Seit über dreißig Jahren lebt Deutschland wieder vereint, doch die Wahrnehmung und das Bild des „Ostens“ bleiben komplex und vielschichtig. Auch nach drei Jahrzehnten des Wandels und der Anpassung fühlt sich ein Teil der Bevölkerung aus den östlichen Bundesländern weiterhin nicht vollständig in das vereinte Deutschland integriert. Dies wirft Fragen auf: Warum zeigen Umfragen immer wieder, dass Ostdeutsche oft als rebellisch und unzufrieden erscheinen? Warum wählen sie häufiger gegen die etablierten Parteien und ziehen rechtspopulistische Optionen vor? Die Autorin Andrea Ohms setzt sich intensiv mit diesen Fragen auseinander und sucht nach Antworten, die über einfache Klischees hinausgehen.
Die Dokumentation von Andrea Ohms bietet einen tiefen Einblick in die politische und gesellschaftliche Landschaft Ostdeutschlands. Sie beleuchtet die komplexen Gründe, warum Ostdeutsche Parteien wie die AfD unterstützen, die in den westlichen Teilen des Landes weniger Zuspruch finden. Diese Neigung wird oft als Ausdruck von Frustration interpretiert, doch Ohms will herausfinden, ob es sich dabei um eine oberflächliche Erklärung handelt oder ob tiefere Strukturen und historische Erfahrungen eine Rolle spielen.
Andrea Ohms trifft bedeutende Persönlichkeiten wie den ehemaligen Innenminister Thomas de Maizière und den CEO von Jenoptik, Stefan Traeger. Beide bieten wertvolle Perspektiven auf die Entwicklungen seit der Wiedervereinigung und die fortdauernden Herausforderungen, die den Osten Deutschlands prägen. Thomas de Maizière gibt Einblicke in die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die er während seiner Amtszeit miterlebt hat, und beleuchtet die Schwierigkeiten, mit denen Ostdeutschland konfrontiert ist. Stefan Traeger, als Vertreter der Wirtschaft, spricht über die wirtschaftliche Transformation und die anhaltenden Unterschiede zwischen Ost und West.
Die Dokumentation fragt auch nach den Ursachen für das oft als „Ost-Trotz“ bezeichnete Verhalten und dem Vorwurf des „Putinverstehens“. Sind diese Phänomene Ausdruck eines tief verwurzelten Unmuts oder lediglich klischeehafte Übertreibungen? Ohms geht der Frage nach, ob die Vorstellungen von einem „Jammer-Ossi“ oder einem „Putinversteher“ den tatsächlichen Herausforderungen gerecht werden oder ob sie lediglich eine vereinfachende Sichtweise darstellen.
Im Kern untersucht die Dokumentation, wie groß der Graben zwischen Ost- und Westdeutschland tatsächlich ist und welche Schritte notwendig sind, um diese Kluft zu überwinden. Andrea Ohms zeigt, dass die Realität weit komplexer ist als die oft dargestellten Klischees und bietet ein differenziertes Bild von Ostdeutschland – einer Region, die trotz der Wiedervereinigung weiterhin ihre eigene Identität und Zukunft gestaltet.