Der Berliner Fernsehturm: Ein Wahrzeichen mit technischer Mission

Seit über 55 Jahren prägt der Berliner Fernsehturm die Skyline der deutschen Hauptstadt. Mit einer Höhe von 368 Metern ist er nicht nur eines der bekanntesten Bauwerke der Stadt, sondern auch ein Symbol für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg und die DDR-Architektur. Viele Besucher bestaunen die atemberaubende Aussicht aus der gläsernen Kuppel, doch nur wenige wissen, welche technische Bedeutung der Turm tatsächlich hat.

Ein Funkturm mit Geschichte
Eröffnet wurde der Berliner Fernsehturm am 3. Oktober 1969, um das Signal des staatlichen DDR-Fernsehens zu verbreiten. Die Regierung wollte ein starkes Zeichen setzen – ein Bauwerk, das die Überlegenheit der sozialistischen Technik demonstrieren sollte. Gleichzeitig war es ein Prestigeobjekt, das die wachsende Bedeutung Ost-Berlins unterstreichen sollte.

Die eigentliche Aufgabe: Senden und Empfangen
Obwohl der Turm heute vor allem als Touristenattraktion bekannt ist, erfüllt er nach wie vor seine ursprüngliche Aufgabe als Sendeanlage. Hauptsächlich werden von hier aus Radio- und Fernsehsignale ausgestrahlt. Doch auch moderne Kommunikationstechnologien wie Mobilfunk, Richtfunkstrecken der Telekom und digitale Rundfunksignale nutzen den Fernsehturm als Sendestation. Insgesamt gibt es in Deutschland über 500 ähnliche Türme, die eine vergleichbare Funktion erfüllen, doch kaum einer genießt eine derartige Popularität.

Technische Einblicke: Was verbirgt sich hinter den Kulissen?
Wer den Fernsehturm betritt, gelangt zunächst in den unteren technischen Bereich, der sich unter dem Besucherdeck befindet. Hier sorgen zwei Notstromdiesel mit einer Leistung von 630 kV dafür, dass der Turm auch bei einem Stromausfall weiterhin betriebsfähig bleibt. Sie springen innerhalb von 15 Sekunden an und stellen sicher, dass insbesondere die Aufzüge und die Sendetechnik weiter funktionieren.

Ein weiteres technisches Highlight ist die sogenannte Eisrinne auf 220 Metern Höhe. Sie verhindert, dass sich im Winter Eisbrocken von der Kugel lösen und auf den Alexanderplatz fallen. Zudem gibt es ein Pendel, das die Bewegungen des Turms misst – ein notwendiges Instrument, da sich die Spitze des Turms bei starkem Wind um bis zu 60 Zentimeter neigen kann.

Touristenmagnet mit Aussicht
Trotz seiner technischen Funktion bleibt der Fernsehturm eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. Rund 1,2 Millionen Besucher fahren jedes Jahr mit den Hochgeschwindigkeitsaufzügen in weniger als 40 Sekunden auf die Aussichtsplattform. Von hier aus bietet sich ein einzigartiger Blick über Berlin – bei gutem Wetter sogar bis ins Umland.

Der Berliner Fernsehturm ist weit mehr als nur ein Wahrzeichen der Stadt. Hinter seiner ikonischen Silhouette verbirgt sich eine hochmoderne Sendeanlage, die bis heute eine zentrale Rolle in der Verbreitung von Radio- und Fernsehsignalen spielt. Seine Mischung aus technischer Notwendigkeit und touristischer Anziehungskraft macht ihn zu einem besonderen Ort, der sowohl für die Geschichte als auch für die Zukunft der Stadt Berlin eine wichtige Rolle spielt.