präsentierte sich der SED-Chef in Bonn als politischer Akteur, der zwischen inszenierter Einheit und kalkuliertem Eigennutz agierte.
Protokoll als politische Waffe
Bereits beim Eintreffen in der Villa Hammerschmidt wurde deutlich: Hier zählte jede Geste, jedes Händeschütteln, jede Flagge. Der Staatsbesuch sollte ein Bild der Versöhnung und des nationalen Zusammenhalts vermitteln. Doch hinter der Fassade der formellen Begrüßungen lauerte der Zwiespalt der Gefühle – nicht nur bei den Besuchern, sondern auch bei den politischen Entscheidungsträgern. Ein nervöser Kanzler und strenge Protokollvorschriften machten schnell klar, dass in Bonn nicht nur die Einheit der Deutschen, sondern auch die Unüberbrückbarkeit der politischen Gräben zum Thema wurde.
Der Tanz zwischen Inszenierung und Realität
Honeckers Auftritt war mehr als ein symbolischer Akt. Der Besuch war eine sorgfältig inszenierte Demonstration beider Seiten, ein Spiel mit Symbolen, das den Eindruck erwecken sollte, die Grenzen zwischen Ost und West könnten überwunden werden. Doch trotz aller Bemühungen blieb die Realität: Eine Mauer, die nicht nur aus Beton, sondern auch aus politischen Differenzen bestand. Der Tag in Bonn wurde zu einem Schaufenster, in dem der Versuch, nationale Identität und Heimatgefühl zu betonen, untrennbar mit pragmatischen wirtschaftlichen Interessen verknüpft war.
Wirtschaftliche Kalküle und politische Rhetorik
Neben der medienwirksamen Inszenierung stand für Honecker auch der materielle Nutzen im Vordergrund. Die zahlreichen Delegationen und Gespräche – von prominenten Ministerpräsidenten bis hin zu führenden Industriellen – zeigten, dass hinter der Fassade des staatsmännischen Austauschs vor allem ökonomische Interessen schlummerten. Der Besuch in Bonn sollte nicht nur ein politisches Statement setzen, sondern auch den Weg für eine engere betriebliche Kooperation ebnen – ein Appell, der weit über ideologische Grenzen hinausging.
Ein Ereignis als Medienspektakel
Was als bedeutsames historisches Ereignis begann, entwickelte sich rasch zu einem Medienspektakel. Die Berichterstattung über den Staatsbesuch verlieh dem Tag in Bonn einen fast surrealen Charakter: Ein Schauspiel, in dem offizielle Rituale und persönliche Ambitionen miteinander verschmolzen. Die emotionale Rhetorik – die Verweise auf Heimat, historische Orte und Persönlichkeiten wie Karl Marx – verlieh dem Ereignis einen zusätzlichen dramatischen Unterton, der die Spaltung, aber auch die Sehnsucht nach Einheit widerspiegelte.
Erich Honeckers Staatsbesuch in Bonn 1987 war weit mehr als ein rein politisches Ritual. Es war ein Spiegelbild der deutsch-deutschen Beziehungen, in dem formale Protokolle, mediale Inszenierungen und wirtschaftliche Kalküle aufeinandertreffen. Während der Tag den Wunsch nach nationaler Einheit betonte, blieb die Realität der deutschen Teilung unübersehbar – ein Zwiespalt, der bis heute nachhallt.
Ein Blick auf den NVA-Film von 1989 und den Wandel einer Nation
Im Jahr 1989, inmitten des Umbruchs der DDR, dokumentierte ein NVA-Film den symbolträchtigen Übergang von der Kriegsführung hin zu einer friedensorientierten Militärdoktrin. Unter dem Titel „dass Schwerter zu Pflugscharen werden“ wird eindrücklich gezeigt, wie moderne Kriegstechnik – Panzer, Flugzeuge und anderes Kampfequipment – trotz ihrer unbestrittenen Einsatzfähigkeit systematisch außer Dienst gestellt und letztlich verschrottet wird.
