Erinnerungen zum Fährhafen-Bahnhof Warnemünde

An diesem klaren Morgen, wenn die ersten Lichtstrahlen über die Ostsee gleiten, kehrt in Warnemünde – einem Ortsteil der Hansestadt Rostock – nicht nur die Brise des Meeres zurück, sondern auch die Erinnerungen an eine längst vergangene Ära der Eisenbahn-Fähren. Einst war dieser Bahnhof nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt, sondern das pulsierende Herz einer der ältesten und schnellsten Fährverbindungen zwischen Deutschland und Skandinavien.

Von der Eisenbahn zur Fähre – Eine historische Verbindung
Bis 1995 war Warnemünde der Ausgangspunkt für Fähren, die Schiffe mit bis zu elf D-Zugwagen oder 31 Güterwagen nach Gedser in Dänemark transportierten. Auf 317 Metern Gleis im Schiffsbauch wurden ganze Züge verschifft – angetrieben von vier kraftvollen Schiffsdieselmotoren, die zusammen nahezu 10.000 PS leisteten. Diese technische Meisterleistung verband Land und Meer auf einzigartige Weise und machte den Fährbetrieb zu einem Symbol der Ingenieurskunst und des Fortschritts.

Die Magie der Sonderfahrten und nostalgische Relikte
Obwohl der reguläre Fährverkehr vor über zwanzig Jahren eingestellt wurde, lebt die Tradition in Sonderfahrten fort. Anlässlich der letzten Betriebstage des Fährhafen-Bahnhofs werden heute noch historische Züge eingesetzt – wie der Museums-Doppelstockzug der Lübeck-Büchener Eisenbahn. Dieses Relikt aus der Nachkriegszeit, einst Vorbild für die Reißbahn-Doppelstockzüge, zieht Eisenbahnenthusiasten und Nostalgiker gleichermaßen in seinen Bann. Während die Fährschiffe, die aufgrund ihres Aufbaus nicht als Doppelendfähren konstruiert sind, rückwärts aus dem Hafen manövrieren müssen, verleiht diese Besonderheit der Fahrt einen zusätzlichen Hauch von Abenteuer und Technikgeschichte.

Das letzte Aufbäumen – Wehmütige Abschiede und neue Perspektiven
In der Geschichte von Warnemünde schwingt stets ein bittersüßer Ton mit: So wurde vor der endgültigen Einstellung des Fährverkehrs auch noch ein SVT, ein Symbol für Geschwindigkeit und Eleganz, über die Ostsee verschifft – mit einer Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten. Die wehmütigen Blicke der Besatzung auf der Brücke und die begleitenden Fotografen, die jeden Moment dieser letzten Fahrten einfangen, erzählen von einem Zeitalter, das nicht mehr zurückkehrt. Das 1963 in Dienst gestellte Fährschiff Warnemünde, das 2003 verschrottet wurde, mag zwar Geschichte sein, doch die Erinnerung daran wird weitergetragen – in jeder Sonderfahrt, in jedem zurückliegenden Gleis und in den Herzen der Menschen, die diese Verbindung einst täglich erlebten.

Ein Ort, der Vergangenheit und Gegenwart verbindet
Warnemünde ist weit mehr als ein bloßer Bahnhof. Es ist ein lebendiges Zeugnis von technischer Innovation, kultureller Verbundenheit und der unvergänglichen Faszination für das Zusammenspiel von Land und Meer. Ein Abschied, der zugleich den Blick in eine Zukunft voller neuer Perspektiven eröffnet – in dem die Geschichte immer wieder neu geschrieben wird.

Tips, Hinweise oder Anregungen an Arne Petrich

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