Nach sieben Wochen ohne Schiffsverkehr wird Europas längste Kanalbrücke, die den Mittellandkanal bei Magdeburg über die Elbe führt, seit Montagnachmittag wieder geflutet. Die imposante Trogbrücke war für eine umfassende Inspektion, Wartung und Reinigung trockengelegt worden – eine Art „TÜV“ für das bedeutende Bauwerk.
Die 918 Meter lange und vier Meter tiefe Brücke ist ein entscheidender Knotenpunkt im deutschen Wasserstraßennetz. Als Teil des Projekts 17 Deutsche Einheit verbindet sie das westliche Kanalnetz, das unter anderem vom Rhein kommt, in Richtung Berlin und den Osten. Jährlich passieren rund 9000 Schiffe die Brücke, und im vergangenen Jahr wurden hier etwa 2,6 Millionen Tonnen Güter transportiert. Neben der Güterschifffahrt ist auch der Tourismus ein wichtiger Faktor. Die wochenlange Sperrung bedeutete für die Schifffahrt eine umständliche Umleitung von insgesamt zwölf Kilometern über zwei Schleusen und die Elbe, was viel Zeit kostete.
Solche Bauwerksprüfungen finden regulär alle sechs Jahre statt. Die letzte Trockenlegung der Kanalbrücke zur Gewährleistungsabnahme nach dem Bau erfolgte jedoch bereits vor 17 Jahren, im Jahr 2008. Zwischendurch gab es zwar Prüfungen durch Taucher im Wasser, doch da diese nicht alles sehen können, wurde nun die Entscheidung zur vollständigen Trockenlegung getroffen, um jeden einzelnen Zentimeter des Bauwerks genau zu untersuchen.
Die Vorbereitung für diese aufwendige Maßnahme dauerte rund anderthalb Jahre. Es handelt sich um ein komplexes Ingenieurvorhaben, das weit über das einfache „Stöpsel ziehen“ hinausgeht und sehr viel Planung erfordert. Insgesamt waren über 60 Mitarbeiter, Ingenieure und Fachleute des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Elbe an der Vorbereitung und Durchführung beteiligt.
Während der Trockenlegung wurde das Bauwerk im Rohzustand auf Herz und Nieren geprüft. Etwa 60 Personen waren im Einsatz, um die gesamte Trogbrücke auf Schäden, Risse, Löcher oder andere Probleme zu untersuchen. Die Arbeiten liefen bis zuletzt intensiv, kurz vor der Flutung wurden noch Gerüste zurückgebaut und Aggregate entfernt.
Das Ergebnis der Revision ist positiv: Die Kanalbrücke befindet sich insgesamt in einem guten Zustand. Kleinere Schäden im Bereich des Korrosionsschutzes wurden gefunden und gleichzeitig instand gesetzt. Verschleißerscheinungen an bestimmten Bauteilen halten sich im Rahmen.
Beim Abpumpen des Wassers kam allerdings auch einiges zum Vorschein, was dort nicht hingehört: Neben einer Schlammschicht und größeren Muschelbergen wurden auch ein Fahrrad, eine abgestürzte Drohne, Autoschlüssel und weiterer Schrott gefunden.
Die Wiederbefüllung begann auf die Sekunde genau um 13:56 Uhr. Zuerst wurde die erste Schotte mit einem Kran hochgezogen, eine halbe Stunde später folgte die zweite. Seitdem strömen 4000 Liter Wasser pro Sekunde in die Brücke. Das Fluten wird voraussichtlich etwa acht Stunden dauern, bis die Brücke komplett gefüllt ist. Nach knapp zwei Stunden lag der Wasserstand bereits bei etwa 40 Zentimetern. Die Öffnung erfolgte durch das Ziehen von Tafeln vom Revisionsverschluss.
Das Interesse der Öffentlichkeit an diesem außergewöhnlichen Projekt war groß. Es gab sehr viele Anfragen von interessierten Bürgern. Zusammen mit der Urania wurden Führungen angeboten, die von knapp 2000 Menschen besucht wurden. Die Besucher konnten die Baustelle dabei von den Pylonen aus betrachten, was sonst nicht möglich ist. Die Karten waren schnell ausgebucht. Das Baustellengelände selbst war während der Arbeiten komplett abgesperrt, nur Fachleute durften es betreten.
Auch die Wege entlang des Kanals waren in den letzten Wochen und Monaten für Radfahrer und Spaziergänger nicht zugänglich. Hier gibt es gute Nachrichten: Die Wege sollen am kommenden Freitag wieder geöffnet werden. Bis dahin wird die Brücke vollständig gefüllt sein und die Spundwände im Grund abgebaut, sodass der Wasserstand überall gleich ist.
Friedrich Meer vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Elbe zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ablauf und dem Ergebnis. „Ich bin sehr zufrieden, dass alles nach Plan gelaufen ist“, sagte er und bestätigte den guten Gesamtzustand des Bauwerks. Er hob hervor, dass jedes Bauwerk für sich einzigartig sei und dies das größte in diesem Bereich darstelle.
Nach erfolgreicher Inspektion und Wiederbefüllung steht der Kanalbrücke nun die Rückkehr zum Normalbetrieb bevor, und schon bald können die Schiffe wieder auf dem gewohnten Weg über die Elbe fahren.