Abrüstung als politischer und emotionaler Wendepunkt
Der Film dokumentiert nicht nur den technischen Prozess des Abrüstens, sondern fängt auch die Emotionen der Soldaten ein, die über Jahrzehnte ihre Pflicht erfüllt haben. Für viele war der Abschied von den T-55-Panzern und Kampfflugzeugen weit mehr als das Ende eines Einsatzes: Es war der Beginn einer neuen Lebensphase. Soldaten, die jahrelang als Teil eines disziplinierten und schlagkräftigen Verbandes agiert hatten, mussten nun lernen, ihre militärische Identität hinter sich zu lassen. Diese persönlichen Schicksale stehen exemplarisch für die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die in jener Zeit in der DDR stattfanden.
Die Symbolik der Abrüstung
Der Titel des Films spielt auf ein altes biblisches Motiv an: Aus Schwertern, die einst den Krieg verkörperten, sollen Pflugscharen werden – Werkzeuge des Friedens und der Wiederaufbauarbeit. Mit diesem Bild wird die Absicht der damaligen DDR-Politik deutlich: Durch den Abbau von Kampfpotential sollte ein Zeichen gesetzt werden, das weit über rein militärische Entscheidungen hinausgeht. Die geplante Auflösung des Panzerregiments 8 und der Abbau von rund 600 Panzern sind dabei nicht nur strategische Maßnahmen, sondern auch ein politisches Statement, das den Weg zu einer friedlicheren Außenpolitik ebnen sollte.
Zwischen Tradition und Zukunft
Die Stimmen der Soldaten im Film erzählen von einer gemischten Freude und Wehmut. Für manche bedeutete die Abrüstung einen längst erwarteten Neuanfang, für andere den schmerzlichen Verlust eines Lebensabschnitts und der Kameradschaft, die über Jahre hinweg gewachsen war. Die militärische Ausbildung, die präzise Vorbereitung jedes Einsatzes und die jahrelange Hingabe an den Dienst – all das musste nun hinter sich gelassen werden. Dennoch war die Entscheidung zur Abrüstung auch von dem Wunsch getragen, aktiv an der Friedenssicherung mitzuwirken. Die Politiker der DDR wollten zeigen, dass sie den verheerenden Folgen moderner Kriegstechnik Einhalt gebieten können und wollten damit auch internationale Impulse setzen.
Ein Vermächtnis für die Zukunft
Der Film „dass Schwerter zu Pflugscharen werden“ bleibt ein eindrucksvolles Zeugnis einer Zeit des Wandels. Er dokumentiert nicht nur den materiellen Abrüstungsprozess, sondern auch einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Wandel – von der Kriegsvorbereitung hin zu einer Politik des Vertrauens und der Friedenssicherung. Die Stimmen und Bilder der ehemaligen Soldaten erinnern daran, dass die Umstrukturierung und der Abschied von alten Systemen stets auch persönliche Verluste und Neuanfänge bedeuten.
In der Rückschau zeigt sich, wie stark politische Entscheidungen das Leben einzelner Menschen prägen können. Der NVA-Film aus dem Jahr 1989 ist daher weit mehr als eine militärhistorische Dokumentation – er ist ein Appell, die Geschichte nicht zu vergessen und aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, um eine friedlichere Zukunft zu gestalten.
Das Theater am Rand, bekannt für seine intime Atmosphäre und besondere Inszenierungen, startet mit einem abwechslungsreichen Programm in die neue Saison. Schauspieler und Theaterleiter Thomas Rühmann stellte die Höhepunkte des Frühjahrsspielplans vor und betonte dabei nicht nur die künstlerische Vielfalt, sondern auch eine nachhaltige Neuerung: Eine Photovoltaikanlage versorgt das Theater nun mit eigenem Strom.
