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Stadt Jena sucht Zeugen wegen Vandalismus an der Buswartehalle

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Am Freitagabend, dem 29. November, wurde in der Buswartehalle am Paradiesbahnhof ein schwerer Vandalismusschaden festgestellt. Unbekannte Täter hatten eine Fensterscheibe mutwillig zerstört und die darin befindlichen Bücherregale durchwühlt. Zahlreiche Bücher wurden aus den Regalen gestoßen und im gesamten Bereich verteilt, was nicht nur zu einem erheblichen Sachschaden, sondern auch zu einer großen Unordnung führte. Der entstandene Schaden wird auf etwa 5.000 Euro geschätzt.

Glücklicherweise konnte dank des schnellen und effizienten Einsatzes der Straßenreinigung, insbesondere der Abteilung Städtereinigung des Kommunalservice Jena (KSJ), schnell für Ordnung gesorgt werden. Die Mitarbeiter des KSJ hatten die verstreuten Bücher zügig eingesammelt und wieder ordnungsgemäß in die Regale zurückgestellt. Dieser schnelle und engagierte Einsatz hat dazu beigetragen, die Schäden so gering wie möglich zu halten und den betroffenen Bereich wieder benutzbar zu machen. Für dieses Engagement und die tatkräftige Unterstützung möchten wir uns herzlich bei den beteiligten Kolleginnen und Kollegen der Städtereinigung bedanken.

Parallel dazu hat der Kommunalservice Jena bereits Maßnahmen zur Reparatur der zerstörten Fensterscheibe eingeleitet. Dies zeigt, dass der Vorfall schnell und zielgerichtet angegangen wurde, um den Schaden zu beheben und eine schnelle Wiederherstellung der Funktionalität der Buswartehalle zu gewährleisten.

Der Vorfall ist jedoch nicht nur ein Anlass, sich für die schnelle Hilfe zu bedanken, sondern auch ein Aufruf an die Öffentlichkeit, bei der Aufklärung des Vandalismus zu helfen. Der KSJ bittet alle Bürgerinnen und Bürger, die Hinweise zu dem Vorfall oder den möglichen Tätern haben, sich umgehend an die Polizei oder direkt an den Kommunalservice Jena zu wenden. Hinweise können telefonisch unter der Nummer +49 3641 4989-0 abgegeben werden. Jede noch so kleine Beobachtung kann einen wertvollen Beitrag zur Aufklärung des Vorfalls leisten und dazu beitragen, dass solche Taten in Zukunft verhindert werden können.

Vandalismus ist eine Straftat, die nicht nur finanziellen Schaden verursacht, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl beeinträchtigt. Der Vorfall am Paradiesbahnhof zeigt, wie wichtig es ist, dass sich die Menschen in der Stadt füreinander einsetzen und ein Bewusstsein für die Bedeutung öffentlicher Einrichtungen wie der Buswartehalle entwickeln. Es liegt an uns allen, unsere Stadt sauber, sicher und für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich zu halten. Die Unterstützung der Polizei und der städtischen Einrichtungen ist in solchen Fällen unerlässlich, um verantwortungsvolle Täter zu finden und zur Rechenschaft zu ziehen.

Thüringens Geburtenzahl: Wie Migrantinnen die Gesamtzahl stabilisierten

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Der Einfluss der nichtdeutschen Geburten auf die Gesamtgeburtenzahl in Thüringen war in den letzten Jahren besonders spürbar. Besonders zwischen 2016 und 2017, als die Geburtenrate bei den nichtdeutschen Frauen besonders hoch war, spielte dieser Faktor eine zentrale Rolle in der demografischen Entwicklung des Bundeslandes. Die Geburtenzahlen insgesamt stiegen in diesem Zeitraum deutlich, was maßgeblich auf die hohe Geburtenrate unter Migrantinnen zurückzuführen war. Diese entwickelte sich zu einer entscheidenden Stütze des Geburtenanstiegs in Thüringen, der ansonsten durch die sinkende Geburtenrate unter deutschen Frauen nur schwer auszugleichen gewesen wäre.

Der demografische Wandel in Thüringen ist ein komplexes Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, in dem Migration und Geburtenrate eine entscheidende Rolle spielen. Wie in vielen anderen Teilen Deutschlands, war auch in Thüringen der Geburtenrückgang bei der deutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten ein dominierendes Thema. Weniger junge Menschen in der Bevölkerung und eine zunehmende Zahl älterer Menschen führten zu einer sinkenden Zahl an Geburten unter den deutschen Frauen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf die Sozialstruktur, sondern auch auf die wirtschaftliche Entwicklung des Bundeslandes, da die Bevölkerungszahl insgesamt stagniert und das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern sich zugunsten der Letzteren verschiebt.

Im Gegensatz zu dieser Entwicklung war der Trend bei den nichtdeutschen Frauen in Thüringen in den Jahren nach 2015 ein völlig anderer. Besonders im Zeitraum zwischen 2016 und 2017 stieg die Geburtenrate unter Migrantinnen stark an. Dies war einerseits auf die Zuwanderung von Flüchtlingen und Migranten, besonders aus Krisenregionen wie Syrien, Afghanistan und dem Irak, zurückzuführen. Viele dieser Migrantinnen hatten in ihrer Heimat höhere Geburtenraten und brachten eine starke Familienorientierung mit, die sich in einer höheren Geburtenzahl in ihrem neuen Lebensumfeld widerspiegelte. Der Rückgang der Geburtenrate bei den deutschen Frauen konnte somit durch die hohe Geburtenrate unter den Migrantinnen weitgehend kompensiert werden, was maßgeblich zur Stabilisierung der Gesamtgeburtenzahl beitrug.

Die Jahre 2016 und 2017 sind in dieser Hinsicht besonders hervorzuheben. In diesen Jahren stieg die Zahl der Geburten insgesamt in Thüringen auf über 18.000 pro Jahr, was zu einem Anstieg der Gesamtgeburtenzahlen in der Region führte. Ohne die hohe Geburtenrate der Migrantinnen wäre es wahrscheinlich zu einem noch stärkeren Rückgang der Geburtenzahlen gekommen, was langfristig gesehen zu noch größeren demografischen Herausforderungen geführt hätte. Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig Migration für den Erhalt der Bevölkerungsstruktur in Deutschland und insbesondere in ländlichen Regionen wie Thüringen ist. Die hohe Geburtenrate unter den Migrantinnen trägt nicht nur zur Stabilisierung der Bevölkerung bei, sondern wirkt sich auch auf die Wirtschaft aus, da eine jüngere Bevölkerung tendenziell aktiver im Arbeitsmarkt ist und die Renten- und Sozialversicherungssysteme stützt.

