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Eine spannende Zeitreise in die bunte Welt der DDR-Schminke der 70er Jahre

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In diesem Video nimmt die Gastgeberin die Zuschauer mit auf eine spannende Zeitreise in die bunte Welt der DDR-Schminke der 70er Jahre. Er beginnt mit einer Einführung und zeigt dabei eine Vielzahl von Originalprodukten, die in der DDR verwendet wurden. Als besonderes Highlight präsentiert sie ein typisches DDR-Make-up und führt Schritt für Schritt durch den Prozess des Schminkens im Retro-Stil.

Das Video startet mit einem Blick auf die Pflegecremes, die in der DDR erhältlich waren. die Gastgeberin zeigt Produkte wie die berühmte Florena Creme, die Leocreme aus dem Kombinat Meliz, sowie die Kräutervitalcreme und die schwarze Hautcreme aus der Linie Samt. Sie erklärt, dass diese Produkte nicht nur bekannt, sondern auch charakteristisch für die damalige Zeit waren. Besonders wird auf die Schreibweise „Krem“ für Creme eingegangen, die in den 50er und 60er Jahren verwendet wurde. Die Gastgeberin bemerkt auch den unverwechselbaren Duft der Florena Creme, der viele DDR-Bürger noch gut in Erinnerung haben.

Bevor es ans eigentliche Make-up geht, wirft die Gastgeberin einen Blick auf die Kosmetikzeitschriften wie „Sibille“ und „Pramo Saison“, die damals sehr beliebt waren. Diese Zeitschriften, die oft schnell ausverkauft waren, gaben viele Tipps und Inspirationen für die Schönheitspflege.

Schritt 1: Augenbrauen
Die Gastgeberin erklärt, dass die Augenbrauen in den 70er und 80er Jahren sehr dünn gezupft wurden. Für ein authentisches DDR-Make-up wird empfohlen, die Augenbrauen unauffällig nachzuziehen. Die Zuschauer werden eingeladen, diese Technik auszuprobieren, auch wenn sie heute nicht mehr ganz aktuell ist.

Schritt 2: Lidschatten
Als Nächstes zeigt die Gastgeberin, wie man den Lidschatten aufträgt. Er verwendet einen grünen Lidschatten von „Regard“, der dem Lidschatten ihrer Mutter ähnelt. Der Lidschatten wird kräftig aufgetragen, und die Gastgeberin hebt hervor, dass dieser Lidschatten in der DDR meist cremig und nicht puderig war.

Schritt 3: Lidstrich
Die Gastgeberin erklärt, dass der Lidstrich für das Abend-Make-up vorgesehen war. Für den Alltag wurde der Lidstrich dünn gezogen. Für festliche Anlässe verwendet man die dekorative Kosmetik von „GC Garden Color“, die Lippenstifte, Nagellacke und Puder in passenden Farben umfasst.

Schritt 4: Wimpern
Beim Tuschen der Wimpern verwendet die Gastgeberin entweder eine Wimperntusche von „Sküs“ oder den „Mascarographen“ von „Part“, der auch Nachfüllpacks von „Garden Color“ hat. Der Mascarograph wird als besonders innovativ vorgestellt.

Schritt 5: Lippenstift
Für die Lippenstifte zeigt der Gastgeber Produkte von Marken wie „Juwel“, „Part“ und „Garden Color“. Sie erklärt, dass die Farben oft dezent waren, es aber auch auffällige Varianten gab.

Schritt 6: Rouge
Abschließend wird ein Rouge von „Coloran“ aufgetragen, um das Make-up zu vervollständigen. Die Gastgeberin lobt das Rouge für seine Qualität und beschreibt, wie es den Look perfekt abrundet.

Sie verweist auch auf die Veränderungen in den 80er Jahren, als das Make-up mutiger und farbenfroher wurde. Produkte wie die „Actionsie“ mit ihrer markanten schwarzen Verpackung und Neonfarben waren damals besonders beliebt.

Abschließend erklärt die Gastgeberin, dass die Kosmetikprodukte in Kaufhallen, Konsumgeschäften oder exklusiven Läden erhältlich waren und bis Mitte der 70er Jahre auch über den Versandhandel zu beziehen waren. Er zeigt einige zusätzliche Produkte wie Nagellack von „Part“ und Trockenshampoo aus Polen.

Zum Schluss des Videos betont die Gastgeberin, wie wichtig die Nagelpflege ist und rundet das nostalgische Make-up-Erlebnis mit einem Blick auf die Abschmink-Seife ab, die den typischen Duft der damaligen Zeit versprüht. Mit einem freundlichen „Tschüss und bis zum nächsten Mal!“ verabschiedet sich die Gastgeberin von den Zuschauern.

Karl-Marx-Stadt: Soziale Utopie und städtebauliche Visionen der DDR

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Karl-Marx-Stadt, wie Chemnitz in der DDR von 1953 bis 1990 hieß, war ein außergewöhnliches städtebauliches Projekt. Die Transformation dieser sächsischen Stadt in eine sozialistische Musterstadt begann in den frühen 1950er Jahren und zog sich über zwei Jahrzehnte hin. Ziel war es, die Stadt gemäß den Idealen des Sozialismus und den Prinzipien der marxistischen Ideologie zu gestalten. Die Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt reflektierte das Bestreben der DDR, sich ideologisch von der Vergangenheit abzuwenden und eine neue, sozialistische Identität zu schaffen.

Die Stadtplanung von Karl-Marx-Stadt war in vielerlei Hinsicht ambitioniert und innovativ. Der zentrale Punkt des städtebaulichen Plans war die Umgestaltung der Innenstadt. Die Planung umfasste den Bau von Wohnblocks, den Ausbau öffentlicher Gebäude und die Gestaltung weitläufiger Verkehrsachsen. Der Fokus lag darauf, eine moderne und funktionale Stadtstruktur zu schaffen, die sowohl die Bedürfnisse der Einwohner als auch die Anforderungen des sozialistischen Staates erfüllen sollte.

