Kinderbücher aus der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit und werden wieder viel gelesen. Ein Blick zurück zeigt, dass diese Bücher nicht nur günstig und weit verbreitet waren, sondern oft auch eine überraschende künstlerische Tiefe besaßen, die über die staatlich verordnete Ideologie hinausging.
Günstig und pädagogisch motiviert Einer der Gründe für die weite Verbreitung der Kinderbücher in der DDR war ihr niedriger Preis. Sie waren staatlich subventioniert, um einem kulturpolitischen und pädagogischen Anspruch gerecht zu werden. So kosteten beispielsweise die bekannten Trompeterbücher, zu denen auch der „Kleine Trompeter“ von Holtz-Baumert gehörte, lediglich 1,75 Mark. Obwohl der „Kleine Trompeter“ als ausgesprochene Geschichtspropaganda der SED galt, war dies nicht unbedingt typisch für die gesamte Reihe.
Widerspruch zwischen Zensur und Kreativität Trotz der politischen Vorgaben und der Zensur gab es eine Fülle pädagogisch und künstlerisch wertvoller Kinderbücher. Dies erklärt sich durch einen bemerkenswerten Widerspruch: Viele Illustratoren, Verlagsleute und Lektoren nutzten den Bereich der Kinderbücher als eine Art Zufluchtsort. Sie versuchten, subversive oder aufsässige Gedanken auf subtile Weise zu platzieren und an die junge Generation weiterzugeben. Ein prominentes Beispiel hierfür ist Benno Pludra, ein bekannter Schriftsteller, der seit den 1950er-Jahren viele schöne Kinderbücher verfasste. Pludra hatte permanent Schwierigkeiten mit der Zensur und der Kulturpolitik der SED, zog sich aber auf vollkommen unpolitische Kinderbücher zurück, in denen es um die Schönheit der Illustrationen und die Poesie ging. Solche Bücher wurden beispielsweise von Renate Totzke-Israel illustriert, wie das Beispiel „Windmühle, Windmühle, nimm uns mit“ zeigt.
Völkerfreundschaft und Humanismus Ein weiteres Ziel der Kinderliteratur war es, die heranwachsende Generation im Geiste der Völkerfreundschaft, des Friedens und des Humanismus zu erziehen. Dies spiegelte sich stark in den literarischen Programmen der Verlage wider, insbesondere durch eine große Anzahl von Märchenbüchern aus aller Herren Länder. Titel wie „Indische Sagen und Märchen“ oder „Östlich der Sonne, westlich vom Mond – Volksmärchen aus allen Ländern“ waren weit verbreitet.
Über Generationen hinweg beliebt Viele der einstigen DDR-Kinderbücher werden heute neu aufgelegt und gerne gekauft, insbesondere von Großeltern, die diese Bücher selbst gelesen oder ihren Kindern vorgelesen haben. Dr. Wolle, ein ehemaliger Buchhändler in der DDR, erinnert sich, wie gerne er in der Kinderbuchabteilung gearbeitet hat und wie ein breites Spektrum an Büchern existierte. Eines seiner persönlichen Lieblingsbücher, das er seinen Kindern ständig vorgelesen hat, ist „Hirsch Heinrich“. Dieses Buch, mit den wunderschönen Illustrationen von Professor Werner Klemke – einem der Hauptbuchillustratoren der DDR – kann er heute noch fast auswendig.
Diese Bücher haben überlebt und erfreuen auch heute noch weitere Generationen, was die bleibende Qualität und den emotionalen Wert dieser Werke unterstreicht.