Die demografische Entwicklung in Thüringen ist ein Spiegelbild der gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen, die mit der Migration und den Veränderungen in den Geburtenraten einhergehen. Auf der einen Seite gibt es eine zunehmende Zahl von Menschen, die das Land durch Migration bereichern und auf der anderen Seite die Herausforderung, diese Menschen erfolgreich in die Gesellschaft zu integrieren. Die Tatsache, dass die Geburtenrate unter den Migrantinnen in den letzten Jahren gesunken ist, zeigt jedoch auch, dass die Anpassungsprozesse innerhalb der Gesellschaft Zeit brauchen. Familienstrukturen verändern sich, die Lebensrealitäten der Migrantinnen passen sich an die hiesigen Gegebenheiten an, und in einigen Fällen spielt auch der Zugang zu Bildung und Arbeitsmarkt eine Rolle, der die Familienplanung beeinflusst.

Trotz des Rückgangs der Geburtenrate unter den nichtdeutschen Frauen in den letzten Jahren bleibt der Einfluss von Migration auf die Gesamtgeburtenzahl in Thüringen nach wie vor bedeutend. 2023 kam nahezu jedes siebte Neugeborene mit einer nichtdeutschen Staatsangehörigkeit zur Welt, was einem Anstieg im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die stärksten Gruppen unter den nichtdeutschen Neugeborenen waren wie in den Jahren zuvor Kinder aus Syrien, der Ukraine, Rumänien, Afghanistan und Polen. Auch wenn die Geburtenrate unter den Migrantinnen gesunken ist, bleibt der Beitrag der nichtdeutschen Geburten zur Gesamtzahl der Geburten in Thüringen nach wie vor unverändert hoch.

Dieser Wandel ist nicht nur ein demografisches Phänomen, sondern auch ein politisches und gesellschaftliches Thema. Die wachsende Zahl an nichtdeutschen Neugeborenen stellt die Politik vor neue Herausforderungen in Bezug auf Integration, Bildung und soziale Inklusion. Während der Anstieg der Geburtenzahl eine positive demografische Entwicklung darstellt, erfordert die erfolgreiche Integration dieser Menschen in die Gesellschaft auch eine sorgfältige Planung und Ressourcenallokation. Insbesondere die Bereitstellung von Bildungsangeboten, Sprachkursen und sozialen Diensten ist entscheidend, um die Integration der Migrantinnen und Migranten zu fördern und sicherzustellen, dass ihre Kinder erfolgreich in die Gesellschaft eingebunden werden.

Die Bedeutung der Migration für die Geburtenzahlen in Thüringen zeigt sich also nicht nur in der kurzfristigen Stabilisierung der Bevölkerungszahl, sondern auch in den langfristigen Perspektiven für das Land. Eine hohe Geburtenrate unter den Migrantinnen kann dabei helfen, den demografischen Herausforderungen in den nächsten Jahrzehnten zu begegnen und eine nachhaltige Entwicklung der Region zu fördern. Doch dies setzt voraus, dass die Politik weiterhin in die Integration von Migranten und Migrantinnen investiert, um sicherzustellen, dass sie sich langfristig in die Gesellschaft einbringen und zum Wohlstand der Region beitragen können.

Die Zukunft der Geburtenzahlen in Thüringen wird daher in starkem Maße von der Zuwanderung und der Integration von Migrantinnen und Migranten abhängen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Geburtenraten bei den Migrantinnen weiter entwickeln werden und welchen Einfluss dies auf die Gesamtgeburtenzahlen hat. Aber eines ist klar: Die hohe Geburtenrate unter den Migrantinnen in den vergangenen Jahren hat einen nachhaltigen Einfluss auf die demografische Struktur des Bundeslandes und wird dies auch in den kommenden Jahren noch tun.

Björn Höcke zur Ministerpräsidentenwahl und AfD-Strategie in Thüringen

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Landespressekonferenz im Thüringer Landtag: Björn Höcke (Vors. d. AfD-Fraktion) steht Rede & Antwort

Das Interview mit Björn Höcke, dem Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, bei der Landespressekonferenz am 5. Dezember 2024, behandelte verschiedene politische Themen und die strategische Ausrichtung der AfD in Thüringen, insbesondere im Hinblick auf die bevorstehende Ministerpräsidentenwahl.

Zu Beginn des Gesprächs ging es um die Frage, ob die AfD eine Kandidatur für den Posten des Ministerpräsidenten in Thüringen in Erwägung zieht. Höcke erklärte, dass die AfD als stärkste Fraktion im Landtag durchaus eine wichtige Rolle in den bevorstehenden Wahlgängen spielen werde, auch wenn die Entscheidung noch nicht endgültig gefallen sei. Er erwähnte, dass es innerhalb der AfD-Fraktion unterschiedliche Überlegungen gebe, ob man sich auf einen internen Kandidaten wie Mario Vogt stützen oder einen externen Bewerber aufstellen sollte. Diese Überlegungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen, und Höcke betonte, dass die Fraktion in den kommenden Tagen die verschiedenen Optionen weiter abwägen werde.

Höcke gab außerdem zu, dass es derzeit Unklarheiten über die genaue Taktik gebe. Während er die Möglichkeit einer Unterstützung für Vogt in Betracht zog, ließ er auch offen, ob es sinnvoll sei, Vogt in seiner Wahl zum Ministerpräsidenten „einfach tun zu lassen“, um zu sehen, ob sich seine politischen Widersprüche in der Praxis zeigen würden. Höcke widersprach der Annahme, dass die AfD darauf abziele, den politischen Prozess oder bestimmte Kandidaten bloß „vorzuführen“, sondern er betonte, dass die AfD als stärkste Kraft im Landtag ein starkes Mandat habe, das ihre politischen Ziele untermauere.

Ein weiterer Diskussionspunkt war die Frage, wie die AfD zu den sogenannten „Kartellparteien“ (SPD, CDU, Grüne) steht und ob die AfD intern darüber nachdenke, ihren politischen Kurs zu ändern, um Mehrheiten für eine Regierungsbildung zu gewinnen. Höcke antwortete, dass die AfD in Thüringen immer stärker werde, weil die bestehenden Parteien aus seiner Sicht „das Land gegen die Wand gefahren“ hätten, insbesondere in den Bereichen Energiepolitik, Einwanderung, Corona-Politik und Außenpolitik. Er stellte fest, dass immer mehr Thüringer von den etablierten Parteien abwichen, was der AfD zugutekomme. Auf die Frage nach extremen Äußerungen innerhalb der AfD reagierte Höcke ruhig und betonte, dass seine Partei nicht die Verantwortung für vergangene Einzelaussagen von Mitgliedern übernehmen könne, die er als „aus dem Zusammenhang gerissen“ betrachtete.

Ein zentrales Thema des Interviews war auch die Frage nach einem möglichen „Politikwechsel“ in Thüringen, der erforderlich wäre, um Mehrheiten zu gewinnen. Höcke wies darauf hin, dass die AfD stets auf Stabilität und eine konservative Ausrichtung der Landespolitik setze und die Notwendigkeit betone, eine stärkere Berücksichtigung bürgerlicher Werte zu erreichen. Es sei für die AfD klar, dass sie für eine stabile und zukunftsfähige Regierung in Thüringen eintrete, jedoch in Konkurrenz zu den „linken“ Kartellparteien, die nach seiner Meinung zu einer negativen Entwicklung des Landes geführt hätten.

