Rostock: Tiefbau für neues Volkstheater nimmt Fahrt auf – Eröffnung 2028

Rostock – Mitten im Herzen Rostocks entsteht derzeit eines der wichtigsten Bauprojekte Deutschlands: Das neue Volkstheater Rostock. Am 11. Juni informierte der Bauherr, der Eigenbetrieb kommunale Objektbewirtschaftung und Entwicklung der Hanse- und Universitätsstadt Rostock (KOE), Medienvertreter über den aktuellen Baufortschritt. Nach den Erschließungsarbeiten geht es nun sprichwörtlich in die Tiefe: Die Baugrube für das zukünftige Kulturzentrum wird ausgehoben.

Das zukünftige Volkstheater soll ein großes Auditorium für 650 Besucher und einen kleinen Saal für 200 Personen beherbergen. Ergänzt werden diese durch Büroräume, eine Kantine, Gastronomie und ein Foyer, das auch für Ausstellungen und andere Veranstaltungen genutzt werden kann.

Anspruchsvoller Spezialtiefbau in sensibler Lage
Die Arbeiten an der Baugrube, deren Fertigstellung bis zum Jahresende erwartet wird, sind komplex und erstrecken sich über eine Gesamtbauzeit von 14 Monaten. „Wir sind mitten im Herstellen der Baugrube“, hieß es vor Ort. Nach dem Ausheben des großen Loches – wofür über 5.000 LKW-Fahrten nötig sein werden – soll ab Frühjahr 2026 nahtlos mit dem erweiterten Rohbau begonnen werden. Die Eröffnung des neuen Volkstheaters ist für das Jahr 2028 anvisiert.

Für die anspruchsvollen Spezialtiefbauarbeiten in den schwierigen Baugrundverhältnissen wurde das erfahrene Unternehmen Weiß und Freitag beauftragt, das europaweit tätig ist. Im ersten Schritt werden ringsherum Schlitzwände errichtet, die anschließend sukzessive den Boden aushalten. Parallel dazu beginnen die Ankerarbeiten. Die Baugrube befindet sich in einem städtebaulich sensiblen Bereich; weder die umgebende Infrastruktur wie Fußwege, Straßen und Straßenbahn noch angrenzende Bauten wie das Haus der Schiffahrt dürfen in Mitleidenschaft gezogen werden. Zu diesem Zweck wird die Schlitzwand mit rund 800 Ankern, teilweise auf vier Ebenen, im Boden verankert. Die Anker, hergestellt aus Zementsuspension und einem Stahlträger, werden mit einem Spezialbohrgerät gesetzt und nach etwa einer Woche auf eine Zugkraft von ca. 70 Tonnen (700 kN) gespannt. Eine „verrohrte Bohrung“ schützt das Bohrloch zu jedem Zeitpunkt, sodass selbst unter laufendem Straßenverkehr gearbeitet werden kann, ohne dass Setzungen erfolgen.

Kosten im Griff und kulturelles Signal
Die Kosten für die Baugrube sind vom KOE mit insgesamt 22 Millionen Euro veranschlagt. Das gesamte Theaterneubauprojekt schlägt mit 208 Millionen Euro zu Buche. Die Finanzierung wird durch Förderungen von Bund und Land sowie den Verkauf städtischer Immobilien gesichert, was die Belastung für die Hanse- und Universitätsstadt überschaubar hält. Aktuell zeigen sich die Verantwortlichen zufrieden mit der finanziellen Entwicklung: „Die Baugrube ist mit über 10 Millionen unter dem Planansatz geblieben, sodass wir insgesamt noch einen Puffer haben zu den Plankosten von 15 Millionen“, heißt es. Zudem wurden die geplanten 1,2 Millionen Euro für den Munitionsbergungsdienst, die in den Gesamtkosten enthalten waren, vom Land zusätzlich zu den ohnehin zugesagten 51 Millionen Euro übernommen. Die KOE betont ihr verantwortungsvolles Vorgehen mit öffentlichen Geldern, inklusive quartalsweiser Berichterstattung und Überwachung durch den Betriebsausschuss. Derzeit sei die Baustelle „perfekt funktionierend sowohl zeitlich als auch finanziell“.

Ein Sehnsuchtsort für 260 Mitarbeiter und die Stadt
Für den Theaterintendanten ist jeder Baufortschritt ein Grund zum Feiern. Das heutige Theater, das nach der Zerstörung des alten Hauses im Jahr 1942 in einem Provisorium eingerichtet wurde, bietet hinter den Kulissen oft schwierige Arbeitsbedingungen. Mit dem Neubau werden sich die Arbeits- und Auftrittsbedingungen für die 260 Mitarbeiter entscheidend verbessern. „Es ist ein sehr tolles Gefühl, es wird sehr konkret, man kriegt ein Gefühl, wie der Raum ist, wo man reingeht, wie das alles werden könnte“, äußerte sich der Intendant, sichtlich berührt und beeindruckt. Das Theater ist eng in fachliche Fragen des Bauprojekts eingebunden und agiert beratend.

Der Neubau des Volkstheaters ist nicht nur ein Bauwerk, sondern ein starkes kulturelles Signal für die Stadt, das Land und die gesamte Bundesrepublik.