Früh übt sich: Die vormilitärische Ausbildung mit der KK MPi 69 in der DDR

Die Gesellschaft für Sport und Technik (GST) spielte in der DDR eine zentrale Rolle in der vormilitärischen Ausbildung junger Menschen. Besonders im Fokus stand dabei die Handhabung der Kleinkaliber-Maschinenpistole KK MPi 69, einer für Ausbildungszwecke entwickelten Variante der sowjetischen AK-47. Ein Schulungsvideo aus dem Jahr 1969 dokumentiert eindrucksvoll, wie Lehrlinge des Eisenhüttenwerks (EHW) Thale in den Gebrauch dieser Waffe eingewiesen wurden.

Die KK MPi 69: Eine Waffe für die Ausbildung
Zu Beginn der Ausbildung wird den Teilnehmern die enge Verwandtschaft zwischen der KK MPi 69 und der regulären Maschinenpistole MPKM der Nationalen Volksarmee (NVA) verdeutlicht. Beide Waffen sind in ihrer Konstruktion nahezu identisch, unterscheiden sich jedoch im Kaliber und einigen technischen Details. Der Sinn dieser Anpassung: Angehende Soldaten der NVA sollten bereits früh mit der grundsätzlichen Handhabung einer Maschinenpistole vertraut gemacht werden.

Lehre, Sozialismus und Waffenhandhabung
Das EHW Thale, ein bedeutender volkseigener Betrieb, galt als Vorzeigebeispiel für die Kombination aus beruflicher und militärischer Ausbildung. Neben der Fachausbildung in technischen Berufen wurden die Lehrlinge auch in der GST geschult, um später als gut vorbereitete Soldaten in die NVA übertreten zu können. Die Einbettung der vormilitärischen Ausbildung in die sozialistische Gesellschaft wurde als elementarer Bestandteil der Erziehung zur Verteidigung des Vaterlandes betrachtet.

Von der Theorie zur Praxis
Ein zentraler Bestandteil der Ausbildung war das Verständnis für die physikalischen Prinzipien der Ballistik. Im Physikunterricht wurde vermittelt, wie Schwerkraft und Luftwiderstand die Flugbahn eines Geschosses beeinflussen. Die Schüler lernten, dass eine präzise Visiereinstellung und die korrekte Nutzung von Kimme und Korn entscheidend für die Treffgenauigkeit sind.

In der praktischen Ausbildung wurde die richtige Haltung mit der Waffe, das Einnehmen von Schießstellungen und die Exerziergriffe intensiv geübt. Dabei kam es nicht nur darauf an, die Waffe zu kontrollieren, sondern auch auf Schnelligkeit und Präzision. Besonders wichtig war die sichere Wahl der Feuerart zwischen Einzelfeuer und Dauerfeuer sowie das schnelle Nachladen.

Die erste Bewährungsprobe: Schießübungen
Den Höhepunkt der Ausbildung bildete die erste Schulübung mit der KK MPi 69. Die Lehrlinge mussten dabei unter realistischen Bedingungen in unterschiedlichen Anschlagsarten schießen. Die Ergebnisse wurden genau ausgewertet, und fehlerhafte Schüsse wurden analysiert, um die Schützen zu verbessern. Wer nicht die geforderten Mindestanforderungen erfüllte, erhielt die Möglichkeit zum Nachschießen.

Besonders gefördert wurde der Ehrgeiz der Teilnehmer: Ein schlechter Schütze wollte keiner sein, da die GST als Vorbereitung auf den Militärdienst diente und ein gewisses Maß an Disziplin und Zielgenauigkeit erwartet wurde.

Ein System mit militärischer Prägung
Die vormilitärische Ausbildung der GST war ein integraler Bestandteil der sozialistischen Erziehung in der DDR. Die KK MPi 69 diente dabei nicht nur als Übungswaffe, sondern als Symbol für die militärische Vorbereitung junger Männer auf ihren Dienst in der NVA. Der Mix aus theoretischer Schulung und praktischer Anwendung stellte sicher, dass die Lehrlinge bereits vor ihrem Eintritt in die Armee eine solide Grundausbildung erhielten.

Auch wenn dieses Ausbildungssystem heute historisch betrachtet wird, zeigt es eindrucksvoll, wie umfassend die militärische Vorbereitung in das Leben junger Menschen in der DDR integriert war – getreu dem Motto: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will.“

Blogger/Autor/Redakteur/KI-Journalist: Arne Petrich
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