Ein markantes Beispiel für diese städtebaulichen Ambitionen war die Karl-Marx-Allee, eine breite, großzügig angelegte Straße, die symbolisch für den neuen sozialistischen Geist stehen sollte. Diese Allee wurde so geplant, dass sie sowohl den Verkehr als auch große Demonstrationen problemlos bewältigen konnte. Der Entwurf sah vor, dass die Straße für große Menschenmengen geeignet sein sollte, was die Bedeutung des öffentlichen Lebens und der politischen Versammlungen in der DDR widerspiegelte. Trotz dieser Planungen blieb die Allee eine Sackgasse, die ihre ursprüngliche Funktion nie ganz erfüllte.

Der Wohnungsbau spielte eine zentrale Rolle in der Stadtentwicklung von Karl-Marx-Stadt. Die Stadtverwaltung verfolgte das Ziel, ausreichenden Wohnraum für die Bevölkerung zu schaffen und die Lebensqualität der Bürger zu verbessern. Es wurden zahlreiche Wohnblöcke errichtet, die eine moderne und ansprechende Architektur aufwiesen. Diese Neubauten sollten nicht nur funktional, sondern auch repräsentativ für das neue sozialistische Stadtbild sein.

Neben dem Wohnungsbau wurden auch kulturelle und öffentliche Gebäude errichtet, die den sozialistischen Charakter der Stadt unterstreichen sollten. Hierzu gehörten Museen, Theater und andere kulturelle Einrichtungen, die das sozialistische Weltbild vermitteln und die Ideale des Marxismus-Leninismus propagieren sollten. Diese Gebäude wurden oft mit monumentalen und imposanten Fassaden gestaltet, um die Bedeutung des Sozialismus zu betonen.

Trotz der ehrgeizigen Pläne und des umfangreichen Bauprogramms blieben einige Projekte unvollendet oder wurden während des Bauprozesses geändert. Die Notwendigkeit, die Pläne kontinuierlich an sich ändernde politische und wirtschaftliche Bedingungen anzupassen, führte dazu, dass einige Bereiche der Stadtentwicklung nicht den ursprünglichen Vorstellungen entsprachen. Dies war besonders sichtbar in der Architektur und dem Stadtbild, das eine Mischung aus fertiggestellten und halbfertigen Bauprojekten zeigte.

Die Stadt Karl-Marx-Stadt, wie sie in den Jahren 1974 und 1975 existierte, war ein Spiegelbild der sozialistischen Ideologie der DDR. Die Stadtplanung und der Bau spiegelten den Versuch wider, eine neue, sozialistische Identität zu schaffen, die sowohl die Ideale des Sozialismus verkörperte als auch den praktischen Bedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trug. Diese umfassenden städtebaulichen Maßnahmen und der Wille zur Veränderung prägten das Bild der Stadt und hinterließen sowohl Spuren des Fortschritts als auch der Herausforderungen, die mit der Umsetzung solcher großangelegten Projekte verbunden waren.

Heute, nach der Wiedervereinigung Deutschlands und der Rückbenennung in Chemnitz, sind viele dieser städtebaulichen Errungenschaften und Veränderungen noch immer sichtbar und prägen das Stadtbild. Die Geschichte von Karl-Marx-Stadt bleibt ein wichtiger Bestandteil des kulturellen Erbes und der Erinnerung an eine Zeit, in der städtebauliche Visionen eng mit politischen Idealen verknüpft waren.

Die Treuhandanstalt: Eine Bilanz der wirtschaftlichen Transformation Ostdeutschlands

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Die Treuhandanstalt war eine der umstrittensten Institutionen der Nachwendezeit. Ihre Aufgabe war es, die volkseigenen Betriebe der DDR in die Marktwirtschaft zu überführen. Zwischen 1990 und 1994 privatisierte, sanierte oder liquidierte die Treuhand rund 8.500 Unternehmen mit insgesamt vier Millionen Beschäftigten. Dabei stand sie von Beginn an in der Kritik: Während Befürworter sie als notwendiges Instrument der wirtschaftlichen Transformation betrachten, werfen Kritiker ihr eine überhastete Abwicklung und den Ausverkauf ostdeutscher Wirtschaft vor.

Die Gründung der Treuhand und ihr Auftrag
Am 1. März 1990 wurde die Treuhandanstalt als Übergangsbehörde gegründet, um die ehemaligen volkseigenen Betriebe (VEB) der DDR in marktwirtschaftliche Strukturen zu überführen. Nach der Wiedervereinigung unterstand sie der Bundesregierung und wurde eine zentrale Instanz im Transformationsprozess. Ihr offizielles Ziel war es, „schnellstmöglich effiziente, wettbewerbsfähige Unternehmen zu schaffen“, indem sie die Betriebe privatisierte, sanierte oder – falls keine wirtschaftliche Perspektive bestand – liquidierte.

Der Privatisierungsprozess: Gewinner und Verlierer
Die Treuhand versuchte, Unternehmen so schnell wie möglich zu verkaufen. Westdeutsche und internationale Investoren erhielten damit die Möglichkeit, ostdeutsche Firmen zu übernehmen. Während einige Betriebe erfolgreich weitergeführt wurden, kam es in vielen Fällen zu Werksschließungen, Massenentlassungen oder zur Zerschlagung der Unternehmen. Häufig wurden ostdeutsche Betriebe von westdeutschen Konkurrenten übernommen und anschließend stillgelegt, um Marktanteile zu sichern.

Diese Entwicklung führte zu einer enormen wirtschaftlichen Verunsicherung in Ostdeutschland. Die Arbeitslosigkeit stieg rapide an, viele Ostdeutsche mussten in den Westen abwandern, um Arbeit zu finden. Kritiker bemängeln, dass die Treuhand nicht genug getan habe, um ostdeutsche Interessen zu wahren. Der Ausverkauf der Wirtschaft und die Zerschlagung ganzer Industriezweige führten zu einem nachhaltigen Vertrauensverlust in staatliche Institutionen.