Höcke ging auch auf die aktuellen politischen Konstellationen ein und erwähnte, dass eine mögliche Koalition zwischen der CDU und der Linken in Thüringen aus seiner Sicht sehr schwer zu realisieren sei. Er erklärte, dass die AfD bereit sei, parlamentarische Initiativen zu ergreifen, um auf die inneren Widersprüche der aktuellen Koalition hinzuweisen. Ein Beispiel für solche Spannungen sei die Windkraftpolitik im Wald, bei der die CDU im Wahlkampf gegen den Ausbau von Windkraftanlagen im Wald aufgetreten sei, sich jedoch später im Koalitionsvertrag für die Möglichkeit eines Ausbaus im Wald ausgesprochen habe. Höcke deutete an, dass es in der Koalition brüchige Stellen gebe, die durch parlamentarische Initiativen der AfD verstärkt in den Fokus gerückt werden könnten.

Ein weiteres Thema war die Frage nach der Rolle der AfD in der Ministerpräsidentenwahl und dem dritten Wahlgang, bei dem Höcke erklärte, dass die AfD im Falle eines dritten Wahlgangs nicht vor das Verfassungsgericht ziehen werde, wenn weniger Ja- als Nein-Stimmen abgegeben würden. Die AfD werde die politischen Entwicklungen genau beobachten und sich für eine klare Position einsetzen, die mit den Interessen ihrer Wähler übereinstimme.

Abschließend ging Höcke auf die Spekulationen ein, dass er sich für eine Kandidatur für den Bundestag überlegt habe, aber daraufhin entschied, diese Möglichkeit nicht zu verfolgen. Seine Gründe, sich gegen eine Kandidatur zu entscheiden, erläuterte er nicht im Detail, gab aber zu verstehen, dass er weiterhin den Fokus auf die politische Arbeit in Thüringen legen wolle.

Insgesamt zeigte das Interview, dass die AfD in Thüringen in einer Phase der strategischen Neuorientierung steckt, wobei die Führung um Höcke weiterhin große Ambitionen hegt, die politische Landschaft in Thüringen zu prägen. Auch wenn noch nicht alle Entscheidungen getroffen sind, verfolgt die AfD einen klaren Kurs und wird weiterhin ihre Themen und Forderungen in den Vordergrund stellen.

CDU im Dialog: Mario Voigt äußert sich zur politischen Zukunft Thüringens

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Landespressekonferenz im Thüringer Landtag: Mario Voigt (Vors. d. CDU-Fraktion) steht Rede & Antwort

Am 5. Dezember 2024 fand eine Landespressekonferenz im Thüringer Landtag statt, bei der Mario Voigt, Vorsitzender der CDU-Fraktion, Rede und Antwort stand. Die Konferenz behandelte unter anderem die bevorstehende Wahl des Ministerpräsidenten, mögliche Koalitionsverhandlungen sowie die politische Situation in Thüringen. Voigt äußerte sich zu mehreren Themen und erläuterte die Position der CDU in Bezug auf die Ministerpräsidentenwahl und die Zusammenarbeit mit anderen Parteien.

Zu Beginn des Gesprächs wurde Voigt gefragt, wie er die Wahl des Ministerpräsidenten im Landtag sehe und ob er mit einem Gegenkandidaten rechne. Er erklärte, dass er davon ausgehe, dass die AfD einen Kandidaten aufstellen werde, was jedoch aus seiner Sicht nicht zu einer direkten Gefahr für die CDU führen würde. Vielmehr sei das Ziel, zügig eine handlungsfähige Regierung zu bilden. Voigt verwies auf das Vorgehen der CDU bei der Ministerpräsidentenwahl 2020, als die Partei sich in allen Wahlgängen enthalten hatte, um keine Unterstützung der AfD zu ermöglichen.

In Bezug auf Gespräche mit der Linken sagte Voigt, dass diese Partei kein direkter Gesprächspartner für die CDU bei der Ministerpräsidentenwahl sei. Vielmehr gehe es ihm darum, eine neue politische Kultur zu etablieren und eine Konsultation aller Fraktionen zu fördern, um Thüringen in den kommenden Jahren voranzubringen. Die CDU wolle ein transparentes Verfahren bei der Regierungsbildung und hoffe, dass alle Parteien, insbesondere auch die Linke, sich ihrer Verantwortung bewusst seien.

Voigt wurde auch gefragt, wie er sich verhalten würde, falls die AfD im ersten Wahlgang für ihn stimmen sollte. Er betonte, dass die CDU nicht von der AfD abhängig sein wolle und sich nicht in taktische Spielchen der AfD verwickeln lassen werde. Für Voigt war klar, dass die CDU nur im dritten Wahlgang eine Entscheidung treffen werde, um eine handlungsfähige Regierung zu bilden und sich nicht von der AfD beeinflussen zu lassen.

Zu den Koalitionsgesprächen sagte Voigt, dass die CDU in den letzten Monaten intensive Gespräche mit den anderen Parteien geführt habe und optimistisch sei, dass eine stabile Regierung gebildet werden könne. Dabei sei wichtig, dass alle Partner ein gemeinsames Ziel verfolgten und dass die Verantwortung für das Land in den Vordergrund gestellt werde. Voigt zeigte sich zuversichtlich, dass auch die SPD und die BSW zu einer Einigung kommen würden und eine Koalition zustande käme.

Im Hinblick auf die Ministerien und Ressortverteilung betonte Voigt, dass die CDU auf eine faire und transparente Lösung hinarbeite. Die Partei wolle sicherstellen, dass die Ministerien den richtigen Personen zugewiesen werden, die die nötige Kompetenz und Erfahrung mitbringen. Auch wenn noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei, sei man zuversichtlich, dass eine gute Lösung gefunden werde.

Ein weiterer Schwerpunkt des Gesprächs war die Ministerpräsidentenwahl und die Frage, ob die CDU im Fall einer Wahl durch die AfD Stimmen akzeptieren würde. Voigt erklärte, dass er sich nicht auf das Spiel der AfD einlassen werde und dass die CDU die Wahl im dritten Wahlgang für sich entscheiden werde. Es sei wichtig, dass Thüringen eine handlungsfähige Regierung bekomme, die ohne Einflussnahme von extremen Kräften wie der AfD arbeite.

Abschließend wurde Voigt auch gefragt, ob er im Fall einer Wahl zum Ministerpräsidenten sein Landtagsmandat abgeben würde. Voigt verneinte dies und betonte, dass er weiterhin stolz darauf sei, seinen Wahlkreis im Saale-Holzland-Kreis zu vertreten. Auch die Frage nach der Wahl eines Vizepräsidenten im Landtag wurde thematisiert. Voigt sagte, dass es noch offene Diskussionen gebe, aber man sei zuversichtlich, eine gute Lösung zu finden.

