Wie die Stadt Halle die DDR und darüber hinaus erhellte

Vergessen Sie das Klischee einer grauen und düsteren DDR. Denn in Halle an der Saale leuchtete der Osten in allen Farben, und die Stadt wurde zum „zentralen Lichtschalter der Republik“. Reklamespezialisten und Lampendesigner aus Halle tauchten nicht nur die DDR, sondern auch Moskau, Prag und Budapest in buntes Licht und hinterließen so Leuchtspuren der Sozialistischen Moderne.

VEB Neontechnik Halle: Künstler des Lichts
Im Herzen dieser Lichtrevolution stand der VEB Neontechnik Halle, der größte Hersteller für Leuchtwerbung im gesamten Ostblock. Hier wurde der Sozialismus „bunt gemacht“. Für jedes Geschäft dachten sich Grafiker individuelle Designs aus, mit besonderen Schriftarten, Formen und Glasfarben. Die alten Neonanlagen waren wahre Kunstwerke, gefertigt von Handwerkern, die Thomas Joost, ein ehemaliger Mitarbeiter, als „kleine Künstler“ mit „goldenen Händen“ beschreibt.

Das Unternehmen war nicht nur für seine Produktion, sondern auch für seine umfassende Wartung bekannt. Zwei Mann starke Teams kümmerten sich um die Leuchtreklamen in der ganzen Stadt, und Thomas Joost erinnert sich an die manuellen Einstellungen der Schaltuhren für Sommer- und Winterzeit. Diese Neontechniker waren unentbehrlich und nutzten in Zeiten der Mangelwirtschaft oft ihren persönlichen Draht zu Verkäufern, um an begehrte Dinge zu gelangen.

Die hallischen Neontechniker prägten nicht nur das Stadtbild, sondern sorgten auch für den internationalen Glanz des Ostblocks. Ihre Leuchtreklamen flimmerten in Prag und Budapest. Ab den 1970er Jahren erstrahlten sie auch in Moskau, mit einem Großauftrag für die Olympischen Spiele 1980, an dem 110 Beschäftigte zwei Jahre lang arbeiteten. Im Jahr 1987, zum 750. Jahrestag der Gründung Berlins, war es ein „Staatsauftrag“, Berlin zum Leuchten zu bringen – ein direkter „Wettbewerb zu Westberlin“, um dem Westen zu zeigen: „Berlin ist vielleicht sogar noch besser als ihr“. Besonders hervorzuheben ist die umfassende Werbung am ehemaligen Zentrum Warenhaus und der Flughafen Berlin Schönefeld, der für Tausende Reisende die Visitenkarte des Ostens war.

Vom Heizstrahler zum Verkaufsschlager: Der VEB Metalldrücker Halle
Parallel zur Leuchtwerbung etablierte sich Halle als Hotspot des Leuchtenbaus. Der VEB Metalldrücker Halle, einst auf Heizstrahler spezialisiert, wurde Anfang der 1960er Jahre zum größten Exporteur für Wohnraumleuchten aus Metall in Europa. Mit der Anwerbung junger Designer begann die Geburtsstunde zahlreicher Leuchtenklassiker, die sich „aus dem üblichen Trotteln Bommeln und Borden doch sehr heraus“ ragten.

Diese Designlampen waren „Sterne am nächtlichen Himmel des Sozialismus“. Sie wurden zu Verkaufsschlagern, nicht nur in der DDR, sondern auch im Westen. Schon 1974 hingen Metalldrücker-Leuchten in der ersten deutschen Ikea-Filiale und machten Halle zu einem wichtigen Lampenzulieferer für das schwedische Möbelhaus. Der ehemalige Chefdesigner lobt die „Designschmiede der Leuchtenindustrie in der DDR“. Die kontinuierliche Zusammenarbeit mit Ikea, auch nach der Wende, war ein Beleg für die Qualität und den Ruf der hallischen Produktion. Jährlich verließen eine Million Leuchten aus Halle in Richtung Westen und brachten so dringend benötigte Devisen in die DDR. Die Produkte des VEB Metalldrücker Halle wurden vielfach mit dem Prädikat „Gutes Design“ ausgezeichnet, insgesamt 30 Mal, fünf davon in den sieben Jahren unter dem ehemaligen Chefdesigner. Trotz ihrer Beliebtheit bei den „Werktätigen“ und in den Exportmärkten fanden sie oft nur eingeschränkt den Weg in die DDR-Lampenläden, da die Handelsorganisationen den „Designlinien“ nicht immer wohlgesonnen waren.

