Zwickau. Die Welt zu Gast in Zwickau – der 19. Internationale Robert-Schumann-Wettbewerb für Klavier und Gesang steht in den Startlöchern. Nachdem alle Anmeldungen und eingesandten Videos geprüft und bewertet wurden, freut sich die Geburtsstadt Robert Schumanns nunmehr auf 66 junge Pianisten und Pianistinnen sowie auf 79 Sänger und Sängerinnen aus der ganzen Welt, die in fünf Wochen am 5. und 6. Juni 2024 anreisen und dann am 7. Juni in die erste Wertungsrunde des Wettbewerbs starten.
Quartiereltern gesucht
Aus diesem Anlass werden immer noch Quartiereltern gesucht, die bereit sind, für die Dauer des Wettbewerbs einen jungen Gast bei sich aufzunehmen. Die meisten Quartiere werden für die Dauer der ersten Runde (6. bis 11. Juni) benötigt. Danach lichten sich die Reihen derjenigen, die es in die zweite Runde schaffen. Hintergrund dieses Aufrufes ist es, dass viele der jungen Teilnehmer aus dem Ausland bereits eine große Summe für An- und Abreise stemmen müssen und dankbar sind, wenn ihnen ein kostenfreies Privatquartier zur Verfügung steht.
In der Vergangenheit haben sich daraus ganz wunderbare Verbindungen ergeben. Vor allem dann, wenn die Gasteltern mit jedem Kandidaten mitfieberten und oft mit zur Bekanntgabe der Ergebnisse der einzelnen Runden kamen.
Wer Interesse und die Möglichkeit hat, ein Quartier zur Verfügung zu stellen, kann sich an das Kulturamt wenden. Per E-Mail unter kulturamt@zwickau.de und unter Angabe von Namen, Anschrift, Telefon und für welchen Zeitraum wie viele Quartiere zur Verfügung stehen.
Ein Wettbewerb erzählt Geschichten
Auch die diesjährige Auflage des renommierten Wettstreits hat einiges zu bieten und verspricht schon vorab die eine oder andere Geschichte zu erzählen.
So können für das Eröffnungskonzert gleich vier ehemalige Preisträger als Solisten vermerkt werden. Einer davon – der aus China stammende Tenor Zhuohan Sun – hat aber eine Besonderheit: Er ist nicht nur Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-VIDEO-Wettbewe
Jüngste Teilnehmerin ist die Sopranistin Alma Unseld aus Karlsruhe. Die 18-jährige Sängerin ist Vorstudentin an der Hochschule für Musik Karlsruhe und wird von der Italienerin Carolina Danise begleitet. Marcel Durka ist mit 22 Jahren der jüngste Sänger. Er stammt aus Braunschweig.
Jüngster Teilnehmer im Fach Klavier ist der japanische Pianist Rei Harada, der gerade einmal drei Wochen älter als Sängerin Alma Unseld ist. Er stammt aus der japanischen Stadt Yamato.
Während einzelne Teilnehmer aus Asien oder Amerika, aus Russland oder Israel anreisen, ist es immer wieder auch interessant zu sehen, welche Teilnehmer aus der Region kommen. In diesem Jahr gehen sechs gebürtige Sachsen in die Wertung. Alle treten in der Kategorie Gesang an. Marlen Bieber (*Radebeul, 28 Jahre) lebt in Chemnitz, Sandro Hähnel (*Freiberg, 27 Jahre) in Essen, Christoph Pfaller (*Leipzig, 32 Jahre) in Leipzig, Franziska Pfalzgraf (*Leipzig, 27 Jahre) lebt in Freiburg i. B., Anna Maria Tietze (*Glauchau, 28 Jahre) in Dresden und Willy Wagner (*Wurzen, 26 Jahre) in Hohenstein-Ernstthal. Auch Elisabeth Birgmeier (30, * München) (Ensemblemitglied des Theaters Plauen Zwickau, nimmt am Wettbewerb teil.
Öffentliche Wertungsprüfungen und Open Stage
Wenn am 7. Juni die ersten Wertungsprüfungen starten, kann man bei dem einen oder anderen vielleicht schon erahnen, wie weit er es in diesem Wettbewerb bringen wird. Was man oft nicht weiß, wer auch nach dem Wettbewerb auf den Brettern, die die Welt bedeuten, von sich reden machen wird. Ein Blick in die Geschichte des Wettbewerbs zeigt, dass es Preisträger des Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerbs zu Ruhm brachten.
