Das sächsische Handwerk steht unter erheblichem Druck. Weniger Aufträge, steigende Kosten und fehlende Fachkräfte verschärfen die Situation vieler Betriebe. Im Prinzip hat laut Andreas Pritschinski vom Sächsischen Handwerkstag jeder fünfte Betrieb eine Verschlechterung seiner Lage erfahren. Diese Entwicklung zeige deutlich, dass sich konjunkturell im zurückliegenden Jahreszeitraum nichts bewegt habe.
Die Lage wird als ernst eingeschätzt. Besonders kleine Betriebe spüren die konjunkturelle Seitwärtsbewegung und die anhaltende Unsicherheit. Ein großes Problem ist zudem der Mangel an Nachwuchs, während gleichzeitig Beschäftigte näher an das Rentenalter rücken. Betriebe, die aufgrund fehlender Auftragseingänge Kapazitäten anpassen müssen, sorgen sich zudem, dass sie einmal abgebautes Personal möglicherweise nicht wieder einstellen können.
Angesichts dieser Herausforderungen fordert das Handwerk dringend Impulse, damit es wieder vorangeht. Entlastungen seien an vielen Stellen möglich, wenn die richtigen Hebel in Bewegung gesetzt würden. Als hilfreiche Maßnahmen werden insbesondere die Senkung der Energiepreise genannt, was auf Bundesebene bereits vorgesehen sei. Sonderabschreibungen könnten Betrieben helfen, wieder mehr zu investieren, da dringend Investitionen benötigt würden.
Ein wichtiger Impuls für das Bauhandwerk wären laut dem Sächsischen Handwerkstag dringend benötigte Investitionen in öffentliche Strukturen. Der Erhalt von Schulen, Kindergärten und Rathäusern schaffe Aufträge für Baubetriebe sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Gerade im ländlichen Raum bedürfe es einer Stärkung der Kommunen und ihrer Strukturen, damit diese wieder öffentliche Aufträge vergeben könnten.
Ein weiteres großes Hindernis ist die Bürokratie, die vor allem im privaten Wohnungsbau viele Projekte zum Scheitern bringe. Es brauche eine Novellierung der Bauordnung und des Baugesetzbuches, um Bürokratie abzubauen. Uwe Nostitz, Präsident des Sächsischen Handwerkstages, schlägt vor, für Baugenehmigungen einen festen Termin einzuführen. Wenn dieser Termin von der Verwaltung nicht eingehalten werde, solle das Bauvorhaben als genehmigt gelten, um eine Beschleunigung zu erreichen. Zudem solle das Einspruchsrecht auf die wirklich Betroffenen eines Bauvorhabens beschränkt werden. Es dürfe nicht sein, dass jemand von außerhalb Einspruch erhebe, der eigentlich nichts mit der Sache zu tun habe.
Nach Jahren der Unsicherheit wächst vielerorts die Hoffnung, dass sich politisch etwas ändert. Uwe Nostitz hofft auf einen echten Kurswechsel mit der neuen Bundesregierung und auch mit der neuen Regierung in Dresden, um den Stillstand der letzten Jahre aufzulösen. Ziel sei es, die Richtung zu ändern und aus der Talsohle ein Stück bergauf zu kommen. Erste Anzeichen für Maßnahmen auf Bundesebene, die den Stillstand auflösen könnten, seien vorhanden.
Das Handwerk wartet nun auf konkrete Signale. Sowohl Bundes- als auch Landespolitik seien aufgerufen, für bessere Rahmenbedingungen zu sorgen. Es komme jetzt darauf an, wie schnell Politik und Verwaltung handeln.