Insgesamt zeigte sich Mario Voigt in der Pressekonferenz optimistisch, dass die CDU in Thüringen eine stabile Regierung aufbauen könne. Trotz der Herausforderungen und der schwierigen politischen Konstellationen betonte er immer wieder die Notwendigkeit, Thüringen voranzubringen und sich nicht von extremen Kräften wie der AfD beeinflussen zu lassen.

Netzausbau: Wie die Stadtwerke Jena auf die Zukunft vorbereitet sind

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Energiewende-Serie Teil 7: Schaffen unsere Stromnetze die Energiewende? (Komplettversion JenaTV)

In der siebten Ausgabe unserer Serie „Fragen zur Energiewende“ werfen wir einen detaillierten Blick auf eine der zentralen Herausforderungen der Energiewende: die Stromnetze. Ein Thema, das nicht nur für Fachleute von Bedeutung ist, sondern auch die breite Öffentlichkeit betrifft, da es um die Versorgungssicherheit und die technische Infrastruktur geht, die notwendig ist, um die gesteckten Ziele der Energiewende zu erreichen. Um diese Thematik besser zu verstehen, haben wir heute Christian Dornack, den Bereichsleiter Strategie bei den Stadtwerken Jena Netze, zu Gast. In einem aufschlussreichen Gespräch schildert er, wie die Stadtwerke Jena mit den Herausforderungen umgehen, die durch den Ausbau erneuerbarer Energien, die zunehmende Elektromobilität und den Wandel im Bereich der Wärmeversorgung entstehen.

Wie funktioniert das Stromnetz in Jena?
Die Stadtwerke Jena Netze versorgen über 100.000 Kunden in Jena und den umliegenden Gebieten wie Pößneck und Hermsdorf. Das Stromnetz in Jena ist eng mit den übergeordneten Netzstrukturen der 50-Hertz- und der Tenet Energienetze GmbH verbunden, über die der Strom ins Versorgungsgebiet gelangt. Christian Dornack erklärt, dass der Stromverbrauch der Stadt Jena im Jahr bei etwa 600 Gigawattstunden liegt, wobei der Leistungsbedarf zu Spitzenzeiten bei rund 80 bis 90 Megawatt liegt. Dies bedeutet, dass zu diesen Zeiten so viel Strom benötigt wird, um den Bedarf der Stadt zu decken.

„Der Strombedarf wird nicht nur durch Großkraftwerke gedeckt, sondern zunehmend auch durch dezentrale Erzeugungsanlagen wie Photovoltaikanlagen, Windkraftanlagen und Biogasanlagen“, erklärt Dornack. Dies zeigt die zunehmende Bedeutung der regenerativen Energiequellen im Versorgungsnetz.

Die Herausforderungen der Energiewende für das Stromnetz
Der Übergang zu erneuerbaren Energien und die damit verbundene dezentrale Erzeugung von Strom bringen eine Vielzahl an Herausforderungen für das bestehende Stromnetz mit sich. Die größte Herausforderung ist die Transformation der Energieversorgung von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien und dezentralen Energiequellen. Darüber hinaus wird der Bedarf an Strom steigen, nicht nur durch den wachsenden Anteil von Elektroautos, sondern auch durch die verstärkte Nutzung von Wärmepumpen und den Ausbau der Fernwärmeversorgung.

„Wenn wir an das Szenario der All Electric Society denken, wird der Strombedarf in den kommenden Jahren deutlich steigen“, erläutert Dornack. Dabei wird der Stromverbrauch nicht nur durch die Industrie und den Haushaltsbedarf ansteigen, sondern auch durch die verstärkte Nutzung von Elektromobilität und der Wärmeversorgung via Strom. „In unseren Planungen gehen wir davon aus, dass sich der Leistungsbedarf in der Region verdoppeln oder sogar verdreifachen könnte“, so Dornack weiter.

Sind die Stromnetze auf diese Veränderungen vorbereitet?
Die Frage, ob die bestehenden Stromnetze diesen Anforderungen gewachsen sind, wird von Dornack klar beantwortet: „Stand heute sind die Netze in Jena nicht in der Lage, den zukünftigen Leistungsbedarf vollständig zu decken.“ Das bedeutet, dass die vorhandene Infrastruktur nicht ausreichend dimensioniert ist, um die erwarteten Lastspitzen zu bewältigen, die durch den Anstieg des Stromverbrauchs entstehen werden. Dies betrifft vor allem die Spitzenlastzeiten, die in den nächsten Jahren noch stärker ansteigen könnten.

Die Stadtwerke Jena Netze haben bereits Maßnahmen ergriffen, um auf diese Veränderungen zu reagieren. „Wir haben einen Netzausbauplan erstellt, der alle zwei Jahre aktualisiert wird und uns hilft, die Entwicklung der Netzinfrastruktur frühzeitig zu planen“, erklärt Dornack. Dabei geht es nicht nur um den Ausbau der Leitungen, sondern auch um intelligente Lösungen zur Steuerung und Regelung des Stromnetzes, um es optimal zu betreiben. „Es geht nicht nur darum, dickere Kabel zu verlegen, sondern auch darum, die vorhandene Infrastruktur effizient und intelligent zu nutzen“, so Dornack.

Intelligente Lösungen für die Energiewende
Ein entscheidender Bestandteil der Planung für die zukünftige Netzinfrastruktur ist die Entwicklung intelligenter Lösungen, die es ermöglichen, das Netz effizient zu steuern. „Intelligente Steuerungssysteme können uns dabei helfen, den Strombedarf in Echtzeit zu regulieren und so Engpässe zu vermeiden“, erklärt Dornack. Diese Systeme können die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne sowie den Verbrauch von Strom durch Haushalte, Industrie und Elektromobilität steuern. Allerdings betont Dornack, dass diese Steuerung nur eine temporäre Lösung darstellt. „Die langfristige Antwort auf die steigende Nachfrage ist der Ausbau der Netzinfrastruktur“, fügt er hinzu.

In diesem Zusammenhang arbeiten die Stadtwerke Jena Netze eng mit verschiedenen Partnern zusammen, darunter andere Netzbetreiber, Institute und Hersteller von Rechensystemen. Diese Zusammenarbeit ermöglicht es, schon heute zu ermitteln, wo die größten Engpässe im Netz bestehen und wie diese mit intelligenten Steuerungen überwunden werden können.

Der finanzielle Aufwand für den Netzausbau
Der Netzausbau wird jedoch nicht billig sein. Dornack schätzt, dass der Investitionsbedarf für das gesamte Versorgungsgebiet der Stadtwerke Jena in den kommenden Jahrzehnten im mittleren dreistelligen Millionenbereich liegen wird. Dieser Aufwand wird sich in den Netzentgelten niederschlagen, die von den Verbrauchern getragen werden müssen. „Je mehr Strom durch das Netz transportiert wird, desto günstiger wird der Transport pro Einheit. Das heißt, eine höhere Netzbelastung führt zu höheren Netzentgelten, die jedoch je nach Transportmenge relativ günstiger werden können“, erklärt Dornack.

