Die Geschichte von Carl Zeiss Jena bis zur Wende 1989 ist eine beeindruckende Reise durch die wissenschaftliche und technologische Entwicklung im Bereich der Optik und Feinmechanik. Gegründet wurde das Unternehmen 1846 von Carl Zeiss in Jena. Zeiss spezialisierte sich zunächst auf die Herstellung von Mikroskopen, die schnell für ihre hervorragende Qualität bekannt wurden.
Ein bedeutender Wendepunkt kam 1866, als der Physiker Ernst Abbe als Teilhaber in das Unternehmen eintrat. Abbe entwickelte grundlegende Theorien zur Optik und Bildfehlerkorrektur, die es Carl Zeiss ermöglichten, hochpräzise Mikroskope herzustellen. Die Zusammenarbeit mit Otto Schott, der 1884 nach Jena kam und neue optische Gläser entwickelte, führte zu weiteren Fortschritten und Innovationen. Zusammen gründeten sie 1884 das Glaswerk Schott & Genossen.
Nach dem Tod von Carl Zeiss im Jahr 1888 und Ernst Abbe im Jahr 1905 wurde das Unternehmen in eine Stiftung überführt – die Carl-Zeiss-Stiftung. Diese Stiftung ermöglichte es dem Unternehmen, unabhängig von wirtschaftlichen Schwankungen kontinuierlich in Forschung und Entwicklung zu investieren. In den folgenden Jahrzehnten expandierte Carl Zeiss Jena sein Produktportfolio auf Teleskope, Fotoobjektive, Ferngläser und andere optische Geräte.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Carl Zeiss Jena stark beschädigt. Nach Kriegsende und der Teilung Deutschlands wurde das Unternehmen im Rahmen der Reparationen teilweise demontiert. Die Sowjetunion verlegte einige Teile der Produktion nach Russland, und es entstand ein zweites Werk in Oberkochen, Westdeutschland, das unter dem Namen Zeiss-Opton AG bekannt wurde und später als Carl Zeiss West firmierte. Somit existierten während des Kalten Krieges zwei unabhängige Carl Zeiss Werke – eines in Jena (DDR) und eines in Oberkochen (BRD).
Carl Zeiss Jena entwickelte sich in der DDR zu einem Vorzeigebetrieb und blieb führend in der optischen Industrie. Das Unternehmen produzierte unter anderem hochwertige Mikroskope, Kameralinsen, Ferngläser und medizinische Geräte. Trotz der wirtschaftlichen und politischen Herausforderungen in der DDR gelang es Carl Zeiss Jena, seine technologischen Entwicklungen voranzutreiben und weltweit Anerkennung zu finden.
Die politische Wende 1989 brachte für Carl Zeiss Jena erhebliche Veränderungen mit sich. Mit dem Ende der DDR und der Wiedervereinigung Deutschlands stand das Unternehmen vor der Herausforderung, sich an die Bedingungen der Marktwirtschaft anzupassen. Die Zusammenführung der beiden Carl Zeiss Werke in Jena und Oberkochen nach 1990 markierte den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte des Unternehmens.
Bis zur Wende 1989 blieb Carl Zeiss Jena ein Symbol für technologische Innovation und wissenschaftliche Exzellenz, das tief in der Tradition der deutschen Ingenieurskunst verwurzelt war. Die Geschichte des Unternehmens spiegelt die Entwicklungen und Herausforderungen der optischen Industrie im 19. und 20. Jahrhundert wider und zeigt, wie wissenschaftliche Zusammenarbeit und kontinuierliche Innovation zu nachhaltigem Erfolg führen können.