Spuk im Hochhaus: Der DDR-Kult, der mehr als nur Geisterjagden bot

Lange bevor übernatürliche Elemente die amerikanische Kleinstadt Hawkins in Stranger Things heimsuchten, gab es in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) bereits einen Kult, der Realität und Übernatürliches auf einzigartige Weise verband: „Spuk im Hochhaus“. Dieser ostdeutsche Fernsehstreich, der 1982 Premiere feierte, ist bis heute ein Phänomen, das Generationen begeistert und sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt hat.

Von kriminellen Wirten zu guten Geistern im Plattenbau
Die Handlung von „Spuk im Hochhaus“ beginnt im frühen 19. Jahrhundert, wo die gewissenlosen Wirtsleute Jette und August Deibelschmidt Gäste betäuben, ausrauben und töten. Als der Polizeikommissarius Friedrich Wilhelm Licht ihren betrügerischen Machenschaften auf die Schliche kommt, sterben alle drei in einem Brand. Doch der Kommissar belegt das Gaunerpärchen mit einem Fluch: 200 Jahre später, im Jahr 1982 der DDR, erwachen Jette und August als Geister in einem modernen Plattenbau.

Statt Schnaps und Bratpfanne erwarten sie nun Aufzüge, Wäscheleinen und lärmende Nachbarn. Ihre Aufgabe: Sie müssen Gutes tun, um Erlösung zu finden. Dabei steht ihnen der Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel des Kommissars Licht zur Seite, der zum heimlichen Verbündeten wird. Mit jedem Erfolg ertönt ein mysteriöser Gong, der als „Sound der Erlösung“ fungiert. Die Serie entfaltet sich über sieben Folgen, in denen Jette und August durch sieben Etagen und sieben Schicksale spuken. Der wahre Zauber liegt darin, dass sie als Geister bessere Menschen werden, als sie es je zu Lebzeiten waren. Es ist, wie es in der Reportage heißt, „sozialistisches Ghostbusting mit Bratpfanne und Gewissen“.

Die Geburt eines Spuk-Universums
„Spuk im Hochhaus“ war keine isolierte Idee, sondern die konsequente Weiterentwicklung der äußerst erfolgreichen Vorgängerserie „Spuk unterm Riesenrad“ aus dem Jahr 1979. Regisseur Günther Mayer und Drehbuchautor C.U. Wiesner hatten bereits mit dem ersten „Spuk“ ein Millionenpublikum begeistert. Die Idee zur ersten Serie entstand, als das DDR-Fernsehen Anfang der 1970er Jahre nach fantasievollen Kinderformaten suchte, die Unterhaltung und pädagogischen Wert vereinten. Wiesner orientierte sich an klassischen Märchenmotiven, doch statt Rittern und Prinzessinnen sollten moderne Kinder mit übernatürlichen Erscheinungen konfrontiert werden.

Für „Spuk im Hochhaus“ setzten Mayer und Wiesner bewusst auf ein neues Setting – ein Hochhaus im Osten Berlins – um den bewährten Zauber mit frischen Figuren und Alltagszenen zu verbinden. Die Serie wurde bewusst als Siebenteiler konzipiert, mit einer guten Tat pro Episode.

Tricktechnik made in DDR: Rauch statt Rechner
Mit einem Budget, das kaum für ein Walkie-Talkie in einer modernen Hollywood-Produktion reichen würde, musste „Spuk im Hochhaus“ auf handgemachte Filmtricks setzen. Die Trickabteilung des DDR-Fernsehens, geleitet von Heinz Goldmann, realisierte verblüffende Effekte:

Der Rückwärtstrick: Ein Schraubenzieher, der wie von Geisterhand in die Hand zurückschwebt, war einfach ein Werkzeug, das fallen gelassen und dann rückwärts abgespielt wurde.

Draht und Angelschnur: Unsichtbare Angelschnüre bewegten Tassen, Türen und Stühle.

Doppelbelichtung: Um transparente Geister darzustellen, wurde eine Szene zweimal gefilmt (einmal leer, einmal mit Schauspielern) und dann übereinandergelegt.

Spiegeltricks (Pepper’s Ghost): Ein schräg gestellter Spiegel reflektierte eine versteckte Szene ins eigentliche Bild, sodass Geister scheinbar durch Wände traten. Besonders eindrucksvoll war der Trick, bei dem Jette und August den Kopf durch eine Wand steckten. Die Schauspieler standen stundenlang auf einer Kiste, während eine Wand um ihre Köpfe herum tapeziert wurde, und wurden hinter der Wand gefüttert, da ihre Arme blockiert waren.

