Boehner-Film: Dresden, die verschwundene Stadt (1955)

Boehner-Film: Dresden, die verschwundene Stadt (Erinnerungsfilm 1955)

Der Erinnerungsfilm „Dresden, die verschwundene Stadt“ aus dem Jahr 1955 unter der Regie von Richard Boehner ist ein bewegendes Zeugnis der Stadtgeschichte und zugleich ein Denkmal für das verlorene Dresden, das am 13. Februar 1945 in einem verheerenden Feuersturm unterging. Der Film fängt die einstige Pracht und kulturelle Bedeutung der Stadt ein, deren Architektur, Kunstschätze und Atmosphäre weltweit bewundert wurden.

Eine Stadt von Schönheit und Geschichte
Dresden, erstmals 1206 erwähnt, begann als kleines Fischerdorf an der Elbe und wuchs im Laufe der Jahrhunderte zu einer prächtigen Residenzstadt heran. Insbesondere die Herrschaft der Wettiner und später August des Starken prägten das Stadtbild nachhaltig. Unter Augusts Einfluss entwickelte sich Dresden zu einem Zentrum von Kunst und Kultur, das mit seinen Bauwerken und Sammlungen über die Landesgrenzen hinaus Berühmtheit erlangte.

Die Brühlsche Terrasse, liebevoll „Balkon Europas“ genannt, das majestätische Ensemble der Frauenkirche, der Hofkirche und des Residenzschlosses, sowie der weltberühmte Zwinger sind nur einige der herausragenden Sehenswürdigkeiten, die Dresden seinen Ruf als „Elbflorenz“ einbrachten.

Der Zwinger und seine Schätze
Ein besonderes Augenmerk legt der Film auf den Zwinger, ein Meisterwerk barocker Baukunst. Architekt Daniel Pöppelmann und Bildhauer Balthasar Permoser schufen dieses Ensemble, das Architektur und Natur harmonisch vereinte. Der Zwinger beherbergte über die Jahrhunderte zahlreiche bedeutende Sammlungen, darunter die berühmte Gemäldegalerie Alte Meister mit Meisterwerken wie Raphaels „Sixtinischer Madonna“ und Tizians „Zinsgroschen“.

Die im Zwinger befindlichen Sammlungen zeugen von der kulturellen Strahlkraft Dresdens. Unter anderem wurden hier die Porzellansammlung sowie der mathematisch-physikalische Salon gezeigt, der mit über 2000 Exponaten die älteste technische Sammlung der Welt darstellte.

Architektonische Meisterwerke und musikalisches Erbe
Neben dem Zwinger würdigt der Film zahlreiche weitere Bauwerke, etwa die Semperoper, ein Wahrzeichen der Stadt und Mittelpunkt des europäischen Musiklebens. Die Uraufführungen von Richard Wagners „Der fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“ sowie Richard Strauss’ „Der Rosenkavalier“ fanden hier statt.

Das Residenzschloss, ein weiteres architektonisches Juwel, beherbergte das legendäre Grüne Gewölbe, die Schatzkammer Augusts des Starken. Diese Sammlung vereinte unschätzbare Kunstwerke und Goldschmiedearbeiten von höchster Qualität.

Die Frauenkirche, ein Meisterwerk des Barock, ragte mit ihrer imposanten Steinkuppel über die Altstadt und symbolisierte die kulturelle und spirituelle Größe Dresdens. Mit ihrer Einweihung durch Johann Sebastian Bach wurde sie zu einem Ort von überregionaler Bedeutung.

Das Hygienemuseum und moderne Akzente
Auch die moderne Seite Dresdens wird im Film beleuchtet. Das Deutsche Hygienemuseum, eine weltweit einzigartige Institution, wurde 1911 durch Karl August Lingner ins Leben gerufen. Mit seinem gläsernen Menschen setzte es neue Maßstäbe in der Wissensvermittlung und Sozialhygiene.

Eine lebendige Gartenstadt
Dresden war nicht nur ein Zentrum von Kunst und Architektur, sondern auch eine Stadt der Gärten. Der Große Garten, mit seinen majestätischen Baumriesen und dem barocken Palais, war eine grüne Oase, die das Lebensgefühl der Stadt unterstrich.

Der Verlust Dresdens
Am 13. Februar 1945 veränderte sich das Antlitz Dresdens für immer. Der Feuersturm, der durch die Bombardierungen der Alliierten ausgelöst wurde, zerstörte die Stadt nahezu vollständig. Tausende von Menschen kamen ums Leben, und unersetzliche kulturelle Schätze wurden unwiederbringlich verloren.

Der Film schließt mit einer wehmütigen Hommage an das verlorene Dresden. Bilder von winterlichen Straßenzügen, dem Striezelmarkt und dem Dresdner Kreuzchor vermitteln eine bittersüße Erinnerung an die Stadt, die in ihrer Anmut und Schönheit einzigartig war.

„Dresden, die verschwundene Stadt“ ist mehr als ein Film – es ist ein visuelles Denkmal für die Kunst und Kultur, die in Dresden einst lebendig waren. Es erinnert an den Wert von Frieden und den Verlust, den Krieg mit sich bringt. Für die Nachwelt bleibt dieser Film ein kostbarer Schatz, der die Seele Dresdens in bewegten Bildern bewahrt.

Redakteur/Blogger/Journalist/Chronist: Arne Petrich

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