Ein vielseitiges Programm mit musikalischen und literarischen Akzenten
Zu den künstlerischen Höhepunkten des Frühjahrsspielplans gehören zahlreiche Konzerte und Theaterstücke, die unterschiedliche Genres und Stile vereinen. Alle Infos gibt es hier: PROGRAMM
Musikliebhaber dürfen sich auf Ulla Meinecke und Wenzel freuen, der am 1. Mai mit zwei Konzerten auftritt. Auch Susanne Janssen ist mit ihrem Jazz-Trio zu Gast und präsentiert am 2. Mai „Feeling Good“. Zwei Projekte rund um den verstorbenen Liedermacher Gerhard Gundermann setzen musikalische Akzente mit gesellschaftspolitischer Tiefe.
Die Schauspielkunst kommt ebenfalls nicht zu kurz. „Zwischen Welten“ von Julie Tse mit Annette Renneberg und Holger Demgen steht ebenso auf dem Programm wie „Die Skizze eines Sommers“ mit Isabel Gerschke und Christian Nähte. Auch Improvisation wird großgeschrieben: Rühmann selbst beteiligt sich an „Nie oder Jetzt“, einem Abend, an dem kein Satz vorab festgelegt ist.
Shakespeare in neuer Form
Besonders spannend dürften die beiden Shakespeare-Projekte werden. „Macbeth in der Küche“ verspricht eine ungewöhnliche Herangehensweise an das klassische Drama, während „Hamlet“ in reduzierter Form mit nur drei Schauspielern aufgeführt wird, die alle Rollen übernehmen.
Nachhaltigkeit als Teil der Theaterkultur
Neben der Kunst steht in diesem Jahr auch Nachhaltigkeit im Fokus. Eine neue Photovoltaikanlage, gefördert vom Land Brandenburg, sorgt dafür, dass das Theater seinen gesamten Strombedarf selbst decken kann. „Die Sonne sorgt dafür, dass wir spielen können“, so Rühmann begeistert. Zudem wurden Heizelemente in den Sitzreihen und unter dem Parkett installiert, die das Theater umweltfreundlich wärmen.
Mit diesem innovativen Schritt setzt das Theater am Rand ein Zeichen für nachhaltige Kultur und zeigt, dass Kunst und Umweltbewusstsein Hand in Hand gehen können.
Das Frühjahrsprogramm bietet also nicht nur künstlerische Vielfalt, sondern auch eine nachhaltige Zukunftsperspektive für das Theater. Ein Besuch lohnt sich – sowohl für Kulturbegeisterte als auch für all jene, die Theater auf eine neue, zukunftsweisende Weise erleben wollen. Alle Infos gibt es hier: PROGRAMM
Die DDR – ein Staat, der in seiner Selbstdarstellung nie offen als „kommunistisch“ tituliert wurde. Dr. Stefan Wolle beleuchtet in einem Interview, wie ein Zusammenspiel von Tradition, politischer Pragmatik und Sprachkultur den Diskurs prägte.
In der unmittelbaren Nachkriegszeit stand die politische Neuordnung Deutschlands vor einer Herausforderung: Wie sollten unterschiedliche linke Kräfte – Kommunisten und Sozialdemokraten – unter einem gemeinsamen Banner zusammengeführt werden? In der sowjetischen Besatzungszone führte man diese Diskussion letztlich mit der Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) am 21. April 1946. Dabei wurde bewusst auf den expliziten Begriff „kommunistisch“ verzichtet, um den Interessen beider Lager gerecht zu werden.
Die Symbiose von Sozialdemokratie und Kommunismus
Dr. Stefan Wolle weist darauf hin, dass der Zusammenschluss von KPD und SPD in der Besatzungszone nicht lediglich ein politisches Manöver war, sondern ein notwendiges Puzzleteil im Aufbau eines neuen, sozialistischen Staates. Die DDR verstand sich als Produkt dieser Fusion – ein Kompromiss, der es erlaubte, beide politischen Erben zu vereinen. Interessanterweise bewahrte sich in Westdeutschland die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) ihren traditionellen Namen, auch wenn sie politisch marginalisiert blieb. Somit zeigte sich, dass der Begriff „kommunistisch“ in unterschiedlichen Kontexten sehr unterschiedliche Assoziationen weckte.