Miniaturen: Für verzauberte Häuserfronten kamen im Studio präparierte Modelle zum Einsatz.

Geräuschkulisse: Knarrende Türen, flüsternde Stimmen und Poltern aus dem Off schufen eine Atmosphäre, die die Geister im Kopf des Publikums zum Leben erweckte.

Ikonen des DDR-Fernsehens und der Geist der Serie
In den Hauptrollen glänzten Katja Parüla als Jette Deibelschmidt und Heinz Rennhack als August. Parüla, bereits gefeierte Bühnenkünstlerin, brachte als Jette eine grantige, warmherzige und herrlich übertriebene Darstellung auf den Bildschirm. Rennhack, bekannt als Komiker und Musiker, verkörperte August als liebenswerten Wichtigtuer mit perfektem Timing und Slapstick-Charme. Heinz Rennhack war auch für seinen Humor hinter den Kulissen bekannt, wie ein Vorfall im Schneideraum zeigt, als er nach der fünften Synchronisationsaufnahme für das Wort „Australien“ scherzhaft drohte, gar nichts mehr zu sagen, wenn er noch einmal die „rote Lampe“ sähe.

Auch andere bekannte Gesichter des DDR-Fernsehens waren dabei, wie Stefan Liszewski als Hausmeister Kegel, der als einziger Schauspieler in allen drei „Spuk“-Serien von Günther Mayer eine feste Rolle innehatte. Gary Wolf spielte sowohl den Kommissar Licht als auch dessen Ur-Ur-Ur-Urenkel. Sogar Regisseur Günther Mayer und Drehbuchautor C.U. Wiesner hatten Cameo-Auftritte in ihren Werken.

Durch das Zensurlabyrinth der DDR
Trotz seiner märchenhaften Verpackung musste die „Spuk“-Reihe einige Hürden der DDR-Zensur nehmen. Der ursprüngliche Titel für „Spuk unterm Riesenrad“, „Die Ausreißer“, wurde wegen der Assoziation mit „Ausreiseranträgen“ (Ausreiseanträgen) schnell verworfen. Auch der Dreh von Szenen auf dem Dach des HO-Kaufhauses am Alexanderplatz führte zu Problemen, als die Crew Fahnen zum 1. Mai entfernte und die Volkspolizei einschreiten musste.

Der wohl drastischste Eingriff betraf eine Szene in „Spuk unterm Riesenrad“, in der der Riese Würste um den Hals trug und volle Wurstauslagen zu sehen waren. Aufgrund einer „Fleisch- und Wurstknappheit“ in der Republik wurde diese Szene zensiert und elektronisch um 30 Sekunden gekürzt, da sie in der DDR „nicht gezeigt werden konnte“. Doch C.U. Wiesner setzte sich beim ZK dafür ein, sodass die Kürzung nur auf Matzband erfolgte und die ungeschnittene 35mm-Fassung später bei Wiederholungen gezeigt wurde. Insgesamt passierte die Serie die staatliche Kontrolle jedoch weitgehend unproblematisch, da ihre Kritik im Gewand des Märchens daherkam und nicht als direkte politische Botschaft wahrgenommen wurde.

Der Gong klingt weiter: Ein bleibendes Erbe
Der Soundtrack von „Spuk im Hochhaus“, komponiert von Thomas Natschinski, prägt die Serie akustisch entscheidend mit dem markanten Gong als Erkennungszeichen. Die Musik bewegt sich zwischen mystischen Klangteppichen, schrägen Themen und Spannungsmomenten, stets passend zur Mischung aus Grusel, Komik und Alltagsabsurdität.

„Spuk im Hochhaus“ wurde sogar international verkauft, unter anderem in die Sowjetunion, nach Polen, Kuba und andere „befreundete Staaten“, wo es oft als pädagogisch wertvoll galt. Das „Spuk-Universum“ wurde in den folgenden Jahren fortgesetzt mit „Spuk von draußen“ (1987), das Science-Fiction-Elemente einführte, und nach der Wende mit „Spuk aus der Gruft“ (1998), „Spuk im Reich der Schatten“ (2000) und „Spuk am Tor der Zeit“ (2002). Das Motiv des vermenschlichten Roboters „Opa Rudelwald“ aus „Spuk von draußen“ wurde zu einer der beliebtesten Figuren, so sehr, dass Schauspieler Uwe Detlef Jessen noch Jahre später von Fans in Springerstiefeln um Autogramme gebeten wurde.

