Mecklenburgs „Rabenfluss“ – Ein Paradies für Naturfreunde und Wassersportler

Die Warnow schlängelt sich über etwa 150 Kilometer durch das Herz Mecklenburgs und mündet schließlich in Warnemünde in die Ostsee. Doch weit mehr als nur eine Verbindung zum Meer ist dieser Fluss ein Zentrum für Erholung, Sport und einzigartige Naturerlebnisse. Von einem historischen Flussbad in Rostock bis hin zu abenteuerlichen Kanutouren und süßen Verführungen am Ufer – die Warnow bietet eine vielfältige Landschaft, die von engagierten Menschen geprägt und belebt wird. Ihr slawischer Name, der „Rabenfluss“ bedeutet, deutet bereits auf die ursprüngliche Natur hin, die sie bis heute bewahrt hat.

Das Flussbad Rostock: Eine urbane Oase mit Tradition
Mitten in Rostock, auf der Seite des Mühlendamms, liegt das Flussbad, das mit 102 Jahren das älteste Flussbad an der Warnow ist. Hier baden Einheimische und Besucher im Süßwasser, oft im angenehmen Schatten des Geländes. Uwe Richter, Bademeister und Vereinschef des Wassersportvereins Warnow, sorgt hier für Ordnung und Sicherheit. In der Hochsaison tummeln sich manchmal bis zu 2000 Menschen im Bad, obwohl Uwe zu Saisonbeginn noch nicht mit einem großen Ansturm rechnet.

Das Flussbad ist mehr als nur eine Badestelle; es ist ein Treffpunkt, an dem die Gemeinschaft im Vordergrund steht. Hier finden Sommerfeste für Rostocker Förderschulen statt, und Kinder lernen im Sommer Schwimmen. Eine wichtige Regel im Flussbad ist, dass Kinder erst ab dem Bronze-Schwimmabzeichen in den tiefen Schwimmerbereich dürfen, während Kinder mit „Seepferdchen“ im Nichtschwimmerbecken bleiben müssen. Uwe Richter, ein gelernter Maschinenbauer, leitet das Flussbad seit 19 Jahren und kümmert sich um alles – von der Organisation über Reparaturen bis hin zur Sicherheit. Seine Arbeit ist hochkonzentriert, da er jeden Badegast im Blick haben muss, um Gefahren frühzeitig zu erkennen. Eine Herausforderung stellt derzeit eine private Badestelle direkt gegenüber dar, die ohne Badeaufsicht betrieben wird und Sicherheitsbedenken aufwirft.

Abenteuer auf dem Wasser: Kanutouren und wilde Natur
Weiter südlich, in Eickhof, betreibt Brit Abeln ihr Naturdorf mit Heuhotel und Paddler-Herberge und bietet Kanuverleih an. Ein Zweier-Kanu kostet 40 Euro, ein Dreier 50 Euro pro Tag, inklusive Ausrüstung und Shuttleservice. Brit Abeln, ursprünglich Landschaftsarchitektin und studierte Landwirtin, hat das Geschäft nach der Erkrankung und dem Tod ihres Partners allein übernommen und führt es seit 2010 mit Leidenschaft. Ihr Wissen aus ihren ursprünglichen Berufen kann sie gut einbringen, sei es bei der Gestaltung des Areals oder im Umgang mit ihren Pferden, die für sie eine wichtige Entspannung darstellen. Besonders ihre blinde Stute Kessie liebt es, in der Warnow zu baden.

Auf der Warnow sind Motorboote verboten, aber das Paddeln ist ausdrücklich erlaubt. Für geübte Paddler bietet sich eine anspruchsvolle Tour durch das urige Warnow-Durchbruchstal an, beginnend am Seitenfluss Mildenitz. Diese Strecke ist bekannt für Stromschnellen und Baumhindernisse, die ein gewisses Kopfgeschick und vorausschauendes Denken erfordern. Aussteigen ist hier aufgrund geschützter Flussmuscheln nicht erlaubt. Die Warnow ist Heimat einer vielfältigen Tierwelt, darunter Aale, Hechte, Forellen, Siebenschläfer, Fischotter, Eisvögel und Biber. Wanderungen durch den Naturwald entlang des Flusses ermöglichen es, Dachsbauten und Spechte zu entdecken, wobei Totholz zum Schutz der Insekten und Käfer im Wald verbleibt.

Süße Verführungen: Angelika Latzkes Eispavillon in Bützow
Eine beliebte Anlaufstelle für Paddler und Radfahrer des Kopenhagen-Berlin-Radwegs ist Angelika Latzkes Eispavillon in Bützow. Direkt am alten Hafen und neben einer Anlegestelle gelegen, ist er kaum zu verfehlen. Angelika, die zuvor 20 Jahre als Verwaltungsleiterin in einem Hotel in Warnemünde gearbeitet hatte, wagte vor 13 Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit, um etwas Neues zu entdecken.

Der Eispavillon bietet neben Eis auch Torten und Pikantes an. Das Team, das sieben Personen umfasst, stellt Eisbecher frisch zu und verkauft Kugeln. Neue Ideen aus dem Team, wie das spezielle Salzkaramell-Eis, werden gerne in die Speisekarte aufgenommen. Angelikas Mann Thomas, ein gelernter Landwirt, ist die Seele der Eisproduktion. Er stellt das Eis zu Hause in der Eisküche her, tüftelt an Rezepten wie dem aufwendigen Schwarzwälder-Kirsch-Eis mit 80-prozentigem Kirschwasser und achtet auf jedes Detail, um die perfekte Konsistenz zu erreichen. Seine Arbeitszeiten in der Eisküche sind oft 12 bis 14 Stunden lang. Neben dem Eispavillon ist Thomas auch mit einem Eismobil unterwegs, um Feste und Veranstaltungen in den Nachbardörfern zu beliefern.

Das alte Gebäude des Eispavillons, ursprünglich 1936 als Blumenladen gebaut, hat eine reiche Geschichte; zu DDR-Zeiten wurde hier sogar Bockwurst verkauft. Obwohl das Geschäft viel Arbeit und den Verlust von Privatleben bedeutet, ist es für Angelika und Thomas eine absolute Erfüllung.

Die Warnow – ein Fluss, der nicht nur Badegäste, Paddler und Naturliebhaber anzieht, sondern auch Menschen wie Uwe, Brit und die Latzkes, die mit Herz und Seele dazu beitragen, dass dieser einzigartige Ort ein Paradies mit Suchtpotenzial bleibt.