Wirtschaftliche und gesellschaftliche Folgen
Die wirtschaftlichen Folgen der Treuhand-Politik waren gravierend. Während einige Regionen und Branchen langfristig von der Umstrukturierung profitierten, blieben viele ostdeutsche Regionen wirtschaftlich abgehängt. Die Arbeitslosenquote in den neuen Bundesländern war über Jahre hinweg deutlich höher als in Westdeutschland. Zudem entstanden neue soziale Ungleichheiten: Während einige ostdeutsche Unternehmer und Manager von der Privatisierung profitierten, erlebten viele Arbeitnehmer und ehemalige Betriebsleiter eine soziale und wirtschaftliche Degradierung.

Die gesellschaftlichen Folgen sind bis heute spürbar. Viele Ostdeutsche empfinden den Umgang der Treuhand mit der DDR-Wirtschaft als eine Art „Kolonialisierung“ durch den Westen. Dies hat zu einer tiefen Entfremdung zwischen Ost und West beigetragen, die sich noch Jahrzehnte nach der Wiedervereinigung in politischen und gesellschaftlichen Debatten zeigt. Die anhaltende Skepsis gegenüber westlichen Eliten und Institutionen, die hohe AfD-Wählerschaft in vielen ostdeutschen Regionen sowie die starke Ostidentität sind auch eine Folge der Nachwendezeit.

Die politische Debatte um die Treuhand
Schon während ihrer aktiven Zeit stand die Treuhandanstalt in der Kritik. Vor allem der Umstand, dass sie letztlich mit einem Defizit von rund 256 Milliarden D-Mark schloss, obwohl sie durch die Privatisierungen Einnahmen erzielen sollte, löste Unmut aus. Korruptionsvorwürfe, Intransparenz und die Ermordung ihres Präsidenten Detlev Karsten Rohwedder 1991 durch die RAF verstärkten das negative Bild der Institution.

Politisch bleibt die Debatte um die Treuhand bis heute kontrovers. Während einige Historiker betonen, dass der radikale Privatisierungsprozess notwendig gewesen sei, um eine funktionierende Marktwirtschaft zu etablieren, argumentieren Kritiker, dass eine langsamere und sozialverträglichere Transformation möglich gewesen wäre. Linke Parteien und ostdeutsche Bürgerinitiativen fordern seit Jahren eine umfassende Aufarbeitung der Treuhand-Politik, um Unrecht aufzuarbeiten und mögliche Wiedergutmachungen zu prüfen.

Eine umstrittene Institution mit langfristigen Folgen
Die Treuhandanstalt war eine Schlüsselinstitution der deutschen Wiedervereinigung. Ihr Handeln hat die wirtschaftliche und gesellschaftliche Landschaft Ostdeutschlands nachhaltig geprägt. Während sie aus wirtschaftlicher Sicht die Voraussetzung für eine wettbewerbsfähige Marktwirtschaft schuf, hinterließ sie auch viele Wunden, die bis heute nicht verheilt sind.

Die Frage, ob die Treuhand hätte anders agieren können, bleibt eine der zentralen Debatten um die Nachwendezeit. Klar ist jedoch, dass sie einen erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung Ostdeutschlands hatte – und dass die Diskussion über ihre Rolle noch lange nicht abgeschlossen ist.

Die Gründung der DDR am 7. Oktober 1949

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Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) offiziell gegründet. Dieses Datum markiert den Beginn eines sozialistischen Staates, der sich auf dem Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone formierte. Die Gründung der DDR war das Ergebnis einer tiefen Spaltung Deutschlands, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer deutlicher zutage trat. Während in den westlichen Besatzungszonen unter der Führung der USA, Großbritanniens und Frankreichs 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet wurde, formierte sich im Osten ein sozialistischer Gegenentwurf, der stark unter dem Einfluss der Sowjetunion stand.

Vorgeschichte der Gründung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 stand Deutschland in Trümmern, politisch und wirtschaftlich zerstört. Die Alliierten – die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion – hatten das Deutsche Reich besiegt und beschlossen auf der Potsdamer Konferenz die Aufteilung des Landes in vier Besatzungszonen. Die Hauptstadt Berlin wurde ebenfalls in vier Sektoren geteilt, obwohl sie geografisch tief in der sowjetischen Besatzungszone lag.

In den folgenden Jahren entwickelte sich eine immer stärkere politische und wirtschaftliche Divergenz zwischen den westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone. Während im Westen marktwirtschaftliche Reformen und eine politische Neuausrichtung in Richtung Demokratie vorangetrieben wurden, setzte die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone auf die Einführung des Sozialismus und die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne marxistisch-leninistischer Prinzipien.

Ein wesentlicher Schritt in dieser Entwicklung war die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Jahr 1946. Sie entstand aus der Zwangsvereinigung von KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) in der sowjetischen Besatzungszone. Die SED sollte in den kommenden Jahrzehnten die dominierende Partei in der DDR werden und die politische und gesellschaftliche Ausrichtung des Landes bestimmen.

Mit der Blockade Berlins 1948/49 und der Währungsreform in den Westzonen verschärften sich die Spannungen zwischen den ehemaligen Alliierten. Der Kalte Krieg begann, und die Teilung Deutschlands schien unausweichlich. Im Mai 1949 wurde schließlich die Bundesrepublik Deutschland gegründet, und wenige Monate später, am 7. Oktober 1949, folgte die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik als sozialistischer Gegenentwurf.

Die Gründung der DDR
Am 7. Oktober 1949 trat der „Deutsche Volksrat“, ein provisorisches Parlament, in Ost-Berlin zusammen und erklärte die Gründung der DDR. Wilhelm Pieck, ein führendes Mitglied der SED, wurde zum ersten Präsidenten der DDR ernannt, während Otto Grotewohl das Amt des Ministerpräsidenten übernahm. Die Macht in der DDR lag jedoch faktisch in den Händen der SED und ihrer Führung, insbesondere bei Walter Ulbricht, dem Vorsitzenden des Politbüros der SED.

Die DDR verstand sich von Beginn an als sozialistischer Staat, der sich am Vorbild der Sowjetunion orientierte. Die Verfassung der DDR betonte die Führungsrolle der Arbeiterklasse und die Notwendigkeit einer zentral geplanten Wirtschaft. Der Staat sollte das gesamte Leben der Bürger durchdringen und im Sinne des Sozialismus umgestalten. Dazu gehörten auch weitreichende Maßnahmen zur Kollektivierung der Landwirtschaft und die Verstaatlichung von Industriebetrieben.