Fazit: Ein enger Zusammenhang zwischen Energie- und Wärmewende
Abschließend betont Dornack, dass die Energiewende untrennbar mit der Wärmewende und der Mobilitätswende verbunden ist. Der Umbau der Stromnetze ist ein zentraler Bestandteil des gesamten Prozesses. Die Stadtwerke Jena Netze haben bereits ein umfassendes Planungsinstrument in Form des Netzausbauplans entwickelt, um den zukünftigen Herausforderungen zu begegnen. Allerdings wird der Umbau der Infrastruktur viele Jahre in Anspruch nehmen und erfordert erhebliche Investitionen. Wie die Stadtwerke die verschiedenen Aspekte der Energiewende meistern wollen, wird Thema der nächsten Ausgabe sein, wenn der Geschäftsführer André Sack von den Stadtwerken Jena zu Gast sein wird.

Die Herausforderungen der Energiewende sind groß, aber sie bieten auch enorme Chancen, die Infrastruktur zukunftsfähig zu gestalten. Der Ausbau der Netzinfrastruktur, die Einführung intelligenter Steuerungssysteme und die enge Zusammenarbeit mit Partnern sind entscheidende Faktoren, um die Energiewende erfolgreich umzusetzen. Doch auch wenn die Technik in vielerlei Hinsicht bereits fortgeschritten ist, bleibt es eine langfristige Aufgabe, die nur mit einer klugen, vorausschauenden Planung und der Bereitschaft zu Investitionen gemeistert werden kann.

Mark Müller über das Mieterstrommodell der Stadtwerke Dessau

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Das blaue Plaudersofa - Mark Müller über den Mieterstrom | Stadtwerke Dessau

Am 5. Dezember 2024 gab Mark Müller, Fachbereichsleiter Energiedienstleistung der Stadtwerke Dessau, einen umfassenden Einblick in das Mieterstrommodell der Stadtwerke Dessau. Im Gespräch auf dem „Blauen Plaudersofa“ wurde die Bedeutung dieses innovativen Ansatzes für die Energiewende und die Vorteile für Mieter und Vermieter gleichermaßen hervorgehoben.

Mieterstrom – Was steckt dahinter?
Mieterstrom ermöglicht es Mietern, Strom direkt von einer Photovoltaikanlage (PV-Anlage) auf dem Dach ihres Wohngebäudes zu beziehen. Dabei bleibt das Modell denkbar einfach: Die Stadtwerke errichten die PV-Anlagen und übernehmen deren Betrieb. Der erzeugte Solarstrom wird ohne Umwege an die Bewohner geliefert. Überschüssiger Strombedarf, der nicht durch die PV-Anlage gedeckt werden kann, wird mit zertifiziertem Ökostrom aus dem Netz ergänzt.

Für die Mieter bedeutet dies: kürzere Wege, geringere Kosten und ein Beitrag zur Energiewende. „Unser Mieterstromprodukt ‚Dessau Strom SolarDreck‘ ist nicht nur unser günstigstes Angebot, sondern auch zu 100 Prozent ökologisch“, erklärte Mark Müller. Der Reststrom stammt aus dem Produkt „Dessau Strom Natur“, das ebenfalls ausschließlich aus erneuerbaren Quellen gespeist wird.

Kooperation mit Wohnungsunternehmen
Die Stadtwerke Dessau haben das Mieterstrommodell zunächst in Zusammenarbeit mit dem Wohnungsverein umgesetzt, einem ihrer ersten Großkunden in diesem Bereich. Inzwischen wurden auch Vereinbarungen mit der Dessauer Wohnungsbaugesellschaft (DWG) und der EVG Rottleben getroffen, wodurch zahlreiche Objekte in Dessau und Umgebung bereits mit PV-Anlagen ausgestattet sind.

Mark Müller betonte die Bedeutung solcher Partnerschaften: „Diese Zusammenarbeit ist essenziell, um das Mieterstrommodell flächendeckend in der Region anzubieten. Ohne die Unterstützung der Wohnungswirtschaft wäre ein solches Projekt in dieser Dimension kaum umsetzbar.“

Herausforderungen bei denkmalgeschützten Gebäuden
Eine besondere Herausforderung stellen denkmalgeschützte Gebäude dar. Die Installation von PV-Anlagen ist hier oft rechtlich schwierig. Müller erläuterte, dass es in jüngster Zeit jedoch gesetzliche Lockerungen gab, die erste Pilotprojekte ermöglichten. So konnten die Stadtwerke Dessau gemeinsam mit der Deutschen Denkmalschutzgesellschaft (DDG) neue Regelungen erarbeiten, um Mieterstrom auch auf denkmalgeschützten Gebäuden anbieten zu können.

„Es ist immer noch eine heikle Geschichte, aber wir sehen Fortschritte. Gerade im Pilotprojekt mit der DDG haben wir wichtige Schritte gemacht, um nachhaltige Energielösungen auch für diese besonderen Gebäude zu realisieren“, so Müller.

Die Rolle des Mieterstroms für die Energiewende
Mieterstrom spielt eine Schlüsselrolle in der dezentralen Energiewende. Der Ansatz minimiert den Stromtransport über weite Strecken und setzt auf lokale Erzeugung und Verbrauch. Dies entlastet nicht nur die Infrastruktur, sondern reduziert auch Kosten und Umweltbelastungen.

Müller hob hervor, dass Mieterstrom besonders effizient sei: „Die Energie wird dort erzeugt, wo sie verbraucht wird. Das spart nicht nur Übertragungsverluste, sondern auch Kosten für die Endkunden. Außerdem fördern wir durch diesen Ansatz die Akzeptanz erneuerbarer Energien bei den Verbrauchern.“

Weitere Energiedienstleistungen der Stadtwerke Dessau
Neben dem Mieterstrommodell bieten die Stadtwerke Dessau eine breite Palette weiterer Energiedienstleistungen an. Dazu gehören Pachtmodelle für Heizungs- und Klimaanlagen sowie innovative Kombiprodukte. Besonders gefragt sind derzeit Wärmepumpen, die mit klassischen Gasthermen kombiniert werden können, um sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile zu bieten.

„Unsere Kunden können sich vertrauensvoll an uns wenden, egal ob es um Mieterstrom, Wärmepumpen oder andere Energiedienstleistungen geht. Wir beraten individuell und finden für jeden Bedarf die passende Lösung“, betonte Müller.

Ein Modell mit Vorbildcharakter
Das Mieterstrommodell der Stadtwerke Dessau zeigt, wie lokale Energiedienstleister einen Beitrag zur Energiewende leisten können. Durch die enge Zusammenarbeit mit Wohnungsunternehmen und die Anpassung an gesetzliche Vorgaben gelingt es, nachhaltige Lösungen auch in komplexeren Kontexten wie denkmalgeschützten Gebäuden anzubieten.

