Wernigerode im Harz bildete die perfekte Kulisse für eine exklusive Präsentation: Vier seltene Modelle der Wartburg 311 und 312 Baureihe, Symbole des Wirtschaftsaufschwungs in Ostdeutschland Mitte der 1950er Jahre, versetzten die Zuschauer in eine vergangene Ära automobiler Ingenieurskunst.
Der Traumwagen: Wartburg 313 Sport
Als „schönster und elegantester Wartburg“ gefeiert, wurde der 313 Sport Roadster im Jahr 1957 der Öffentlichkeit vorgestellt. Seine ersten Prospektaufnahmen entstanden hier im Schloss Wernigerode. Bis 1960 fertigte die ehemalige Firma Gläser in Dresden lediglich 469 dieser beeindruckenden Fahrzeuge. Mit seiner sportlich-eleganten Erscheinung faszinierte der 313 nicht nur die Menschen in der DDR, sondern gewann auch auf internationalen Ausstellungen Schönheitswettbewerbe. Sein Design, das an italienische Sportwagen erinnerte, verbarg einen typischen Dreizylinder-Zweitaktmotor, der dank Doppelvergaseranlage 50 PS leistete und eine Höchstgeschwindigkeit von 145 km/h ermöglichte. Im Innenraum glänzte der Wagen mit edlem Leder und Formen, die zum Verweilen einluden. Für die meisten DDR-Bürger blieb der 313 Sport ein unerfüllter Traum, da die wenigen Exemplare ausschließlich hohen Genossen, verdienten Sportlern und berühmten Schauspielern vorbehalten waren. Holger Nagler ist einer der glücklichen Besitzer, der seinen 313er 1993 in Merseburg erwerben konnte – damals noch zu einem vergleichsweise geringen Preis, nachdem er sich lange um das Auto bemüht hatte.
Der Familienfreund: Wartburg Camping
Ganz anders positionierte sich der Wartburg Camping, der heute als „Lifestyle Kombi“ bezeichnet würde. Dieses Modell machte in der DDR Tausende von Familien mobil. Während lange auf neue Modelle gewartet wurde, modernisierte und wertete man die alten Modelle mit viel Erfindergeist auf. Das gezeigte Camping-Modell ist ein typisches Beispiel dafür, ein bunter Mix aus verschiedenen Wartburg-Epochen.
Luxus auf Rädern: Wartburg 312/300 Cabrio
Nicht ganz so eine „Kanone“ wie der 313 Sport, aber dennoch beeindruckend, war das Wartburg 312/300 Cabrio. Es war in der Anschaffung fast doppelt so teuer wie ein gewöhnlicher Trabbi und bot einen Luxus, von dem der Otto Normalverbraucher nur träumen konnte.
Der fleißige Helfer: Wartburg 311 Schnelltransporter
Der Stolz eines jeden Handwerkers war der praktische und seltene Wartburg 311 Schnelltransporter. Er war ein beliebtes Fahrzeug für den Einsatz in der Landwirtschaft, Industrie und auf dem Bau. Auch diesen Wartburg konnte nicht jeder kaufen; man musste ein ausgewiesener Bedarfsträger mit offensichtlich sehr guten Beziehungen „nach oben“ sein, um einen solchen Schnelltransporter zu erhalten.
Am Bahnhof der Harzer Schmalspurbahn verabschiedeten sich die vier „Eisenacher Beautys“ und hinterließen den Wunsch auf ein Wiedersehen.