Um nicht zu weit zurück zu blicken, sollen stellvertretend für die vielen erfolgreichen Karrieren zwei Beispiele aus 2012 genannt sein: die ägyptische Sopranistin Fatma Said errang 2012 als jüngste Teilnehmerin den 2. Platz und ist heute eine international gefragte Solistin, bekannt auch durch zahlreiche Fernseh-Auftritte, aber auch durch renommierte Auszeichnungen wie vom BBC Music Magazine und der englischen Zeitschrift Gramophone 2021. Auch der Schweizer Tenor Mauro Peter, der nicht nur den ersten Preis, sondern auch den Publikumspreis im Gesang für sich entschied, ist inzwischen einer der weltweit führenden Tenöre seiner Generation, der mehrere Solo-CDs, davon eine mit Liedern Robert Schumanns veröffentlicht hat. Man kann also mit Recht behaupten, dass sich in den Wertungen die potentiellen Klassik-Stars von Morgen in Zwickau präsentieren.
Alle Wertungsrunden sind öffentlichen und können sowohl im Gewandhaus (Gesang erste und zweite Runde) als auch im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ (Klavier erste und zweite Runde, Finale (Klavier/Gesang) besucht werden.
Außerdem haben die Zwickauer die Möglichkeit, den Teilnehmern auch auf der Open Stage bei der Probe zuzuhören. Die kleine Bühne im Herzen der Stadt, auf dem Hauptmarkt, steht aber nicht nur den Teilnehmern für eine Extraprobe zur Verfügung. Vielmehr sind alle Zwickauer eingeladen – ob Hobbymusiker, kleines Ensemble, Chor oder unplugged Band – die Bühne zu nutzen, zu bespielen und zu musizieren, um Zwickau vom 6. bis 13. Juni zum Klingen zu bringen.
Choratelier und Meisterkurs DIRIGIEREN SCHUMANN
Wer noch mehr Lust auf spannende Probenarbeit und klassische Musik hat, dem sei Choratelier und Meisterkurs DIRIGIEREN SCHUMANN 2024 ans Herz gelegt. Es ist dem Internationalen Robert-Schumann-Wettbewerb vorangestellt und wird das Ergebnis als Eröffnungskonzert des Wettbewerbs am 6. Juni, 19.30 Uhr, im Konzert- und Ballhaus „Neue Welt“ präsentieren.
Es findet im Rahmen des Forums Dirigieren des Deutschen Musikrates unter der Leitung von Howard Arman statt. Erarbeitet werden Robert Schumanns sinfonische Chorballaden. Sie gehören zu seinen am seltensten aufgeführten Chorwerken, bilden aber einen zentralen Punkt seines Schaffens.
Der Projektchor des Verbands DeutscherKonzertchöre besteht aus der Zwickauer Chorvereinigung Sachsenring e.V., der Robert-Franz-Singakademie Halle/Saale sowie Mitgliedern des Symphonischen Chores Hamburg. Den orchestralen Part übernehmen die Clara-Schumann-Philharmoniker des Theaters Plauen-Zwickau. Dirigiert wird der Klangkörper von den drei Stipendiaten des Forums Dirigieren des Deutschen Musikrates Mirja Betzer, Johannes Honecker und Nikolaas Schmeer. Die Gesamtleitung liegt in den Händen Howard Armans. Der Meisterkurs, der vom 31. Mai bis 2. Juni in der Aula der Zwickauer Pestalozzischule stattfindet, ist öffentlich und bietet einzigartige Einblicke in die Probenarbeit zu einem so großen Projekt.
Alle Proben an den drei Kurstagen können kostenfrei besucht werden. Die Werke wurden zunächst von jedem Chor einzeln einstudiert, am 10. bis 12. Mai findet ein erstes gemeinsames Probenwochenende der Chöre in Halle/Saale statt. Dort muss aus den drei einzelnen Chören ein gemeinsamer Klangkörper geformt werden, der dann während des Kurswochenendes in Zwickau seinen klanglichen Feinschliff erhält.
Am Freitag, dem 31. Mai und Samstag, dem 1. Juni, proben die Chöre zusammen mit Klavierbegleitung. Am Sonntag, dem 2. Juni schließlich wird es intensive Probenarbeit mit Solisten, Chor und Orchester geben.
Mirja Betzer (*1995 Münnerstadt) war 2020/21 Dirigentin des Würzburger Madrigalchors. Inzwischen leitet sie die Kissinger Sängervereinigung (Frauenchor) und das Vokalensemble Cantabile Eupen. Sie wirkte bei Einstudierungen und als Dirigentin bei Konzerten des CHORWERK RUHR und des WDR Rundfunkchors mit, mit Werken verschiedenster Epochen von Barock bis Moderne.
Johannes Honecker (*1993 Aachen) leitet den Konzertchor tonart Bergisch Gladbach und den Madrigalchor Aachen und ist seit der Spielzeit 2022/23 im Team der Chordirektion am Stadttheater Aachen als Korrepetitor und Chorleiter tätig. Regelmäßige Engagements als Dirigent führten ihn u. a. an die Zürcher Singakademie, den Opernchor Aachen und die Chorakademie des WDR Rundfunkchores; eine längere Zusammenarbeit verbindet ihn mit dem CHORWERK RUHR.