Gesellschaft und Politik in der DDR
Die SED etablierte sich rasch als die allein bestimmende Kraft in der DDR. Wahlen fanden zwar regelmäßig statt, waren jedoch nur eine formale Bestätigung der Entscheidungen, die zuvor in den Gremien der SED getroffen worden waren. Das politische System der DDR war stark zentralisiert und autoritär. Die SED nutzte den Staatsapparat, um ihre Kontrolle über alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens auszuweiten. Dies geschah unter anderem durch die Staatssicherheit, die 1950 gegründete „Stasi“, die sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem allgegenwärtigen Überwachungsorgan entwickelte.

Die DDR setzte in den 1950er Jahren auf den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft und propagierte die Gleichheit aller Menschen, die Überwindung von Klassengegensätzen und die Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft. In der Praxis jedoch führte dies zu einer strengen politischen Kontrolle und einer hierarchischen Gesellschaftsordnung, in der die SED-Führung und ihre Anhänger die entscheidenden Positionen einnahmen.

Die DDR im Kalten Krieg
Die DDR befand sich von Beginn an in einem Spannungsverhältnis zu ihrer westlichen Nachbarin, der BRD. Der Kalte Krieg prägte die ersten Jahrzehnte der DDR-Geschichte entscheidend. Die SED-Führung betrachtete die BRD als feindlichen kapitalistischen Staat und verurteilte deren Politik der Westintegration und Wiederbewaffnung. Umgekehrt weigerte sich die BRD bis in die 1970er Jahre, die DDR als eigenständigen Staat anzuerkennen, und verfolgte die sogenannte „Hallstein-Doktrin“, die besagte, dass die BRD mit keinem Staat diplomatische Beziehungen aufnehmen würde, der die DDR anerkennt.

Die deutsch-deutsche Grenze wurde in den 1950er Jahren immer stärker militarisiert, und es kam zu massiven Fluchtbewegungen von Ost nach West. Besonders junge, gut ausgebildete Menschen verließen die DDR, was das Regime zunehmend in Bedrängnis brachte. Um diesen „Aderlass“ zu stoppen, errichtete die DDR am 13. August 1961 die Berliner Mauer. Diese physische Trennung zwischen Ost- und Westberlin wurde zum Symbol der deutschen Teilung und des Kalten Krieges.

Die DDR nach Ulbricht
Nach dem Bau der Berliner Mauer stabilisierte sich das politische System der DDR. Walter Ulbricht blieb bis 1971 an der Macht, ehe er von Erich Honecker abgelöst wurde. Honecker setzte auf eine Mischung aus sozialistischer Ideologie und einer Politik der relativen Stabilität und Konsumsteigerung. Die DDR bemühte sich in den 1970er Jahren um eine größere internationale Anerkennung und trat 1973 gemeinsam mit der BRD den Vereinten Nationen bei. Dennoch blieb die DDR ein von der Sowjetunion abhängiger Satellitenstaat, und innenpolitisch änderte sich an der Kontrolle durch die SED wenig.

Zusammenbruch der DDR
In den 1980er Jahren geriet die DDR zunehmend in eine wirtschaftliche und politische Krise. Die Mangelwirtschaft, der fehlende politische Freiraum und die anhaltende Fluchtbewegung führten zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung. Der Reformkurs von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion verstärkte den Druck auf das DDR-Regime, doch Honecker weigerte sich, grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Im Herbst 1989 eskalierte die Situation: Massenproteste in mehreren Städten und die Flucht tausender DDR-Bürger über die Botschaften in Osteuropa führten schließlich zum Sturz des Regimes. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, und am 3. Oktober 1990 wurde die DDR im Zuge der deutschen Wiedervereinigung aufgelöst.

Die Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges. Trotz ihrer Ambitionen, einen sozialistischen Musterstaat zu errichten, scheiterte die DDR letztlich an ihren inneren Widersprüchen und dem wachsenden Druck von außen.

Luxus, Mangel und Schwarzmarkt: Konsumwelten in der DDR der 1970er-Jahre

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Der Alltag in der DDR der 1970er-Jahre war geprägt von einer wirtschaftlichen Realität, die sich zwischen staatlich verordneter Mangelverwaltung, Devisenbewirtschaftung und einer grauen Parallelökonomie bewegte. Während die sozialistische Führung weiterhin den Anspruch erhob, die Grundversorgung der Bürger sicherzustellen, offenbarten die tatsächlichen Versorgungsstrukturen eine tiefe Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Besonders augenfällig wurde dies in drei Bereichen: den Intershops, den Delikat- und Exquisit-Läden sowie dem inoffiziellen Automarkt.

Intershop: Westwaren nur für Privilegierte
Die Intershop-Läden waren eine der sichtbarsten Widersprüchlichkeiten im sozialistischen Staat. Ursprünglich als Einkaufsmöglichkeit für westliche Transit-Reisende gedacht, wurden sie schnell zu einem Instrument der Devisenabschöpfung. Offiziell durften DDR-Bürger dort nicht einkaufen – doch in der Realität hatten viele durch Westverwandtschaft oder den Schwarzmarkt Zugriff auf D-Mark. Wer über Westgeld verfügte, konnte in den Intershops Produkte erwerben, die in der regulären DDR-Wirtschaft nicht erhältlich waren: westliche Zigaretten, Schokolade, Alkohol, Kosmetika und hochwertige technische Geräte.

