Der Kristall-Palast Magdeburg: Eine traurige, aber noch nicht endende Geschichte

Verlassener Kristall-Palast | 152

Der Kristall-Palast war Magdeburgs bekanntestes Konzert- und Varietéhaus. Der Bau des imposanten Gebäudes begann im Sommer 1889 in der Leipziger Straße und wurde am Pfingstsamstag, dem 9. Juni 1892, feierlich eröffnet. Im Jahr 1928 erhielt das Haus offiziell den Namen „Haus der Vornehmen Gesellschaft“. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten erwarb die Familie Jordan das Gebäude. Neben Konzerten, Bällen und Varietéveranstaltungen fanden nach 1933 verstärkt KdF-Veranstaltungen (Kraft durch Freude) statt.

Im Jahr 1940 beschlagnahmte das Heeresbeschaffungsamt die Räumlichkeiten des Kristall-Palastes. Zunächst als Lagerraum für Getreide genutzt, wurde das Gebäude ab Ende 1940 zum Internierungslager für Fremdarbeiter und Kriegsgefangene umfunktioniert. Unter unwürdigen Bedingungen mussten dort bis zu 1400 Menschen leben. Diese Nutzung hinterließ deutliche Spuren: etwa 60 Prozent des Saales waren beschädigt, und durch Angriffe wurde das Dach zerstört.

Am 12. November 1948 wurde der Wiederaufbau des Kristall-Palastes beschlossen. Nach einer achtmonatigen Bauzeit konnte der Kristall-Palast am 27. November 1949 wiedereröffnet werden. In dieser glanzvollen Zeit traten Künstler wie Eberhard Chors, Billy Karaltini und Viril auf.

Ab 1960 gingen die Besucherzahlen jedoch stetig zurück, was dazu führte, dass es keine regelmäßigen Veranstaltungen mehr gab. Die Bewirtung durch die HO-Gaststätten fand nun an Tischen statt. Ab 1968/69 standen vorwiegend Tanz- und Verkaufsveranstaltungen auf dem Programm des Hauses.

Im Jahr 1977 übernahm das Magdeburger Kabarett „Die Kugelblitze“ den Kristall-Palast. Sie spielten in einem Zelt, das im Saal aufgebaut war. 1986 verließen sie das Gebäude.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 änderten sich die Prioritäten im städtebaulichen Kontext. Der Fokus verlagerte sich zunehmend auf die Aufarbeitung der Geschichte und den Erhalt historischer Bauten. In diesem Zusammenhang wuchs auch das Interesse an der Geschichte des Kristall-Palastes.

Zwar gab es Überlegungen und Diskussionen, wie das Erbe des Kristall-Palastes gewürdigt werden könnte, jedoch wurden keine konkreten Pläne für einen Wiederaufbau oder eine umfassende Gedenkstätte umgesetzt. Stattdessen wurden andere historische Gebäude und Plätze in Magdeburg restauriert und aufgewertet.

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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