Das Post- und Zeitungswesen in der DDR war eine tragende Säule des öffentlichen Lebens und spielte eine zentrale Rolle im Alltag der Bevölkerung. Es sorgte nicht nur dafür, dass Briefe, Pakete und Zeitungen ihre Empfänger erreichten, sondern war auch ein Symbol für die Leistungsfähigkeit und Organisation des sozialistischen Staates. Die Fachkräfte, die in diesem Bereich tätig waren, trugen mit ihrem Engagement maßgeblich dazu bei, die Kommunikations- und Informationsinfrastruktur des Landes aufrechtzuerhalten.
Beruf des Facharbeiters für Betrieb und Verkehr im Post- und Zeitungswesen
Der Beruf des Facharbeiters für Betrieb und Verkehr des Post- und Zeitungswesens war vielfältig und anspruchsvoll. Diese Fachkräfte waren für die zuverlässige und schnelle Zustellung von Briefen, Paketen und Zeitungen verantwortlich. Neben der Beförderung spielten sie auch eine Schlüsselrolle bei der Abwicklung finanzieller Transaktionen, der Bearbeitung von Telegrammen und der Durchführung von Ferngesprächen.
Eine typische Szene im Postamt verdeutlicht das breite Spektrum ihrer Tätigkeiten: Kunden bestellen Zeitungen und Zeitschriften, zahlen Gebühren ein oder lösen Überweisungen aus. An den Schaltern wurden Sonderwünsche erfüllt, insbesondere von Sammlern, die seltene Briefmarken suchten. Doch der sichtbare Teil der Arbeit war nur die Spitze des Eisbergs. Hinter den Kulissen lief ein komplexes System, das die effiziente Verarbeitung und Verteilung von Sendungen sicherstellte.
Der Weg eines Briefes
Die Reise eines Briefes begann mit dem Einwurf in einen Postkasten. Ab diesem Moment durchlief die Sendung eine mehrstufige Beförderungskette. Im Briefverteilzentrum wurde zunächst sortiert und gestempelt. Moderne Maschinen erledigten einen Großteil der Arbeit, doch manche Aufgaben blieben Handarbeit, etwa das Abstempeln von Briefen mit falsch aufgeklebten Marken oder ungewöhnlichem Format.
Die Arbeit an den Sortiermaschinen war anspruchsvoll, denn ein falscher Tastendruck konnte dazu führen, dass ein Brief für Rostock versehentlich in Suhl landete. Eine weitere wichtige Station war der Bahnpostdienst, in dem Fachkräfte während der Zugfahrt Briefe und Pakete sortierten und stempelten. Diese Tätigkeiten erforderten Präzision, Schnelligkeit und Organisationstalent.
Herausforderungen der Zustellung
Der letzte Abschnitt der Reise führte die Postsendungen zu den Zustellern. Die Hauptzusteller begannen ihre Arbeit oft früh am Morgen, um Zeitungen, Briefe und Päckchen pünktlich zu den Empfängern zu bringen. Früher erfolgte die Zustellung meist mit dem Fahrrad, was aufgrund der oft schweren Beladung eine körperliche Herausforderung darstellte. Moderne Zustellanlagen erleichterten später die Arbeit erheblich, doch die Anforderungen an die Zusteller blieben hoch.
Postbeförderung und Zeitungsvertrieb
Neben der Briefzustellung spielte auch der Zeitungsvertrieb eine zentrale Rolle. Zeitungen und Zeitschriften wurden im Abonnement oder im Einzelverkauf angeboten. Die Fachkräfte des Postzeitungsvertriebs waren für die Buchung und Verrechnung von Gebühren, die Organisation des Vertriebs und die Einnahmen aus Zeitungskiosken zuständig.
Ein weiterer wichtiger Bereich war der internationale Postverkehr. Die DDR war über ihre Post- und Bahnnetze mit vielen Ländern verbunden, und der grenzüberschreitende Austausch von Briefen und Paketen nahm stetig zu. Fachkräfte sorgten dafür, dass diese Sendungen termingerecht und sicher transportiert wurden.
Ausbildung und Anforderungen
Die Ausbildung zum Facharbeiter für Betrieb und Verkehr des Post- und Zeitungswesens war anspruchsvoll und umfasste vielfältige Aufgabenbereiche. Voraussetzung war der Abschluss der 10. Klasse, ein gutes Hör- und Sehvermögen sowie eine stabile Gesundheit, da viele Tätigkeiten im Schichtdienst ausgeführt wurden. Besonders geeignet waren junge Menschen, die Freude an der Arbeit mit Kunden und Interesse an buchhalterischen Tätigkeiten hatten.
Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und ein starkes Verantwortungsbewusstsein waren essenziell, da die Fachkräfte das Postgeheimnis wahren und das Vertrauen der Kunden rechtfertigen mussten. Auch Schulabgänger der 8. Klasse konnten in zweieinhalb Jahren eine Ausbildung zum Postfacharbeiter absolvieren und vor allem im Zustell- und Beförderungsdienst tätig werden.
Das Post- und Zeitungswesen der DDR war ein komplexes System, das durch gut ausgebildete und engagierte Fachkräfte am Laufen gehalten wurde. Von der Sortierung der Briefe über die Zustellung bis hin zur Organisation des Zeitungsvertriebs – jeder Schritt war durchdacht und trug dazu bei, die Kommunikation und Information im Land zu gewährleisten. Dieses System war nicht nur ein logistisches Meisterwerk, sondern auch ein Ausdruck der gesellschaftlichen Strukturen und Werte der DDR.