Die Hansestadt Stralsund hat einen bedeutenden Schritt gemacht: Mit dem Erwerb des ehemaligen Rostocker Werks soll die historische Festungsanlage künftig als verbindendes Element zwischen Stadtwald und Grüngürtel dienen. Das preußische Fort, erbaut im Jahr 1865, ist bislang in privater Hand gewesen – Teil einer fast 30-köpfigen Erbengemeinschaft aus dem In- und Ausland. Nun ist es der Stadt gelungen, das rund fünf Hektar große Areal einschließlich angrenzender Schanze und weiterer Grundstücke zu erwerben.
Ein neues Kapitel für einen historischen Ort
Die Festungsanlage, von Wassergräben umgeben und in der Denkmalliste Stralsunds unter Nummer 92 geführt, wird langfristig in die städtische Grünplanung eingebunden. Geplant ist, den Erholungsraum im Stadtwald um ein einzigartiges, historisches Element zu erweitern und zugleich eine grüne Verbindung zwischen den innerstädtischen Naturflächen zu schaffen. „Die Einbindung des Rostocker Werks in unser städtisches Erholungsgebiet ist ein Gewinn für die Bürger – hier treffen Geschichte und Natur aufeinander“, betonte ein Sprecher der Stadtverwaltung.
Natur trifft Geschichte
Im Zuge der Vorbereitungsarbeiten wurde das Gelände bereits einer genauen Prüfung unterzogen. Die Abteilung Forsten des Amtes für stadtwirtschaftliche Dienste kümmerte sich um die Sicherheit und den ökologischen Zustand des Areals. Zahlreiche Eschen, deren Rinde bereits die Spuren des verheerenden Eschensterbens aufwies, mussten gefällt werden. Auch andere absturzgefährdete und kranke Gehölze wurden entfernt, um die Sicherheit der Besucher zu gewährleisten. Dabei wurden jedoch schützenswerte Habitatbäume – Lebensräume für Vögel, Käfer und Fledermäuse – belassen.
Aus einem vormals undurchdringlichen Brombeerdickicht entstand inzwischen eine neue Pflanzfläche, auf der über 400 Bäume stehen. Ein besonderes Highlight des Projekts ist die geplante Pflanzung von rund 100 Küstenmammutbäumen – den größten Bäumen der Welt. Diese Baumriesen sollen inmitten der jahrhundertealten Anlage wachsen und dem Areal eine imposante, grüne Kulisse verleihen.
Historische Bedeutung und städtebauliche Weitsicht
Das Rostocker Werk diente ursprünglich als Verteidigungsbau, um die Zufahrtsstraße nach Barth und eine einstige Kleinbahn zu schützen. Neben Kanonenstellungen beherbergte die Anlage auch kleine Blockhäuser und Brunnen, die den Truppen als Rückzugsorte dienten. Mit dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der offiziellen Aufhebung der Festungsstellung Stralsunds in den 1870er Jahren verlor die Anlage rasch an militärischer Bedeutung. Bis zuletzt diente sie als Ausbildungsort für Jagdhunde, bevor sie – im Volksmund als Försterberge bekannt – der Natur überlassen wurde.
Stralsund zählt zu den wenigen norddeutschen Städten, die ihre historischen Forts bewahren konnten. Alle erhaltenen Anlagen, als Bau- und Bodendenkmale geschützt, zeugen von der militärischen und städtebaulichen Geschichte der Region.
Die Integration des historischen Forts in das Grüne Band ist nicht nur ein Schritt zur Verbesserung der städtischen Erholungsräume, sondern auch ein gelungener Brückenschlag zwischen Vergangenheit und Zukunft. Durch die Verbindung von Natur, Geschichte und moderner Stadtplanung wird der ehemalige Ort zu einem lebendigen Zeugnis der regionalen Identität und zu einem attraktiven Anziehungspunkt für Bewohner und Besucher gleichermaßen.