Satire trifft Überzeugung: Als Börner auf Schnitzler traf

Im April 1997 kam es zu einem bemerkenswerten Zusammentreffen zweier Persönlichkeiten, die auf ihre Weise Fernsehgeschichte geschrieben haben: Hans-Jürgen Börner, bekannt als Moderator der NDR-Satiresendung „Extra 3“, interviewte Karl Eduard von Schnitzler, den legendären Moderator des „Schwarzen Kanals“ im DDR-Fernsehen. Das Gespräch bot tiefe Einblicke in Schnitzlers Arbeitsweise und seine unerschütterlichen Überzeugungen.

Der „Schwarze Kanal“ wird in den Quellen als „die Mutter aller Satiresendungen“ bezeichnet. Doch für Schnitzler war seine Sendung weit mehr als nur Satire im herkömmlichen Sinne. Auf die Frage nach der Dramaturgie oder Methode seiner Sendung erklärte er unmissverständlich: „Ich habe keine Dramaturgie gehabt. Ich habe eine politische Überzeugung gehabt und ich habe Fakten gehabt, die ich dem BRD Fernsehen entnehme“.

Diese politische Überzeugung definierte er klar: „Ich bin Kommunist und das war dann auch das Konzept der Sendung“. Für Schnitzler war dies nicht nur eine persönliche Haltung, sondern eine notwendige Voraussetzung, um sich „mit dem Imperialismus wirklich wirksam und ehrlich auseinanderzusetzen“. Dazu sei eine „materialistische Überzeugung und Bildung“ unerlässlich.

Schnitzler zeigte sich überzeugt von der Richtigkeit seiner damaligen Analysen. Eine Anekdote aus dem Gespräch unterstreicht seine kompromisslose Haltung: Er erwähnte lachende Kameraleute in einer Livesendung des Westfernsehens und betonte, dies wäre bei seiner Sendung „unmöglich“ gewesen.

Ein zentraler Punkt des Interviews war Schnitzlers Sicht auf die Deutsche Wiedervereinigung. Er lehnte den Begriff der Wiedervereinigung vehement ab: „Es gibt keine Wiedervereinigung oder es hat keine gegeben. Es hat auch keine oder wollen Sie sagen das war eine Wiedervereinigung? Was ist denn wieder vereinigt worden? Ein sozialistisches Deutschland ist beseitigt worden, ein kapitalistisches Deutschland hat sich ausgedehnt. Das ist doch keine Vereinigung geschweige denn eine Wiedervereinigung“. Für ihn war der übergeordnete Begriff die „gesellschaftliche Ordnung“, nicht die Nation oder der Staat. In diesem Kontext verwies er auf die Ansichten Erich Honeckers zur Frage der Nation und Staatsangehörigkeit, der zwischen deutscher Nationalität und DDR-Staatsangehörigkeit unterschied.

Das Gespräch zwischen Börner und Schnitzler bot somit nicht nur eine Begegnung zweier Fernsehgrößen, sondern auch einen faszinierenden Einblick in die ideologischen Fundamente, auf denen „Der Schwarze Kanal“ aufgebaut war.