Während SED-Chef Erich Honecker die Existenz der Intershops damit begründete, dass sie den Bürgern ohne Westverwandtschaft nicht im Wege stünden, war die gesellschaftliche Realität eine andere. Wer kaufen konnte, schwieg darüber – wer nicht konnte, blickte mit Neid auf die Schaufenster. Der Philosoph Wolfgang Harich brachte es auf den Punkt: „Eine Grundforderung des Sozialismus ist jedem nach seiner Leistung – nicht jedem nach dem Wohnsitz seiner Tante.“

Delikat- und Exquisit-Läden: Luxus gegen Ostmark
Neben den Intershops existierten die sogenannten Delikat- und Exquisit-Läden, in denen gegen Ostmark hochwertige Waren angeboten wurden. Diese Geschäfte hatten zwei Hauptfunktionen: Zum einen sollten sie Kaufkraftüberschüsse abschöpfen, um einer übermäßigen Inflation entgegenzuwirken. Zum anderen sollten sie den DDR-Bürgern eine Alternative bieten, um die Unzufriedenheit über die mangelhafte Versorgung in regulären Konsum- und HO-Läden (Handelsorganisation) zu dämpfen.

In Delikat-Läden wurden importierte und in der DDR nur schwer erhältliche Lebensmittel angeboten, etwa Kaffee, tropische Früchte oder besondere Fleisch- und Wurstwaren. In Exquisit-Läden hingegen gab es gehobene Kleidung, Schuhe oder Accessoires, oft zu exorbitanten Preisen. Einfache Arbeiter konnten sich diese Produkte kaum leisten, und so galten diese Geschäfte eher als Rückzugsort für eine elitäre Schicht aus Funktionären, Künstlern und Geschäftsleuten, die über ausreichende Mittel verfügten.

Der Automarkt: Schwarzhandel unter staatlicher Aufsicht
Noch deutlicher wurde die Diskrepanz zwischen Planwirtschaft und Realität auf dem DDR-Automarkt. Der Besitz eines Autos war für viele ein lang gehegter Traum, doch die Wartezeiten für einen Neuwagen betrugen oft mehr als ein Jahrzehnt. Wer nicht warten wollte, musste tief in die Tasche greifen – auf dem Graumarkt wechselten Fahrzeuge für Summen den Besitzer, die weit über dem offiziellen Preis lagen.

Ein Trabant, der offiziell etwa 8.000 Mark kostete, wurde auf dem Schwarzmarkt oft für 12.000 bis 14.000 Mark gehandelt. Noch deutlicher wurde die Preisexplosion bei westlichen Autos: Ein gebrauchter VW Golf konnte für bis zu 30.000 Mark gehandelt werden. Trotz der offiziellen Preisvorgaben der DDR-Regierung war es ein offenes Geheimnis, dass viele dieser Transaktionen inoffiziell geduldet wurden. In manchen Fällen griff der Staat jedoch durch und kassierte überhöhte Preise ein – ein Versuch, den Schwarzmarkt einzudämmen, der jedoch wenig Erfolg hatte.

Die gesellschaftlichen Folgen der Zweiklassengesellschaft
Die Schaffung eines zweigleisigen Wirtschaftssystems führte zu erheblichen gesellschaftlichen Spannungen. Während die DDR-Führung offiziell propagierte, dass alle Bürger gleich seien, zeigte der Alltag das genaue Gegenteil: Es gab jene, die Zugang zu Westgeld oder Privilegien hatten – und jene, die sich mit den knappen Ressourcen der Planwirtschaft arrangieren mussten.

Diese Ungleichheit untergrub nicht nur das Vertrauen in das sozialistische System, sondern förderte auch einen wachsenden Unmut in der Bevölkerung. Wer sich kein Auto leisten konnte, wer in den Intershops nur gucken, aber nicht kaufen durfte, wer bei Delikat und Exquisit nur als Beobachter fungierte, fühlte sich vom eigenen Staat benachteiligt.

In den 1980er Jahren wurde diese Kluft immer deutlicher und trug letztlich zur Erosion des DDR-Systems bei. Der Wunsch nach Reisefreiheit, der Ruf nach wirtschaftlicher Gleichheit und die alltägliche Frustration über die Mangelwirtschaft waren wesentliche Faktoren, die zur friedlichen Revolution 1989 führten.

Intershop, Delikat- und Exquisit-Läden sowie der DDR-Automarkt zeigen, wie sich innerhalb der Planwirtschaft eine informelle Marktwirtschaft etabliert hatte. Der ständige Mangel an Konsumgütern führte nicht nur zu Frust, sondern auch zur Entstehung inoffizieller Handelsstrukturen. Während der Staat versuchte, diese Parallelwirtschaft zu kontrollieren, wurde sie für viele Bürger zur einzigen Möglichkeit, um an begehrte Waren zu gelangen.

Was bleibt, ist die Erinnerung an eine Wirtschaft, die sich selbst widersprach: Offiziell war sie sozialistisch, inoffiziell jedoch von marktwirtschaftlichen Mechanismen durchzogen, die sich trotz aller Regulierung nicht unterbinden ließen.

Henry Hübchen: Keine Brandmauern – Ein Appell für Frieden und Dialog

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Bei der Cinema For Peace Gala 2025 sprach der renommierte Schauspieler Henry Hübchen – aktuell zu sehen in dem Film „Kundschafter des Friedens 2“ – über die Bedeutung des Friedens in einer zunehmend polarisierten Welt und darüber, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, diesen zu fördern. In einem engagierten Interview machte Hübchen unmissverständlich klar, dass Frieden das zentrale Anliegen unserer Zeit ist und nicht allein von staatlichen Institutionen oder großen politischen Akteuren erreicht werden kann, sondern im Kleinen, im persönlichen Miteinander beginnt.

Für Hübchen ist Frieden mehr als nur das Ausbleiben von Krieg und Konflikten – er sieht darin eine Lebensgrundlage, die das Fundament für ein solidarisches und zukunftsfähiges Zusammenleben bildet. Die Aussage „Keine Brandmauern aufstellen“ ist dabei nicht als Appell gegen konkrete physische Barrieren zu verstehen, sondern vielmehr als symbolische Aufforderung, keine gedanklichen, ideologischen oder gesellschaftlichen Mauern zwischen Menschen zu errichten. Er betont, dass es gerade in Zeiten, in denen die Welt von politischen Spannungen und gesellschaftlicher Polarisierung geprägt ist, umso wichtiger sei, Brücken statt Barrieren zu bauen.