Zuletzt kehrte die Spukwelt 2024 mit dem Kinofilm „Spuk unterm Riesenrad“ auf die Leinwand zurück, einer modernen Fortsetzung des Originals.

Für viele, die in der DDR aufwuchsen, ist „Spuk im Hochhaus“ ein Stück Kindheit, ein popkultureller Geisterzug durch Plattenbauten und Alltagsbeobachtungen. Während die Effekte für heutige Streaming-Generationen „eher kurios als kultig“ wirken mögen, bleibt die Serie ein „Zeitdokument mit Herz, Humor und Haltung“. Ihre Mischung aus absurder Komik, fantastischen Elementen und unterschwelliger Systemkritik trifft auch Jahrzehnte später einen Nerv. Der Spuk lebt weiter, ganz ohne Algorithmen und TikTok-Trends.

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Suchttransformation in den neuen Bundesländern nach 1990

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Der letzte bürokratische Rettungsversuch der Staatssicherheit

Journalistischer Text: MASTER-PROMPT Teaser Seite Planungen für den neuen Geheimdienst Ich betrachte diese kurze Notiz vom Dezember 1989 und sehe das Bild von Funktionären vor mir, die inmitten des politischen Sturms noch immer an die Macht der Verwaltung glaubten. Es wirkt fast gespenstisch, wie routiniert über die "Arbeitsfähigkeit" neuer Dienste debattiert wurde, während das Fundament des Staates bereits unaufhaltsam wegbrach. Die Reform sollte das Überleben sichern. Journalistischer Text - Seite Das Ende der Staatssicherheit Am 21. Dezember 1989 meldete der ADN, dass Experten aus Berlin und den Bezirken die Aufteilung des Sicherheitsapparates in einen Verfassungsschutz und einen Nachrichtendienst vorbereiteten. Die Regierung Modrow versuchte mit diesem Schritt, die Strukturen des ehemaligen MfS durch eine organisatorische Trennung in die neue Zeit zu retten und die Dienste schnellstmöglich arbeitsfähig zu machen. Dieses Expertentreffen markierte einen letzten bürokratischen Rettungsversuch in der Endphase der DDR. Die administrative Planung stand jedoch im scharfen Kontrast zur gesellschaftlichen Realität, da der Druck der Bürgerbewegung und des Runden Tisches bereits auf eine vollständige Auflösung aller geheimpolizeilichen Strukturen hinwirkte und die Pläne bald obsolet machte.

Bärbel Bohley und die Entstehung der Opposition in der DDR

Journalistischer Text - Seite (Teaser) Die Entscheidung zur Rückkehr in ein geschlossenes System Ein schmuckloses Dokument und der Wille einer einzelnen Frau standen gegen den Apparat eines ganzen Staates. Ich betrachte diesen Lebensweg und sehe, wie Bärbel Bohley im August 1988 eine Entscheidung traf, die für viele Außenstehende kaum nachvollziehbar war. Anstatt im sicheren Westen zu bleiben, kehrte sie in die DDR zurück, wohlwissend, dass dort erneute Überwachung und Gängelung auf sie warteten. Diese individuelle Haltung, im Land zu bleiben, um es zu verändern, erscheint mir als der eigentliche Kern des späteren Umbruchs. Es fällt auf, dass die Gründung des Neuen Forums im Herbst 1989 kein spontaner Akt war, sondern die Folge dieser beharrlichen Vorarbeit. Wenn ich auf den 9. November blicke, sehe ich nicht nur die jubelnde Masse an der Grenze, sondern auch die Pressekonferenz in einem Hinterhof, bei der Bohley die Legalität der Opposition verkündete. Es waren diese kleinen, fast unsichtbaren Momente der Organisation, die das Fundament für die friedliche Revolution legten.

