Dresden-Gorbitz: Wie soziale Ungleichheit politische Extreme stärkt

AfD-Erfolg in der Platte in Dresden – arm wählt rechts? | Doku | exactly

Die Dokumentation „AfD-Erfolg in der Platte in Dresden – arm wählt rechts?“ untersucht die hohen Wahlergebnisse der AfD im Dresdner Plattenbauviertel Gorbitz und fragt, wie soziale und wirtschaftliche Faktoren dazu beitragen. Im Fokus stehen die Lebensrealitäten der Bewohner, ihre Perspektiven auf Migration, Sicherheit und soziale Gerechtigkeit sowie die Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Lage auf ihre Wahlentscheidungen.

Soziale und wirtschaftliche Probleme in Gorbitz
Gorbitz, ein Plattenbauviertel im Westen Dresdens, ist von Armut geprägt. Fast ein Drittel der Haushalte ist armutsgefährdet, was etwa doppelt so hoch ist wie im Dresdner Durchschnitt. Diese soziale Schieflage spiegelt sich in den Lebensbedingungen wider: Viele Menschen kämpfen mit Niedriglöhnen, Schulden und fehlender Perspektive. Die Dokumentation begleitet Clemens, einen Reinigungskraft-Mitarbeiter, der von seinen finanziellen Sorgen erzählt. Er hat wöchentlich nur 50 Euro für Lebensmittel und musste schon mehrfach hungern. Seine Erfahrungen stehen exemplarisch für viele, die sich von der Politik im Stich gelassen fühlen.

Migration und soziale Spannungen
Die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund in Gorbitz hat sich zwischen 2016 und 2022 nahezu verdoppelt, was bei vielen alteingesessenen Bewohnern Ängste und Vorurteile auslöst. Diese Entwicklung wird von rechtspopulistischen Parteien wie der AfD instrumentalisiert. Einige Bewohner, wie Sigrid Jugel, sehen die Integration von Migranten kritisch, während andere wie Ahmet, ein somalischer Geflüchteter, über rassistische Anfeindungen berichten. Die Spannungen werden durch die Konzentration von Geflüchteten in bestimmten Vierteln, wie Gorbitz, verstärkt. Viele Bewohner fühlen sich durch die ungleiche Verteilung der Lasten benachteiligt und äußern sich kritisch über die Stadtpolitik.

Kriminalität und Sicherheitsbedenken
Sicherheit ist ein zentrales Thema in Gorbitz. Orte wie der Amalie-Dietrich-Platz gelten als Kriminalitätsschwerpunkte. Bewohner berichten von Belästigungen und Übergriffen, was das Sicherheitsgefühl weiter mindert. Diese Probleme tragen dazu bei, dass sich viele Menschen nach politischen Alternativen umsehen, die härtere Maßnahmen in diesen Bereichen versprechen.

Die Rolle wirtschaftlicher Ungleichheit
Die Dokumentation stellt einen klaren Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Unsicherheit und der Stärke der AfD her. Deutschland ist eines der ungleichsten Länder Europas, und die Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland sind besonders gravierend. In Gorbitz, wo die Vermögenswerte gering und die öffentlichen Investitionen oft unzureichend sind, fühlen sich viele Menschen abgehängt. Der Ökonom Max Grahe erklärt, dass Sparpolitik in öffentlichen Bereichen wie Infrastruktur und Sozialsystemen die Unsicherheit verstärke und dadurch extremen Parteien Zulauf verschaffe.

Politische und soziale Konsequenzen
Die AfD erhielt in Gorbitz 36 % der Stimmen, eine außergewöhnlich hohe Zahl für eine Großstadt. Ihre Wähler stammen jedoch aus verschiedenen sozialen Schichten. Während viele von Armut betroffen sind, fühlen sich auch wirtschaftlich besser gestellte Bürger von den etablierten Parteien nicht repräsentiert. Themen wie Migration, soziale Gerechtigkeit und Sicherheit dominieren die Debatte und werden von der AfD gezielt aufgegriffen.

Die Dokumentation zeigt, dass die Wahlerfolge der AfD in Gorbitz nicht allein auf wirtschaftliche Notlagen zurückzuführen sind. Vielmehr handelt es sich um eine Kombination aus sozialer Unsicherheit, mangelndem Vertrauen in die etablierten Parteien und der gezielten Emotionalisierung von Themen wie Migration und Sicherheit. Die Analyse macht deutlich, dass es Lösungen braucht, die sowohl die wirtschaftliche Situation der Menschen verbessern als auch die sozialen Spannungen entschärfen. Gorbitz dient dabei als exemplarisches Beispiel für die Herausforderungen, die viele Regionen in Ostdeutschland betreffen.

Redakteur/Blogger/Journalist/Chronist: Arne Petrich

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