Die Integration von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten in Potsdam ist ein vielschichtiger Prozess, der sowohl Erfolge als auch Herausforderungen mit sich bringt. Zahlreiche Geflüchtete haben inzwischen Deutsch gelernt, Arbeit gefunden oder sogar Unternehmen gegründet. Besonders in der Innenstadt, der Bahnhofspassage, dem Waldstadtcenter und im Schlaatz gibt es Geschäfte, die von ehemaligen Geflüchteten geführt werden. Diese Betriebe bereichern das wirtschaftliche Leben der Stadt und schaffen Arbeitsplätze. Viele Geflüchtete arbeiten zudem als Taxi-, Bus- und Straßenbahnfahrer oder engagieren sich ehrenamtlich in Vereinen und migrantischen Selbstorganisationen. Die Kinder von Geflüchteten besuchen Potsdamer Schulen und tragen mit neuen Perspektiven zur Vielfalt in den Klassenzimmern bei. Auch die städtische Wirtschaft und Kultur profitieren von dieser Diversität: Geflüchtete schließen Lücken auf dem Arbeitsmarkt, insbesondere in Pflegeberufen, im Handwerk und in der Dienstleistungsbranche, und bereichern die Stadtgesellschaft mit kulturellen Impulsen.
Dennoch bestehen zahlreiche Hindernisse, die den Integrationsprozess erschweren. Viele Geflüchtete aus sogenannten sicheren Herkunftsländern erhalten lediglich eine Duldung, was ihnen den Zugang zu Arbeit und Bildung erschwert. Auch die hohen Kosten für Gemeinschaftsunterkünfte, die bis zu 450 Euro pro Bett betragen, sowie geteilte Zimmer und Einrichtungen stellen eine erhebliche Belastung dar. Der Umgang mit Behörden gestaltet sich kompliziert, da lange Bearbeitungszeiten, begrenzte Termine bei der Ausländerbehörde und undurchsichtige Verfahren die Integration behindern. Besonders die Einbürgerung zieht sich häufig über mehrere Jahre hin.
Ein weiteres Problem ist der Mangel an Deutschkursen, die für eine erfolgreiche Integration unerlässlich sind. Diskriminierung und Rassismus bleiben für viele eine belastende Realität. Das deutsche Schulsystem erweist sich für Eltern von Neuankömmlingen als schwer verständlich, da es an leicht zugänglichen Informationen mangelt. Für Migrantinnen und Migranten, die den Weg in die Selbstständigkeit suchen, erschweren Diskriminierung bei der Vergabe von Geschäftsräumen, sprachliche Barrieren und mangelnde finanzielle Unterstützung die Umsetzung ihrer Pläne.
Um diese Herausforderungen anzugehen, sind verschiedene Maßnahmen notwendig. Eine Personalaufstockung in den Behörden könnte die Bearbeitungszeiten verkürzen und die Terminvergabe erleichtern. Zudem ist eine Vereinfachung der Gesetzgebung und bürokratischer Verfahren erforderlich, um den Zugang zu Arbeit und Bildung zu erleichtern. Eine ausreichende Finanzierung von Integrationsmaßnahmen, insbesondere von Sprachkursen, ist ebenso unerlässlich wie die Unterstützung ehrenamtlicher Helfer, die einen wichtigen Beitrag leisten.
Die Willkommenskultur in Potsdam muss weiter gestärkt werden, um Diskriminierung und Rassismus entgegenzutreten. Unkonventionelle Lösungsansätze, etwa im Bereich des Wohnungsbaus, könnten helfen, den Mangel an bezahlbarem Wohnraum zu lindern. Darüber hinaus ist die Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Zivilgesellschaft, Migrantenorganisationen und der Bundesagentur für Arbeit entscheidend für eine gelingende Integration. Besonders wichtig ist es, Menschen mit Migrationshintergrund in Entscheidungen einzubeziehen, die ihre Lebenswelt betreffen.
Diese Themen standen auch beim 80. STADT FORUM Potsdam im Mittelpunkt, das am 21. November 2023 ab 18 Uhr im oskar. Begegnungszentrum in Drewitz stattfand. Unter dem Titel „Potsdam International! Die Situation von Geflüchteten und Migrantinnen in Potsdam“ wurden aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze diskutiert. Die Bedeutung dieses Themas wird durch die demografische Entwicklung der Stadt unterstrichen: Im Jahr 2022 hatte Potsdam 186.262 Einwohner, von denen 22.494 (ca. 12 %) keinen deutschen Pass besaßen. Der Anteil der Potsdamerinnen und Potsdamer mit Migrationshintergrund liegt sogar bei 17,7 %, was die Vielfalt und die integrativen Herausforderungen der wachsenden Stadt verdeutlicht.
Die Situation in Potsdam zeigt, dass Integration ein komplexer Prozess ist, der kontinuierliches Engagement erfordert. Die Erfolge der vergangenen Jahre sind ermutigend, doch es bleibt noch viel zu tun. Nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten können die bestehenden Herausforderungen überwunden und eine gelungene Integration erreicht werden.