Die Bombardierung von Dresden: Mythos und Wahrheit

Die Zerstörung Dresdens im Februar 1945 ist bis heute ein Thema kontroverser Diskussionen. War die Stadt ein militärisches Ziel oder ein reines Kulturzentrum? Wie viele Menschen kamen ums Leben? Und welche Rolle spielte der Angriff im Kontext des Zweiten Weltkriegs? Die historischen Fakten zeichnen ein differenziertes Bild.

Dresden als militärisches Ziel?
Fünf Monate vor Kriegsende war Dresden eine der wenigen deutschen Großstädte, die weitgehend unversehrt geblieben waren. Doch die strategische Bedeutung der Stadt veränderte sich Anfang 1945 drastisch. Die Wehrmacht erklärte Dresden am 1. Januar 1945 zur „Festung“ und rüstete sie mit Hunderten von Geschützen auf. Straßensperren wurden errichtet, um sich gegen die heranrückende Rote Armee zu verteidigen. Zudem war Dresden ein Verwaltungszentrum und Standort von Rüstungsbetrieben, wenn auch nicht in der Dimension des Ruhrgebiets.

Die Entscheidung zur Bombardierung
Auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 beschlossen die Alliierten, Dresden als Teil der „Operation Thunderclap“ anzugreifen. Ziel war es, die deutsche Kriegsführung weiter zu schwächen und den Vormarsch der Roten Armee zu unterstützen. Der britische Premier Winston Churchill spielte dabei eine entscheidende Rolle, indem er Luftangriffe auf ostdeutsche Städte vorschlug.

Der Angriff
Am Abend des 13. Februar 1945 begann der britische Angriff mit 244 Lancaster-Bombern, die Spreng- und Brandbomben abwarfen. Die Altstadt wurde zielgenau markiert und innerhalb von 25 Minuten in ein Inferno verwandelt. Gegen 1:23 Uhr folgte die zweite Angriffswelle mit weiteren 529 Bombern, die die brennende Stadt noch einmal trafen. Insgesamt wurden fast 3.500 Tonnen Spreng- und Brandbomben eingesetzt.

Am Morgen des 14. Februar griffen US-amerikanische B-17-Bomber Dresden an und warfen weitere Bomben ab. Auch am 15. Februar folgte ein erneuter Angriff. Die Folge war ein Feuersturm, der ganze Stadtteile vernichtete und Tausende Menschen erstickte oder verbrennen ließ.

Opferzahlen und Kontroversen
Die Anzahl der Todesopfer war lange umstritten. Während NS-Propaganda von bis zu 200.000 Toten sprach, gehen neuere wissenschaftliche Untersuchungen von etwa 25.000 Opfern aus.

Ein weiteres kontrovers diskutiertes Thema sind angebliche Tieffliegerangriffe auf flüchtende Zivilisten. Augenzeugenberichte sprechen von Maschinengewehrfeuer, doch amerikanische Piloten und Historiker widersprechen dieser Darstellung. Es gibt keine nachweisbaren Befehle für gezielte Angriffe auf Zivilisten durch Tiefflieger.

War die Bombardierung ein Kriegsverbrechen?
Aus heutiger Sicht gelten gezielte Angriffe auf Zivilisten als Kriegsverbrechen. Doch im Jahr 1945 gab es keine völkerrechtlich bindenden Regelungen für den Luftkrieg. Die britische Strategie unter Arthur Harris zielte darauf ab, das NS-Regime durch Zerstörung der Städte und Infrastruktur zur Kapitulation zu zwingen. Dresden wurde dabei Teil einer generellen Kriegsstrategie, wie sie zuvor bereits in deutschen und britischen Städten angewandt wurde.

Neubewertung und Erinnerungskultur
In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Versuche, die Bombardierung Dresdens politisch zu instrumentalisieren. Rechte Gruppierungen nutzen das Ereignis zur Relativierung deutscher Kriegsschuld, während Historiker betonen, dass der Angriff im Kontext der totalen Kriegsführung betrachtet werden muss.

Gleichzeitig gibt es in Deutschland und Großbritannien Diskussionen über eine Neubewertung des Luftkriegs. Kritiker fordern eine stärkere Berücksichtigung der humanitären Folgen solcher Angriffe, während andere darauf hinweisen, dass einseitige Schuldzuweisungen den historischen Kontext verzerren.

Dresden bleibt ein Mahnmal für die Schrecken des Krieges und die moralischen Dilemmata der Kriegsführung. Die Gedenkveranstaltungen am 13. Februar spiegeln diese Vielschichtigkeit wider: Während in Dresden Kerzen für die Opfer angezündet werden, gibt es auch kritische Stimmen, die eine differenzierte Aufarbeitung der Ereignisse fordern.

Die Bombardierung Dresdens bleibt eine der umstrittensten Militäroperationen des Zweiten Weltkriegs. Während die Stadt militärische Bedeutung hatte, war die Wucht der Angriffe enorm und führte zu hohen Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung. Die Mythen um Hunderttausende Tote oder gezielte Tieffliegerangriffe sind wissenschaftlich nicht haltbar, doch das Ereignis bleibt ein Symbol für die Schrecken des Krieges und die moralischen Grauzonen der Kriegsführung.

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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