In der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) spielte die Prüf- und Messtechnik eine entscheidende Rolle in Industrie, Wissenschaft und Forschung. Insbesondere in den Bereichen der Automatisierung und Qualitätskontrolle trug sie wesentlich zur Effizienzsteigerung und Produktionssicherheit bei. Der folgende Beitrag gibt einen Einblick in die technologischen Entwicklungen des Jahres 1975 und ihre Bedeutung für die sozialistische Wirtschaft.
Messtechnik als Grundlage der Automatisierung
Die elektrische Messtechnik war eine unverzichtbare Voraussetzung für die Automatisierung. Anzeigende und registrierende Messgeräte wurden zur Überwachung von Energieverteilungsanlagen eingesetzt, um deren einwandfreies Funktionieren sicherzustellen. Besonders in der Elektroenergieversorgung war eine kontinuierliche Kontrolle entscheidend für die Betriebssicherheit.
Technologische Fortschritte in der Qualitätssicherung
Ein zentrales Element der industriellen Produktion war die Qualitätskontrolle. In der Halbleiterfertigung wurden beispielsweise hunderte Festkörperschaltkreise auf einer Siliziumscheibe produziert und mithilfe von Prüfverfahren auf Fehler untersucht. Durch den Einsatz von Sondenmanipulatoren konnten elektrische Parameter einzelner Schaltkreise exakt gemessen und fehlerhafte Bauteile aussortiert werden. Ein weiteres innovatives Instrument war das Steckeinheitenprüfgerät, das mithilfe eines Lochstreifens programmiert wurde und elektrische Funktionen von Bauteilen in Sekundenschnelle analysierte.
Elektrische Messungen in verschiedenen Industriezweigen
Nicht nur in der Elektroindustrie, sondern auch in anderen Wirtschaftsbereichen fanden elektrische Messverfahren Anwendung. So wurden an Prüfständen für Verbrennungskraftmaschinen Temperatur, Drehzahl und Druck elektrisch gemessen. Thermoelemente dienten zur Temperaturmessung, Tachogeneratoren zur Erfassung der Drehzahl und piezoelektrische Sensoren zur Messung von Druckverhältnissen innerhalb der Motoren. Diese Methoden ermöglichten eine präzise und zuverlässige Kontrolle der Maschinenleistung.
Automatisierung in der Produktion
Die Messtechnik war auch eine tragende Säule der Produktionssteuerung. So konnte beispielsweise der Hochofenprozess zur Roheisenherstellung zentral von einer Schaltwarte aus überwacht werden. Leuchtbilder zeigten den Fortschritt des Produktionsprozesses an, während Sensoren die Füllmenge des Hochofens kontrollierten. Diese technologischen Fortschritte trugen dazu bei, Produktionskapazitäten optimal auszunutzen und den Materialeinsatz effizient zu steuern.
Drahtlose Messtechnik in der Meteorologie
Neben der industriellen Nutzung fand die Messtechnik auch in der Wissenschaft Anwendung. Ein bemerkenswertes Beispiel war die drahtlose Kernmessung in der Meteorologie. Mithilfe von Radiosonden, die mit Messgeräten und Sendern ausgestattet waren, konnten Wetterdaten aus höheren Luftschichten übermittelt werden. Die dabei gewonnenen Informationen waren essenziell für Wettervorhersagen und wurden in verschiedenen Wirtschaftsbereichen genutzt, darunter Luftverkehr, Schifffahrt und Landwirtschaft.
Die Prüf- und Messtechnik war 1975 in der DDR ein unverzichtbarer Bestandteil der technologischen Entwicklung. Durch ihre Anwendung in der Industrie, Wissenschaft und Energieversorgung trug sie entscheidend zur Automatisierung und Qualitätssicherung bei. Trotz der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen gelang es der DDR, in diesem Bereich bemerkenswerte Fortschritte zu erzielen, die bis heute als Beispiel für frühzeitige Automatisierung und technologisches Know-how gelten.