Im Herzen Deutschlands offenbaren sich die Bundesländer Sachsen und Sachsen-Anhalt als Schatzkammern voller Kultur, Geschichte und beeindruckender Landschaften. Von uralten Geheimnissen, die der Elbsandstein flüstert, bis hin zu mystischen Burgen und märchenhaften mittelalterlichen Städten bieten diese Regionen eine faszinierende Reise durch die Jahrhunderte.
Fachwerk-Idylle und Kaiserliches Erbe
Ein herausragendes Beispiel mittelalterlicher Stadtplanung ist Wernigerode, die bunte Stadt am Harz. Über 1200 Fachwerkhäuser aus sechs Jahrhunderten prägen das Stadtbild und zeugen von einer reichen Handwerkstradition. Majestätisch thront das märchenhafte Schloss Wernigerode über der Altstadt und bietet einen spektakulären Ausblick. Das Zentrum bildet der Nikolaiplatz mit dem prachtvollen gotischen Rathaus. Verwinkelte Gassen laden mit charmanten Restaurants und Cafés in liebevoll restaurierten Fachwerkhäusern zum Verweilen ein.
Ebenso reich an Fachwerk ist Quedlinburg, eine UNESCO-Welterbestadt. Hier findet sich die größte Fachwerksammlung Deutschlands mit über 2100 Gebäuden aus acht Jahrhunderten. Die Stadt war einst Lieblingspfalz der Otonen und spielte eine entscheidende Rolle in der deutschen Geschichte des Mittelalters. Die romanische Nikolaikirche und die Marktkirche Sankt Benedikti sind Zeugen der frühen christlichen Geschichte. Über der Stadt erhebt sich der Schlossberg mit dem Schloss Quedlinburg, einer romanischen Burganlage, die einst Sitz deutscher Könige war.
Ottostadt, Dome und moderne Architektur
Die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, Magdeburg, blickt auf über 1200 Jahre Geschichte zurück und war eine der bedeutendsten Städte des Heiligen Römischen Reiches. Als Ottostadt ehrt sie das Erbe Kaiser Ottos des Großen. Der gotische Dom zu Magdeburg, Deutschlands älteste gotische Kathedrale, dominiert mit seinen 104 Meter hohen Türmen die Stadtsilhouette. Neben historischen Bauten wie der romanischen Johanneskirche bietet Magdeburg auch moderne Akzente, wie die Grüne Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser. Im Elbauenpark steht der futuristische Jahrtausendturm, das höchste Holzgebäude seiner Art weltweit, das 6000 Jahre Menschheitsgeschichte präsentiert.
Im nördlichen Harzvorland liegt Halberstadt, eine Domstadt mit über 1200 Jahren Geschichte und einst Bischofssitz von großer Bedeutung. Obwohl die Altstadt im Zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, konnten viele historische Gebäude originalgetreu wieder aufgebaut werden. Halberstadt beherbergt einen der wertvollsten Domschätze Deutschlands mit über 650 mittelalterlichen Kunstwerken. Der imposante Dom Sankt Stefanus und Sankt Sixtus beeindruckt mit französischer Hochgotik und berühmten Korschranken. Die romanische Liebfrauenkirche gilt als eine der ältesten Hallenkirchen Deutschlands. Der Domschatz selbst zählt mit seinen kostbaren Reliquien, Handschriften und liturgischen Gewändern zu den bedeutendsten mittelalterlichen Kirchenschätzen Europas.
Salz, Musik und Handelsgeist
Als größte Stadt Sachsen-Anhalts ist Halle untrennbar mit dem Salzhandel verbunden, der ihr über Jahrhunderte Wohlstand und den Beinamen Salzstadt einbrachte. Als Geburtsstadt Georg Friedrich Händels pflegt Halle ein bedeutendes musikalisches Erbe. Sie beherbergt zudem eine der ältesten Universitäten Deutschlands. Im Mittelalter war Halle Mitglied der Hanse und ein wichtiges Handelszentrum in Mitteldeutschland. Das moderne Kunstmuseum Moritzburg befindet sich in einem beeindruckenden spätgotischen Bau. Die viertürmige Marktkirche Unser Lieben Frauen gilt als Wahrzeichen der Stadt.