Mark Müller schloss das Gespräch mit einer klaren Botschaft: „Die dezentrale Stromversorgung ist die Zukunft. Mit Modellen wie dem Mieterstrom schaffen wir es, die Energiewende greifbar und bezahlbar zu machen – für alle.“

Kontakt und weitere Informationen
Interessierte Mieter, Vermieter oder Institutionen können sich direkt an die Stadtwerke Dessau wenden, um mehr über das Mieterstrommodell oder andere Energielösungen zu erfahren. Die Experten vor Ort stehen bereit, um individuelle Fragen zu klären und maßgeschneiderte Angebote zu erstellen.

Mit Projekten wie diesen wird deutlich, wie Kommunen und lokale Energieversorger die Energiewende aktiv vorantreiben können – und dabei nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile für die Bürger schaffen. Das Mieterstrommodell ist ein Schritt in die richtige Richtung, hin zu einer nachhaltigeren und effizienteren Energiezukunft.

Bürgerproteste gegen Windkraft – Stimmen aus dem Harz

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Bürgerproteste gegen Windkraft - Stimmen aus dem Harz - RFH aktuell

Der Harz, bekannt für seine beeindruckende Natur und touristische Attraktivität, steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Die Frage, wie die Energiewende mit dem Schutz der einzigartigen Landschaft vereinbart werden kann, beschäftigt die Menschen vor Ort. Bis vor Kurzem galten Windkraftanlagen in dieser Region aufgrund strenger gesetzlicher Vorgaben und ihrer Bedeutung für den Tourismus als ausgeschlossen. Doch diese Restriktionen wurden aufgehoben, und die Landesregierung von Sachsen-Anhalt hat die Weichen für den Ausbau der Windenergie gestellt.

Im Sommer 2024 wurde das Waldgesetz reformiert, um Flächen für Windkraftnutzung auch im Harz zu ermöglichen. Das ehrgeizige Ziel: Bis 2027 sollen mindestens 1,2 Prozent der Fläche des Landkreises Harz für Windenergie ausgewiesen werden. Für viele Bürgerinnen und Bürger bedeutet dies jedoch den Verlust eines vertrauten Lebensraums, der ihnen als Rückzugsort, Erholungsraum und identitätsstiftendes Naturgebiet dient.

Ein Regionalkonflikt in der Energiewende
Armin Willingmann, Minister für Umwelt und Energie in Sachsen-Anhalt, verteidigt die Pläne vehement. Beim jüngsten Brockenstammtisch hob er die Notwendigkeit hervor, die Energiewende voranzutreiben, dabei aber auch die Menschen mitzunehmen:

„Wir sind in einer entscheidenden Phase. Die Energiewende wird nur dann erfolgreich sein, wenn wir nicht nur den Klimaschutz vorantreiben, sondern auch die Akzeptanz in der Bevölkerung schaffen. Es braucht echte Vorteile für die Kommunen, sowohl finanzieller Natur als auch durch Infrastrukturprojekte, die die Lebensqualität vor Ort stärken.“

Willingmann betonte außerdem, dass eine sensible Flächennutzung entscheidend sei, um den Eingriff in touristisch genutzte und ökologisch sensible Gebiete zu minimieren. Doch seine Worte konnten die aufgebrachten Gemüter vieler Bürgerinitiativen nicht besänftigen.

Widerstand aus der Bevölkerung
Die Proteste gegen die Windkraftpläne formieren sich insbesondere in kleinen Orten wie Breitenstein im Westharz. Dort sind 18 Windkraftanlagen in unmittelbarer Nähe zum Ort vorgesehen. Für die Bewohner, darunter Bernd Ohlendorf von der Bürgerinitiative Pro-Südharz, sind die geplanten Windräder nicht nur eine optische Beeinträchtigung, sondern eine Bedrohung für die lokale Tierwelt.

Ohlendorf führt an, dass vor allem Fledermäuse und Zugvögel durch die Anlagen gefährdet seien. Auch Axel Schmelzer von der Bürgerinitiative Harz-Gerode Windkraftfrei sieht die Pläne kritisch. Seiner Ansicht nach würde die Natur des Harzes, die ohnehin schon durch den Klimawandel und Forstwirtschaft unter Druck steht, einer weiteren Belastung ausgesetzt:

„Es ist, als würde man ein ohnehin wankendes Gebäude mit zusätzlichen Steinen belasten. Der Harz kann nicht die gesamte Verantwortung der Energiewende schultern.“

Tourismus und Wirtschaft im Zwiespalt
Der Harzer Tourismusverband zeigt sich gespalten. Einerseits sieht man die Chance, durch Einnahmen aus Windkraftprojekten kommunale Haushalte zu entlasten und regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken. Andererseits fürchten Vertreter wie Johanna Kremer, Vorsitzende eines lokalen Fremdenverkehrsvereins, um das Landschaftsbild und die Attraktivität des Harzes als Reiseziel:

„Wenn wir die Unberührtheit des Harzes opfern, riskieren wir, das zu verlieren, was die Menschen hierherzieht. Es braucht eine Lösung, die uns als Tourismusregion nicht nachhaltig schädigt.“

Anreize und Kompromisse
Die Landesregierung plant, finanzielle Anreize für Kommunen zu schaffen, die Windkraftprojekte unterstützen. Betreiber von Windkraftanlagen sollen verpflichtet werden, einen Teil ihrer Einnahmen an die Gemeinden abzuführen. Diese Mittel könnten für Infrastruktur, Schulen oder Freizeitangebote genutzt werden. Doch die Diskussion darüber, ob dies die negativen Auswirkungen aufwiegen kann, bleibt hitzig.

Laut Umfragen in der Region steht eine Mehrheit der Bürger den Plänen skeptisch gegenüber. Sie sehen die Versprechen der Politik kritisch, vor allem weil frühere Zusagen oft nicht eingehalten wurden. Besonders emotional wird das Thema, wenn es um konkrete Standorte geht, wie etwa Flächen in der Nähe des Nationalparks Harz oder geschützter Waldgebiete.

Dialog als Schlüssel?
Viele Experten sind sich einig, dass ein offener Dialog notwendig ist, um die unterschiedlichen Interessen zu vereinen. Stefan Lüders, ein unabhängiger Moderator, der ähnliche Konflikte in anderen Bundesländern begleitet hat, sieht vor allem in transparenten Verfahren und Bürgerbeteiligung eine Möglichkeit, die Spannungen zu entschärfen:

„Die Energiewende ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelingt, wenn die Menschen einbezogen werden. Projekte ohne echte Mitbestimmung führen zu Widerstand und Verzögerungen.“

Zukunft ungewiss
Während die ersten Vorbereitungen für den Ausbau der Windkraft im Harz anlaufen, bleibt die Zukunft des Projekts ungewiss. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Politik einen Weg findet, die Energiewende in der Region sozialverträglich und umweltgerecht umzusetzen. Eines steht fest: Der Harz steht vor einer tiefgreifenden Transformation – und die Frage, ob diese zum Vorteil aller gestaltet wird, bleibt offen.

