Die geheimen Volvo-Ambulanzen für Honecker und Co.

Während der Alltag in der Deutschen Demokratischen Republik oft von Mangelwirtschaft geprägt war, gab es eine kleine, aber feine Ausnahme für die oberste Führungsebene: Der Fuhrpark der DDR-Regierung umfasste eine exklusive Flotte von etwa fünf Volvo 265 Ambulanzen. Diese Spezialfahrzeuge, die dem Regierungskrankenhaus Berlin-Buch zugeordnet waren, dienten einem ganz besonderen Zweck: dem schnellen und komfortablen Transport hochrangiger Minister oder sogar Erich Honeckers selbst im Falle einer Erkrankung.

Schnelligkeit vor heimischer Produktion
Ab 1978 begann die Beschaffung dieser hochdachigen Kombi-Umbauten als Ambulanzen. Der Grund für die Wahl des schwedischen Fabrikats war pragmatisch und entlarvend zugleich: Heimische Fahrzeuge wie der Barkas B 1000, der sonst als Krankentransportwagen diente, konnten dem Tempo des Regierungskonvois schlichtweg nicht folgen. Die Begleitfahrzeuge rasten teilweise mit 130 bis 140 km/h über die Autobahn, eine Geschwindigkeit, die ein Barkas nicht halten konnte. Die Volvos hingegen waren darauf ausgelegt, auf längeren Strecken dem Konvoi stets zu folgen.

Ein bemerkenswertes Detail, das auf die Besonderheit dieser Fahrzeuge hinweist: Ursprünglich waren die Motorhauben mattschwarz lackiert. Dies sollte verhindern, dass sich das Blaulicht vom Dach im Dunkeln zu stark spiegelte und den Fahrer irritierte.

Komfort und Technik für den Ernstfall
Der Blick ins Innere der Volvo-Ambulanzen offenbarte eine Ausstattung, die für damalige Verhältnisse als sehr hochwertig galt. Das Cockpit entsprach dem typischen Volvo 260/264, verfügte über ein Automatikgetriebe und sogar eine Doppel-Klimaanlage, die auch den medizinischen Bereich versorgte. Eine kleine Leselampe und die Bedienung der Signalanlage, Lautsprecher und Beleuchtung rundeten den Fahrerbereich ab.
Der medizinische Bereich war ebenso durchdacht ausgestattet: Ein Notsitz für Rettungssanitäter, ein klappbarer Sitz für den Notarzt, eine Trage, Schränke für medizinisches Material, eine Dachluke sowie separate Heizung und Beleuchtung waren vorhanden. Auch Schubkästen für diverses Kleinmaterial und eine Klapptür, hinter der eine Nottrage untergebracht war, zeugten von der umfassenden Ausstattung.

Unter der Haube arbeitete ein Euro V6-Motor mit 156 PS, der dem schweren Spezialumbau die nötige Kraft verlieh, um mit der Geschwindigkeit des Konvois mithalten zu können.

Ein imposanter Anblick
Ausgestattet mit großen Bosch-Blaulichtern waren diese Volvo-Ambulanzen eine beeindruckende Erscheinung, wenn sie im Einsatz waren. Zeitzeugen erinnern sich daran, wie solche Krankenwagen Teil des Konvois waren, der beispielsweise zur Leipziger Messe vorfuhr.

Die Existenz und Ausstattung dieser speziellen Volvo-Ambulanzen, wie sie vom YouTube-Kanal „GENEX“ in einem Video über eine dieser Raritäten vorgestellt wurden, gibt einen seltenen Einblick in die logistischen und medizinischen Vorkehrungen, die für die Elite der DDR getroffen wurden – ein krasser Gegensatz zur Versorgung der breiten Bevölkerung.