Die zweite Schlacht um die Geschichte: Egon Krenz in der Offensive

MASTER-PROMPT HOOK - Profil 1. Egon Krenz auf dem Nationalen Denkfest 2. Hook / Hug Auf der Bühne des IV. Nationalen Denkfestes steht der ehemalige Staatsratsvorsitzende der DDR vor einem Publikum, das ihn als Friedenspräsidenten ankündigt und seinen Ausführungen zur Geschichte mit Applaus folgt. MASTER-PROMPT Teaser JP (Ich-Perspektive, reflektierend) 1. Ein Nachmittag im Zeichen der Erinnerung 2. Hook / Hug Der Blick auf den Mann am Rednerpult, der vor einem vollen Saal die soziale Wärme der Vergangenheit beschwört, lässt erahnen, wie tief bei manchen die Sehnsucht nach einer alternativen Geschichtsschreibung sitzt. 3. Teasertext Ich beobachte, wie Egon Krenz bei diesem Auftritt auf dem Nationalen Denkfest die DDR gegen den Begriff des Unrechtsstaates verteidigt und dabei eine Zuhörerschaft erreicht, die sich in ihrer Biografie vom heutigen Staat nicht mehr repräsentiert fühlt. MASTER-PROMPT Teaser Coolis 1. Krenz deutet DDR-Geschichte und Ukraine-Krieg um 2. Hook / Hug Beim IV. Nationalen Denkfest trat der ehemalige DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz vor einem Publikum aus Sympathisanten und Kritikern der Bundesregierung auf und sprach über die Deutung der Geschichte. 3. Teasertext In seiner Rede wies Krenz den Begriff des Unrechtsstaates zurück und gab der NATO-Osterweiterung die Schuld am Ukraine-Krieg, während er den friedlichen Verlauf von 1989 primär als Verdienst der SED-Führung darstellte.

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Egon Krenz und die Legende vom verratenen Staat

MASTER-PROMPT HOOK - Profil Egon Krenz und die Deutung der Geschichte Ein älterer Herr im dunklen Anzug tritt ans Mikrofon, die Hände fest am Pult, der Blick fest in den Saal gerichtet, wo Menschen sitzen, die auf ein bestätigendes Wort warten. Er spricht von 1989, von Entscheidungen im Zentralkomitee und von einer Ordnung, die seiner Meinung nach nicht von innen zerbrach, sondern von außen zerstört wurde. MASTER-PROMPT Teaser JP (Reflective) Erinnerung an den Herbst 1989 Wenn ich die Stimme von Egon Krenz heute höre, vermischen sich die Bilder des aktuellen Auftritts mit den verblassten Fernsehaufnahmen jenes Abends im November vor vielen Jahren. Damals herrschte eine Ungewissheit, die sich in den Gesichtern meiner Eltern spiegelte, während auf dem Bildschirm Weltgeschichte geschrieben wurde. Egon Krenz spricht auf dem "Nationalen Denkfest" über seine Sicht auf die Wende, verteidigt die Rolle der Sicherheitsorgane und zieht Parallelen zur heutigen Russlandpolitik, die mich irritieren. Für mich klingt das nicht nach der Befreiung, die ich damals als Kind in der Euphorie der Erwachsenen zu spüren glaubte. MASTER-PROMPT Teaser Coolis (Neutral) Egon Krenz äußert sich zur DDR-Geschichte Der ehemalige SED-Generalsekretär Egon Krenz hat auf dem "Nationalen Denkfest" eine Rede zur Geschichte der DDR und den Ereignissen von 1989 gehalten. Vor dem Publikum verteidigte er die politischen Entscheidungen der damaligen Führung und wies die Verantwortung für den Zusammenbruch des Staates externen Faktoren zu. Krenz thematisierte in seinem Vortrag auch den aktuellen Konflikt in der Ukraine und kritisierte die Rolle der NATO, wobei er für eine Annäherung an Russland plädierte. Er betonte die seiner Ansicht nach friedenssichernde Funktion der DDR-Sicherheitskräfte während der friedlichen Revolution im November 1989.

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Der letzte Versuch: Wie aus der Staatspartei die SED-PDS wurde

MASTER-PROMPT HOOK Der Parteitag zur Umbenennung in SED-PDS im Dezember 1989 Am späten Sonntagnachmittag treten die Delegierten in Berlin vor die Öffentlichkeit und präsentieren einen Doppelnamen, der die Brücke zwischen alter Macht und neuer Identität schlagen soll. MASTER-PROMPT Teaser JP Die Suche nach dem dritten Weg Gregor Gysi steht am Rednerpult und beschwört die Gefahr eines politischen Vakuums, während im Saal die Hoffnung auf eine eigenständige DDR noch lebendig ist. Manche glaubten in diesen Tagen des Dezembers 1989 fest daran, dass ein demokratischer Sozialismus jenseits der Profitwirtschaft möglich sei. Am 18.12.1989 verabschiedete der Parteitag unter Gysis Führung ein Statut, das den Erhalt der staatlichen Eigenständigkeit zum obersten Ziel erklärte. MASTER-PROMPT Teaser Coolis Außerordentlicher Parteitag beschließt neuen Namen und Statut Nach intensiven Beratungen entscheiden die Delegierten am 17. Dezember 1989 in Berlin, die Partei künftig unter dem Namen SED-PDS weiterzuführen. Der Vorsitzende Gregor Gysi betont in seinem Referat den Willen zur Regierungsverantwortung und warnt vor einem Erstarken rechter Kräfte. Mit der Verabschiedung eines vorläufigen Statuts positioniert sich die Partei für den beginnenden Wahlkampf und bekennt sich zur Eigenstaatlichkeit der DDR.

