„Kommunale Hitze-Toolbox“ für Kommunen in Thüringen bündelt Maßnahmen

Thüringens Gemeinden und Städte auf Hitze vorbereiten

Zum stärkeren Schutz vor Hitze haben die Thüringer Ministerien für Umwelt und Gesundheit ein neues digitales Informationsangebot vorgelegt. Es richtet sich an Gemeinden und Städte und bündelt auf rund 100 Seiten konkrete Optionen zum Hitzeschutz.

Das Werk informiert zudem über den Zusammenhang von Hitze und Gesundheit, insbesondere bei gefährdeten Gruppen wie Kindern, Senioren oder chronisch Erkrankten und zeigt Wege der Finanzierung auf. Die Zahl der Hitzetage über 30 Grad Celsius hat in Thüringen deutlich zugenommen, insbesondere in städtischen Regionen. Dort wird der Effekt durch die Bebauung, versiegelte Flächen und wenig Grün häufig noch verstärkt. Als Maßnahmen werden u.a. vorgeschlagen: Weiterleitung von Hitzewarnungen an Bürgerinnen und Bürger, Verschattung an Gebäuden und im öffentlichen Raum, Berücksichtigung von Hitze in Bauprojekten (z.B. Kitas, Schulen, Pflegeheimen, Sportstätten) oder das Bereitstellen von Trinkwasser im öffentlichen Raum.

„Der Schutz der Menschen vor den Folgen der Klimaveränderungen wird uns in den kommenden Jahrzehnten begleiten. In den Sommermonaten ist anhaltende Hitze ein echtes Problem, besonders für junge und ältere Menschen. Der von uns heute vorgelegte Leitfaden zeigt, was die Kommunen in Stadt und Land für die Menschen tun können, etwa durch den Schatten von Pflanzen und Bäumen und Sonnensegeln, mehr Informationen, mehr kühlenden Wasserkreisläufe. Der Leitfaden bringt konkrete Vorsorgemaßnahmen und Finanzierungsmöglichkeiten zusammen“, so Umweltminister Bernhard Stengele.

Gesundheitsministerin Heike Werner ergänzt: „Klimaveränderungen werden in der Zukunft signifikante Auswirkungen auf unsere Gesundheit, Leistungsfähigkeit und unser Wohlbefinden haben. Extreme Hitzeereignisse werden häufiger, in ihrer Intensität stärker und auch länger anhaltend auftreten. Das Bewusstsein dafür muss aber vielfach noch geschaffen werden, um vor allem die gesundheitlich besonders gefährdeten Gruppen zu schützen. Umso wichtiger ist es, dass wir uns schrittweise auf den Weg machen. Und ich freue mich wirklich sehr, dass mit der kommunalen Hitze-Toolbox eine praxisnahe und sehr intuitive Anwendung entstanden ist.“

Den Kommunen steht ein flexibles und schnelles Instrument zur Verfügung. Verantwortliche können schon heute starten, jede Maßnahme zählt. Viele Städte und Gemeinden befassen sich seit einigen Jahren verstärkt mit Klimaanpassung – unterstützt von Förderinstrumenten der Landesregierung. Der Kommunale Klimapakt des Umweltministeriums mit den Kommunen umfasst für dieses und das kommende Jahr je 50 Millionen Euro. Damit sind Maßnahmen sowohl für Klimaschutz (z.B. Solaranlagen auf dem Rathaus) als auch Klimaanpassung im Sinne der Toolbox möglich. Der Klimapakt enthält das bereits bekannte Förderinstrument Klima Invest.

Die Stadt Sömmerda hat sich bereits intensiv mit dem Thema befasst. So wurden unter anderem durch den Klimawandel geschädigte Bäume Schritt für Schritt durch zahlreiche Neupflanzungen mit klimaresistenten Baumarten ersetzt. Sömmerdas Bürgermeister Ralf Hauboldt sagt dazu: „Auch die Stadt Sömmerda unterstützt mit ihrer Verwaltung die Ideen der Hitze-Toolbox und die darin zusammengefassten Maßnahmen. Dabei geht es um ganz konkrete praktische Hilfen angesichts zunehmender Hitzetage sowie an diese angepasste Verhaltensweisen. Zudem soll bei allen städtischen Investitionsmaßnahmen den Aspekten der Klimaanpassung Rechnung getragen werden.“

Visualisiert hat die Stadtverwaltung erste Ideen für Maßnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas in ihrem Jahreskalender 2021. Dieser wurde unter dem Thema „Zukunft Klima Sömmerda“ erarbeitet und zeigt verschiedene Möglichkeiten auf, wie an Plätzen in der Kernstadt und darüber hinaus Erleichterungen bei Hitze für Einwohnerinnen und Einwohner sowie Gäste geschaffen werden können. So etwa durch luftreinigende Elemente oder Grünoasen in Form bepflanzter mobiler Container mit Sitzgelegenheiten am Busbahnhof und Obermarkt, durch Trinkbrunnen an verschiedenen Stellen, Verschattungselemente in der Fußgängerzone oder Wasserzerstäuber am Eingang zum Markt.

Die kommunale Hitze-Toolbox ist auf den Internetseiten des Umwelt- und Gesundheitsressorts aufrufbar (PDF-Datei: https://umwelt.thueringen.de/hitzetoolbox). In diesem Format bietet das Dokument einige interaktive Elemente an. Zusammenhängende Inhalte und Maßnahmen sind miteinander verknüpft und bieten so eine gute Orientierung. Die 30 Maßnahmensteckbriefe haben je zwei Seiten. Auf der zweiten Seite gibt es die Möglichkeit Planungsschritte festzuhalten und Verantwortlichkeiten für die Umsetzung in der jeweiligen Kommune zu definieren.

Hintergrund:

Am 26. April 2023 laden Umwelt- und Gesundheitsministerium zur Veranstaltung „Kommunale Hitze-Toolbox Thüringen – Frühzeitig im Hitzeschutz aktiv werden“ auf die Erfurter Messe. Dort werden rd. 150 Vertreterinnen und Vertreter aus Thüringens Kommunen erwartet.

Aufgrund der zunehmenden Hitzeereignisse in den letzten Jahren hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Hitze zu einem vordringlichen Thema gemacht und die Aufstellung sogenannter Hitzeaktionspläne angeregt. Ein Hitzeaktionsplan geht über eine Toolbox hinaus. Er bündelt systematisch alle Hitzeschutzmaßnahmen, baut ein Netzwerk mit klaren Verantwortlichkeiten auf und überprüft die Wirksamkeit von Jahr zu Jahr.

Der Freistaat Thüringen wird voraussichtlich bis 2025 einen landesweiten Hitzeaktionsplan entwickeln und beschließen. Die hier vorliegende Kommunale Hitze-Toolbox Thüringen und der angestrebte Hitzeaktionsplan auf Landesebene greifen optimal ineinander und ergänzen sich gegenseitig.

Mehr Infos:

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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