Walter Ulbricht und Erich Honecker eröffnen 1969 den Berliner Fernsehturm

Berlin. Am 3. Oktober 1969 wurde der Berliner Fernsehturm feierlich eingeweiht – ein Ereignis, das weit über die reine Eröffnung eines architektonischen Meisterwerks hinausging. Mit Blick über die Hauptstadt sollte der Turm nicht nur als technisches Wunder, sondern auch als Symbol des sozialistischen Fortschritts in der DDR stehen.

Ein Bauwerk als Propagandainstrument
Der Bau des Fernsehturms am Alexanderplatz war ein gigantisches Unterfangen, das die Leistungsfähigkeit und den Ehrgeiz der DDR unter Beweis stellen sollte. Die offizielle Eröffnung, die zeitgleich den 20. Jahrestag der Gründung der DDR markierte, wurde von den höchsten politischen Akteuren des Staates begleitet. Walter Ulbricht und Erich Honecker traten gemeinsam auf die Bühne – ein eindrucksvolles Signal, das sowohl den Stolz auf die technische Errungenschaft als auch die politische Überzeugung der sozialistischen Ideologie widerspiegelte.

Technik und Symbolik
Bereits während der Bauphase war der Turm ein zukunftsweisendes Bauprojekt. Die Ankündigung, dass der Turm in einigen Jahren als Sitz des Turmcafés dienen und den Blick über Berlin freigeben würde, unterstrich den Anspruch, Fortschritt und Innovation in den Mittelpunkt zu stellen. Eine markante Ansage aus jener Zeit – „Hier meldet sich Berlin…“ – führte die Zuschauer in den Status quo ein: 207 Meter über dem Alexanderplatz präsentierte sich ein Bauwerk, das den technischen Ehrgeiz der DDR verkörperte.

Die Architektur des Turms übertraf sogar das ikonische Bild des Pariser Eiffelturms, was zusätzlich den Wunsch unterstrich, der Welt die überlegene Baukunst und Ingenieurskunst des sozialistischen Staates zu demonstrieren. Dabei diente der Turm nicht nur als Übertragungsplattform für Fernsehen und Rundfunk, sondern auch als Symbol für das „werktätige Volk“, dem mit großem Enthusiasmus und Dank die Verantwortung für den Aufbau des Sozialismus zugesprochen wurde.

Ein historisches Dokument
Der offizielle Baustellenbericht, der im Fernsehen ausgestrahlt wurde, enthielt nicht nur technische Details, sondern auch propagandistische Elemente. Mit der Betonung auf Fortschritt, Leistung und dem unermüdlichen Einsatz der Arbeiter vermittelte die Ansprache ein Bild, in dem der Fernsehturm als Manifestation der gesellschaftlichen und politischen Ideale der DDR galt. Die Rede hob die Errungenschaften der Ingenieure, Architekten und Arbeiter hervor und stand sinnbildlich für den Glauben an die Zukunft des sozialistischen Systems.

Blick zurück und heutige Bedeutung
Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, ist der Berliner Fernsehturm nicht nur ein Wahrzeichen der Stadt, sondern auch ein Zeugnis einer bewegten Geschichte. Während der Turm einst als Symbol des Fortschritts und der Stärke der DDR propagiert wurde, hat er sich zu einem unverzichtbaren Teil der Berliner Skyline entwickelt – ein Treffpunkt für Touristen und Einheimische gleichermaßen. Seine gläserne Aussichtsplattform ermöglicht einen einzigartigen Blick über die Stadt und erinnert zugleich an die Zeiten, in denen technische Meisterleistungen und politische Ideologie eng miteinander verknüpft waren.

Die Eröffnung des Fernsehturms 1969 war demnach nicht nur ein technischer Meilenstein, sondern auch ein politisches Ereignis, das tief in der kollektiven Erinnerung der DDR verankert ist. Es zeigt, wie Architektur und Technik als Instrumente der politischen Kommunikation und als Symbolträger für ideologische Botschaften genutzt wurden – ein Erbe, das in der heutigen Diskussion um Geschichte und Identität nachhallt.

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Bärbel Bohley und die Entstehung der Opposition in der DDR

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