Das Lichtstudio Halle: Konzepte für öffentliche Räume
Ein weiterer Licht-Hotspot entstand 1970 mit dem Lichtstudio Halle. Dieses Studio war einzigartig im gesamten Ostblock. Hier entwickelten Techniker und Designer Lichtkonzepte für große öffentliche Bauvorhaben, darunter die Beleuchtung des Hallenser Boulevards, des Gewandhauses in Leipzig und sogar der Museumsinsel Berlin. Es wurde auch geforscht, wie sich Kunstlicht auf die Arbeit auswirkt und wie Energie eingespart werden kann – ein wichtiges Thema angesichts von Energiekrisen in den 1960er und 1970er Jahren.

Das Gewandhaus in Leipzig, der einzige Konzertneubau der DDR, ist ein leuchtendes Denkmal hallischer Lichtplanung. Besonders herausfordernd war das Foyer, wo das größte Deckengemälde Europas hängt und eine eigens dafür entwickelte Beleuchtung die Wirkung des Gebäudes von innen und außen verstärken sollte.

Halles Las Vegas des Ostens: Leipziger Straße und Riebeckplatz
Die Leipziger Straße in Halle wurde 1964 zur ersten Fußgängerzone der DDR umgestaltet und 1974 mit den ersten Kugelleuchten und individueller Leuchtwerbung zu einem der „schönsten Altstadtboulevards der DDR“. Mit einer einheitlich abgestimmten Werbekonzeption und Lichtwerbeanlagen „aus einer Hand“ vom VEB Neontechnik Halle wurde sie zum „Las Vegas des Ostens“. Wechselnde Lichtwerbung, heute in historischen Städten kaum noch angesagt, war damals ein Zeichen für „Aufbruch, für Leben in der Innenstadt, für Dynamik“.

Auch der Riebeckplatz, einst der größte Verkehrsknotenpunkt der DDR, wurde zu einer Herausforderung für die Lichtplaner. Hier, wo alle wichtigen Fernverkehrsmagistralen der Chemieregion zusammenliefen, entwarf das Lichtstudio Halle die erste Hochmastbeleuchtung der Republik ab 1965. Die monumentalen Neonanlagen auf den Hochhäusern, die das „Tor nach Halle-Neustadt“ bildeten, strahlten weit über die Region hinaus. Doch diese Gigantomanie hatte ihren Preis: enorm hohe Stromkosten und der Bedarf an Reparaturen alle fünf Jahre, wofür ab den 1980er Jahren sogar Fassadenkletterer und Bergsteiger zum Einsatz kamen.

Ein Erbe lebt weiter: Rettung, Sammlung und Neubeginn
Heute sind viele dieser Werbeanlagen verschrottet, doch dank engagierter Personen und Initiativen leben die Zeugnisse von Halles leuchtender Vergangenheit weiter. Thomas Joost setzt sich leidenschaftlich dafür ein, die alte DDR-Neonwerbung wie die des leerstehenden Möbelhauses Reineke und Andack zu retten. Auch der legendäre Schriftzug des Flughafens Berlin Schönefeld, an dem Joost 1986 selbst gearbeitet hatte, wurde auf einem Bauhof entdeckt und für die Nachwelt gesichert.

Sammler wie Claudia und Günther Höhne bewahren seit vielen Jahren Alltagsgegenstände der DDR, darunter auch die begehrten Metalldrücker-Leuchten, die sie dem Grassi Museum Leipzig für Ausstellungen zur Verfügung stellten. Das Buchstabenmuseum in Berlin, weltweit einzigartig, lagert unter S-Bahn-Bögen 2500 Leuchtschriftzüge, darunter legendäre wie „Plaste und Elaste aus Schkopau“ oder „Minol“, die einst aus Halle stammten.

Obwohl der VEB Neontechnik nach der Wende in Konkurs ging, lebt die Geschichte des Lichts aus Halle weiter. Im Oktober 1993 gelang die Gründung einer neuen Neontechnik GmbH, die heute unter dem Namen Alpha Science firmiert und mit 120 Mitarbeitern zu den Marktführern in Deutschland gehört. Das Fachwissen der damaligen Mitarbeiter lebt weiter und wird im gesamten Bundesgebiet weitergegeben.

