Der DEFA-Film „Bis daß der Tod euch scheidet“ wurde 1979 unter der Regie von Heiner Carow produziert und ist ein eindringliches Drama, das die Probleme und Zerwürfnisse einer DDR-Ehe thematisiert. Carow, bekannt durch seinen Erfolg mit Filmen wie „Die Legende von Paul und Paula“, setzt in diesem Film die Spannungen und Konflikte des Alltags in den Fokus.
Der Film erzählt die Geschichte von Margit (gespielt von Katrin Sass) und ihrem Ehemann Georg (gespielt von Jürgen Heinrich), deren Beziehung sich nach anfänglich harmonischen Jahren in eine tiefgreifende Krise entwickelt. Die Handlung beginnt in einem Gerichtssaal, wo die Scheidung der beiden im Mittelpunkt steht. Rückblenden zeigen, wie es zur Eskalation kam: Margit ist eine Frau, die nach Eigenständigkeit und persönlicher Erfüllung sucht, während Georg ein eher traditionelles Rollenbild pflegt und damit hadert, dass seine Frau immer unabhängiger wird. Die Diskrepanz zwischen den Vorstellungen von Ehe, Liebe und Partnerschaft treibt die beiden auseinander.
Die emotionale Intensität des Films wird durch die realistischen Dialoge und die authentische Darstellung der Alltagsprobleme verstärkt. Besonders eindrucksvoll ist die Art und Weise, wie die Figuren mit den Erwartungen der Gesellschaft und den eigenen Wünschen ringen. Margits Wunsch nach Selbstverwirklichung steht in starkem Kontrast zu Georgs konservativer Sicht auf die Ehe, was zu Spannungen führt, die schließlich unüberwindbar erscheinen. Der Film zeigt, wie die Diskrepanz zwischen den individuellen Vorstellungen von Freiheit und Sicherheit zur Belastungsprobe für die Beziehung wird.
Ein zentrales Thema des Films ist die Frage nach der Möglichkeit persönlicher Erfüllung in der DDR-Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf Geschlechterrollen und die Erwartungen an die Ehe. Margit fühlt sich zunehmend eingeengt und sieht in der Scheidung die einzige Möglichkeit, ihr Leben wieder selbstbestimmt zu führen. Ihre Entscheidung zur Trennung symbolisiert auch einen Bruch mit den gesellschaftlichen Normen der DDR, die stark auf Familienzusammenhalt und die Erfüllung traditioneller Rollen setzt.
Visuell arbeitet der Film mit einem realistischen Stil, der den grauen Alltag in der DDR und die Gefühle der Beklemmung, die viele Menschen erlebten, eindrucksvoll einfängt. Die bedrückende Atmosphäre wird durch die kargen, oft farblosen Kulissen und die präzise Kameraführung unterstrichen, die den Fokus auf die emotionalen Konflikte der Figuren legt. Das Zusammenspiel von Licht und Schatten trägt zur melancholischen Stimmung des Films bei und lässt den Zuschauer die innere Zerrissenheit der Charaktere nachempfinden.
Katrin Sass’ Darstellung der Margit ist herausragend und gibt der Figur eine Tiefe, die den Film zu einem der bewegendsten Dramen der DEFA macht. Ihre Darstellung einer Frau, die mit den Zwängen der Ehe und den Erwartungen der Gesellschaft kämpft, verleiht dem Film eine enorme emotionale Wucht. Auch Jürgen Heinrich liefert als Georg eine starke Leistung ab, indem er den innerlich zerrissenen Mann spielt, der nicht versteht, warum seine Ehe zerbricht und der sich in seinem konservativen Weltbild gefangen sieht.
„Bis daß der Tod euch scheidet“ ist ein Film, der auch heute noch wegen seiner zeitlosen Themen relevant ist. Er zeigt, dass die Herausforderungen von Ehe, Identität und persönlicher Freiheit universelle Probleme sind, die Menschen unabhängig von politischen Systemen betreffen. Der Film hinterlässt einen bleibenden Eindruck und regt zum Nachdenken darüber an, wie persönliche Wünsche und gesellschaftliche Erwartungen in Einklang gebracht werden können – oder ob dies überhaupt möglich ist.