Geteilte Stadt, geteiltes Leben – Zwischen Sommeridylle und tödlicher Grenze

West-Berlin lebte mit der Mauer – sie war Kulisse, Grenze und tägliche Erinnerung an die Teilung. Segler, Wasserskifahrer und Spaziergänger genossen den Sommer auf dem Wannsee, während nur wenige Meter entfernt Bojen die tödliche Linie zwischen Ost und West markierten. Freizeitvergnügen und Kontrolle lagen hier so dicht beieinander wie nirgends sonst.

Patrice Massenet zeigte in seinem Film, wie die DDR selbst kleinste Schlupflöcher schloss: Fahrgastschiffe wurden nachts bewacht, ihre Steuerräder abgeschraubt und bei der Betriebsaufsicht deponiert. Grenztruppen patrouillierten auf der Spree, um jede Flucht zu verhindern. Und doch geschah am 27. September 1988 das Unerwartete: Drei DDR-Bürger – zwei Männer und eine Frau – wagten den Sprung in die Freiheit. Sie erreichten unbemerkt das Wasser, Touristen am Westufer beobachteten fassungslos die Szene. Helfer zogen zwei Männer an Land, einer brach erschöpft zusammen, der andere sank auf die Knie. Die Frau verlor kurz vor dem Ziel die Kraft, klammerte sich an die Ufermauer und wurde schließlich hinaufgezogen. Alle drei erreichten die rettende Insel West-Berlin.

Parallel dazu zeigte der Film den absurden Alltag dieser geteilten Stadt: eine Autobahn, die ins Nichts führte, Flugzeuge, die nur in engen Alliiertenkorridoren starten durften, und junge Männer aus der Bundesrepublik, die nach West-Berlin zogen, um dem Wehrdienst zu entgehen. Kinder spielten an der Mauer, riefen zu DDR-Grenzsoldaten hinüber – manchmal winkten sie zurück, meistens schwiegen sie.

Doch der Schein der Normalität trog. Eine West-Berlinerin musste erleben, wie wenige Meter von ihrem Haus entfernt ein Flüchtling erschossen wurde. Der Mann verblutete an der Mauer, während sie und ihre Familie das Geschehen aus dem Schlafzimmer heraus hilflos mitansehen mussten.

So zeigte sich die Mauer in all ihrer Widersprüchlichkeit: als Sommeridylle und Todesstreifen, als alltägliche Kulisse und als Symbol einer Stadt, die gelernt hatte, mit der Grenze zu leben – und mit ihr zu atmen.