Die hallischen Lichtplaner, Designer und Lampenbauer haben Spuren hinterlassen, die längst Eingang in die Museen gefunden haben, denn ihre Leistung war keine Sternschnuppe, sondern ein leuchtendes Denkmal am nächtlichen Himmel des Sozialismus.

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Der letzte bürokratische Rettungsversuch der Staatssicherheit

Journalistischer Text: MASTER-PROMPT Teaser Seite Planungen für den neuen Geheimdienst Ich betrachte diese kurze Notiz vom Dezember 1989 und sehe das Bild von Funktionären vor mir, die inmitten des politischen Sturms noch immer an die Macht der Verwaltung glaubten. Es wirkt fast gespenstisch, wie routiniert über die "Arbeitsfähigkeit" neuer Dienste debattiert wurde, während das Fundament des Staates bereits unaufhaltsam wegbrach. Die Reform sollte das Überleben sichern. Journalistischer Text - Seite Das Ende der Staatssicherheit Am 21. Dezember 1989 meldete der ADN, dass Experten aus Berlin und den Bezirken die Aufteilung des Sicherheitsapparates in einen Verfassungsschutz und einen Nachrichtendienst vorbereiteten. Die Regierung Modrow versuchte mit diesem Schritt, die Strukturen des ehemaligen MfS durch eine organisatorische Trennung in die neue Zeit zu retten und die Dienste schnellstmöglich arbeitsfähig zu machen. Dieses Expertentreffen markierte einen letzten bürokratischen Rettungsversuch in der Endphase der DDR. Die administrative Planung stand jedoch im scharfen Kontrast zur gesellschaftlichen Realität, da der Druck der Bürgerbewegung und des Runden Tisches bereits auf eine vollständige Auflösung aller geheimpolizeilichen Strukturen hinwirkte und die Pläne bald obsolet machte.

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Der Entwurf für ein freies Mediengesetz im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil Zehn Thesen für eine neue Medienordnung der DDR Am 21. Dezember 1989 wird ein Text öffentlich, in dem Journalisten und Künstler gemeinsam formulieren, wie eine freie Presse in Zukunft rechtlich abgesichert werden soll. Wenn ich heute diesen Entwurf lese, sehe ich darin den Versuch jener Generation, die Deutungshoheit über die eigene Wirklichkeit zurückzugewinnen. Man spürt beim Betrachten der Punkte, dass es einigen Akteuren nicht nur um Reformen ging, sondern um eine fundamentale Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und Öffentlichkeit, getragen von der Erfahrung jahrelanger Gängelung. Es scheint, als hätten viele Beteiligte in diesen Wochen die seltene historische Lücke erkannt, in der man Strukturen schaffen wollte, die immun gegen Machtmissbrauch sind. Für den heutigen Betrachter wirkt der Text wie ein Dokument des Übergangs, in dem die Hoffnung auf eine selbstbestimmte, demokratische DDR-Gesellschaft noch greifbar ist. Journalistischer Text - Seite 1 Das Ende der staatlichen Informationskontrolle Der Gesetzentwurf postuliert eine gerichtliche Einklagbarkeit von behördlichen Informationen und verbietet jegliche staatliche Einmischung in die redaktionelle Arbeit der Medien. Ich stelle mir vor, wie befreiend diese Forderung für jene gewirkt haben muss, die jahrelang gegen Wände aus Schweigen und Propaganda angelaufen sind. Es wirkt in der Rückschau so, als wollte man mit diesen Paragrafen ein für alle Mal verhindern, dass Informationen jemals wieder als Herrschaftswissen missbraucht werden können. Journalistischer Text - Seite 2 Mitbestimmung in den Redaktionen Die Thesen verlangen, dass Chefredakteure und Intendanten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitarbeiter und nur auf Zeit in ihr Amt berufen werden dürfen. Beim Lesen dieses Abschnitts denke ich an die tiefgreifende Skepsis gegenüber Autoritäten, die viele Medienschaffende in jener Zeit geprägt haben muss. Dieser Passus zeugt von dem Wunsch einiger, die Demokratisierung nicht an der Pforte des Betriebes enden zu lassen, sondern sie direkt in die Hierarchien der Redaktionen hineinzutragen. Weitere Überschriften Verfassungsrang für die Informationsfreiheit Quellenschutz und Gewissensfreiheit für Autoren Öffentliche Kontrolle statt staatlicher Zensur Der Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk Medienvielfalt als Spiegel der Gesellschaft Unabhängiger Medienrat als Kontrollinstanz

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