In seinem Gespräch räumt Hübchen ein, dass große globale Akteure – insbesondere in den USA – oftmals Dynamiken in Gang setzen, die den Frieden beeinflussen können. Dennoch liegt die Verantwortung, seiner Ansicht nach, letztlich bei jedem Einzelnen. Er appelliert an die Menschen, sich aktiv für den Dialog einzusetzen, um so Missverständnisse und Vorurteile abzubauen. Offenheit und das Akzeptieren anderer Meinungen seien essenzielle Voraussetzungen, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und ein Klima der gegenseitigen Wertschätzung zu schaffen.

Ein besonderes Augenmerk legte Hübchen auf den historischen Kontext: Er zog einen Vergleich zum Fall der Berliner Mauer, der symbolisch für das Überwinden von Trennlinien und die Überwindung alter Feindbilder steht. Der Mauerfall habe gezeigt, dass das Niederreißen von Mauern – seien es physische Grenzen oder ideologische Schranken – nicht nur politisch, sondern auch menschlich befreiend wirke. Diese historische Lektion unterstreicht, wie zentral es ist, sich aktiv gegen Ausgrenzung und ideologische Verblendung zu stellen. Denn nur wer den Dialog sucht und andere Perspektiven in den Blick nimmt, kann dazu beitragen, dauerhaften Frieden zu etablieren.

Hübchens Botschaft ist dabei von einer tiefen persönlichen Überzeugung getragen. Er macht deutlich, dass jeder Mensch, unabhängig von Herkunft, politischer Einstellung oder gesellschaftlicher Stellung, in der Lage ist, einen Beitrag zu leisten. Frieden entsteht nicht über Nacht und auch nicht allein durch großangelegte politische Maßnahmen – er ist das Ergebnis kleiner, alltäglicher Entscheidungen, in denen das Miteinander und das gegenseitige Verständnis im Vordergrund stehen. Jeder sollte danach streben, in seinem direkten Umfeld Vorbild zu sein, aktiv den Austausch zu fördern und sich gegen jede Form der Ausgrenzung zu stellen.

In einer Welt, in der Konflikte und Spannungen oft im öffentlichen Diskurs dominieren, ist Hübchens Appell von besonderer Bedeutung. Seine Worte erinnern daran, dass der Frieden nicht als selbstverständlich hingenommen werden darf, sondern ständig neu erkämpft und gepflegt werden muss – sowohl auf globaler als auch auf individueller Ebene. Durch den bewussten Verzicht auf das Errichten von „Brandmauern“ und das Streben nach einem offenen, inklusiven Dialog können wir gemeinsam die Grundlagen für eine friedlichere Zukunft legen.

Zusammenfassend unterstreicht Henry Hübchen in seinem Interview auf der Cinema For Peace Gala 2025, dass der Frieden in der heutigen Zeit vor allem von uns selbst abhängt. Sein leidenschaftlicher Appell an Dialog, Toleranz und das aktive Bemühen, Vorurteile abzubauen, zeigt Wege auf, wie jede und jeder von uns – im Kleinen wie im Großen – einen wertvollen Beitrag leisten kann, um die Welt ein Stück weit friedlicher zu gestalten. Diese Botschaft ist nicht nur ein Aufruf an die Gesellschaft, sondern auch eine Mahnung, sich stets der eigenen Verantwortung bewusst zu sein und aktiv an der Gestaltung einer besseren, verständnisvolleren Zukunft mitzuwirken.

Bundestag als Fassade – Ehemalige Abgeordnete deckt Machtverschiebung auf

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Am 17. Februar 2025 spricht eine ehemalige Bundestagsabgeordnete von einem Parlament, das als „Schattenkabinett“ fungiert. Demnach wird die eigentliche Entscheidungsgewalt nicht von den gewählten Abgeordneten ausgeübt, sondern an Beauftragte, Stiftungen und externe Spezialgremien delegiert. Dabei haben nur wenige „aktive“ Parlamentarier tatsächlich Einfluss – der Großteil der Volksvertreter agiert de facto als reine Fassade.

Die ehemalige Abgeordnete kritisiert, dass die direkte Verbindung zu den Bürgern verloren gegangen sei. Statt sich um ihre Wahlkreise zu kümmern oder inhaltlich fundierte Debatten zu führen, würden Abgeordnete weitgehend auf externe Institutionen zurückgreifen, um komplexe Sachverhalte zu bearbeiten. So bleibt ihnen oftmals der Zugang zu den notwendigen Informationen verwehrt, um fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ein exemplarisches Beispiel bildet das Prostituiertenschutzgesetz. Trotz offensichtlicher Missstände und dem dringenden Bedarf an Schutzmechanismen für betroffene Frauen, wurden von der Abgeordneten eingebrachte, substanzielle Änderungsvorschläge systematisch ignoriert oder verwässert. Auch der Umgang mit zentralen politischen Fragen wie dem Kohleausstieg ist von Intransparenz und fehlender Beteiligung der Abgeordneten geprägt – Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türen in Koalitionsverhandlungen getroffen.

Die Enthüllungen werfen ein Schlaglicht auf strukturelle Probleme im deutschen Parlament. Millioneninvestitionen in spezielle Stiftungen und der massiven Ausbau von Beauftragten entziehen den Abgeordneten die Kontrolle über wesentliche politische Prozesse. Damit steht die Frage im Raum, wie das demokratische System wieder gestärkt und der direkte Kontakt zwischen Volksvertretern und Bürgern langfristig gewährleistet werden kann.

Nordhäuser Spirituosen: Ein Blick in die DDR-Trinkkultur

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Die DDR hatte eine eigene, unverkennbare Genusskultur – und dazu gehörte zweifellos der Alkohol. Ein Beitrag aus der Reihe „Der Augenzeuge“, der von der DEFA produziert wurde, gewährt einen humorvoll-ironischen Einblick in die Welt der Spirituosenherstellung im VEB Nordbrand Nordhausen. Zwischen Destillierkolben und Verkostungsgläsern entfaltet sich nicht nur eine Geschichte über Liköre und Doppelkorn, sondern auch über den gesellschaftlichen Umgang mit Alkohol in der DDR.