Die Stimmen der Bürger, Kommunen und Naturschutzverbände werden in diesem Prozess entscheidend sein. Der Harz hat schon viele Herausforderungen gemeistert – ob er auch diese bestehen kann, wird sich zeigen.

Jenaer Tafel wird Teil des AWO-Regionalverbands: Integration ab 2025

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Die Jenaer Tafel steht vor einem bedeutenden Wendepunkt: Ab 2025 wird sie unter das Dach des AWO-Regionalverbandes Mitte Westthüringen integriert. Diese Entscheidung ist sowohl ein Schritt in Richtung Professionalität als auch eine Antwort auf die wachsenden Herausforderungen in der Versorgung hilfsbedürftiger Menschen. Laut der Leiterin Katja Pfeiffer ist die Arbeit der Tafel geprägt von ständigen Herausforderungen, die durch die wirtschaftliche Lage und den Rückgang an Spenden verschärft werden.

Die Integration in den AWO-Regionalverband soll nicht nur den Betrieb stabilisieren, sondern auch das durch einen Veruntreuungsskandal im Jahr 2023 erschütterte Vertrauen wiederaufbauen. Sprecher der Tafel betonen, dass es zunehmend schwieriger wird, ausreichend Lebensmittel von Supermärkten und anderen Spendern zu erhalten. Die Tafel fungiert nicht als Vollversorgung, sondern versucht, die vorhandenen Ressourcen gerecht zu verteilen.

Die Entscheidung zur Zusammenarbeit mit der AWO sei auch eine Folge der gestiegenen Anforderungen an die Organisation. Wie Sprecher 1 erläutert, hat der Verein mit Jahresumsätzen von über einer halben Million Euro und einem Warenwert von zwei Millionen Euro eine Größe erreicht, die ehrenamtlich nur schwer zu bewältigen ist. Der Anschluss an die AWO soll helfen, die Struktur und Abläufe zu professionalisieren.

Darüber hinaus wird durch die Integration ein umfassenderes Angebot an sozialen Dienstleistungen angestrebt. Viele der Menschen, die die Tafel aufsuchen, benötigen zusätzliche Unterstützung. Die AWO sieht in der Zusammenarbeit eine Möglichkeit, die Betroffenen niederschwellig zu erreichen und weitere Hilfen bereitzustellen. Sprecher 4 unterstreicht die Wichtigkeit der Arbeit der Tafel, insbesondere in Hinblick auf Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung, und ruft in der Weihnachtszeit zu Spenden auf, um diese wertvolle Arbeit zu unterstützen.

Krankenhausschließung in Neuhaus am Rennweg in Thüringen

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Die Schließung des Krankenhauses Neuhaus am Rennweg ist ein brisantes Thema, das exemplarisch die Spannungsfelder im deutschen Gesundheitswesen beleuchtet. Sie steht für eine Entwicklung, die sowohl die strukturellen Schwächen als auch die finanziellen Grenzen ländlicher Versorgungssysteme offenlegt. Für die betroffene Region ist die Entscheidung mehr als nur eine wirtschaftliche Maßnahme – sie ist eine Zäsur im Alltag der Menschen, ein Weckruf an Politik und Gesellschaft gleichermaßen.

Ein Schock für die Region
Das Krankenhaus in Neuhaus, bis vor kurzem ein bedeutender Versorger in einer strukturschwachen Region, wird aufgrund der Insolvenz des Trägers Regiomed und der prekären finanziellen Situation des Landkreises Sonneberg geschlossen. Am 6. Dezember endet der Betrieb endgültig. Bereits seit dem 1. November war die Notaufnahme nur noch tagsüber geöffnet – ein erstes Anzeichen des Abbaus. Für die Bürger, vor allem in Orten wie Schmiedefeld und Reichmannsdorf, bedeutet dies längere Wege im Notfall und ein Gefühl der Unsicherheit. Viele kritisieren, dass dies einer Vernachlässigung des ländlichen Raums gleichkommt, einer Region, die ohnehin mit strukturellen Nachteilen kämpft.

Die Debatte um Gesundheitsversorgung
Eines der zentralen Argumente der Kritiker ist die Gefährdung der medizinischen Versorgung. Notfallpatienten müssen künftig weite Strecken zurücklegen, um Hilfe zu erhalten. In einem Gebiet, das bereits von maroden Straßen geprägt ist, wird dies zu einer realen Gefahr. „Wie lange dauert es noch, bis jemand in einem Notfall sein Leben verliert, weil die Rettung zu spät kommt?“ fragen Demonstranten bei Protestkundgebungen. Auch die Zukunft der hausärztlichen Versorgung ist unklar: Bereits jetzt fehlen Allgemeinmediziner in vielen ländlichen Gemeinden.

Die finanzielle Dimension
Die Befürworter der Schließung betonen die finanzielle Notwendigkeit. Der Landkreis Sonneberg sei nicht in der Lage, das Krankenhaus dauerhaft zu finanzieren. Zudem erleichtere das Insolvenzverfahren die Anpassung von Personalstrukturen, ein Umstand, der angesichts des Fachkräftemangels in der Pflege zynisch wirken mag. Doch diese Argumentation überzeugt viele Bürger nicht. Die Schließung werde langfristig größere Kosten verursachen, so der Tenor, da die Belastung für umliegende Krankenhäuser steigt und Rettungsdienste stärker beansprucht werden.

Integrierte Notfallzentren – eine unklare Zukunft
Ein „integriertes Notfallzentrum“ soll langfristig die Versorgung sicherstellen. Doch konkrete Konzepte und eine belastbare Finanzierung fehlen bisher. Während die Politik dieses Modell als zukunftsweisend lobt, zweifeln viele an seiner Realisierbarkeit. „Was bleibt uns in der Zwischenzeit?“ fragen sich die Bürger. Übergangslösungen, die eine Versorgung bis zur Umsetzung des neuen Zentrums gewährleisten könnten, existieren nicht.

Die strukturellen Schwächen des ländlichen Raums
Die Schließung macht ein grundlegenderes Problem sichtbar: Die Vernachlässigung des ländlichen Raums in der bundesweiten Gesundheitspolitik. Neben fehlenden Hausärzten und Pflegepersonal zeigt die Entscheidung auch die Abhängigkeit vieler Regionen von finanziell angeschlagenen Trägern. Hinzu kommt eine Infrastruktur, die weder schnelle Rettungswege noch eine zeitgemäße Erreichbarkeit gewährleistet. Neuhaus wird hier zur Symbolfigur für einen flächendeckenden Rückzug öffentlicher Leistungen.