Zwischen Ideologie und Sprachkultur
Während in Ländern wie Polen, Ungarn oder der Tschechoslowakei von einer klar kommunistischen Diktatur gesprochen wird, zeichnet sich in der DDR eine besondere Ambivalenz ab. „Die DDR nannte sich selbst nie explizit als kommunistisch – vielmehr sprach man vom SED-Regime“, erklärt Wolle. Diese sprachliche Zurückhaltung war nicht nur ein politischer Kalkül, sondern spiegelte auch tief verwurzelte psychologische und kulturelle Assoziationen wider. In Deutschland hat der Begriff „Kommunist“ oft positive Konnotationen, die an Heldentum, Fortschritt und gesellschaftliche Errungenschaften erinnern.
Die Frage der Selbstbezeichnung
Ein weiteres Spannungsfeld bildete die offizielle Selbstbezeichnung der Herrscherpartei. So blieb der Begriff „Kommunismus“ im offiziellen Diskurs weitestgehend aus – ein bewusster Schritt, um die Verbindung zwischen dem revolutionären Ideal der klassenlosen Gesellschaft und der tatsächlichen Staatsorganisation zu verwischen. Gleichzeitig wurde auch der Terminus der Nachfolgepartei, die später als Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) und heute als Teil der Linkspartei firmiert, genutzt, um eine Distanzierung von der kommunistischen Vergangenheit zu suggerieren.
Eine Politik im Spannungsfeld
Der Beitrag von Dr. Stefan Wolle zeigt eindrucksvoll, wie vielschichtig und widersprüchlich die Beurteilung der DDR als „kommunistisch“ sein kann. Einerseits beruhte das System auf einer klar marxistisch-leninistischen Ideologie, andererseits bestimmte der pragmatische Zusammenschluss von Sozialdemokraten und Kommunisten, dass offizielle Bezeichnungen und Sprachgewohnheiten andere Bilder vermittelten. Das Erbe der DDR ist somit nicht nur politisch, sondern auch sprachlich und kulturell ambivalent – ein Erbe, das auch Jahrzehnte nach der Wende noch immer in der öffentlichen Debatte nachhallt.
Während die Diskussion über die Natur des DDR-Regimes weiterhin kontrovers geführt wird, bleibt eines klar: Die Frage, wie „kommunistisch“ die DDR wirklich war, lässt sich nicht in einfachen Kategorien fassen – sie ist vielmehr Ausdruck eines komplexen Zusammenspiels von Ideologie, Politik und Rhetorik.
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und überzeugter Demokrat prägte Wolfgang Thierse nicht nur die politische Landschaft der DDR, sondern ebnete auch den Weg für eine neue Ära in der deutschen Parlamentarismusgeschichte. Geboren 1943 in Breslau, zeigte Thierse schon in jungen Jahren politisches Interesse – ein Interesse, das er in der Diktatur der DDR nicht offen leben konnte. Seine bewusste Entscheidung, sich von der SED und den Blockparteien fernzuhalten, machte ihn in jenen Jahren zu einem stillen Widerstandskämpfer.
Mit dem Ausbruch der Friedlichen Revolution im Herbst 1989 öffnete sich für Thierse eine Tür: Die Möglichkeit, aktiv an der politischen Umgestaltung teilzunehmen. Zunächst im Neuen Forum aktiv, fand er rasch den Weg in die neu gegründete Sozialdemokratische Partei in der DDR (SDP, später SPD Ost). Über eine Listenwahl gelang ihm der Einzug in die 10. Volkskammer – ein Parlament, das ganz anders tickte als der westdeutsche Bundestag, dessen Debatten er seit Jahrzehnten mit Begeisterung verfolgte.
Thierse, der sich nie als Minister sehen wollte, fand seine Berufung im öffentlichen Debattieren. Schon während des intensiven Wahlkampfs in Berlin, bei dem er selbst Wahlmaterial verteilte und erste, schüchterne Kontakte knüpfte, machte er Erfahrungen, die ihn nachhaltig prägten. Inspiriert von einem engagierten SPD-Senator aus West-Berlin, lernte er, wie wichtig es ist, als Abgeordneter den direkten Draht zur Bevölkerung zu pflegen.
