Leipzig-Plagwitz, einst geprägt von Verfall und Leerstand, hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten und begehrtesten Stadtteile Leipzigs entwickelt. Diese bemerkenswerte Transformation ist maßgeblich auf die gezielte Anwendung des Bund-Länder-Programms „Stadtumbau“ zurückzuführen, das dem Viertel neues Leben eingehaucht hat.
Die schwierige Ausgangslage Die Situation in Plagwitz-Lindenau war vor Beginn der Maßnahmen alarmierend: extreme Verfall der Gebäudesubstanz, kaum nutzbarer Wohnraum, desolate Straßen und eine schlechte Umweltsituation. Die Kernfrage lautete, ob es überhaupt möglich sei, dieses Viertel wieder zu einem attraktiven Wohnquartier zu machen.
Strategische Interventionen durch „Stadtumbau“ Das Programm „Stadtumbau“ wurde zweigeteilt eingesetzt: Der Programmteil „Rückbau“ diente dazu, Brachen zu beräumen und ruinöse Gebäude vom Markt zu nehmen, um die städtische Situation zu stabilisieren. Gleichzeitig wurde von Beginn an der Programmteil „Aufwertung“ intensiv genutzt. Durch diese Aufwertung entstanden öffentliche Grünflächen, soziale Infrastrukturen wie Kindergärten und Schulen wurden ertüchtigt und Kultureinrichtungen erhielten Unterstützung. Das Ergebnis ist ein Stadtteil, der auch für Leipziger Verhältnisse eine einzigartige Mischung aus verschiedenen Einkommensschichten und Lebensstilen aufweist – eine Zusammensetzung, die sich organisch entwickelt hat und nicht am Reißbrett konzipierbar gewesen wäre. Die Hoffnung besteht darin, diese Mischung auch angesichts des gesamtstädtischen Wachstums und des enormen Drucks auf Mieten und Nachfrage zu erhalten. Ein wichtiges Ziel war es dabei, die öffentlichen Räume so zu gestalten, dass sie von allen gemeinsam genutzt werden können. Die Karl-Heine-Straße dient als eindrückliches Beispiel dafür, wie eine Mischung aus vielen Interventionen ein lebendiges Stadtquartier entstehen lassen kann.
Schlüsselinvestitionen für neue Lebensqualität Als entscheidende Schlüsselinvestitionen werden heute der Stadtteilpark Plagwitz und die Revitalisierung des Karl-Heine-Kanals hervorgehoben. Die Säuberung des Kanals, die Anlage eines Radweges und die Schaffung von Grünflächen auf einem ehemaligen Güterbahnhof haben dem Stadtteil eine völlig neue Qualität verliehen. Auch das Areal am Lindenauer Hafen, das erstmals im Zuge der Bewerbung Leipzigs für die Olympischen Sommerspiele 2012 in den Fokus der Stadtplaner geriet und ursprünglich als Standort für das olympische Dorf vorgesehen war, hat sich zu einem „neuen Stück Leipzig“ entwickelt – einem völlig neuen Stadtquartier mit 500 Wohnungen.
Bürgerschaftliches Engagement als Erfolgsfaktor Ein wesentliches Element dieses Erfolgs war die frühe Einbindung zivilgesellschaftlicher Initiativen, insbesondere am Plagwitzer Bahnhof. Beispiele hierfür sind ein Bauspielplatz für die Jugendarbeit, urbane Landwirtschaft und Nachbarschaftsgärten – Orte, die den Menschen ermöglichen, das Areal aktiv zu nutzen. Die Städtebauförderung spielte eine entscheidende Rolle, indem sie es ermöglichte, visionäre Investitionen zu realisieren, die mit reinen Eigenmitteln im städtischen Haushalt wahrscheinlich noch nicht politisch durchsetzbar gewesen wären. Plagwitz ist somit ein lebendiger Beweis dafür, wie strategische Förderung und bürgerschaftliches Engagement aus einem ehemaligen Problemviertel ein pulsierendes und lebenswertes urbanes Zentrum schaffen können. Lebendige Stadtquartiere sind notwendig, damit die Menschen in der Stadt wohnen bleiben.