Teepott-Streit eskaliert: Rostock erwägt Rückkauf des Wahrzeichens

Teepott und Leuchtturm in Warnemünde - Arne Petrich
Teepott und Leuchtturm in Warnemünde – Arne Petrich

Seit fast einem Jahrzehnt gehört eines der bekanntesten Wahrzeichen Mecklenburg-Vorpommerns, der Teepott in Warnemünde, zur Immobilienbesitzsparte von Friedemann Kunz, dem Chef von Scanhaus Marlow. Doch nun steht das markante Gebäude erneut im Zentrum von Auseinandersetzungen. Nachdem die Hansestadt Rostock Kunz aufgefordert hat, dringend notwendige Reparaturen durchzuführen, wird in der Rostocker Bürgerschaft nun sogar über einen möglichen Rückkauf des Teepotts diskutiert.

Der Teepott, ein architektonisches Meisterwerk des DDR-Stararchitekten Ulrich Müther, ist seit 2015 Teil des Immobilienportfolios von Kunz. Allerdings gehört das Grundstück, auf dem der Teepott steht, weiterhin der Hansestadt Rostock und ist an die Familien-Stiftung von Kunz verpachtet. Diese rechtliche Konstruktion sorgt seit Jahren für Spannungen zwischen der Stadt und der Stiftung. Bereits 2017 hatte Kunz versucht, das Grundstück zu erwerben. Seine Argumentation: Eine umfassende Sanierung des Teepotts sei nur möglich, wenn die Stiftung auch das Bauland besitzen würde. Diesem Ansinnen hat die Stadt jedoch stets eine Absage erteilt. Der Warnemünder Ortsbeirat sowie die Mehrheit der Bürgerschaft stellten sich geschlossen gegen den Verkauf des Grundstücks.

Nun, im Jahr 2024, spitzt sich die Situation erneut zu. Nach Begehungen der Rostocker Denkmalbehörde wurden Schäden an der Dachkonstruktion, Rost an den stählernen Außenstützen und maroden Gittern festgestellt. Auch Innenbereiche wie Fußböden und Versorgungsleitungen müssen dringend saniert werden. Zwar befindet sich der Teepott nach Einschätzung der Denkmalbehörde in einem insgesamt guten Zustand und sein Bestand ist nicht gefährdet, doch die Mängel dürfen nicht länger ignoriert werden. Die Stadt fordert daher kurzfristige Instandsetzungsmaßnahmen. Ulrich Kunze, Sprecher der Hansestadt, erklärte dazu: „Der Erbbauberechtigte wurde durch die Denkmalbehörde aufgefordert, kurzfristig Maßnahmen durchzuführen, da die letzte umfassende Sanierung bereits 22 Jahre zurückliegt.“

Arno Pöker, der Chef der Immobiliensparte von Friedemann Kunz, weist die Vorwürfe der Vernachlässigung jedoch zurück. „Wir haben in den vergangenen Jahren kontinuierlich in den Teepott investiert, insbesondere in die Reparaturarbeiten und die Erneuerung technischer Anlagen“, sagte er. Trotz dieser Aussagen bleibt der Druck von Seiten der Stadt bestehen.

Die Situation um den Teepott hat inzwischen die Stadtpolitik erreicht. Sybille Bachmann, Vertreterin des Rostocker Bundes, brachte den Vorschlag ein, dass die Stadt den Teepott von der Kunz-Stiftung zurückkaufen und anschließend an einen neuen Investor weiterverkaufen solle. „Ja, das wird Millionen kosten“, räumt Bachmann ein, doch sie sieht darin die Möglichkeit, das Wahrzeichen langfristig zu sichern und die Situation zu entkrampfen. Die Idee eines Rückkaufs ist allerdings nicht unumstritten, da auch diese Lösung erhebliche finanzielle und organisatorische Herausforderungen mit sich bringt.

Hintergrund des Konflikts ist nicht nur der aktuelle Reparaturbedarf, sondern auch der Umstand, dass der Teepott, eines der prominentesten Beispiele der sogenannten Hyparschalen-Bauweise, seit Jahren zum Teil leer steht. Die Stadt prüft derzeit, ob der Leerstand möglicherweise eine Verletzung bestehender Verträge darstellt. Sollte dies der Fall sein, könnte dies weitere rechtliche Schritte nach sich ziehen.

Das Verhältnis zwischen der Stadt Rostock und der Kunz-Stiftung ist seit dem Versuch des Grundstückskaufs 2017 angespannt. Kunz und seine Stiftung argumentieren, dass eine langfristige Sanierung und wirtschaftliche Nutzung des Teepotts nur möglich sei, wenn sie auch das Grundstück erwerben könnten. Doch die Stadt befürchtet, dass ein Verkauf des Grundstücks langfristig zu einer Spekulation oder einer Umnutzung des Bauwerks führen könnte, die nicht im Interesse der Stadt oder ihrer Bewohner liegt.

Der Teepott in Warnemünde bleibt somit nicht nur ein architektonisches Denkmal von überregionaler Bedeutung, sondern auch ein politischer und wirtschaftlicher Zankapfel. Ob die von der Stadt geforderten Reparaturen ausreichen, um den Streit zu entschärfen, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch, dass der Teepott weiterhin im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen wird – nicht nur wegen seiner historischen und architektonischen Bedeutung, sondern auch aufgrund der komplexen Eigentums- und Pachtverhältnisse, die seit Jahren ungelöst sind.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

Weitere aktuelle Beiträge