Der parlamentarische Alltag in der 10. Volkskammer gestaltete sich als ein wahrer „Learning-by-Doing“-Prozess. Mit fast allen Abgeordneten unerfahren in der parlamentarischen Arbeit, prägten intensive Debatten, der Umgang mit der Affäre um den später als Stasi-Spitzel entlarvten Spitzenkandidaten Ibrahim Böhme sowie die Frage nach einer Regierungsbeteiligung die ersten Monate der neuen Demokratie. Dabei war die Unterstützung der westdeutschen SPD, insbesondere durch Persönlichkeiten wie Hans-Jürgen Vogel, von unschätzbarem Wert – eine Haltung, die Thierse bis heute als Ausdruck von Respekt und Gleichbehandlung in Erinnerung behält.
Besonders hervorzuheben ist Thierses Erkenntnis, dass Demokratie weit mehr als nur eine Regierungsform ist. Für ihn bedeutete sie auch den freien Meinungsaustausch – ein Gut, das in den „Orten der Freiheit“ wie den Kirchen in der DDR besonders spürbar war. Diese Institutionen boten den Raum, den die strenge staatliche Zensur sonst überall vermissen ließ, und ermöglichten den politischen Neulingen, sich ohne Angst vor Repressionen zu äußern.
In seiner ersten Rede im Deutschen Bundestag legte Thierse den Grundstein für eine gemeinsame, aber ungleiche deutsche Einheit. Er kritisierte die Dynamik, in der das westdeutsche Modell als Erfolgsrezept inszeniert wurde, während die ostdeutsche Erfahrung als lehrreich, aber minderwertig abgestempelt blieb. Für ihn stand fest: Eine echte Einheit könne nur auf Augenhöhe erreicht werden – ein Anspruch, der auch heute noch nachhallt.
Die sechsmonatige Zeit in der Volkskammer mag kurz gewesen sein, doch sie war geprägt von einer Intensität, die Thierse zeitlebens nicht vergessen wird. Der Übergang von einem zurückgezogenen Wissenschaftler zu einer öffentlichen Stimme für die Ostdeutschen war ein unerhörter Lernprozess – ein Prozess, in dem der Wunsch, die Menschen zu erreichen und die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, stets im Vordergrund stand.
Heute blickt Thierse mit Stolz auf diese Zeit zurück – als eine Epoche des Umbruchs, in der nicht nur politische Strukturen neu definiert, sondern auch persönliche Grenzen überschritten wurden. Sein politischer Werdegang steht exemplarisch für den Mut, Veränderungen anzustoßen, und für die Überzeugung, dass Demokratie immer auch ein fortwährender Lernprozess ist.
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Im Mai 1987, inmitten eines sich wandelnden geopolitischen Klimas, fand in der DDR eine wegweisende Tagung statt. Die damaligen politischen Weichen sollten – zumindest in der Darstellung der offiziellen Staatsdoktrin – den Frieden in Europa sichern und eine neue Ära der internationalen Vertrauensbildung einläuten. Ein Produkt dieser Politik war der Film „Vertrauen, Sicherheit, Frieden – NVA Film DDR 1988“, der nicht nur militärische Abläufe und Übungsszenarien dokumentierte, sondern auch die ideologische Grundlage der DDR-Militärpolitik inszenierte. Der Film liefert ein vielschichtiges Bild einer Gesellschaft, die sich inmitten des Kalten Krieges als Garantin des Friedens und der Stabilität versteht.
Einleitung in eine neue Ära der Sicherheitspolitik
Die 1980er Jahre waren von Spannungen zwischen Ost und West geprägt. Doch während sich die westlichen Staaten zunehmend auf ihre Rüstungskapazitäten und nukleare Abschreckung stützten, verfolgte die DDR einen anderen Ansatz. Die offizielle Linie basierte auf der Überzeugung, dass Frieden nicht allein durch militärische Stärke, sondern vor allem durch Vertrauen und transparente Zusammenarbeit erzielt werden könne. Diese Vision wird im Film eindrucksvoll dokumentiert: Es geht nicht nur um militärische Übungen, sondern um den Austausch von Erfahrungen, Fähigkeiten und Werten – ein Versuch, die Fronten zwischen den beiden Machtblöcken schrittweise zu überbrücken.
