Silbermond und Herbert Grönemeyer mit neuem Statement zur Ost-West-Debatte

Silbermond haben es wieder getan: Mit der Neuauflage ihres Songs Mein Osten setzen die Bautzener Musiker um Frontfrau Stefanie Kloß ein starkes Zeichen – diesmal mit prominenter Verstärkung. Kein Geringerer als Herbert Grönemeyer, die Stimme des Ruhrgebiets, singt an ihrer Seite. Doch was will ein westdeutscher Musiker in einem so stark ostdeutsch geprägten Song? Eine Bereicherung oder ein Fehlgriff?

Ein Lied über Heimat, Risse und Zusammenhalt

Bereits 2019 veröffentlichte Silbermond die erste Version von Mein Osten, eine ebenso persönliche wie gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit Herkunft, Identität und den Widersprüchen des Ostens. Der Song setzt sich kritisch mit rechtsextremen Tendenzen auseinander, ohne dabei die Verbundenheit zur eigenen Region in Frage zu stellen.

Zeilen wie:

„Ich seh noch die traurigen Bilder einer dunklen Nacht / Im Lauftext steht der Name meiner Heimatstadt“

verweisen auf rechtsextreme Vorfälle in Ostdeutschland. Doch anstatt mit erhobenem Zeigefinger zu argumentieren, plädiert Silbermond für den Dialog:

„Werden reden müssen, streiten – um Kompromisse ringen müssen.“

Ein Appell, der in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung aktueller denn je ist.

Grönemeyer als Brückenbauer oder Fremdkörper?

Dass nun Herbert Grönemeyer, einer der prägendsten Musiker Westdeutschlands, in der Neuauflage mitwirkt, sorgt für Gesprächsstoff. Der Sänger aus Bochum hat sich immer wieder politisch positioniert, zuletzt mit klaren Worten gegen Rechts. Doch passt seine Stimme in einen Song, der explizit ostdeutsche Erfahrungen verarbeitet?

Silbermond scheinen ihn als Brückenbauer zwischen Ost und West zu sehen. Grönemeyer, der schon 2023 und 2024 mit der Band auftrat, übernimmt in der neuen Version ganze Passagen und singt sich so in die ostdeutsche Perspektive hinein. Kritiker könnten einwenden, dass dies eine westdeutsche Vereinnahmung eines ostdeutschen Themas sei. Doch möglicherweise liegt genau darin die Botschaft: Die gesellschaftlichen Herausforderungen im Osten gehen uns alle an.

Musikalische Inszenierung: Emotional und eindringlich

Musikalisch bleibt Mein Osten Silbermonds Handschrift treu: Eine kraftvolle Hymne, getragen von Stefanie Kloß’ intensivem Gesang und einem dynamischen Arrangement. Grönemeyers raue Stimme fügt sich überraschend organisch ein und sorgt für emotionale Tiefe.

Das offizielle Musikvideo verstärkt die Wirkung: Es beginnt mit einer Nahaufnahme von Kloß’ Lippen im Dunkeln – eine intime, fast verletzliche Perspektive. Im Verlauf kreist die Kamera dynamisch um die Sänger, die sich im Wechselgesang anfeuern und bestärken.

Ein Lied, das Debatten anstößt

Mein Osten bleibt ein mutiges Statement – und mit der Neuauflage noch kontroverser als zuvor. Silbermond setzen auf Identität ohne Abschottung, auf Kritik ohne Verbitterung. Dass sie Herbert Grönemeyer ins Boot holen, wird nicht jedem gefallen, doch genau das könnte der Punkt sein: Es braucht Austausch, auch zwischen Ost und West.

Am Ende bleibt die entscheidende Zeile des Songs:

„Mein Osten, ich steh zu dir.“

Die Frage ist nur: Wer darf dieses „Mein“ für sich beanspruchen?

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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