Heldenstadt, Musikmetropole und Porzellan-Wiege
Leipzig, die Messestadt, hat als Heldenstadt deutsche Geschichte geschrieben – hier begannen 1989 die friedlichen Montagsdemonstrationen, die zum Fall der Berliner Mauer führten. Als Stadt der Musik ist Leipzig eng mit Johann Sebastian Bach verbunden, der hier 27 Jahre als Thomaskantor wirkte. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich Leipzig zu einem europäischen Zentrum des Buchdrucks und Verlagswesens. Das monumentale Völkerschlachtdenkmal erinnert an die Schlacht von 1813 und bietet einen weiten Rundblick. Die Innenstadt Leipzigs verzaubert mit einer harmonischen Mischung architektonischer Stile von Gotik bis Gründerzeit.
Die über 1000 Jahre alte Stadt Meißen an der Elbe gilt als Wiege Sachsens und Geburtsort des europäischen Porzellans. Seit 1710 wird hier das weltberühmte Meißner Porzellan gefertigt. Die gotische Albrechtsburg, Deutschlands ältester Schlossbau, thront über der Elbe und ist ein Meisterwerk spätgotischer Architektur. Der benachbarte Dom zu Meißen beeindruckt mit Kunstschätzen. Meißen ist auch bekannt für seine terrassenförmig angelegten Weinberge der Sächsischen Weinstraße, die eine über 850-jährige Tradition pflegen und besonders für Weißweine bekannt sind.
Elbflorenz und bizarre Felslandschaften
Dresden, die sächsische Landeshauptstadt, trägt den Beinamen Elbflorenz und gilt als eine der schönsten Städte Europas. Nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde Dresden präzise rekonstruiert. Ein umfassendes Wiederaufbauprogramm nach der Wiedervereinigung führte zur originalgetreuen Rekonstruktion berühmter Bauwerke. Die wieder aufgebaute Frauenkirche symbolisiert Versöhnung und Wiedergeburt. Der barocke Zwinger beherbergt weltberühmte Kunstsammlungen. Die Altstadt ist eine Schatzkammer der Kunst mit ihrer Mischung aus barocker und Renaissancearchitektur. Die historische Silhouette entlang der Elbe bietet ein unvergessliches Panorama. Die Semperoper und das Residenzschloss ergänzen das Ensemble.
Südöstlich von Dresden erstreckt sich das Elbsandsteingebirge, bekannt als Sächsische Schweiz. Diese spektakuläre Felslandschaft mit über 1000 freistehenden Sandsteinfelsen, die bis zu 400 Meter in die Höhe ragen, ist ein einzigartiges Kletterparadies und der Geburtsort des Freikletterns in Deutschland. Die berühmte Basteibrücke, eine Sandsteinbrücke aus dem Jahr 1851, verbindet bizarre Felsformationen und bietet atemberaubende Ausblicke. Die mächtige Festung Königstein thront auf einem Tafelberg und gilt als eine der größten Bergfestungen Europas.
Tor zur Seenlandschaft
Cottbus, die größte Stadt der Lausitz, blickt auf über 850 Jahre Geschichte zurück und entwickelt sich zu einem modernen Wissenschafts- und Kulturzentrum. Sie gilt als Tor zur Lausitzer Seenlandschaft. Cottbus wurde um 1156 als slawische Siedlung gegründet und wurde im Mittelalter zu einem wichtigen Handels- und Verwaltungszentrum. Das Flugplatzmuseum dokumentiert die regionale Luftfahrtgeschichte. Der prachtvolle Branitzer Park, ein Meisterwerk der Landschaftsarchitektur, umgibt das neugotische Schloss Branitz. Die geheimnisvolle Landpyramide im Park ist das Grabmal des Parkschöpfers Fürst Pückler.
Diese Auswahl an Orten zeigt nur einen Bruchteil des Reichtums, den Sachsen und Sachsen-Anhalt zu bieten haben – Bundesländer, die nur so von Kultur und Geschichte strotzen.