Die emotionale Perspektive
Die Proteste gegen die Schließung sind lautstark und emotional. Für viele Menschen steht die Entscheidung für eine wachsende soziale Ungleichheit. Demonstranten sprechen von existenziellen Ängsten und einer zunehmenden Vernachlässigung des ländlichen Raums. Bürgerinitiativen argumentieren, dass die Schließung mehr als nur eine wirtschaftliche Entscheidung sei – sie sei ein Symbol dafür, dass die Belange der Landbevölkerung in der politischen Agenda kaum Beachtung finden. „Wir werden vergessen“, lautet ein Satz, der auf vielen Plakaten zu lesen ist.

Eine offene Wunde
Die Schließung des Krankenhauses in Neuhaus am Rennweg ist ein exemplarisches Beispiel für die Herausforderungen der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum. Sie wirft grundlegende Fragen auf: Wie kann die Politik sicherstellen, dass auch abgelegene Regionen eine adäquate medizinische Versorgung erhalten? Welche Rolle spielen finanzielle Überlegungen gegenüber der Verantwortung für die Bürger? Und was sagt diese Entwicklung über die Zukunft der Daseinsvorsorge in Deutschland aus? Antworten auf diese Fragen gibt es bislang nicht. Doch eines ist sicher: Die Wunden, die diese Entscheidung in der Region hinterlässt, werden lange sichtbar bleiben.

Lost Places: Verfallene Zeitzeugen deutscher Diktaturen

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LOST PLACES: Diktaturen, Denkmäler, Dramen - Vergessene Nazi-Villen & verfallene DDR-Visionen | DOKU

Deutschland ist reich an historisch bedeutenden Orten, deren Zustand heute zwischen Verfall und Vergessenheit schwankt. Diese sogenannten Lost Places erzählen Geschichten von Macht, Ideologie, Verbrechen und Transformation. Sie sind Zeugnisse zweier Diktaturen, die das Land im 20. Jahrhundert prägten: die nationalsozialistische und die kommunistische. Einige von ihnen, wie die Sommerresidenz von Joseph Goebbels am Bogensee oder das sowjetische Lazarett am Grabowsee, stehen für dunkle Kapitel deutscher Geschichte, die sich im Zerfall der Architektur widerspiegeln. Doch was bedeuten diese Orte für uns heute?

Grabowsee: Vom Sanatorium zum sowjetischen Lazarett
Inmitten von Wäldern am Ufer des Grabowsees, rund 40 Kilometer nordöstlich von Berlin, liegen die Überreste eines Sanatoriums. Ursprünglich als Lungenheilanstalt Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, war die Anlage ein Ort der Hoffnung für Tuberkulosepatienten. Die Architektur – lichtdurchflutete Hallen, großzügige Pavillons – entsprach den damaligen medizinischen Erkenntnissen, die frische Luft und Sonneneinstrahlung als heilend betrachteten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich die Nutzung dramatisch: Die sowjetische Besatzungsmacht wandelte das Sanatorium in ein Militärlazarett um. Jahrzehntelang dienten die Gebäude als Behandlungsstätte für verwundete Soldaten und als Quartier für sowjetisches Militärpersonal. Der Kalte Krieg hinterließ seine Spuren, und mit dem Abzug der sowjetischen Truppen nach der Wiedervereinigung blieb der Komplex verlassen zurück. Heute sind die Gebäude dem Verfall preisgegeben, die Fenster zersplittert, die Fassaden von Graffiti bedeckt. Doch die morbide Schönheit der Anlage zieht Fotografen, Abenteurer und Geschichtsinteressierte an, die hier die Verbindung zwischen deutscher und sowjetischer Vergangenheit spüren können.

Bogensee: Propaganda trifft auf Ideologie
Noch deutlicher als der Grabowsee symbolisiert das Waldhof-Areal am Bogensee die Brüche in der deutschen Geschichte. In den 1930er Jahren ließ sich Joseph Goebbels, der Propagandaminister der NS-Diktatur, hier eine prunkvolle Sommerresidenz errichten. Die abgeschiedene Lage inmitten von Kiefernwäldern diente nicht nur als Rückzugsort, sondern auch als Bühne für Inszenierungen und Treffen mit hochrangigen NS-Funktionären.

Nach dem Krieg übernahm die DDR den Ort und wandelte ihn in eine Kaderschmiede für die Jugend um. Die Gebäude, von einer martialischen NS-Architektur geprägt, wurden zu Internaten, in denen junge Kommunisten im Sinne der SED erzogen wurden. Heute stehen die denkmalgeschützten Bauten leer, von der Natur zurückerobert und von Vandalismus gezeichnet. Der Verfall spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit einem Erbe umzugehen, das gleichermaßen auf Nationalsozialismus und DDR-Ideologie verweist.

Die Herausforderung des Umgangs mit Lost Places
Orte wie der Grabowsee und der Bogensee sind weit mehr als architektonische Ruinen. Sie stellen drängende Fragen: Wie erinnern wir uns an die Verbrechen der Vergangenheit? Sollten solche Stätten restauriert oder erhalten werden? Oder ist ihr Verfall selbst ein Teil der Erinnerungskultur?

Die doppelte Belastung – erst durch die NS-Diktatur, dann durch die DDR – macht diese Lost Places zu einzigartigen Mahnmalen. Sie sind greifbare Zeugen der Vergangenheit, die jedoch Gefahr laufen, in Vergessenheit zu geraten. Während mancherorts Initiativen versuchen, diese Orte zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen, fehlt oft das Geld oder das öffentliche Interesse.

Faszination und Gefahr: Der morbide Reiz der Vergänglichkeit
Was macht Lost Places so faszinierend? Es ist die Kombination aus Geschichte, Ästhetik und Vergänglichkeit. Der Verfall der Gebäude erzählt vom Lauf der Zeit, von der Unbeständigkeit menschlicher Macht und der Unfähigkeit, diese Orte vollständig zu bewahren. Gleichzeitig bergen sie Risiken: Viele dieser Stätten sind einsturzgefährdet, und unbefugtes Betreten ist oft verboten.

Doch genau diese Mischung aus Verbotenem und Vergänglichem macht sie für Abenteurer, Fotografen und Historiker so reizvoll. Der Blick durch zerbrochene Fenster auf überwucherte Innenhöfe oder das Entdecken verblasster Wandmalereien lässt Geschichte lebendig werden – und regt die Fantasie an.

Die Zukunft der Lost Places
Die Frage, wie wir mit diesen Orten umgehen, bleibt offen. Sollten sie als Mahnmale restauriert werden, wie es etwa bei der Gedenkstätte Hohenschönhausen geschah? Oder sollten sie ihrem Schicksal überlassen werden, um so die Vergänglichkeit der Geschichte zu symbolisieren?

Fest steht: Lost Places wie der Grabowsee und der Bogensee sind nicht nur Zeugen der Vergangenheit, sondern auch Spiegel unseres Umgangs mit ihr. Sie fordern uns auf, uns der Geschichte zu stellen – und dabei vielleicht auch etwas über unsere Gegenwart zu lernen.