Denkmal für die Opfer politischer Gewaltherrschaft in Gera wiedereröffnet

Denkmal für die Opfer politischer Gewaltherrschaft in Gera

Am 13. November 2024 wurde in Gera das Denkmal für die Opfer politischer Gewaltherrschaft vom Künstler Matthias von Hintzenstern feierlich wieder der Öffentlichkeit übergeben. Das Denkmal in der Rudolf-Diener-Straße, das durch Vandalismus stark beschädigt worden war, erstrahlt nach umfassender Restaurierung erneut in seinem ursprünglichen Zustand. Nur wenige Tage später, am 16. November 2024, lud der Verein Gedenkstätte Amthordurchgang e.V. zu einer feierlichen Wiedereinweihung ein, um den erfolgreichen Abschluss der Instandsetzung zu würdigen und der Opfer von Repression und Haft während der NS-Diktatur und des SED-Regimes zu gedenken.

Die Notwendigkeit der Erneuerung
Im Sommer 2024 hatte der Verein öffentlich um Spenden gebeten, um die dringend erforderliche Sanierung finanzieren zu können. Das Denkmal, das 2007 erstmals enthüllt wurde, war im Laufe der Jahre immer wieder Ziel von Vandalismus geworden. Beschädigte Plaketten, besprühte Fotowände und andere Spuren mutwilliger Zerstörung hatten die ursprüngliche Aussagekraft des Kunstwerks erheblich beeinträchtigt. Mit der Unterstützung von Einzelspendern, der Stadtverwaltung und des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, das 5.000 Euro aus Lottomitteln bereitstellte, konnte die Restaurierung erfolgreich umgesetzt werden.

Ein Denkmal mit Aussagekraft
Das Denkmal ist weit mehr als ein reines Erinnerungsstück. Der Künstler Matthias von Hintzenstern entwarf es als interaktives Kunstwerk, das die Besucher zur Reflexion über Überwachung und Repression anregen soll. Auf der einen Seite zeigt es eine Silhouette, die das unbewusste Erfasstwerden durch Überwachung symbolisiert. Auf der anderen Seite wird die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit thematisiert, die nach der Wende durch die Offenlegung der Stasi-Unterlagen möglich wurde. Durch die bewegliche Konstruktion des Denkmals können Besucher buchstäblich beide Perspektiven erleben – eine künstlerische Interpretation von Erinnerung, Kontrolle und Bewusstsein.

Der symbolische Ort
Das Denkmal befindet sich an einem zentralen und geschichtsträchtigen Ort, unweit der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit und des Bezirksgerichtsgebäudes, in dem zahlreiche politische Urteile gefällt wurden. Auch der Amthordurchgang selbst, in dem sich heute die Gedenkstätte befindet, war einst ein Ort des Leids. Hier wurden während der NS-Zeit sowie unter dem SED-Regime Menschen in Untersuchungshaft genommen. Diese Orte stehen stellvertretend für die Schrecken totalitärer Systeme und machen die Bedeutung des Denkmals für die Stadt Gera und ihre Geschichte besonders greifbar.

Herausforderungen im Umgang mit Denkmälern
Frank Kapstein, der Vorsitzende des Vereins Gedenkstätte Amthordurchgang e.V., nutzte die Gelegenheit, um auf die zunehmenden Angriffe auf Gedenkorte aufmerksam zu machen. In den letzten Jahren sei die Zerstörung von Denkmälern, Gedenktafeln und Stolpersteinen zu einer besorgniserregenden Erscheinung geworden. Der Schutz solcher Orte sei jedoch unerlässlich, um die kulturelle Identität und die historische Erinnerung zu bewahren. Kapstein betonte, dass Denkmäler wie dieses nicht nur an vergangenes Unrecht erinnern, sondern auch als Mahnung dienen, um für eine Gesellschaft ohne Gewalt und Zwänge einzutreten.

Gemeinschaftsleistung und Dankbarkeit
Die Restaurierung des Denkmals wäre ohne die Unterstützung vieler Einzelner und Institutionen nicht möglich gewesen. Neben den finanziellen Mitteln lobte Kapstein das Engagement der lokalen Bevölkerung und der beteiligten Firmen. Besonders hob er die Firma Biocleaning hervor, die die Reinigung der Fotowände unentgeltlich übernahm. Diese gemeinschaftliche Anstrengung sei ein Beweis für den Zusammenhalt und das Bewusstsein der Menschen in Gera für den Wert ihrer Geschichte.

Perspektiven für die Zukunft
Die Wiedereinweihung des Denkmals markiert nicht nur den Abschluss eines Projekts, sondern auch einen Neuanfang. Der Verein möchte den Ort weiterhin als Raum für Bildung und Austausch nutzen, um die Erinnerung an die Opfer politischer Gewalt wachzuhalten. Matthias von Hintzenstern zeigte sich erfreut darüber, dass sein Werk wieder in neuem Glanz erstrahlt und seinen Zweck erfüllt: die Menschen dazu zu bringen, innezuhalten, nachzudenken und die Lehren aus der Geschichte mitzunehmen.

Das restaurierte Denkmal steht nun erneut als Mahnmal gegen politische Gewalt und als ein Symbol für die Bedeutung der Erinnerungskultur. Möge es ein Ort des Lernens, der Mahnung und des Gedenkens sein – für diese und kommende Generationen.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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