Historischer Hintergrund und politische Rahmenbedingungen
Im Jahr 1988, als der Film entstand, stand Europa an einem Wendepunkt. Die Politik der Rüstungskontrolle und Abrüstung nahm verstärkt Gestalt an. Internationale Abkommen wie das Stockholmer Dokument und die KSZE-Beschlüsse sollten dazu beitragen, das Misstrauen zwischen Ost und West abzubauen. Die DDR positionierte sich in diesem Kontext als ein Staat, der den Frieden als oberstes Verfassungsprinzip verankert hat. „Von deutschem Boden darf nie wieder ein Krieg ausgehen“, verkündete der Film in eindringlichen Worten und stellte damit eine klare Abkehr von den Konflikten der Vergangenheit dar.
Propaganda als Instrument der Friedenssicherung?
Die Darstellung der Nationalen Volksarmee (NVA) im Film folgt einem klaren propagandistischen Narrativ: Offenheit, Transparenz und der Austausch mit ausländischen Militärdelegationen werden als Beweis für die defensive Ausrichtung der DDR-Militärpolitik inszeniert. Militärs, Verteidigungsattachés und Offiziere aus über 20 Staaten – darunter auch Vertreter neutraler und nicht paktgebundener Nationen – besuchen regelmäßig Einrichtungen, Ausbildungsbasen und Übungsplätze der NVA. Diese Besuche sollen nicht nur der Information dienen, sondern auch die vermeintlich hervorragende Ausbildung und Disziplin der DDR-Streitkräfte unter Beweis stellen. So wird der Film zu einem Instrument der Vertrauensbildung, das den Eindruck vermitteln soll, dass in der DDR das militärische Potenzial bewusst auf das absolut Notwendige reduziert und stets kontrolliert werde.
Der Film als Spiegelbild der DDR-Mentalität
Der Film „Vertrauen, Sicherheit, Frieden“ zeigt nicht nur technische Details von Manövern und militärischen Übungen, sondern gewährt auch Einblicke in die ideologische Selbstwahrnehmung der DDR. Es wird ein Bild gezeichnet von einem Staat, der nicht als Aggressor, sondern als Hüter des Friedens auftritt. Die NVA wird als ein moderner, offener und fortschrittlicher Arm der DDR dargestellt, der internationalen Austausch und Dialog fördert. Anhand von Statements aus verschiedenen Besucherkreisen – von amerikanischen bis niederländischen Offizieren – wird der Eindruck erweckt, dass die militärische Ausbildung in der DDR höchsten Ansprüchen genügt und zudem von einem hohen Maß an Glaubwürdigkeit und Authentizität geprägt ist.
Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Inspektionstätigkeit: Durch gegenseitige Besuche und Inspektionen sollen nicht nur Rüstungsdaten überprüft, sondern auch Misstrauen und Feindbilder abgebaut werden. Die Vorstellung, dass militärische Transparenz zu einem stabilen Frieden beitragen kann, wird eindringlich vermittelt. Zugleich offenbart der Film, wie wichtig der kulturelle und historische Kontext in der DDR-Propaganda war: Städte wie Bautzen und die Festung Königstein werden als Orte der Erinnerung und Mahnung gegen Krieg und Zerstörung inszeniert. Hier verbinden sich militärische Darstellung und kulturelles Gedächtnis zu einem umfassenden Friedensbild.
Der transnationale Dialog und seine Bedeutung
Ein weiterer zentraler Aspekt des Films ist der transnationale Austausch zwischen Militärs verschiedener Nationen. Durch Besuche in Garnisonen, Ausbildungszentren und Übungsplätzen entsteht ein Netzwerk der Kommunikation, das über den rein militärischen Bereich hinausgeht. Der Film dokumentiert zahlreiche Begegnungen, in denen auch persönliche Eindrücke und Erfahrungen ausgetauscht werden. Offiziere und Delegierte berichten von einer offenherzigen Atmosphäre, in der auch kritische Fragen gestellt und ehrlich beantwortet werden. Diese Berichte sollten nicht nur den internationalen Partnern Sicherheit geben, sondern auch das Bild einer modernen, vertrauenswürdigen DDR untermauern.