Nikolaas Schmeer (*1998 Caracas/Venezuela) übernahm als Chorleiter seit 2019 die künstlerische Assistenz des Knabenchores und des Madrigalkreises (Kammerchor) der Jenaer Philharmonie. 2022 gründete er mit Erik Scheller das Projektensemble „Re.Frain“. Seit April 2023 ist er Leiter des Landesjugendchors Thüringen.
Howard Arman wurde in London geboren und ließ sich am Trinity College of Music in London ausbilden. Er trat mit renommierten englischen Ensembles auf und erweiterte seinen Wirkungskreis auf zahlreiche europäische Länder. In Deutschland arbeitete er mit den Chören des NDR, des SWR und des RIAS Berlin zusammen. Längerfristige künstlerische Bindungen ging er von 1983 bis 2000 beim Salzburger Bachchor, von 1998 bis 2013 als Künstlerischer Leiter des MDR Rundfunkchores Leipzig sowie 2015 bis 2021 als Chefdirigent des Chores des Bayerischen Rundfunks ein. 2012 bis 2020 wirkte er als Professor für Orchesterleitung an der Hochschule Luzern. 1996 erhielt Howard Arman den Händelpreis der Stadt Halle, 2019 wurde er zum Ehrendirigenten des MDR-Rundfunkchors ernannt. Nicht zuletzt durch seine CD-Einspielung der a-cappella-Chöre Schumanns ist er ausgewiesener Schumann-Spezialist, 2006 führte er zum Schumann-Fest Das Paradies und die Peri auf.
Der Projektchor des Verbandes Deutscher KonzertChöre besteht aus insgesamt 117 Sängern dreier namhafter deutscher Chöre, die mit dem Repertoire Sinfonischer Chorliteratur bestens vertraut sind. Die Chorvereinigung Sachsenring Zwickau e. V. wurde 1955 als Betriebschor des damaligen Automobilwerkes Sachsenring Zwickau von Gerhard Lippold gegründet. Schon nach kurzer Zeit konnte der Chor unter seiner Leitung eine hohe künstlerische Qualität erreichen. Es folgten viele Auftritte bei Wettbewerben, Arbeiterfestspielen, Sängerfesten, Festivals und im damaligen DDR-Fernsehen. Auch Gastspielreisen ins Ausland konnten durchgeführt werden. 1984 übernahm Reinhold Stiebert, Musiklehrer an der Käthe-Kollwitz-Schule, den Sachsenringchor. Seit dieser Zeit wurde das Repertoire des Chores, das vorher vorwiegend aus A-cappella-Gesang bestand, um anspruchsvolle Chorsinfonik erweitert. Daraus ergab sich noch intensiveres Proben und die Zusammenarbeit mit professionellen Solisten und Orchestern. Auch nach der Wende setzte sich die Reihe der Konzerte im ganzen Bundesgebiet und im Ausland fort.
Musikgeschichte in der Stadt Halle ist untrennbar mit der Robert-Franz-Singakademie verknüpft. 1814 gegründet, ist sie nach der Berliner Singakademie eine der ältesten Chorvereinigungen dieser Art in Deutschland. Der Schwerpunkt des heute ca. 60 Sängerinnen und Sänger umfassenden Chores liegt in der Aufführung chorsinfonischer Werke. Seit 2019 obliegt die künstlerische Leitung Andreas Reuter.
Der Symphonische Chor Hamburg, 1886 gegründet, gehört mit seinen heute etwa 140 aktiven Mitgliedern zu den renommiertesten und traditionsreichsten Chören Hamburgs. Seit 1985 wird er von Matthias Janz geleitet. Prof. Janz ist Kirchenmusikdirektor a. D. in Flensburg und lehrt Oratorienleitung und -gestaltung an der Musikhochschule Lübeck. Der Nachfolger von Wilhelm Brückner-Rüggeberg hat es sich gemeinsam mit dem Chor zur Aufgabe gemacht, neben den großen und bekannten Werken der Chorliteratur auch selten zu hörende Kompositionen zur Aufführung zu bringen.
Die Proben im Überblick
Aula der Pestalozzischule Seminarstraße 3, 08058 Zwickau
FREITAG, 31. MAI 2024
19 bis 22 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
SAMSTAG, 1. Juni 2024
10 bis 12.30 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
17 bis 19 Uhr
Kurs mit Chor und Klavier
SONNTAG, 2. JUNI 2024
10 bis 12.30 Uhr
Kurs mit Chor, Solisten und Orchester
14 bis 16.30 Uhr
Kurs mit Chor, Solisten und Orchester
Probenleitung: Howard Arman und Stipendiaten des Dirigentenforums