Handwerk und Tradition
„Eine Formel lieb ich wohl, sang der Student. Ihr alle kennt sie ja, es ist der böse Alkohol C2H5OH.“ So beginnt der augenzwinkernde Bericht, der die Herstellung alkoholischer Getränke als beinahe alchemistischen Prozess beschreibt. Im VEB Nordbrand wird Korn gemischt, vergoren, destilliert und schließlich als Doppelkorn oder Likör abgefüllt. Besonders beliebt sind neben dem „Mordhäuser Doppelkorn“ (eine ironische Anspielung auf den berühmten Nordhäuser Doppelkorn) auch Kaffeelikör, Kirschwhisky und Eierlikör – Getränke, die laut der Reportage in der DDR breite Zustimmung finden.

Die Spirituosenherstellung sei eine verantwortungsvolle Kunst, versichert Sieglinde Vogler, Meisterin der Spirituosenherstellung. Regelmäßige Qualitätsprüfungen, bei denen dreimal pro Woche verkostet wird, sollen die gleichbleibende Güte der Produkte sicherstellen. Doch die Reportage geht über die technische Beschreibung hinaus – sie beleuchtet auch die Trinkkultur der Republik.

Die ambivalente Haltung zum Alkohol
Wie denken die Menschen über Alkohol? Diese Frage wird in der Reportage an Verbraucher gerichtet, und die Antworten sind ebenso vielfältig wie vielsagend: Von „Mäßig, mäßig. Nicht schlecht.“ bis hin zu „Früher habe ich tüchtig eingetrunken, jetzt trinke ich gar kein Bier“ oder „Ich trinke den Mordhäuser als Medizin.“ Die DDR-Trinkkultur war geprägt von geselligem Konsum, aber auch von einem pragmatischen Verhältnis zur Wirkung des Alkohols.

Der Beitrag spielt mit dieser Ambivalenz: Während einerseits auf die Beliebtheit von Bier und Korn hingewiesen wird, wird gleichzeitig humorvoll daran erinnert, dass „man ja auch Hustensaft nicht literweise trinkt“. Die Qualitätsprüfer des VEB Nordbrand – darunter auch Meisterin Vogler – versichern dennoch augenzwinkernd, dass sie selbst keineswegs große Trinkfreunde seien. Doch am Ende steht eine freundliche Einladung an alle Genießenden: „Prost!“

Zwischen Nostalgie und Kritik
Die Reportage zeigt eine Gesellschaft, in der Alkohol allgegenwärtig war, aber auch mit einem gewissen Verantwortungsbewusstsein konsumiert wurde. Das Bild des staatlichen Betriebs, in dem unter sozialistischen Bedingungen hochwertige Produkte hergestellt werden, dient dabei sowohl der Selbstvergewisserung als auch der subtilen Reflexion über das Verhältnis von Genuss und Exzess.

In Zeiten, in denen Alkohol kritisch hinterfragt wird, wirkt der Beitrag aus heutiger Sicht fast nostalgisch. Doch hinter der humorvollen Inszenierung verbirgt sich eine tiefere Fragestellung: War der Alkohol eine gesellschaftliche Konstante, ein Symbol für Geselligkeit – oder doch eine stille Flucht vor den Zwängen des sozialistischen Alltags? Die Reportage lässt diese Frage offen, schließt aber mit einem ironischen Augenzwinkern.

So bleibt „Der Augenzeuge“ ein faszinierendes Zeitdokument – ein Spiegelbild der DDR-Gesellschaft, in der der Alkoholgenuss gleichermaßen zelebriert wie kritisch betrachtet wurde.

Staatsorganisiertes Doping: Das düstere Erbe des DDR-Sports

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Ein Blick hinter die Kulissen eines Systems, das junge Athleten manipulierte und ihre Gesundheit aufs Spiel setzte

Im Schatten des Kalten Krieges entwickelte die DDR ein rigoroses und staatlich gesteuertes Dopingprogramm, das weit über den reinen Sportwettbewerb hinausging. Ziel war es, die sportliche Überlegenheit des Sozialismus zur Schau zu stellen – koste es, was es wolle. Doch dieser Ehrgeiz hatte einen hohen Preis: das Leben und die Gesundheit unzähliger junger Athleten.

Ein minutiös geplantes System
Bereits ab 1974 wurde das staatlich angeordnete Dopingsystem flächendeckend in den DDR-Leistungssport integriert. Die Organisation lag in den Händen des Instituts für Körperkultur und Sport (FKS) und der streng geheimen Arbeitsgruppe AGUM. Diese Experten, bestehend aus Medizinern und Wissenschaftlern, erstellten detaillierte Anwendungskonzeptionen, die nicht nur das Training, sondern auch die Verabreichung von Dopingmitteln regelten. Medikamente wurden in Panzerschränken aufbewahrt und von speziell angeordneten Ärzten an die Sportler ausgegeben – ein System, das absolute Geheimhaltung und Verschwiegenheit forderte.

Substanzen und ihre verheerenden Wirkungen
Im Mittelpunkt des Programms stand unter anderem Oral-Turinabol, häufig in Form einer blauen 5-mg-Tablette, die in festgelegten Einnahmezyklen verabreicht wurde. Ergänzt wurde das Dopingregime durch den Einsatz von STS-646 (Mestanolon), einem speziell für DDR-Leistungssportler entwickelten Steroid, das trotz fehlender klinischer Studien in den Wettkampf einbezogen wurde. Besonders brisant war auch die systematische Verabreichung der Antibabypille an junge Mädchen – teils schon ab dem 14. Lebensjahr – mit dem Ziel, die Leistungsfähigkeit zu steigern.

Diese Substanzen hatten schwerwiegende gesundheitliche Folgen: Frauen litten unter Vermännlichungserscheinungen, Männer mussten teilweise Hodenverkleinerungen und sogar Hodenkrebs in Kauf nehmen. Darüber hinaus kam es zu Tumoren, Herzschäden und irreversiblen Verletzungen der Halswirbelsäule. Bereits in den 1970er Jahren waren die langfristigen Risiken bekannt, wurden jedoch im Interesse des sportpolitischen Erfolgs vertuscht.