Der Dialog, der hier inszeniert wird, ist mehr als nur symbolisch: Er steht für den Versuch, ein Europa zu formen, in dem der Austausch von Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen zentrale Bedeutung hat. Die Einladung zu gemeinsamen Übungen und die Integration von Beobachtern in die militärischen Abläufe sollen demonstrieren, dass die DDR bereit war, Brücken zu bauen und langfristig an einem friedlichen Miteinander zu arbeiten.
Kontroverse und kritische Betrachtung
Trotz der propagandistischen Rhetorik und der offiziellen Betonung des Friedens bleibt die Frage, inwiefern der Film der Realität entsprach. Kritiker verweisen darauf, dass hinter der Fassade der Offenheit auch eine strenge Kontrolle und ideologische Indoktrination stand. Die Darstellung der NVA als alleinige Hüterin des Friedens diente zugleich dazu, von den repressiven Aspekten des DDR-Regimes abzulenken. In der Inszenierung des internationalen Dialogs und der militärischen Transparenz spiegelt sich auch der Versuch wider, die DDR als verlässlichen Partner im westlichen Sicherheitsgefüge zu positionieren, ohne dabei die tatsächlichen inneren Widersprüche des Systems offen zu legen.
Die Betonung der militärischen Ausbildung und der regelmäßigen Besuche ausländischer Delegationen sollte auch als ein Mittel gesehen werden, um das internationale Bild der DDR zu verbessern. Gleichzeitig blieb die militärische Bereitschaft – auch im Rahmen der Abschreckung – ein zentraler Bestandteil der nationalen Sicherheitsstrategie. So zeigt der Film eine paradoxe Mischung: Einerseits wird der Frieden als höchstes Gut propagiert, andererseits wird die militärische Präsenz als unabdingbare Garantie für die Sicherheit des Staates dargestellt.
Langfristige Wirkung und historische Einordnung
Mit dem Ende des Kalten Krieges und dem Zusammenbruch der DDR hat sich auch die Wahrnehmung solcher propagandistischer Filme grundlegend verändert. Heute dienen sie als historisches Dokument, das einen Einblick in die Selbstdarstellung und die politischen Ambitionen eines Staates gibt, der sich im Spannungsfeld zwischen Ideologie und Realität bewegte. Der Film „Vertrauen, Sicherheit, Frieden“ kann somit als ein Zeugnis einer Zeit betrachtet werden, in der der Glaube an den Frieden – wenn auch in ideologisch gefärbter Form – als Leitmotiv der politischen Kultur der DDR diente.
In der retrospektiven Betrachtung wird deutlich, dass der Film nicht nur als reines Propagandainstrument, sondern auch als Versuch einer politischen Kommunikation verstanden werden muss, die den internationalen Dialog fördern sollte. Die offizielle DDR-Politik, die auf Transparenz und gegenseitigem Vertrauen basierte, steht heute in einem komplexeren Licht. Einerseits war sie ein Versuch, den Krieg zu verhindern und Stabilität zu gewährleisten, andererseits war sie eng mit den Machtstrukturen und der ideologischen Ausrichtung des Regimes verknüpft.
Der NVA-Film „Vertrauen, Sicherheit, Frieden – NVA Film DDR 1988“ stellt ein faszinierendes, wenn auch ambivalentes Dokument dar. Er vermittelt das Bild eines Staates, der den Frieden zum obersten Ziel erklärt und seine militärische Stärke als notwendiges, aber streng kontrolliertes Mittel der Abschreckung versteht. Durch die Inszenierung von Offenheit, internationalem Austausch und kultureller Selbstreflexion wollte die DDR nicht nur ihre militärische Doktrin rechtfertigen, sondern auch ihre Rolle als Friedensstifter in einem geteilten Europa untermauern.
