Thüringen forscht an Biochips für Medikamentenentwicklung

Erfurt. Wirtschaftsminister Tiefensee übergibt Fördermittel für das Projekt UNLOOC / EU-Projekt unter Konsortialführung der Jenaer Firma Microfluidic ChipShop

Im Rahmen des europaweiten Projekts UNLOOC beteiligt sich Thüringen an der Entwicklung von Biochips, die lebende Zellen und Organe simulieren können. Dazu übergab Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee heute in Jena zwei Förderbescheide über insgesamt rund eine Million Euro an die Firmen Microfluidic ChipShop GmbH und Carl Zeiss Microscopy GmbH. UNLOOC wird im Rahmen der EU-Initiative „Chips Joint Undertaking“ mit insgesamt 68,6 Millionen Euro gefördert. Microfluidic ChipShop ist Konsortialführer des Projekts, an dem mehr als 50 Firmen aus ganz Europa beteiligt sind. Die Biochips (sog. Organ-on-Chip-Systeme) können insbesondere für die Zulassung und Entwicklung von Medikamenten eingesetzt werden.

„Organ-on-Chip“ verbindet Ingenieurswissenschaften und Biotechnologie. Bei dieser Technologie versorgen hauchdünne Flüssigkeitskanäle auf einer Plattform winzige Zellkulturkammern mit Nährstoffen und verschiedensten Signalstoffen. In den Kammern sitzen menschliche Stammzellen. Diese können sich in alle Zellen des menschlichen Körpers verwandeln – je nachdem mit welchen Signalstoffen sie in Kontakt kommen.

„UNLOOC stärkt Thüringens Kompetenzen an der Schnittstelle von Mikroelektronik, Sensorik und Biotechnologie“, sagte Tiefensee anlässlich der heutigen Auftaktveranstaltung für das Projekt. Sollte es gelingen, Organ-on-Chip-Systeme in der Arzneimittelentwicklung zu etablieren, würde dies den Standort Deutschland und die EU bei der Durchführung klinischer Studien und der Zulassung neuer Medikamente stärken. Zudem könne mit diesem Ansatz auf Tierversuche weitgehend verzichtet werden. „Das Potential für eine wirtschaftliche Verwertung ist hoch, allerdings muss die EU dafür den richtigen regulatorischen Rahmen setzen“, so der Minister. Mit der Konsortialführerschaft durch Microfluidic ChipShop würde insbesondere auch Thüringen von dieser neuen Technologie profitieren und mit seinen starken Forschungs- und Entwicklungskompetenzen im Bereich „Organ-on-Chip“ international sichtbar werden.

Insgesamt wurden bzw. werden über die EU-Initiative „Chips Joint Undertaking“ (bzw. die Vorgänger-Programme KDT / „Key Digital Technologies“ und ECSEL / „Electronic Components and Systems for European Leadership“) seit 2018 insgesamt 14 Projekte mit Thüringer Beteiligung gefördert. Die Kompetenzen Thüringens im Bereich von Mikroelektronik und Mikrosensorik konzentrieren sich vor allem auf die Standorte Erfurt, Jena und Ilmenau.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein

Weitere aktuelle Beiträge