Das Columbus Center Jena, einst ein Symbol des Aufbruchs und der Hoffnung nach der Wiedervereinigung, steht heute vor dem Abriss. Die Geschichte dieses Einkaufszentrums spiegelt nicht nur die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte wider, sondern auch die Herausforderungen, vor denen Städte wie Jena in der Gegenwart stehen.
Ein Zentrum mit Geschichte
Das Columbus Center wurde im Jenaer Stadtteil Winzerla errichtet, einer Plattenbausiedlung, die in den 1960er- und 1970er-Jahren als Wohnraum für Tausende geschaffen wurde. Mit seinen rund 10.000 Bewohnern war Winzerla prädestiniert für ein modernes Einkaufszentrum, das den steigenden Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht werden sollte.
Nach seiner Eröffnung in den frühen 1990er-Jahren avancierte das Columbus Center schnell zu einem beliebten Anziehungspunkt. Es war eines der ersten Einkaufszentren in Ostdeutschland, das sich an westlichen Vorbildern orientierte. Die Menschen strömten dorthin, um einzukaufen, Freunde zu treffen oder an Veranstaltungen teilzunehmen. Es bot ein breites Angebot an Geschäften und Dienstleistungen, von Supermärkten über Boutiquen bis hin zu gastronomischen Betrieben. Für viele Jenaer war es ein Ort, der mit schönen Erinnerungen an die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung verbunden ist.
Vom Glanz zur Verlassenheit
Doch wie bei vielen anderen Zentren dieser Art, ließ der Glanz des Columbus Centers im Laufe der Zeit nach. Veränderte Einkaufsgewohnheiten – insbesondere der Siegeszug des Online-Handels – und die Entstehung neuer, moderner Einkaufszentren in der Umgebung machten dem Center schwer zu schaffen. Die Besucherzahlen gingen kontinuierlich zurück, was dazu führte, dass immer mehr Geschäfte schließen mussten. Schließlich wurde das Columbus Center selbst aufgegeben und zu einem sogenannten „Lost Place“.
Die verbliebenen Räume verfielen, und der Zahn der Zeit nagte unaufhaltsam an der einstigen Vorzeigeimmobilie. Heute ist das Gebäude geprägt von leeren Schaufenstern, bröckelndem Putz und einer gespenstischen Atmosphäre.
Der aktuelle Zustand
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt steht das Columbus Center kurz vor dem Abriss. Das Hauptgebäude kann zwar noch betreten werden, doch außer einer verbliebenen Kaufhalle im Untergeschoss ist nichts mehr in Betrieb. Im Erdgeschoss wurde kürzlich das letzte Geschäft – eine Dönerbude – geräumt. Der Zugang zu den oberen Stockwerken ist aufgrund defekter Fahrstühle und gesperrter Treppen kaum noch möglich. Wer dennoch einen Blick in die höheren Etagen wagt, wird von einem traurigen Anblick empfangen: leere Räume, muffiger Geruch und der unübersehbare Verfall.
Zukunftspläne
Die Abrissbirne soll Platz für Neues schaffen. Anstelle des Columbus Centers ist ein modernes Wohn- und Geschäftsquartier geplant, das den Anforderungen der heutigen Zeit gerecht wird. Ziel ist es, den Stadtteil Winzerla wieder zu beleben und attraktive Lebensräume für die Bevölkerung zu schaffen. Dabei geht es nicht nur um Wohnungen, sondern auch um die Schaffung von sozialen und wirtschaftlichen Infrastrukturen, die den Bewohnern zugutekommen.
Das Columbus Center Jena ist ein Sinnbild für den Wandel, den Städte und Gesellschaften durchlaufen. Einst ein Symbol des Aufschwungs, wurde es von der Zeit überholt. Doch in seinem Ende liegt die Chance auf einen neuen Anfang – einen, der sich an den aktuellen Bedürfnissen orientiert und die Geschichte dieses Ortes weiterschreibt. Der Abriss mag für viele Jenaer einen Abschied von Erinnerungen bedeuten, aber er öffnet zugleich die Tür zu einer neuen Zukunft für Winzerla.