Heute lädt der Film dazu ein, über die komplexen Zusammenhänge zwischen Ideologie, Propaganda und Sicherheitsstrategie nachzudenken. Er erinnert uns daran, dass politische Kommunikation immer auch ein Spiegelbild der jeweiligen historischen und gesellschaftlichen Umstände ist – ein Spiegel, der uns die Widersprüche und Ambivalenzen der Vergangenheit ebenso vor Augen führt wie die Hoffnungen auf eine friedlichere Zukunft.
Mit einem Blick auf die Ereignisse von 1988 und die inhaltlichen Schwerpunkte des Films wird deutlich, dass die Suche nach Vertrauen, Sicherheit und Frieden stets ein Balanceakt zwischen Idealen und realpolitischen Zwängen war – und bis heute ist.
Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen – Angesichts der überraschenden Grenzöffnung und der damit einhergehenden Ausreisewelle aus der DDR mobilisieren Behörden, Militär und Zivilgesellschaft in Norddeutschland rasch alle Kräfte, um der drohenden humanitären Notlage zu begegnen.
In Hamburg werden Turnhallen in Notquartiere umgewandelt. Provisorische Bettenlager entstehen, um den unerwarteten Zustrom von Flüchtlingen zu bewältigen, während in Schleswig-Holstein bereits 1.400 Plätze in Heimen, Jugendeinrichtungen und Hotels identifiziert wurden. Niedersachsen reagiert mit der Eröffnung von sieben Hilfskrankenhäusern, die rund 2.000 Menschen vorübergehend aufnehmen sollen.
Die Bundeswehr spielt eine zentrale Rolle: In Hamburg werden in den Kasernen zusätzliche 1.000 Plätze geschaffen, sodass bundesweit bereits etwa 28.000 DDR-Neubürger in über 100 Truppenunterkünften untergebracht sind. Auch ausländische Streitkräfte haben ihre Unterstützung zugesagt und bieten weitere Unterkünfte an.
Doch die logistischen Herausforderungen sind enorm. Noch vor dem 9. November 1989 waren viele Notunterkünfte überfüllt – nun verschärft sich die Lage. Neben dem Mangel an Wohnraum stehen die Behörden vor der Aufgabe, Lebensmittel, Kleidung und medizinische Versorgung in einem bislang nie dagewesenen Ausmaß zu organisieren. Provisorische Unterkünfte wie Zelte und Sammelunterkünfte in Kasernen werden zur temporären Lösung, während die hygienischen Bedingungen häufig zu wünschen übrig lassen.
Neben den staatlichen und militärischen Maßnahmen engagieren sich auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, Caritas sowie kirchliche Einrichtungen in großem Stil. Diese koordinieren Spendenaktionen, verteilen Kleidung und bieten psychologische Betreuung an. Überdies zeigen viele Bürger große Solidarität, indem sie private Unterkünfte anbieten oder sich ehrenamtlich zur Unterstützung der DDR-Flüchtlinge melden. Erste Integrationsmaßnahmen, etwa durch die Vermittlung offener Arbeitsstellen, deuten zudem auf langfristige Lösungsansätze hin.
Die breit angelegte Zusammenarbeit von Bund, Ländern, Kommunen und zahlreichen zivilgesellschaftlichen Akteuren unterstreicht, wie umfassend die Krisenbewältigung in Norddeutschland organisiert ist. Mit einem Mix aus staatlicher Planung, militärischer Unterstützung und gesellschaftlichem Engagement hofft man, die humanitäre Krise zu meistern und den betroffenen DDR-Flüchtlingen nicht nur kurzfristig Schutz, sondern auch Perspektiven für eine erfolgreiche Integration zu bieten.
Während die provisorischen Maßnahmen auf den akuten Bedarf reagieren, bleibt der dringende Handlungsbedarf bei der Schaffung von dauerhaftem Wohnraum und der weiteren Integration der Flüchtlinge spürbar – ein Auftrag, der die gesamte Gesellschaft fordert.