Umerziehung hinter Mauern: Spezialkinderheime der DDR

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Der Aufruf der Widerstandskämpfer im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil (Teaser Seite 1) Warnung vor Neonazis in der Wendezeit In einer Zeit des politischen Vakuums veröffentlicht die Junge Welt am 21. Dezember 1989 einen Text, der explizit vor zunehmenden neonazistischen Umtrieben in Stadt und Land warnt und diese als Gefahr für die humanistischen Werte bezeichnet. Ich betrachte dieses Dokument heute als ein spätes Eingeständnis einer Realität, die viele Menschen in ihrem Alltag längst wahrgenommen hatten, die aber staatlich ignoriert wurde. Es scheint, als ob die Thematisierung der rechten Gefahr in diesem Moment für manche auch den Zweck erfüllte, die Existenzberechtigung der DDR als antifaschistisches Bollwerk neu zu begründen. Für den heutigen Betrachter offenbart sich hier die Zerrissenheit jener Tage. Während die einen die Wiedervereinigung herbeisehnten, sahen andere in der Bewahrung der DDR-Eigenstaatlichkeit den einzigen Schutz vor historischen Fehlentwicklungen. Dieser Text markiert den Versuch, in der Unübersichtlichkeit der Wendezeit einen moralischen Halt zu bieten. Journalistischer Text - Seite (Teaser Seite 2) Ein Programm der Hoffnung im Dezember 89 Kurz vor dem Jahreswechsel 1989 bezeichnet ein Aufruf des Komitees der Widerstandskämpfer den Antifaschismus als das entscheidende Programm der Hoffnung für den Erhalt und die Erneuerung des Staates. Mir erscheint dieser Appell rückblickend wie der Versuch einiger Akteure, die drohende Auflösung ihres Staates durch die Rückkehr zu den ideellen Wurzeln aufzuhalten. Es war eine Perspektive, die sicherlich von jenen geteilt wurde, die eine reformierte DDR wollten, auch wenn die politische Realität bereits eine andere Sprache sprach.

Der Gaukler, der den Minister nicht küssen wollte

MASTER-PROMPT HOOK - Profil Armin Mueller-Stahl und die verweigerte Umarmung der Macht In einer Reihe wartender Menschen steht der Schauspieler, als der Minister für Staatssicherheit auf ihn zutritt und ihn an seine ordensgeschmückte Brust ziehen will. Kurz bevor die Lippen des Politikers sein Gesicht berühren, weicht der Mann mit einem lauten Hinweis auf seinen angeklebten, fusselnden Bart zurück, woraufhin die anwesenden Funktionäre in betretenes Schweigen verfallen. MASTER-PROMPT Teaser JP Die Stille nach dem Scherz Ein Händedruck sollte es sein, doch der Griff an das Revers und die plötzliche, erzwungene körperliche Nähe des Ministers durchbrachen das Protokoll der Ehrung augenblicklich. Manchmal genügt ein einziger, scheinbar harmloser Satz über eine Maskerade, um eine staatlich inszenierte Feierlichkeit in eisiges Schweigen zu verwandeln. Ich sehe in diesem Moment der Weigerung, wie schmal der Grat zwischen dem gefeierten Volksschauspieler und einer unerwünschten Person in einem restriktiven System tatsächlich verlaufen konnte – eine Erfahrung, die den 25. Jahrestag des MfS 1975 prägte. MASTER-PROMPT Teaser Coolis Der Eklat beim Staatssicherheits-Jubiläum Während einer Auszeichnung zum 25. Jahrestag des Ministeriums für Staatssicherheit in Berlin kam es zu einer ungeplanten Interaktion zwischen Erich Mielke und dem Darsteller des Agenten Achim Detjen. Armin Mueller-Stahl verhinderte 1975 den demonstrativen Bruderkuss des Ministers durch eine beiläufige Bemerkung über seinen Bart, was die anwesenden Parteifunktionäre sichtlich irritierte. Diese Episode markierte einen Wendepunkt im Verhältnis des Schauspielers zur DDR-Staatsführung, der später in einem faktischen Berufsverbot und der Ausreise in die Bundesrepublik mündete.