Täuschung und ethischer Verfall
Die Täter dieses Systems – Trainer, Ärzte und Wissenschaftler – waren Teil eines Netzwerks, das auf völliger Verschleierung basierte. Anstatt über die Risiken aufzuklären, wurden die Athleten und ihre Familien getäuscht: Die Dopingmittel wurden als Vitamine oder sogar als Grippeschutzimpfungen deklariert. Insbesondere Kinder und Jugendliche, die in dem Vertrauen zu ihren Trainern und Betreuern aufblühten, wurden Opfer eines Programms, in dem freiwillige Einwilligung nie eine Rolle spielte.

Persönliche Schicksale als Mahnung
Hinter den statistischen Zahlen verbergen sich tragische Einzelschicksale. So wurde etwa Cornelia Reichhelm ab ihrem 13. Lebensjahr mit sogenannten „unterstützenden Mitteln“ behandelt – ein Vorgehen, das heute mit schwerwiegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen in Verbindung gebracht wird. Auch Heike Haverland, Frank Wodars und Peggy Büchse mussten die bittere Realität eines Systems erfahren, das mehr zerstörte, als es zu fördern vorgab. Ihre persönlichen Geschichten stehen exemplarisch für die ethische Fragwürdigkeit und den hohen Preis eines sportlichen Erfolgs, der auf Manipulation und Zwang beruhte.

Ein Erbe, das nachhallt
Die Konsequenzen dieses staatlich organisierten Dopingregimes sind bis heute spürbar. Viele ehemalige Athleten kämpfen noch immer mit den gesundheitlichen Folgen, während die Verantwortlichen weitgehend ungeschoren davongekommen sind. Die dunkle Vergangenheit des DDR-Sports mahnt auch an die heutige Zeit: Unter dem Druck, Höchstleistungen zu erbringen, droht erneut, dass ethische Grundsätze und die Unversehrtheit junger Körper in den Hintergrund rücken.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt eindrücklich, dass sportlicher Erfolg niemals auf Kosten von Menschenleben und Gesundheit erkauft werden darf. Das Erbe des DDR-Dopings bleibt eine bittere Erinnerung an ein System, in dem der Staat über das Wohl seiner Bürger entschied – und in dem individuelle Schicksale zu unbezahlbaren Opfern wurden.

Weimar 1990 – eine Stadt im Moment der Geschichte. Ein Moment, der bleibt.

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Es sind nur wenige Minuten, ein einziges Video – aufgenommen in Weimar, im Jahr 1990. Und doch steckt in diesen Bildern eine ganze Epoche. Weimar, diese geschichtsträchtige Stadt in Thüringen, wird hier zur Chiffre für eine Gesellschaft im Umbruch. Die Bilder zeigen keine Sensationen, keine großen Ereignisse. Sie zeigen das Alltägliche. Und genau darin liegt ihre Kraft.

Der Ort: Weimar, Stadt der Dichter, der Bauhaus-Architektur und des kulturellen Erbes. Eine Stadt, die wie kaum eine andere das Spannungsfeld deutscher Geschichte spiegelt – von Goethe bis zum Konzentrationslager Buchenwald. 1990 ist Weimar jedoch vor allem eines: eine Stadt in der Schwebe. Die DDR liegt hinter ihr, die Bundesrepublik vor ihr. Zwischen gestern und morgen taumelt ein Heute, das noch keinen Namen hat.

Die Kamera gleitet durch die Straßen. Verblasste Fassaden, bröckelnder Putz, leerstehende Geschäfte. Trabant und Wartburg parken am Straßenrand. Fußgänger bewegen sich langsam, als hätten sie das Tempo des Westens noch nicht verinnerlicht. Ein Hauch von Stillstand liegt über allem – aber auch ein leises Vibrieren, eine gespannte Erwartung. Man spürt: Hier ist etwas zu Ende gegangen. Aber was kommt jetzt?

Die Bilder aus Weimar sind mehr als ein lokales Zeitdokument. Sie stehen stellvertretend für hunderte Städte und Gemeinden in der damaligen DDR, die sich nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung plötzlich im Prozess der Anpassung an ein anderes System wiederfanden – politisch, wirtschaftlich, kulturell und seelisch. Die Euphorie des Herbstes 1989 war da längst verflogen. Zurück blieb eine Mischung aus Unsicherheit, Hoffnung und auch stillem Verlust.

Für viele Menschen bedeutete das Jahr 1990 nicht die ersehnte Freiheit allein, sondern auch die Konfrontation mit einer neuen Realität, die ihnen fremd war. Alte Sicherheiten zerbrachen, neue Strukturen waren noch nicht in Sicht. Ganze Betriebe wurden abgewickelt, Existenzen gerieten ins Wanken. Der westdeutsche Kapitalismus kam nicht als Versprechen, sondern oft als Zumutung.

Und doch: Die Bilder zeigen keine Verzweiflung. Vielleicht Melancholie, vielleicht Verwunderung, aber auch einen stillen Trotz. Die Menschen wirken ernst, aber nicht gebrochen. Es ist, als wüssten sie: Wir müssen da durch – wieder einmal.

Heute, 35 Jahre später, lohnt der Blick zurück. Nicht aus Nostalgie, sondern um zu verstehen, wie tief die Erfahrungen dieser Zeit nachwirken. Viele der politischen, sozialen und kulturellen Spannungen, die wir heute in Ostdeutschland erleben, wurzeln in genau dieser Übergangszeit. 1990 war kein Neubeginn mit weißem Blatt, sondern ein Übermalen der alten Geschichte – oft hastig, manchmal unsensibel.

Dieses Video aus Weimar ist damit mehr als ein historisches Fundstück. Es ist ein Spiegel jener Zeit, der uns mahnt, nicht zu vergessen. Es erinnert an die leisen Töne der Wende, an das Zögern zwischen den Systemen, an die Gesichter in der Masse, die nicht wussten, ob das Kommende wirklich ihnen gehören würde.