Die Berliner Mauer: Ein Blick hinter die Betonfassade des „Antifaschistischen Schutzwalls“

Berlin – Die Berliner Mauer, über Jahrzehnte hinweg ein physisches Symbol der deutschen Teilung und des Kalten Krieges, war weit mehr als nur eine Betonwand. Ein aktuelles Video des YouTube-Kanals „Videos Ravensburg“ beleuchtet die komplexen Konstruktionsmerkmale und die tiefgreifenden menschlichen Erfahrungen, die mit diesem monumentalen Bauwerk verbunden waren.

Ein undurchdringliches Bollwerk aus Stahlbeton
Im Zentrum der Grenzanlagen stand die „Grenzmauer 75“, das vorderste Sperrelement zum Territorium West-Berlins. Jedes dieser Elemente war 3,60 Meter hoch und 1,20 Meter breit, gefertigt aus stahlbeton- und niereisenverstärktem Material. Die Kosten pro Element beliefen sich auf 856 Mark, zuzüglich weiterer Aufwendungen für Verrohrung und regelmäßigen Farbanstrich. Major Volker Fölbier, ein Spezialist für den Mauerbau, schätzt die Gesamtzahl der in Berlin stehenden Elemente auf rund 29.000, während im Grenzkommando Mitte (rund um Berlin) etwa 45.000 Elemente verbaut waren.

Der Aufbau der Grenzanlagen: Ein System der totalen Kontrolle

Das Videos gibt einen detaillierten Einblick in den Aufbau des Sperrsystems, das darauf ausgelegt war, jede Fluchtbewegung zu unterbinden:
• Grenzmauer 75: Das vorderste Sperrelement von West-Berlin aus gesehen.
• KFZ-Sperrgraben: Ein Graben, der das Überqueren für Fahrzeuge unmöglich machte.
• Kontrollstreifen: Ein Sandstreifen, der Spuren von Grenzverletzern sichtbar machen sollte und durch eine Lichttrasse beleuchtet wurde.
• Kolonnenweg: Eine befestigte Straße, die der schnellen Befahrung und Kontrolle des Grenzabschnitts durch die Grenztruppen diente.
• Splitterbunker: Schutzeinrichtungen für die Grenzposten gegen äußere Einwirkungen.
• Beobachtungstürme: Türme unterschiedlicher Höhen zur Überwachung des gesamten Grenzverlaufs.
• Hundelaufanlage: Eine Einrichtung, die taktisch genutzt wurde, um potentielle Grenzverletzer in bestimmte Richtungen zu lenken.
• Grenzsignalzaun: Ein Zaun, der auf das Durchschneiden oder Berühren der Drähte reagierte und Alarm auslöste.
• Hinterlandsmauer oder Hinterlandszaun: Die rückseitige Begrenzung des Handlungsraums der Grenztruppen.

Die offizielle Haltung der SED, wie sie Albert Norden vom Politbüro 1963 formulierte, war unmissverständlich: „Verrätern gegenüber menschliche Gnade zu üben heißt unmenschlich am ganzen Volke zu handeln“. Dies verdeutlichte die kompromisslose Ideologie hinter dem Bau und der Aufrechterhaltung der Mauer.

Persönliche Schicksale im Schatten der Mauer
Das Video vermittelt auch die menschliche Seite dieser unwirklichen Grenze. Major Volker Fölbier, der 1979 den schmalen Grenzstreifen zwischen Mauer und Spree mit modernster Sicherungstechnik ausbaute – sein „Gesellenstück“ – hatte die Rückseite der Mauer 29 Jahre lang nicht gesehen. Für ihn war die Spree all die Jahre direkt hinter dem Turm.

Ein weiteres Zeugnis ist die Erinnerung an die Oberbaumbrücke, die für Kinder einst der Verbindungspfad zwischen Friedrichshain und Kreuzberg, zwischen Ost- und West-Berlin, war. Nur fünf Minuten von Wohnung und Schule entfernt, wurde sie am 13. August 1961 „dicht gemacht“. Die Kinder spürten, dass „etwas in der Luft lag“. Obwohl täglich Mitschüler in den Westen verschwanden und Begriffe wie „Aus- und Einreise“ bedeutungslos wurden, hegten viele die Hoffnung, dass die Mauer nur von kurzer Dauer sein würde. Doch als die Schule am 1. September 1961, 18 Tage nach dem Mauerbau, wieder begann, waren die Soldaten vor den Häusern eine traurige Realität. Trotz der Erklärungen von Lehrern und Eltern, die Soldaten verteidigten „unsere Interessen“, bleibt das Bild einer tiefen Zäsur in der Geschichte Berlins und seinen Bewohnern haften.

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