Im Jahr 2023 suchten rund 13.700 Thüringerinnen und Thüringer in finanzieller Not Unterstützung bei den über 30 Beratungsstellen der sozialen Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung des Landes. Diese Zahl ergibt sich aus der Basisstatistik zur Überschuldung privater Personen, die vom Statistischen Bundesamt für Thüringen erhoben wurde.
Mehr als die Hälfte der Überschuldungsfälle waren auf kritische Lebensereignisse zurückzuführen, die viele Menschen treffen können. Zu den häufigsten Auslösern gehörten Arbeitslosigkeit (17,4 %), Krankheit, Sucht oder Unfall (19,2 %) sowie Trennung, Scheidung oder der Tod eines Partners (14,2 %). Diese Ereignisse ließen oft eine zunächst beherrschbare Verschuldung außer Kontrolle geraten. Betroffene, die Beratung in Anspruch nahmen, verfügten durchschnittlich über ein monatliches Einkommen von 1.244 Euro, was dem bundesweiten Durchschnitt entspricht.
Ein auffälliges Merkmal in Thüringen war die überdurchschnittliche Häufung von Miet- und Energieschulden. In 30,5 % der Fälle lagen Mietrückstände vor (10,6 % über dem Bundesdurchschnitt), während Energieschulden in 34,7 % der Beratungsfälle eine Rolle spielten (8,1 % über dem Bundesdurchschnitt). Besonders überraschend ist dies angesichts des Thüringer Härtefallfonds, der 2023 eingerichtet wurde, um private Haushalte bei der Bewältigung der Energiekrise zu unterstützen. Die hohen Anforderungen für eine Inanspruchnahme des Fonds führten jedoch dazu, dass nur wenige Haushalte tatsächlich Hilfe erhielten. Während 2023 noch 86.700 Euro aus dem Fonds abgerufen wurden, waren es 2024 lediglich 16.350 Euro. Die Kritik: Die Regelungen seien an den Bedürfnissen der Menschen vorbeigegangen.
Im Jahr 2023 konnten die Beratungsstellen 3.756 Fälle abschließen. Dabei wurde in 19,1 % der Fälle eine außergerichtliche Schuldenregulierung erreicht. In 31,3 % der beendeten Beratungen entschieden sich die Betroffenen für eine Entschuldung nach den Vorschriften der Insolvenzordnung.
Die tatsächliche Zahl überschuldeter Thüringerinnen und Thüringer liegt jedoch weit über den dokumentierten Beratungsfällen. Aktuellen Schätzungen zufolge gelten etwa 150.000 volljährige Personen in Thüringen als überschuldet. Die erfassten Fälle in den Beratungsstellen verdeutlichen damit nur die Spitze des Eisbergs.